Kapitel 44

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Ashtons Sicht

Ich bin fertig mit dem, was zwischen und war. Aber noch nicht mit dir.

Diese Worte hallen noch am Donnerstag in meinen Ohren. Ich weiß, was sie meint. Sie will mir weiter weh tun. Und grade ist das, das Einzige, was ich von ihr sehe und was sie mir zeigt. Ihre Wut, ihre Verletzlichkeit, die sie hasst und versucht durch Kälte wieder wegzumachen. Vielleicht denkt sie, dass wenn sie mir weh tut, dass ich loslasse, aber es bewirkt her das Gegenteil, denn sie zeigt mir so, dass sie noch an mich denkt. Noch etwas für mich fühlt und gefühlt hat. Und ich muss sagen, dass es scheiße heiß ist, wenn sie mit mir spielt, auch wenn ich sie lieber in meinen Armen halten würde, als mir Gedanken darüber zu machen, wen sie als nächstes küsst, um mir eins auszuwischen. Und heute könnte die perfekte Gelegenheit für sie sein, denn James nimmt sie mit auf die Party von Chambers, wo sie sich mit Li trifft. Ich habe gestern nach dem Abendessen ein ernstes Wort mit Ven geredet und sie hat schließlich nachgegeben und mir versichert, dass der Plan mit Lyras Spind fallen gelassen wird. Auch sonst gab es heute in der Schule keine Auffälligkeiten in der Hinsicht und Lyra hatte wohl einen relativ entspannten Tag. Grade rennt sie ihre Runden auf der Laufbahn und ich trainiere mit meinem Team auf dem Football Feld. Es ist echt warm hier in der prallen Sonne. „Jungs!" Der Coach ruft uns mit einem Pfiff zusammen und wir stellen uns rund um ihn auf. „Heute trainiert ihr nicht alleine. Ich will, dass ihr mir zeigt, wie schnell ihr seid. Ihr werdet gegen die Läufer unserer Schule antreten. Alle, die gegen ihren Gegner verlieren werden die nächste Woche zum Frühsport eingeteilt." Ein paar freuen sich überhaupt nicht darüber, ich aber schon. Ich werde mit Lyra zusammen trainieren.

Zehn Minuten später stehen wir mit dreißig Mann, unserm Team, und den sieben Läufern, von denen eine Lyra ist auf der Wiese in der Mitte der Rennbahnen. „Da ihr dreißig Mann seid und wir nur Sieben werden die Läufer jeder gegen vier rennen und unsere zwei schnellsten Läufer gegen fünf.", erklärt Mian uns allen und zeigt dann auf Lyra und sich. „Wir gehen alphabetisch durch. Archer gegen Connors." Lyra guckt verwirrt zu Mian. „Mein Name ist Green.", sagt sie kalt. Mian murmelt irgendwas, was ich nicht verstehen kann und Lyra gibt sich geschlagen, nachdem er ihr die Hand auf die nackte Schulter legt. Dann stapft sie böse guckend zu mir und positioniert sich. „Wenn du so schlecht, wie bei den Autorennen bist, dann ist das, das einfachste Rennen, das ich je gelaufen bin."

„Den Mund nicht zu weit aufreißen, Baby.", sage ich genauso leise zu ihr rüber. Meine Worte zeigen Wirkung und ich sehe, wie sie sich unwohl anspannt. „Auf die Plätze... fertig...los!" Ein lauter Knall und ich und Lyra rennen los. Ich gebe alles, aber ungefähr dreißig Meter vor der Ziellinie überholt mich Lyra tatsächlich und rennt als erste über die Ziellinie. Scheiße ist sie schnell. Und heiß. Sie läuft eine ganze Runde, nur um auszulaufen und runterzukommen und stellt sich dann still wieder zu den Läufern. Beim Sport hat sie früher etwas knappere Klamotten getragen, aber seit sie die Pumpe am Körper trägt, gehen ihre Sporthosen über ihren unteren Bauch und diese oder ihr Sport BH haben eingebaute, versteckte Taschen, in denen das kleine Gerät verstaut wird. Sie wollte eigentlich nicht, dass irgendjemand auf dieser Schule von ihrer Krankheit erfährt, wozu es jetzt zu spät ist. Nicht nur, dass Ven und Chaya ihre Klappen nicht halten können, auch wenn sie es versucht zu verstecken, sieht man das Gerät und den Schlauch. Sie hat es Schwäche genannt, aber für mich ist es das nicht.

Sie schlägt mit einer großen Blondine ab, die soweit ich weiß Moxi heißt und trinkt ein paar Schlucke Wasser. „Da darf jemand nächste Woche früh aufstehen.", neckt Charles mich. „Jeder, der gegen Lyra rennen muss, muss nächste Woche früh aufstehen."
Und genauso geschieht es auch. Alle fünf Rennen gewinnt sie, obwohl sie ständig auf ihr Handy schaut, um ihre Werte zu checken und öfters Wasser und Traubenzucker nimmt, als ich es je bei einem gesehen habe. Zum Ende hin müssen alle, die gegen Lyra und Mian gelaufen sind eine Niederlage einstecken. Gegen die Anderen hatte man eher eine Chance, aber auch da gab es hauptsächlich Niederlagen. Nur acht Spieler gewinnen. „Das war schlecht! Ich sollte euch alle zwei Wochen aus dem Bett werfen! Ihr habt euch von sieben schmächtigen Läufern vorführen lassen!" Die Standpauke des Coaches in der Umkleide haben wir irgendwie verdient, dafür ist er ja da. Um uns zu motivieren beim nächsten mal besser zu sein.
„Die Kleine ist verdammt schnell.", bemerkt irgendeiner und ich werde automatisch hellhörig, einfach nur weil sie sicher über Lyra reden. „Kommt die heute auch zu deiner Party, Chambers?", ruft er fragend durch die Umkleide und Ben zuckt nur mit den Achseln. „Frag James"

„Ey! Archer! Hast du noch was mit der?", fragt er stattdessen mich und bevor ich was antworten kann, mischt sich noch einer ein. „Ne, die soll doch schon mit Mian geschlafen haben!"

„Quatsch! Die steht auf Mädchen!", ruft wieder einer. „Habe gehört, sie hat mit beiden Zouh Geschwistern geschlafen.", legt ein anderer oben drauf.
„Sie hat nicht mit Mian geschlafen. Und steht auch nicht auf Mädchen.", sage ich fest und so laut, dass es alle höre können. „Warum hast du sie dann verlassen, Mann?"

„Habe ich nicht. Haltet euch einfach daraus und von ihr fern." Meine Stimme hört sich drohend an. Ich hoffe bedrohlich genug. Aber anscheinend schon, denn als Lyra am Abend bei James aus dem Auto steigt, nähert sich ihr kein Junge. Nicht aus meinem Team. Mian hingegen begrüßt sie mit einer Umarmung. „Hör auf, sie so anzustarren, Bro.", sagt mir James und Charles taucht mit Ed auf. „Ich weiß ja nicht, ob sie weiß, dass sie noch mit dir zusammen ist.", bemerkt er grinsend und ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu. Auf der Party hängen mir noch mehr Mädchen am Hals, als vor der Sache mit Lyra. „Die denken jetzt, dass du eine warme, romantische Seite hast. Jetzt hast du nicht nur einen Schwanz und Geld, sondern auch noch Gefühle. Darauf fahren die Weiber völlig ab.", erklärt mir Charles, als ich grade Isabelle abgewimmelt habe. „Nicht alle.", sage ich knapp.
Plötzlich höre ich die laute, schrille Stimme von Chaya und ich und Charles suchen sofort nach ihr. Finden tuen wir sie in der Küche. Chayas weißes Minikleid ist nass und grün und vor ihr steht Lyra mit einem leeren Becher in der Hand. „Du Fotze das war von Chanel!"

„Fuck, und das war Vodka mit Kotze." Li steht hinter Lyra und grinst nur. „Verrücktes Miststück! Dafür wirst du bezahlen!"

„Wenn du für die neuen Reifen zahlst, stelle ich dir einen Check aus, Kleine.", gibt Lyra grinsend zurück. „Behalt dein billiges Strippergeld!", schreit Chaya richtig aufgebracht und so hoch, dass es in den Ohren wehtut und geht mit Ven, die Lyra böse anfunkelt und einem Mädchen, das glaube ich Haylie heißt, weg. Lyra wird die Vodka Flasche von einem Jungen in die Hand gedrückt und sie trinkt drei große Schlucke, bevor sie die wieder absetzt und alleine die Küche verlässt, während Li sich mit besagtem Jungen unterhält und ebenfalls gut von der Flasche trinkt. „Sorry, Mann, aber ich muss mir jetzt Li klären." Charles klopft mir auf die Schulter und läuft zu Li, drängt den Jungen einfach weg. Ich begebe mich auf die Suche nach Lyra und finde sie, wie ich es erwartet habe draußen auf dem Parkplatz mit einer Zigarette zwischen den Fingern vor dem roten Carpio von Li, das vier aufgeschlitzte Reifen hat. Ich komme von hinten auf sie zu und das Erste, was ich tue, ist ihr die Zigarette aus der Hand zu hauen. „Verfickter Wichser!", schreit sie laut und ich kann ihre Hand, die auf meine Wange zurast, noch aufhalten. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie wusste, dass ich es bin oder ob sie einfach jeden so begrüßt hätte. „Was ist in dich gefahren?", fragt sie mich und tritt die Zigarette auf dem Boden aus. „Ich kümmere mich um deine Gesundheit. Komm, ich fahr dich Nachhause." Sie lacht auf und verschränkt die Arme. „Warum sollte ich das wollen?"

„Weil du sicher betrunken bist und dein Oberteilt nass ist." Das stimmt. „Ich lasse Li hier nicht alleine und fahre sicher nicht mit dir!"

„Li kann mit ihrem Bruder fahren und-"
„Und ich mit meinem!" Sie will davon, aber ich greife nach ihrem Handgelenk und durch den Schwung prallt sie, wie geplant gegen meine Brust. Ich kann nicht anders, als ich ihre weichen, rosa Lippen sehe und ihren niedlich wütenden Blick, und küsse sie. Erst macht sie mit. Für einen kurzen Moment ist alles wieder gut und ich kann sie schmecken und fühlen. Aber auch diesen Kuss beendet sie viel zu schnell. Ich kriege nicht mal mehr eine Beleidigung, sie lässt mich einfach stehen und fährt wenig später mit James davon. Warum muss sie nur so stur sein?

Das Spiel Mit Hass Und Liebe |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt