Kapitel 39

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Lyras Sicht

Meine Augen sind schwer und mein Kopf tut weh, aber ich schaffe es meine schweren Lieder zu öffnen und schrecke etwas auf, als ich das Ding in meinem Gesicht sehe. „Hey, hey, es ist alles gut." Das war die Stimme von meinem Vater. Ich greife nach der Maske in meinem Gesicht und reiße sie runter, um frische Luft zu kriegen und nicht die aus einem Schlauch. Als ich merke, dass meine andere, meine linke, Hand in den seinen liegt, schaue ich zu ihm und mein Dad lächelt vorsichtig, zieht dann seine Hände langsam zurück und streichelt mir beim Zurückziehen über die Knöchel. „Wie geht es dir?", fragt mich nicht er, sondern James, der aufgestanden ist und über mir steht, auch er lächelt. „Gut.", sage ich knapp und nicht sehr überzeugend. „Was- was ist denn passiert?", frage ich etwas leiser und rapple mich in dem Krankenbett auf, ohne auf Dads Proteste zu hören. „Du bist abgehauen, aber ohne dein Insulin. Hattest einen Autounfall und ist dann in einem Hotel umgekippt und hier gelandet. Dir geht es ganz gut, hat der Arzt gesagt. Kannst morgen schon wieder aus dem Zimmer hier.", unterrichtet mich James und ich nicke nur, als mir langsam ein paar Erinnerungen wieder hochkommen. „Stimmt.", sage ich wieder heiser, denn mir kommt auf das Bild von Ashton und Ven wieder in den Kopf. „Der Doktor will gerne mit dir sprechen, wenn du dich dazu bereit fühlst, es geht um die Insulinpumpe." Ich fahre zu meinem Vater um.
„Was? Was für eine Pumpe? Ich habe doch gesagt, dass ich das nicht will."

„Und ich bin dein Vater und sage dir, dass du so eine Pumpe kriegst. Wir werden das hier sicher nicht nochmal passieren lassen." Es hört sich endschlüssig an, aber so schnell gebe ich nicht auf. „Erstmal ist das viel zu teuer und zweitens kann ich dann nicht mehr einfach lange weg. Das Ding muss ja gewechselt werden." Beide Argumente schlägt er tot. „Ich glaube wir wissen, dass das Geld hier keine Rolle spielt. Ich habe mich nach den Preisen erkundigt, die sind nichts." Okay, musst ja nicht gleich großkotzig klingen. „Ich weiß, warum du die Pumpe nicht willst. Sie wäre dir ein Verhängnis, wenn du abhaust." Ich beiße mir auf die Unterlippe und er weiß, dass er recht hat. „Du überlegst doch nicht etwa, nochmal abzuhauen?", fragt James aufgebracht und ich kann ihm kaum in die Auge schauen. „Das hier ist nichts für mich. Das bin ich nicht. All dieser soziale Druck und diese sozialen Probleme und Interaktionen, das ist mir zu viel. Ich komme alleine besser klar."

„Du denkst, dass du alleine besser klar kommst, weil du es noch nie anders hattest, Lyra.", sagt Dad ruhig. „Ich werde weder zulassen, dass du nochmal im Krankenhaus landest, wegen Überzuckerung noch, dass du abhaust. Du gehörst zu uns. Du bist meine Tochter."

„Und meine kleine Schwester.", fügt James hinzu. „Wir sind deine Familie und vor der haut man nicht ab, nicht wenn sie einem helfen will." Ich seufze leise und werfe mich zurück. Beide Männer verkneifen sich ein Grinsen und ich werfe ihnen scharfe Blicke zu. „Was?", fahre ich sie an. „Nichts. Nichts.", sagt James lächelnd und ich verdrehe genervt die Augen. „Ich will trotzdem keine Pumpe.", sage ich fest. „Dann nenn mir einen guten Grund warum nicht."

„Ich will es einfach nicht. Ich komme mit dem Pen super klar, warum muss man das ändern?" Er nickt nur. „Du willst das Ding nicht, weil man es, wenn man wollte, orten kann, habe ich nicht recht?" James schaut so, als wäre das eine neue Information und ich nicke. „Ich bin kein Hund, den man finden kann, wann man will.", protestiere ich weiter. „Ich dachte mir das schon. Aber ich werde dir versichern, dass ich dafür sorgen werde, dass das Gerät ein einfaches ist, dass man nicht orten kann. Wenn, du mir versprichst, nicht noch einmal abzuhauen." Ich zögere mit meiner Antwort. „Wir wissen beide, dass ich das Ding auch einfach abreißen kann.", sage ich mit einer Braue in der Luft und Dad lacht. „Und wir wissen Beide, dass ich dich trotzdem überall finden und zurückholen werde." Ich presse die Lippen aufeinander und muss es akzeptieren. Er hat recht. „Gut." Er lächelt und James auch, dann gibt mir mein Vater einen Kuss auf den Scheitel und James umarmt mich etwas umständlich, aber ich erwidere die Umarmung. „Gott, das ist ja voll anstrengend.", murmle ich leise. „Was ist anstrengend?", fragt James interessiert. „Nah, das Umarmen und großer Bruder und Vater Ding.", erkläre ich leicht nuschelnd. „So schlimm?"

Das Spiel Mit Hass Und Liebe |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt