So wie du sie geliebt hast

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Harry stand vor dem geöffneten Kühlschrank, starrte hinein, ohne sich etwas herauszunehmen. Als sich Liam neben seinen besten Freund stellte, starrte der Anwalt gebannt auf die Packung mit Kirschen, versuchte seine Emotionen zu ordnen und vor allem, versuchte er nicht zurück auf den Balkon zu gehen und Niall anzuschreien. Der Sozialpädagoge hatte sicherlich etwas vollkommen missverstanden, da war sich Harry sicher. Er hatte sicherlich nur ein paar Bruchstücke gehört, diese vollkommen falsch interpretiert und hatte sich etwas vollkommen absurdes zusammengereimt.  Am meisten aber störte es Harry, dass es für Louis jetzt das gefundene Fressen war. War sein Freund doch eh der Meinung, dass das Baby nicht von ihm war.
Liam nahm sich eines der Trinkpäckchen, die eigentlich für die Kindergartentaschen der Mädchen waren, steckte den Strohhalm hinein und lehnte sich dann gegen die Arbeitsfläche. Sein bester Freund war in diesem Moment eine tickende Zeitbombe, dass wusste Liam. Er hatte mehrere Jahre Erfahrung mit einem aufgebrachten Harry. Er durfte jetzt keinen Fehler machen, denn dann würde Harry explodieren und das wollte Liam auf jeden Fall vermeiden.
Seufzend schloss Harry den Kühlschrank, lief unruhig in der Küche umher, als Liam seufzend den Strohhalm zwischen seinen Lippen entfernte.
"Was wirst du jetzt tun?".
Harry blieb stehen, sah seinen besten Freund verständnislos an und schüttelte seinen Kopf.
"Dein Freund muss sich irren, Liam."
Angesprochener seufzte erneut, nahm einen weiteren Schluck von dem viel zu süßen Getränk und musterte den Lockenkopf dabei eingehend. Er wusste, dass Niall sich nicht einfach etwas zusammenreimen würde. Und auch wusste er, dass wenn Niall sich unsicher darüber gewesen wäre, er nicht direkt zu Louis gefahren wäre. Er hätte es erst Liam erzählt, hätte ihn um Rat gefragt was er jetzt tun sollte. Aber da sein Verlobter auf direkten Wege hier her gekommen war, war sich Liam verdammt sicher, dass die Worte, die Niall gehört hatte, genau so ausgesprochen wurden.
"Naja, die Worte klingen schon ziemlich eindeutig, so Leid es mir tut, Harry." Liam wusste, dass sein bester Freund verwirrt war. Verwirrt und verletzt. Doch er musste es ihm irgendwie klar machen.
Harry ging auf Abwehr, dass tat er immer, wenn er mit etwas konfrontiert wurde, was ihm nicht gefiel.
"So ein Quatsch". Der Anwalt schüttelte seinen Kopf, tigerte erneut durch die Küche und blieb abrupt stehen. "Du kennst Jane, Liam", entgegnete er, sah seinem besten Freund in die Augen und schüttelte erneut seinen Kopf. "Auch wenn sie ihre Fehler hat - sie hätte mich niemals betrogen. So ist sie nicht und das weißt du."
Ja, Liam erinnerte sich noch sehr genau an die Zeiten in der Uni zurück. Damals, als er Jane noch nicht so furchtbar fand und sie, sehr zu Liams Verwunderung, eigentlich wirklich ganz nett war. Sie hatten damals mehr als einmal zusammen gesessen, hatten billigen Wein getrunken und über das Leben geredet. Und damals hatte Jane immer und immer wieder betont, dass es für sie das Schlimmste war, wenn man seinem Partner fremdgehen würde.
Aber das war Jahre her. Das war, bevor sich Jane in diese versnobte Lady verwandelte.
"Sie...sie würde sowas niemals tun. Ich meine...sie hat mich geliebt, Liam."
"So wie du sie geliebt hast", murmelte der Braunhaarige und sah vorsichtig in die grünen Augen seines besten Freundes. Wenn es hier nicht gleich knallen sollte, dann musste er seine weiteren Worte mit Bedacht wählen.
"Auch du hast mir, immer wieder, gesagt, wie sehr du Untreue verabscheust. Du hast dich immer über unsere Mandanten aufgeregt und dann...dann kam Louis".
Aufgebracht kniff Harry seine Augen zusammen. Er hatte wirklich große Mühe, sich zusammenzureißen.
"Das ist doch etwas vollkommen anderes. Ich liebe Louis" -"Ja, und trotzdem hast du Jane betrogen, Harry. Du wolltest es nie und doch hast du es getan".
Der Anwalt schnaufte genervt aus. Das konnte man doch aber gar nicht miteinander vergleichen.
"Sie hat mich nicht betrogen."
Und damit war das Thema für den Anwalt beendet.

Als Niall und Liam dann später nach Hause gingen, wurde Louis unruhig. Die letzten beiden Stunden hatte Harry sich im Schlafzimmer verschanzt und Liam, Niall und Louis hatten, leise, damit die Mädchen es nicht mitbekamen, darüber geredet, wie sie die Situation klären konnten. Doch sie hatten keine Idee. Jane würde sicherlich nicht einfach so die Wahrheit sagen. Das Einzige was blieb, war ein Vaterschaftstest. Aber den konnte man jetzt noch nicht so einfach machen und auch, da waren sich alle sicher, würde Harry dem niemals zustimmen.

Der Lehrer begann das Abendessen zu kochen und als dieses nach einer weiteren halben Stunde fertig war, rief er erst die Mädchen an den Tisch und klopfte dann vorsichtig an der Schlafzimmertür.
Unsicher steckte der Lehrer den Kopf durch die Tür, sah zu seinem Freund, der auf dem Bett saß und ein dickes Buch in der Hand hatte.
"Möchtest du auch etwas essen?".
"Ich habe keinen Hunger", ließ der Anwalt verlauten, sah nicht von seinem Buch auf und Louis seufzte leise. "Die Mädchen warten aber schon".
Genervt klappte Harry das Buch zu und stand auf. Er wollte an Louis vorbei, doch der Wuschelkopf hielt seinen Freund auf. Sorgsam legte er seine Hände gegen die Brust seines Freundes, sah diesem in die Augen und merkte die Unruhe, die in ihm tobte wie ein Sturm.
"Harry, ich weiß-" - "Lass es. Das Thema ist durch, Louis. Niall hat sich verhört."
Der Lockenkopf schob sich an Louis vorbei, setzte ein gefälschtes Lächeln auf und ließ sich dann zu den Mädchen an den Esstisch nieder.
Frustriert senkte Louis seinen Kopf, rieb sich einmal über die Stirn und merkte, wie ihm die Situation zusetzte. War es doch so harmonisch nach ihrem Ausflug in die Blockhütte und nun? Nun war alles erneut ein großes Durcheinander.

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