Kapitel 33

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Noch immer hitzig steige ich in mein Auto und schreibe Ashton, dass ich auf dem Weg bin. Drei Minuten später fahre ich in seine Auffahrt und parke mein Auto auf einem leeren Platz.

Tür ist auf. Erste Tür oben vor der Treppe.

Mein Herz rast und ich bin mir unsicher warum genau. Sorge? Wut? Vorfreude? Genau in dem Moment, in dem ich die Tür aufdrücke erhalte ich noch eine Nachricht. Beim Hochlaufen der Holztreppen öffne ich sie und als ich oben ankomme, bleibt mein Herz stehen und rutscht mir in die Hose. Es sind Fotos. Zwei Stück.

Mit zittrigem Finger wische ich zwischen den beiden Fotos hin und her. Ich sollte sofort raus hier. Sollte einfach weg und nie wieder kommen, aber ich laufe die letzten Schritte zur Tür, die zu Ashtons Zimmer gehören muss. Mit zittriger, nasser Hand öffne ich die Tür und öffne die Augen erst, als sie ganz auf ist. Mein Herz gibt seinen Job ab und ich starre in Ashtons dunkle Augen, die mich mit einer unbekannten Kälte fixieren.

„Hey, Lyra. Ich wusste gar nicht, dass du kommst." Das war Vens honigsüße Stimme. Ven. Venelope. Venelope steht nackt neben Ashton und schlingt ein Bein um die Stelle, von der ich dachte, dass er sie mir versprochen hat. Er ist auch nackt. Haare nass und nackt. „Guck nicht so armselig, du warst halt nur ein kleiner Zeitvertreib." Er sagt nichts. Starrt nur und steht da. Lässt es zu, dass sie ihn betatscht. „Dachtest du wirklich in drei Wochen, ist da was zwischen euch entstanden? Die einfachen Träumereien einer armen Stripperin."

Er versucht nichts.

Weder sie loszuwerden, noch sich zu erklären, wie auch immer er das tun würde, und auch nicht mich aufzuhalten oder weg zuschicken.

Er tut rein gar nichts.

„Fick dich." Ich drehe mich um und stürme die Treppen runter und raus zu meinem Auto. Ich kann gar nicht schnell genug weg. Nicht nur weg von ihm. Und von ihr. Ich will hier weg! Nie wieder kommen und einfach weg.

Der Motor startet und ich rase, so schnell das Auto kann los und auf die Straße. Das Handy werfe ich bei der Fahrt einfach auf die Straße aus dem offenen Fenster. Die Bilder werde ich nie vergessen, weder die, die er mir geschickt hat, noch die, die sich mir im realen Leben geboten haben. Auf den Fotos war er zu sehen und sie. Sie waren harmloser, aber genauso vielaussagend. Ein Foto, wie sie sich küssen bei irgendeiner Party und ein weiteres, wo man sie nur schlecht erkennt. Da saßen sie zusammen in seinem Wagen auf der Rückbank. Mehr habe ich auf die Schnelle nicht erkannt und bin auch froh darüber. Ich weiß nicht wie lange ich fahre, aber erstmal fahre ich solange, bis ich die Gegend nicht mehr kenne. Ich weine nicht. Aber ich könnte es. Könnte weinen, rennen und schreien. Schlagen, klagen und rasen.

Wie konnte ich denken, dass er mich wirklich mag? Dass er mir nicht weh tun würde? Dass drei Wochen reichen würden, um jemanden lieb zu haben?! Rote Ampel. Ich halte und drücke erst bei Grün wieder aufs Gas. Dann passiert alles ganz schnell.

Ein lautes Hupen. Mein drehender Kopf. Ein lauter Knall. Der Zusammenprall und ich, die mit ihrem Auto zur Seite, quer über die Straße geschleudert wird. Mein Kopf knallt auf den aufgeplatzten Airbag und wieder zurück gegen die Kopflehne. Mir versagt der Atem kurz und wie in Zeitlupe prasseln Glasscherben auf mich herab. Ein schreckliches Piepen nistest sich in mein Ohr und alles verschwimmt vor meinen Augen. Mein Körper sagt, dass ich mich nicht bewegen sollte. Einfach warten sollte, bis Hilfe kommt, aber mein Kopf und mein schmerzendes Herz sagen das Gegenteil. Ich schiebe blind den schlaffen Airbag beiseite und taste nach dem Türgriff, den ich zittrig öffne und dann stolpere ich stöhnend vor Schmerzen und Anstrengung raus auf die Straße, auf der ebenfalls Glas verteilt liegt. Meine Hände umfassen meinen dröhnenden Kopf und die Schmerzen im Kopf werden nur noch schlimmer, als ein Mann auf mich zukommt, der mich besorgt anschaut und irgendwas fragt. An seinem Ohr hat er ein Telefon. Die Polizei. Fuck. Wenn die kommen, komme ich nie hier weg. Also tue ich das, was ich kann. Und als einziges je können werde.

Ich renne. Selbst meine weichen Knie, mein schmerzender Kopf, das Piepen oder das Blut, das mir die Stirn runterläuft halten mich auf. Ich renne einfach los und biege ständig wirr in irgendwelche Straßen ab. Meine Beine, auf die kann ich mich verlassen, und sie lassen mich nicht im Stich. Wenn mir jemand gefolgt ist, ist der schon längst abgehangen, aber ich renne weiter. Das ist das einzige, was ich tun kann und was mir hilft, nicht an das zu denken, was grade passiert ist. Ashton hat mir weh getan. Er hat mir gezeigt, dass das hier nie mein Zuhause war und nie werden wird.

Das Spiel Mit Hass Und Liebe |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt