Kapitel 61

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„Heute Abend wieder Party bei Chambers, der hat schon alles besorgt fürs Poker.", erzählt mir Charles beim Training nach der Schule. „Bin da, aber muss eher gehen." Charles nickt und fragt nicht weiter nach, denn es gibt nur zwei Sachen, die ich so spät noch mache.
Zu den Docks oder zu Lyra.
Und heute Abend sind es wieder die Docks, zwar kommt Lyra mit, aber ob sie danach noch zu mir kommt, ist davon abhängig, wie ihr Gespräch mit ihrem Dad läuft, dass sie jetzt grade haben müsste. „Was läuft da jetzt eigentlich zwischen dir und Li?", frage ich nebenbei, weil mir der Name von Lyras bester Freundin grade in den Kopf schoss. „Keine Ahnung, ich mein, ich hatte Li nie auf den Schirm, aber hat sich herausgestellt, dass sie echt was drauf hat. Nicht nur im Bett, versteht sich." Es ist kein Geheimnis, dass Charles gerne bumst, aber mir das nochmal in den Kopf zu rufen, ist nicht unbedingt schön, also nicke ich einfach und versuche nicht weiter drüber nach zu denken. „Hat Lyra mal was davon erwähnt, dass Li über mich redet?"

„Lyra redet nicht über Lis Angelegenheiten, aber ich glaube, Li ist wählerisch." Was er aus der Information mitnimmt, überlasse ich ihm, aber das ist wirklich alles, was ich über Lis Meinung von Charles wissen könnte. Es ist das Gespräch über Li, das mich und Charles gleichermaßen dazu bringt, zu den Cheerleadern rüber zu spähen, die grade am Rand des Feldes trainieren. Chayas laute Stimme kann man bis hier hin übers ganze Feld hören, wie sie die Schritte mitzählt und immer mal wieder einzelne Mädchen aufschreit. Aus der Ferne kann ich nur Chaya und Venelope ausfindig machen. Chaya, weil sie ihr Captain ist und vor allen rumturnt und Venelope, weil sie das einzige Mädchen mit roten Haaren ist. Lyra wäre bestimmt gar nicht so schlecht im Tanzen gewesen, wie sie es anpreist und die kurzen Röckchen würden ihr sicher krass gut stehen. Ob sie ihr Wort irgendwann bricht und doch mal für mich tanzt? Bei ihrer Sturheit müsste sie wahrscheinlich voll sein, damit es dazu kommt.

„Archer! Baker! Mit Dummrumstehen werdet ihr die Eastcoast High nicht schlagen!", schreit der Coach meckernd und ich und Charles setzen und zeitgleich wieder in Bewegung.

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Mein Handy klingelt, als ich mir grade die Klamotten für die Party überstreife und etwas Bargeld in meinem Portmonee verstaue fürs Spiel heute. „Hey, Baby, wie lief's?", frage ich Lyra, nachdem ich abgehoben habe und suche weiter nach meiner Jacke. „Ich dachte ich würde träumen. Der hat mir nach meinem Vortrag echt erlaubt, zu dir zu fahren. Nicht zu Ed oder so, zu dir." Sie klingt wirklich richtig glücklich und mich freut es auch, dass Rob zur Besinnung gekommen ist. Es scheint so, als hätten wir grade einen ziemlichen Lauf. „Das ist doch wunderbar."

„Es, nur dass er trotzdem möchte, dass die Türen aufbleiben. Ich schwöre dir, dass schlimmste, was mir passieren kann, ist wenn Dad mit mir über Sex redet. Das ist so, als würdest du mit... ja nein, es gibt nicht mal einen passenden Vergleich, so unangenehm ist das!" Ich schnaube belustigt auf und bin mir ziemlich sicher, dass wenn sie hier wäre, mich dafür kneifen würde. „Ein solches Gespräch kann nicht anders sein, als peinlich." Sie stimmt mir eifrig zu. „Fährst du heute mit Ed zu der Party?"

„Wie könnte der denn sonst trinken?"

„Stimmt, also ich fahre mit Jamie, denn ich muss ja auch trinken.", erklärt sie und ich muss schmunzeln, bei der Vorstellung, wie sie wieder angetrunken neben mir im Auto sitzt. „Und zieh dir heute kein Kleid an, wir fahren von Chambers aus weiter."

„Du weißt hoffentlich, dass wenn ihr ein blaues Auge wollt, nur zu mir kommen müsst."

„Ich weiß, Baby.", lache ich in den Hörer und ziehe mir dabei die Jacke an, die hinter den Sessel gerutscht war. „Okay, kein Kleid. Ganz schön schade, dann wird das heute im Auto wohl nichts." Wie schön zu wissen, dass wir beide genau an das Gleiche gedacht haben. „Glaub mir, ich finde andere Wege, Baby."

Das Spiel Mit Hass Und Liebe |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt