Louis dachte genau drei Minuten über Harrys Worte nach, ehe er zustimmte. Dieses Treffen hätten sie schon viel eher machen sollten. Zwar bezweifelte der Lehrer, dass Jane sofort mit der Wahrheit herausrücken würde, aber wenn sie so in die Ecke gedrängt wurde, nicht mal der Yogalehrer mehr auf ihrer Seite war, dann konnte sie doch nur noch die Wahrheit sagen.
Hoffte er zumindest.Nachdem Louis also zugestimmt hatte, schrieb Harry seiner Frau eine Nachricht. Er bat sie darum, am kommenden Wochenende in die Kanzlei zu kommen. Eigentlich war ihm erst in den Sinn gekommen, das Treffen hier in Louis' Wohnung abzuhalten, doch diese war bei den ganzen Leuten dann doch zu klein und es sollte irgendwie ein neutraler Boden sein, wobei das auf die Kanzlei auch nicht wirklich zutraf.
Schnell schrieb er auch noch Liam und Niall, während Louis den Yogalehrer kontaktierte und diesen ebenfalls in den Plan einweihte. Er konnte nur hoffen, dass dieser es sich mittlerweile nicht anders überlegt hatte und Jane von allem erzählen würde.Trotz der Tatsache, dass Harry sich langsam mit dem Gedanken befassen zu schien, dass dieses Kind nicht von ihm war, war die Stimmung zwischen ihm und Louis noch immer angespannt. Der Lehrer war eigentlich nicht nachtragend, aber dieses Mal war er einfach zutiefst verletzt. Und das merkte der Anwalt natürlich. Er merkte, dass Louis vorsichtig ihm gegenüber war und auch wenn sie für die Mädchen die heile Welt spielten, gemeinsam aßen und abends alle zusammen vor dem Fernseher saßen, oder ein Brettspiel spielten, so ahnte Harry, dass Louis immer wieder für die gesagten Worte nachdachte.
"Vielleicht war das alles hier ein Fehler"....
So hatte das Harry natürlich nicht gemeint, niemals - Nein. Louis war das Beste, was ihm passieren konnte. Ihm waren lediglich diese Worte herausgerutscht. Ohne, dass er über die Konsequenzen nachgedacht hatte.
Also bemühte Harry sich die kommenden Tage.
Er half viel im Haushalt, holte die Mädchen vom Kindergarten ab und versuchte zu kochen.Wie auch diesen Abend.
Amy und Vic waren im Kinderzimmer, hörten das neue Hörspiel, welches Harry besorgt hatte, während Louis im Wohnzimmer saß und Arbeiten korrigierte.
Stirnrunzelnd las sich der Anwalt das Rezept durch, welches er aus dem Internet ausgedruckt hatte und überprüfte die Zutaten, die er auf die Arbeitsplatte gelegt hatte. So schwer klang das eigentlich nicht.Zuerst schnitt der Lockenkopf die Zwiebeln. Das bekam er wenigstens hin und auch das folgende Anschwitzen war kein Problem. Doch dann sollte er eine Mehlschwitze machen und der Anwalt starrte das Rezept an, als wenn auf diesem nur noch Hieroglyphen standen. Was verflucht war denn bitte eine Mehlschwitze?
Schnell nahm er sich sein Handy, versuchte das Internet um Rat zu fragen und sah dann überfordert auf seine Pfanne, in der die Zwiebeln langsam dunkel wurden.
"Butter", murmelte er, tat einen großzügigen Löffel hinzu und ließ diese schmelzen. Anschließend kippte er das Mehl in die Pfanne, nahm sich einen Schneebesen und begann das Gemisch miteinander zu vermengen.
Doch irgendwie wurde das der homogenen Masse, wie es im Internet stand, ein großer Klumpen. Ein stinkender Klumpen. Ein Klumpen, der viel zu schnell schwarz wurde und - "Scheiße", fluchte der Lockenkopf, als dieser Klumpen begann zu qualmen.
"Was stinkt hier so?", wollte Louis wissen, als er die Küche betrat und sofort seine Augen aufriss.
"Was zum Teufel machst du da?".
Eilig rannte der Lehrer zur Balkontür und riss diese auf. Dieser Geruch war ja widerlich.
Harry hatte unterdessen die Pfanne vom Herd genommen und sah enttäuscht auf die ach so einfache Mehlschwitze.
"Was soll das denn sein?", wollte Louis schmunzelnd wissen und begutachtete den schwarzen Haufen.
"Eine Mehlschwitze". Harry konnte seine Enttäuschung kaum verbergen. Stirnrunzelnd sah der Lehrer in die Pfanne. "Kann es sein, dass du ein bisschen zu viel Mehl benutzt hast?".
Schulterzuckend zog der Lockenkopf einen Schmollmund.
"Ich wollte doch nur für euch kochen."
Louis seufzte, legte seine Hand auf die des Anwalts und schenkte diesem ein leichtes Lächeln. "Vielleicht solltest du das mit dem Kochen lassen." Seufzend sah Harry auf das Chaos, welches er angerichtet hatte. "Ich wollte doch nur ein schönes Abendessen machen".
"Ihhhhh! Was stinkt hier so?". Vic und Amy kamen in die Küche gerannt, hielten sich die Nasen zu und sahen zu ihren Vätern. "Hier riecht es nach Pups", jammerte Amy und brachte Vic damit zum Kichern. "Harry hat versucht zu kochen", petzte der Lehrer, nahm die Pfanne und brachte diese auf den Balkon. Er würde sie vermutlich in den Müll werfen, denn diese Pampe bekam er sicherlich nicht heile aus der Pfanne.
"Aber du kannst nicht kochen, Daddy". Vic sah ihren Vater irritiert an und der Lockenkopf merkte, wie er rot im Gesicht wurde. "Ich wollte es versuchen", murmelte er und sah zu Louis, welcher inzwischen zurück in der Küche war und ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen hatte. Irgendwie tat ihm Harry ja leid.
"Ich wollte euch allen eine Freude machen und ein richtig schönen Abendessen zaubern. Und danach wollte ich mit euch ein neues Spiel spielen, welches ich heute nach der Arbeit gekauft hatte." Wirklich, Harry hatte sich den Abend irgendwie anders vorgestellt.
"Ein neues Spiel?". Amy hüpfte aufgeregt herum, sah sich mit suchenden Augen in der Küche um und vergaß somit sich die Nase zuzuhalten. Auf einmal war der Geruch gar nicht mehr so schlimm.
"Okay, ihr beiden, passt auf", begann der Lehrer und sah die Mädchen an. "Wie wäre es, wenn ihr jetzt in die Badewanne geht und wir einfach eine Pizza bestellen." Die Augen der beiden wurden größer und während Amy heftig nickte, sah Vic schüchtern zu ihrem Vater. Bei ihrer Mutter durfte sie nie Pizza essen. "Kann ich eine mit dieser roten Wurst haben?", wollte sich leise wissen und brachte Harry zum Lächeln. Er kniete sich auf den Boden, sah seiner Tochter in die Augen und nickte. "Du darfst sogar die rote Wurst und Käse haben", flüsterte er, brachte Victoria damit zum Jubeln und schneller als er gucken konnte rannten die beiden Mädchen in das Badezimmer.Louis nahm den Zettel derweil vom Kühlschrank, auf dem die Nummer der Pizzeria stand und sah den Anwalt an. "Welche möchtest du?". Doch Harry antwortete nicht. Stattdessen ging er auf den Lehrer zu, griff nach dessen Hände und hauchte diesem einen Kuss auf die Fingerknöchel.
"Es tut mir leid", hauchte er, küsste erneut die Fingerknöchel des Wuschelkopfes und sah diesem traurig in die Augen.
"Jedem kann mal etwas anbrennen, Harry. Überlass das Kochen in der Zukunft einfach mir."
Doch der Anwalt schüttelte den Kopf.
"Das meinte ich nicht. Mir tut alles Leid, Louis. Einfach verdammt alles. All die Worte, die dich verletzt haben, mein Handeln, meine Starrköpfigkeit.... Alles. Du hast nur das Beste verdient und ich habe mich wie die Axt im Walde benommen". Reue zeigte sich in Harrys Augen und entlockte dem Lehrer ein leises Seufzen. Es war ja nicht so, als wenn er Harry nicht auch irgendwie verstehen konnte. Ja, er wusste ja selbst nicht, wie er in seiner Situation reagiert hätte, aber irgendwie... er wusste auch nicht. Wusste nicht, wie er dieses Gefühl in sich beschreiben sollte.
Vorsichtig legte der Lockenkopf eine Hand auf die Wange seines Freundes, sah diesem tief in die Augen und merkte das wilde Herzklopfen, welches er bekam, wenn er das wunderschöne Blau Louis' Augen sah.
"Ich liebe dich, Louis. Ich liebe dich so sehr und ich werde alles in meiner Machtstehende tun und es dir beweisen. Ich will das hier. Du und Amy...ihr bedeutet mir so viel und...ich hoffe, du kannst mir eines Tages mein ganzes, dummes Verhalten verzeihen." Dem Lehrer wurde warm ums Herz und sein Bauch begann zu kribbeln.
Einen Moment starrten die beiden sich in die Augen, bis Louis leise seufzte. "Ich liebe dich doch auch, du Idiot".
Glücklich lächelte der Anwalt, fuhr mit seinem Daumen die Wangenknochen des Lehrers nach, verlor sich in dessen Augen und merkte die Schmetterlinge, welche sich wild in seinem Bauch tummelten.
"Ich weiß, du brauchst noch ein bisschen Zeit, aber...darf ich dich küssen?".
Benommen von diesem intensiven Blick und diesem wundervollen Gefühl in seinem Bauch nickte Louis. Er hatte keine andere Wahl. Sein Körper handelte von ganz alleine.
Und als Harry dann ganz sanft und vorsichtig, beinahe schon schüchtern seine Lippen auf die seinen legte, schwor Louis, dass er den Boden unter den Füßen zu verlieren schien.
Er war machtlos, konnte nicht weiter sauer auf Harry sein. Vielleicht noch ein wenig enttäuscht, aber nicht mehr sauer und wütend.
Ein Seufzen verließ seinen Mund, als er seine Arme um den Nacken des Anwalts schlang und dem Kuss somit mehr Nachdruck gab. Wann hatten sie sich das letzte Mal so geküsst? Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, dass sie das getan hatten. Und auch Harry seufzte leise auf, schlang seine Arme um den Oberkörper des Lehrers und wollte ihn nie wieder gehen lassen. "Ich liebe dich", hauchte er deshalb, küsste ihn erneut und merkte, wie ein wundervolles Gefühl von ihm Besitz nahm.
"Ihhhhhhh!"
"Bah! Papa! Das ist Ekelhaft!".
Erschrocken fuhren die beiden Männer auseinander, sahen zu den Mädchen, die sich ihre Augen zuhielten.
"Knutschen ist eklig", jammerte Vic und machte ein würgendes Geräusch. Nanu?, dachte sich Louis und sah zu Harry. Seit wann war Küssen denn eklig? Und seit, wann benutzten die Mädchen das Wort Knutschen?
"Können wir jetzt Pizza bestellen?". Amys genervter Tonfall gefiel dem Lehrer gar nicht, doch als Harry ihm in die Seite knuffte und versöhnlich lächelte, griff er nach seinem Handy und nickte.
Vielleicht begann jetzt die Phase, in der sie zickig wurde, wenn sie Hunger bekam. Und hoffentlich würde Hunger das einzige bleiben, bei dem sie zickig wurde.
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Animus
FanficLouis und Harry haben Eins gemeinsam. Sie haben beide jeder eine fünfjährige Tochter. Der Eine lebt mit seiner Frau das Leben in einer angesehen Gesellschaftsschicht, der andere kämpft sich als Lehrer und alleinerziehender Vater durch die Mittelschi...