Kapitel 66

8.3K 231 7
                                    

Es ist vorbei. Es ist vorbei. Es ist vorbei.
Du schaffst das Lyra. Du schaffst das.
Denk einfach an was anderes. Einfach an was anderes denken.

Das geht mir durch den Kopf, während Olivier beginnt sich von seiner Hose zu befreien. David ist damit beschäftigt mir Sachen zuzusprechen, wie was er mit mir machen wird und er mich dann nachher Ashton übergeben wird. „Ey, Ashton, ist das nicht deine Freundin? Ich glaube die hat sich oben ein paar Lines zu viel geben."
Ashton würde das nicht glauben, aber das bringt mir nichts.

Genau in dem Moment höre ich eine Stimme und Davids Griff wird etwas lockerer. Seine Worte verstummen. Ich konzentriere mich nur auf die Stimme und schaffe es mit einem kräftigen Ruck eine meiner Hände zu befreien, meine einzige Chance.

Olivier geht schon hoch um sich die Hosen endgültig runterzuziehen und leckt sich ekelig über die Lippen. Ich reiße mir das komplette Pumpensystem durch das Top ab und gebe einen kleinen Kehllaut aus Schmerz von mir, als ich die Nadel aus meiner Haut ziehe und das Pflaster abreiße.
Sofort geht der Alarm los. Das ziemlich Laute Piepen, dass eine Unter oder Überzuckerung hohen Grades ankündigt, erfüllt das Schlafzimmer und nur das Gefluche von David übertönt das. Olivier scheint so zugedröhnt zu sein, dass er einfach weiter macht, während David unter mein Shirt greift, um das Gerät hervorzuziehen.
Als er das ausgemacht hat und mich wieder im Griff hat, ist es aber schon zu spät und die Tür wird aufgetreten, nehme ich an.

Ich kann nicht zu ihm gucken, aber ich weiß, dass Ashton da steht und schon wutentbrannt auf dem Weg zum Bett sein wird. „Fuck", flucht David leise und ich beginne wieder zu zappeln und so laut zu sein wie ich nur kann. Davids Griff wird erst locker, als ihm ins Gesicht geschlagen wird und er vom Bett abhaut. Ich nehme an, dass Ashton jetzt auch Olivier schlägt, aber das übernimmt James schon. Im Gegensatz zu David währt sich Olivier nicht mal mehr und kippt schon schwach zur Seite, als der zweite Schlag ihn nicht mal getroffen hat. In der Sekunde, in der beide Jungen von mir sind, springe ich auf, greife nach meiner Hose, die halb unterm Bett liegt und ziehe sie mir schnell über.

Schon beim ersten Schritt auf dem Boden merke ich was. Ich merke, wie die Drogen wirken und mein Gleichgewicht ziemlich schwächen. Ich blende alles total aus.
Blende aus, dass Ashton und James grade wahrscheinlich David und Olivier blutig schlagen, blende aus, wie wackelig meine Beine sind und wie seltsam sich alles anfühlt und aussieht, wie ich meine Pumpe hinter mir lasse und alle Leute vor mir und mich herum blende ich genauso aus.

Mit meinen Händen voraus stolpere ich, wie Lea grade aus dem Zimmer, aus dem Haus und brauche mehrere Anläufe, um die große, schwere Haustür aufzukriegen. Erst als meine nackten Füße den kalten Steinboden des Parkplatzes spüren, fällt mir auf, dass ich gar keine Schuhe trage. Die ebenfalls kalte Luft weht mir die Haare nach hinten und erfrischt meine brennende Haut. Neben einem Auto steht Edmond seelenruhig und raucht irgendwas. Bei ihm ist ein Mädchen, das ihm den Hals küsst und langsam nach unten arbeitet. Ein Junge steht da auch. Ein Junge mit Locken, der mit verschränktenArmen die beiden beobachtet und grinst.

„Ed, gib mir den Joint.", fordere ich mit vielleicht zittriger Stimme und meine noch zittrigere Hand strecke ich ihm entgegen. „Fuck, Lyra. Erschreck mich nicht so.", meckert er, aber das Mädchen scheint sich nicht gestört zu fühlen. Der Junge guckt mich freundlich an. Eds Augen wandern über meinen Körper, bleiben an meinen zerwühlten Haaren, meinen roten Augen, meiner offenen Hose und meinen nackten Füßen jeweils einmal kurz hängen. „Worein bist du denn geraten?", fragt er schnaubend. „Gib mir einfach den Joint." Er zögert nur kurz, überreicht ihn mir aber schließlich und ich ziehe an dem Ding, als würde mein Leben davon abhalten. „Hast du Ashtons Schlüssel?"
„Lyra, was ist los?", fragt er mit etwas mehr Ernst und wendet sich von dem Mädchen ab. Man könnte annehmen, dass ich weinen würde, dass ich nichts sagen würde, dass ich stottern würde, Angst oder Panik haben würde, aber all das ist nicht da. Nein verdammt, das Kribbeln ist da. Das verfickte Kribbeln. Ashtons Kribbeln.

Das Spiel Mit Hass Und Liebe |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt