Kapitel 20

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Am nächsten Morgen stehe ich um Sechs in Sportklamotten vor der Tür und warte auf Ashton. Nur kommt er nicht. Eine volle halbe Stunde warte ich auf ihn und beschließe dann alleine zu rennen. Warum ist er nicht gekommen? Etwas wegen gestern? Weil ich jetzt weiß, was er tut? Das ist doch Bullshit. Ich renne die Gedanken weg und erst, als ich wieder Zuhause bin, mich fertig gemacht habe und vor dem Mixer auf meinen Smoothie warte, kommen diese Gedanken wieder hoch. Ich kann aus diesem Jungen einfach nicht schlau werden. Warum muss er nur so kompliziert sein? „Guten Morgen, Kleines."
„Morgen.", grüße ich Robin, der reinkommt, mit einem Tablett vor der Nase und einen Kaffee in der anderen Hand. Er war grade duschen, das erkenne ich an seinen nassen Haaren. „Wie lange sind Heidi und Harry eigentlich schon verlobt?", frage ich ihn versucht nebenbei, aber er schaut vom Tablett hoch. „Seit ein paar Monaten, sie haben sich noch nicht für ein Datum entschieden." Ich nicke und trinke einen Schluck von meinem pinken Smoothie aus gefrorenen Beeren. „Wie alt ist Venelope?" Als ich ihren Namen ausspreche muss ich ein Augenverdrehen unterdrücken. „Sie müsste so alt sein wie du, vielleicht ein paar Monate älter. Apropos Venolpe, sie hat nächste Woche Montag ein Vorstellungsgespräch an der Schule." Das wird Ashton gar nicht gefallen. „Würdest du ihr vielleicht die Schule dann zeigen? Dann hat sie Jemanden, den sie schon kennt." Eher würde ich in der Hölle brennen. „Wir verstehen uns nicht sonderlich gut." Bevor er weiterfragen kann, stelle ich mein Glas in die Spülmaschine und schwinge meinen Rucksack auf den Rücken. „Ich muss los, bis später."

„Was war gestern wirklich los?", fragt mich Li beim Mittagessen in der Mensa und ich schaue erst zu ihr, dann unauffällig zum Tisch rüber, an dem Ashton, James und Edmund mit ein paar anderen Spielern sitzen. „Nichts, habe nur meine Medikamente vergessen." Jeder andere hätte sich damit zufrieden gegeben, aber nicht Li. „Los, sag schon."
„Ich kann nicht, Li." Sie macht erst ein schmollendes Gesicht, dann funkelt aber wirklich etwas Wut in ihren Augen. „Du hast so schon viel zu viele Geheimnisse. Du kannst mir vertrauen, ich bin deine Freundin. Sag mir, wo du gestern wirklich hingegangen bist."
„Li, ich kann es dir nicht sagen. Nicht jetzt."

„Dein Ernst? Erst lässt du mich mit zwei Typen in einem Club stehen und schreibst mir nur eine billige Nachricht und jetzt willst du mir nicht mal die Wahrheit sagen?" Sie schnappt sich ihr fast leeres Tablett und steht auf. Na super. Noch mehr Drama geht ja nicht mehr.

Da habe ich mich wieder geirrt, denn schon als ich mit Ed den Klassenraum betrete, kommt meine Lehrerin auf mich zu und hält mich auf. „Lyra, sie sollten einmal zum Direktor. Ihr Vater wartet da auf sie." Sie muss die Verwunderung und Sorge in meinem Gesicht sehen und beruhigt mich sofort. „Keine Angst, es ist nichts tragisches. Es geht um deine Leistungen in der Schule."

Meine Mathe Klausur habe ich noch nicht zurück bekommen und ich war an dem Tag müder als sonst und aufgebracht, was ist wenn ich durchgefallen bin? „Geh, ich mache Notizen für dich mit."
„Als ob du Notizen machen würdest." Ed grinst. „Na hast ja recht. Dann trage ich eben deine Hausaufgaben vor."
„Du weißt doch gar nicht worum es grade geht."
„Dafür habe ich ja dann deine Hausaufgaben.", erklärt er noch immer mit einen Grinsend und ich drücke ihm meinen Block an die Brust. „Sprich die Worte wenigstens richtig aus."

„Wie wenig hältst du denn von mir?"
„Weniger, als du denkst."

„Kommst du, Lyra?", sie ruft mich und ich folge ihr über die Gänge zum Büro, wo wirklich mein Vater sitzt. „Gibt es ein Problem?"; frage ich vorsichtig, aber Beaufort schüttelt den Kopf und zeigt auf einen Stuhl, der neben Robin steht. „Setz dich doch." Ich bleibe stehen. „Gut, dann bleib stehen."

„Warum bin ich hier?", bohre ich weiter. „Es geht um deine Leistungen, oder eher um deine Leistungsforderungen."

„Geht es um die Klausur?", frage ich etwas nervös nach, denn was Noten angeht, bin ich sehr ehrgeizig. „Ja, aber nicht, wie du vielleicht denkst. Du hast die Klausur mit 100% bestanden." Selbst ich bin etwas baff. „Das ist doch gut.", sage ich und beide Männer nicken eifrig. „Das ist besser als nur gut. Ich habe mit deinen Lehrern gesprochen und sie meinen, dass sie das Gefühl haben, dass du in manchen Fächern unterfordert sein könntest. Wir sind eine Schule, die die Zukunft ihrer Schüler an oberste Stelle stellt." Oder eher das Geld ihrer Schüler. „Und ich möchte dir anbieten, dass dir Zusatzaufgaben gestellt werde. Du kannst die nächsten Klausuren ganz normal mitschreiben, aber wenn du dich weiterhin unterfordert fühlst, könntest du zum Halbjahr in die 12. Klasse wechseln. Dann würdest du zeitgleich mit deinem Bruder James deinen Abschluss machen." Robin scheint von dieser Idee begeistert zu, ich aber habe da meine Bedenken. „Ich bin doch grade mal 2 Wochen hier. Wie sind sie sich so sicher, dass ich das schaffen würde?"

Das Spiel Mit Hass Und Liebe |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt