Prinzessin.

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Louis schlief am Samstag wenige Tage später erstaunlich lange. Vielleich hatte ihn die komplette letzte Woche doch mehr zu schaffen gemacht, als er sich eingestehen wollte. Aber nachdem Harry sich vor wenigen Tagen bei Louis entschuldigt hatte, hatte der Anwalt auch wieder begonnen im Haushalt zu helfen und sich um die Mädchen zu kümmern. Dennoch war Louis so erschöpft, dass er an diesem Samstag bis fast zehn Uhr schlief. Und das mochte was heißen, denn normalerweise war der Lehrer ein Frühaufsteher.
Nachdem er aufgestanden war, öffnete er die Fenster, ließ frische Luft hinein und machte das Bett wieder ordentlich. Er konnte es nicht haben, wenn er abends ins Bett gehen wollte und die Bettwäsche ein wildes Durcheinander war.
Mittlerweile machte sich auch sein Magen mit einem lauten Knurren bemerkbar, sodass er beschloss gleich mit dem Mittagessen anzufangen und das Frühstück auszulassen. Die Mädchen hatten sicherlich auch schon wieder Hunger und Harry sicherlich ebenfalls.

Lächelnd betrat der Wuschelkopf das Wohnzimmer, aus dem lautes Kinderlachen zu hören war, doch als er den Raum betrat, die drei Personen darin sah, hielt er inne und ließ dieses Bild auf sich wirken. Keine Sekunde später brach er in lautes Gelächter aus, was ihm einen mürrischen Blick seines Freundes bescherte.
"Schau mal, Papa, Harry ist eine Prinzessin", begrüßte ihn Amy gleich, lief auf ihn zu, nahm seine Hand und zog ihn zu Harry, welcher auf dem Fußboden saß und von den Mädchen geschminkt wurde.
Vic saß auf dem Schoß ihres Vaters, schmierte ihm rotes Zeug auf die Wangen, während Amy gerade dabei war noch mehr Haarspangen in die wilden Locken zu stecken. Das schon zahlreiche Haarspangen in Harrys Haaren steckten, schien sie dabei wenig zu stören.
"Hübsch siehst du aus", witzelte Louis, konnte sich ein weiteres Lachen kaum verkneifen. Bei näherer Betrachtung erkannte Louis sogar Lipgloss auf Harrys Lippen und buntlackierte Fingernägel.
"Ja, mein Daddy ist eine wunderschöne Prinzessin", pflichtete Vic Amys Vater bei und schmierte noch mehr rotes Puder auf Harrys Wangen.
"Fühlst du dich auch wie eine Prinzessin, Haz?".
Der Anwalt grummelte einmal, setzte dann aber ein Lächeln auf, als er merkte, das Vic ihn irritiert ansah und nickte, vielleicht ein bisschen zu eifrig, aber die Mädchen merkten den Unterschied noch nicht. "Ja", stimmte er zu und nickte. "Ich fühle mich wunderschön".
Innerlich verdrehte er die Augen. Warum um alles in der Welt hatte er den Mädchen zugestimmt? Eigentlich wollten sie ihm nur die Nägel lackieren. Das hatten sie schon oft gemacht und normalerweise hatte Harry den Nagellack immer gut abbekommen. Bis auf ein mal, als er es vergessen hatte und seinen Mandanten dann mit roten Nägeln empfangen hatte.
Dieser Fehler passierte ihm allerdings nicht nochmal.
Doch irgendwie wurde aus dem Nagellack Schminke und aus der Schminke Haarspangen und so kam es, dass Harry auf dem Fußboden saß und von den Mädchen zu einer Prinzessin gemacht wurde.
Aber solange sie Spaß hatten, und das hatten sie auf jeden Fall, war das für den Lockenkopf okay.
Louis ließ dieses Bild noch ein wenig auf sich wirken, ehe sein Magen erneut knurrte und er daran erinnert wurde, dass er Hunger hatte.
"Soll ich Mittagessen machen? Ihr habt doch sicherlich einen Bärenhunger, nachdem ihr Harry so hübsch gemacht habt?". Eifriges Nicken bekam er als Antwort und mit einem letzten Blick auf die Prinzessin verschwand Louis schmunzelnd in der Küche.

Er entschied sich für gefüllte Paprika und als er gerade dabei war die Füllung in das Gemüse zu drücken, erschien Harry neben ihm.
"Na, Prinzessin?". Louis konnte es sich einfach nicht verkneifen. Als er seinen Freund dann ansah, lachte er erneut auf. Die Lippen des Anwalt waren mit noch mehr Lipgloss beschmiert worden, zudem hatte er blauen Lidschatten drauf.
"Ich zeig dir gleich, Prinzessin", grummelte der Anwalt, umfasste die Hüften des Lehrers und drehte diesen zu sich. Gerade als Louis einen weiteren Spruch machen wollte, presste Harry seine mit Lipgloss bedeckten Lippen auf die des Lehrers. Angewidert wollte dieser seinen Freund davon schieben, doch Harry ließ es nicht zu, übte mehr Druck aus und verschmierte das klebrig, nach Erdbeere riechende Zeug auf Louis Lippen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit ließ Harry seinen Freund wieder frei, grinste diesen spitzbübisch an und war zufrieden, als er den rotverschmierten Mund sah.
"Das schmeckt fürchterlich", motzte der Lehrer, wischte sich über den Mund und stellte dabei fest, dass dieser Lipgloss aus einer Kinderzeitschrift besser war als jeder Klebstoff.
"Ich wollte nicht alleine so hübsch sein".
Louis verdrehte seine Augen, musste aber schmunzeln. Er widmete sich wieder der Füllung der Paprika, als er schon wieder Harrys Hände an sich spürte. Flink huschten dessen Finger unter Louis' Pullover, streichelten die warme Haut darunter und bescherten Louis eine dicke Gänsehaut. Als er dann auch noch Harrys Atem an seinem Ohr spürte, musste er kurz die Augen schließen.
"Ich habe die Mädchen in die Badewanne gesteckt. Sie waren voller Glitzer und Schminke". Benommen nickte Louis, als Harry ihn erneut zu sich drehte und ihm tief in die Augen sah.
"Wir haben also ein paar Minuten ganz für uns alleine".
Der Anwalt drückte seinen Körper gegen den seines Freundes, hauchte gegen dessen Hals und verteilte zwei kleine Küsse auf der Haut, als Louis leise quiekte und den Anwalt von sich schob.
"Das ist Ekelhaft, Haz. Dieses klebrige Erdbeerzeug auf deinen Lippen ist die reinste Hölle". Der Anwalt lächelte unschuldig, ehe er mit den Wimpern klimperte und seinen Freund gespielt unschuldig ansah.
"Aber ich bin eine Prinzessin, Louis und Prinzessinnen bekommen immer ihren Willen."
Louis wollte gerade antworten, als die Klingel an der Wohnungstür ihn davon abhielt. Fragend sah er zu seinem Freund, der allerdings auch nur mit den Schultern zuckte. Erwartet tat hier niemand irgendwen.
Auffordernd sah Louis den Anwalt an, doch dieser schüttelte vehement den Kopf.
"So mache ich sicherlich nicht die Tür auf."

"Nanu? Was macht ihr denn hier?".
Überrascht schaute der Lehrer in die Gesichter seines besten Freundes und dessen Verlobten.
"Wir waren in der Nähe und wollten mal vorbei schauen", informierte ihn Niall und schob sich an Louis vorbei, ohne auch eine Aufforderung zum hineinkommen zu warten. "Und außerdem will ich meine kleinen Monster sehen", rief er laut, unwissend, dass die Monster gerade in der Badewanne saßen und versuchten einen Waschlappen mit Wasser zu füllen.
Während Liam und Louis noch in der Tür standen und sich begrüßten, erklang aus der Küche auf einmal lautes Gelächter. Sofort wusste Louis, weshalb sein bester Freund so laut lachte und konnte sich selbst ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Gemeinsam mit Liam betrat der Lehrer dann ebenfalls die Küche und als Harry mit verschränkten Armen an der Arbeitsplatte lehnte, Niall noch immer lachte, konnte auch Liam sich ein leises Kichern nicht verkneifen.
"Ihr spielt das Schwulsein richtig durch, oder? Einer ist der Mann und der andere die Frau."
"Die Mädchen wollten mich schminken", versuchte sich der Lockenkopf zu rechtfertigen und kam sich unglaublich albern vor.
Louis kam seinem Freund zur Hilfe, stellte sich neben diesen und legte seinen Arm um dessen Taille.
"Also ich finde die Mädchen haben ganz ausgezeichnete Arbeit geleistet. Ich habe noch nie solch eine hübsche Prinzessin gesehen".
Der Anwalt verdrehte die Augen, wollte gerade losmeckern, als er die Mädchen sah, die in ihren Bademänteln in die Küche schielten.
"Ich bin die schönste Prinzessin auf der Welt", verkündete er stolz und zwinkerte Amy zu, die den Lockenkopf voller Begeisterung ansah. Dann schien ihr Blick allerdings auf die neuen Gäste zu gehen und als sie Niall sah, war es um die kleine Lady geschehen.
"Onkel Niall!", rief sie begeistert, rannte in den Raum und schmiss sich dem Sozialarbeiter an die Beine. Grinsend bückte sich der Ire, breitete seine Arme aus, als auch Vic mit einem freudigen Aufschrei zu ihm gerannt kam und sich fest an ihn presste.
"Tja, Prinzessin, jetzt bist du abgeschrieben", murmelte Louis, gab seinem Freund einen kurzen Kuss auf die klebrigen Lippen und holte zwei weitere Teller aus dem Schrank, damit die neuen Gäste mitessen konnten.

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