Kindisch

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Jane kam kurze Zeit später gemeinsam mit den beiden Mädchen wieder in die Küche. In ihrer perfekt manikürten Hand hielt sie ein Bild, welches Amy und Vic gemeinsam gemalt hatten.
Harry, welcher bis eben noch seine Arme um den Torso von Louis geschlungen hatte und ihm beim Kochen über die Schulter geschaut hatte, löste seine Arme und wich einen Schritt von Louis zurück. Der Lehrer presste daraufhin sauer seine Lippen zusammen, riss sich aber Harry zu Liebe zusammen.
"Isst du mit uns, Mommy?", wollte Victoria dann aufgeregt wissen und merkte gar nicht, was sie mit ihrer Frage anrichtete. Binnen weniger Millisekunden hatte sich die eh schon angespannte Stimmung im Raum noch einmal verschlechtert.
Louis zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, während Harry angespannt den Atem anhielt.
Jane hingegen setzte ein herzallerliebstes Lächeln auf, legte ihre Hand auf ihren Bauch und nickte.
"Wenn das für euch okay ist, dann gerne. Der kleine Wurm braucht schließlich Nahrung."
Der kleine Wurm. Louis könnte kotzen.
Unsicher sah der Anwalt zu seinem Freund, welcher seufzend nickte und genervt einen weiteren Teller aus dem Schrank holte.
Er wollte einfach, dass diese Frau so schnell wie möglich aus seiner Wohnung verschwand.

Als Louis dann das Essen auf den Tisch stellte, es gab Gemüselasagne und dazu einen grünen Salat, zog Jane skeptisch die Augenbrauen zusammen.
"Ist das Biogemüse?", wollte sie wissen und betrachtete die Portion, die auf ihrem Teller lag.
"Ich kaufe immer auf einem Hof in der Nähe der Schule. Also ja, ich denke es ist Bio."
"Und die Nudelplatten? Sind die selbstgemacht?".
Der Lehrer atmete genervt auf. "Nein, gekauft".
"Nun,-", begann Jane und schenkte ihrem Ehemann ein liebevolles Lächeln, ehe sie den Lehrer mit verbitterter Miene musterte. "Ich habe die Nudelplatten immer selbstgemacht. Und natürlich habe ich dafür Dinkelmehl genommen. Es ist viel gesünder, gerade für Kinder."
Louis würde ihr wirklich gleich ins Gesicht spucken. Aber bevor er dies tat, setzte er ein Lächeln auf und sah der Frau ihm gegenüber in die Augen.
"Leider habe ich nicht das Privileg so viel Zeit zu haben. Ich arbeite, verdiene mein eigenes Geld und somit kann ich leider nicht den ganzen Tag damit verbringen, Nudelplatten zu machen, nachdem ich beim Friseur war."
Jane zog scharf die Luft ein und Harry sah seinen Freund mahnend an. Die Mädchen hingegen merkten die angespannte Stimmung nicht. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt über die neue Folge von Bibi und Tina zu sprechen.
"Ein Friseur würde Ihnen aber mal ganz gut tun".
Louis klappte der Mund auf, doch bevor er etwas sagen konnte, merkte er, wie Harry seine Hand nahm.
"Wir sollten langsam anfangen zu essen", versuchte er die Situation zu retten und begann dann einfach sich eine Gabel mit der Lasagne in den Mund zu schieben.
"Mommy?", unterbrach Vic die Stille und prompt lagen alle Blicke auf der kleinen Lady. "Wann kommt den das Baby aus deinem Bauch?".
Jane legte lächelnd ihre Hand auf die kleine Wölbung. "Im Februar, mein Liebling".
Louis wurde hellhörig. Im Februar? Das hieße ja, dass Harry und sie irgendwann im Juni miteinander geschlafen haben müssten. Aber, das war der Zeitraum, wo sie sich gerade kennengelernt hatten. Wo sie gemeinsam zelten waren. Meinte Harry nicht, zwischen ihm und seiner Frau liefe es nicht so gut? Hatte Harry ihm nicht erzählt, ganz im Vertrauen, dass zwischen ihm und seiner Frau Ebbe im Bett war?
Jane, die Louis musternden Blick bemerkte, presste ihre Lippen zusammen und sah so aus, als wenn sie dem Lehrer jeden Moment einen Dolch durch das Herz stechen würde.
"Es wird ein Junge, Vic", erzählte Harry dann und seine Tochter lächelte. "Ich wollte schon immer einen Bruder haben". Amy kicherte, legte ihren Arm um ihre beste Freundin und strahlte in die Runde. "Ja, denn eine Schwester hast du ja jetzt".
Louis konnte sich das Lachen kaum verkneifen, denn der Blick von Jane, war einfach zu göttlich.

~~**~~

Als Jane dann irgendwann endlich verschwunden war, atmete der Lehrer die angestaute Luft aus.
Er fand diese Frau einfach nur schrecklich.
"Die Mädchen schauen jetzt noch einen Film und dann gehen sie ins Bett", ertönte Harry Stimme, als dieser in die Küche kam und Louis gerade die Spülmaschine anstellte.
Unsicher trat der Anwalt einen Schritt auf seinen Freund zu, nahm dessen Hände und zog ihn an sich heran. "Danke, dass Jane heute hier sein durfte". Der Lehrer schnaufte auf. "Als wenn ich eine andere Wahl gehabt habe", murmelte dieser und löste sich von seinem Freund.
"Louis-"
"Ja, ja ich weiß. Sie hat das Recht ihre Tochter zu sehen."
Der Anwalt fand das alles doch auch nicht gut, aber was sollte er denn machen? Er konnte seiner Frau das Kind nicht verwehren und auch konnte er ihr nicht verweigern, die Wohnung zu sehen.
Louis ging auf den Balkon, zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch in den dunklen Himmel. Er brauchte jetzt einfach Nikotin.
Als Harry ihm folgte, sich ebenfalls eine Zigarette nahm, musste Louis seine Gedanken einfach aussprechen.
"Findest du das Entbindungsdatum nicht auch seltsam?", wollte er wissen und musterte seinen Freund, der die Zigarette zwischen den Lippe hatte und sie sich gerade anzündete. Nach einem tiefen Zug sah Harry seinen Freund an und zuckte mit den Schultern. "Eigentlich nicht, warum?".
"Naja, meintest du nicht, dass es zwischen dir und Jane nicht mehr so gut läuft? Damals, als wir zelten waren? Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass du es mal angesprochen hast".
Kurz wurde es um Harrys Herz warm, als er an den gemeinsamen Campingausflug dachte.
Doch dann zog er skeptisch seine Augenbrauen nach oben.
"Was willst du mir sagen, Louis?".
Der Lehrer drückte seine Zigarette in den Aschenbecher und ging einen Schritt näher auf Harry zu. "Vielleicht ist es gar nicht dein Kind, schon mal daran gedacht?".
"Bitte?".
"Naja rechne doch mal. Ich meine ja nur. Vielleicht ist sie dir ja nicht treu gewesen."
Harry schnappte empört nach Luft. "Wirklich, Louis? Die Schiene?".
Er wusste ja, dass Louis Jane nicht mochte, aber musste er sie jetzt so durch den Dreck ziehen?
"Ich finde das alles sehr seltsam", gestand der Lehrer und sah dem Anwalt in die grünen Augen. "Irgendwas stimmt nicht".
Harry hingegen wollte davon nichts hören. "So ist Jane nicht, Louis. Sie hätte mich niemals betrogen. Und nur weil du sie nicht ausstehen kannst, brauchst du solch eine Behauptung nicht aufstellen."
Der Lehrer wollte etwas sagen, doch Harry fiel ihm ins Wort. "Dein Verhalten ist kindisch, Louis."
"Kindisch?". Der Lehrer merkte, wie sein Puls in die Höhe schlug.
"Ja und - ", Harry brach ab, da sein Handy klingelte. Überrascht sah er auf das Display, wo Liams Name erschien. "Ich muss rangehen", brummte er, ehe er sich das Handy an das Ohr drückte und in das Innere der Wohnung zurück ging.
"Kindisch", murmelte Louis beleidigt und sah Harry hinterher, der in der Küche stand und ein strahlendes Lächeln auf den Lippen hatte.
Irgendwas war Faul an der ganzen Sache und Louis würde noch herausbekommen was.

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