Pfannekuchen

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Schlaflos wälzte Louis sich in dieser Nacht in seinem Bett herum. Der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Immer und immer wieder schlich sich der Anwalt in seinen Kopf. Zu Schade, dass er Hetero war und verheiratet. Wobei, so Hetero war Harry vermutlich gar nicht. Hätte er ihn sonst geküsst? Und seine Reaktion heute beim Eisessen war auch eindeutig.
Schmunzelnd schüttelte Louis seinen Kopf, als er daran zurück dachte wie Harry immer röter wurde und dann panisch auf die Toilette verschwunden war.
Zu gerne wüsste er, was dem Anwalt durch den Kopf gegangen war.

Als Louis dann doch endlich schaffte zu schlafen, wurde er allerdings nach zwei Stunden schon wieder von dem Wecker geweckt.
Gerädert stand er auf und gähnte, rieb sich über das Gesicht und merkte jetzt schon, dass das nicht sein Tag werden würde.
Gemeinsam frühstückte er mit seiner Tochter, ehe er sie zum Kindergarten brachte.
Als Louis den Wagen auf den Parkplatz fuhr, merkte er wie Nervosität sich in ihm breit machte. Ob Harry seine Tochter heute wieder bringen würde?
Natürlich würde er das. Die Frau des Anwalts würde niemals um diese Uhrzeit die Tochter zum Kindergarten bringen.
Bei den Gedanken an die Frau von Harry machte sich ein unschönes Gefühl in ihm breit. Obwohl Louis die Frau nicht kannte, mochte er sie nicht. Wie Harry mit ihr verheiratet sein konnte begriff er nicht, aber irgendetwas musste er ja an ihr finden.

Gemeinsam mit Amy stieg er aus dem Wagen, als ein großer Geländewagen neben ihm parkte. Ein Lächeln unterdrückend blieb Louis mit seiner Tochter stehen, als Vic schon aus dem Auto stürmte und Amy in die Arme nahm.
„Ich darf zelten", rief das lockige Mädchen freudig und sprang mit Louis' Tochter kichernd und voller Freude im Kreis.
Überrascht hob Louis seine Augenbrauen, als er den Blick von Harry traf und dieser lächelnd nickte. „Ich habe meiner Frau gesagt das wir vom Kindergarten eine Chorfahrt machen".
Wieder hatte Harry seine Frau angelogen, aber Louis verstand mittlerweile das es nötig war, wenn Vic ein halbwegs normales Leben haben sollte.
Eigentlich hieß er Lügen nicht gut, aber in diesem Fall machte er eine Ausnahme.
„Haben Sie schon eine Idee wo es hingeht?", wollte Harry wissen und ging neben Louis den Weg zum Kindergarten entlang. Louis nickte, ließ seine Tochter dabei nicht aus den Augen die wenige Meter vor ihm Hand in Hand mit Vic die Straße entlang lief.
„Ich kenne da einen tollen Platz", verkündete er und dachte an die zahlreichen Nächte zurück, die er dort schon mit seiner Tochter verbracht hatte. Auch früher war er oft dort gewesen. Damals, mit seinem Ex.

Bei den Gedanken an seinen Ex-Freund schüttelte Louis seinen Kopf. Er wollte nicht an ihn denken. Nie wieder - hatte er sich vorgenommen.
Harry merkte, dass Louis in Gedanken woanders war, schwieg deshalb.

Sie betraten den Kindergarten und halfen ihren Töchtern dabei sich ihre Schuhe auszuziehen. Kichernd rauschten die Mädchen davon, ohne sich von ihren Vätern zu verabschieden. Schmunzelnd schüttelte Louis erneut seinen Kopf und sah zu Harry, der empört seine Hände in die Hüfte gestemmt hatte.
„Kann man das glauben?", wollte der Anwalt wissen und grinste, als er sah das Amy und Victoria sich gemeinsam an einen Tisch setzten und begannen zu malen.

Gemeinsam verließen sie den Kindergarten wieder und machten sich auf den Weg zu den Autos. Kurz bevor Louis in seinen Wagen stieg, sah er Harry noch einmal an.
„Nehmen Sie eine Badehose mit", rief er ihm zu, was Harry verwundert schauen ließ. „Dort gibt es einen tollen See und bei dem Wetter muss man einfach baden".
Das sein Körper voller Vorfreude auf einen Harry in Badehose kribbelte, versuchte der Lehrer zu ignorieren. Auch das süffisante Grinsen welches ihm Harry zu warf, bevor er in sein Auto stieg, blendete er aus.
Harry würde ihm noch den Kopf verdrehen, wenn er nicht aufpasste.

****

Spät am Nachmittag kam Louis endlich in seiner Wohnung an und war erledigt. Die Schüler hatten ihm heute alle Kraft geraubt und er war einfach nur froh endlich in zu Hause zu sein. Als er das Wohnzimmer betrat, sprang Amy auf und schmiss sich freudig in die Arme ihres Vaters.

"Ich habe dich vermisst, Papa", quiekte das kleine Mädchen und drückte sich noch enger in die Arme von Louis. Lächelnd nahm er seine Tochter auf den Arm, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er ihr in die Augen sah. "Ich dich auch, Kleines".

Der Lehrer setzte seine Tochter wieder ab und sah seine Nachbarin an, die sich von der Couch erhob. "Ich hoffe Amy hat keine Umstände gemacht?". Sofort schüttelte die alte Dame ihren Kopf. "Sie wissen doch, Louis, dass ich Amy liebe wie eine Enkeltochter".

Lächelnd nickte Louis. Das wusste er und es erwärmte ihm jedes Mal das Herz.

Dolores, eine alte Dame aus der Nachbarwohnung, holte Amy des öfteren aus dem Kindergarten ab, oder passte auf sie auf, wenn Dana keine Zeit hatte. Dolores selbst hatte keine Kinder, was vermutlich der Grund war, warum sie Amy so sehr liebte. Und Amy liebte die alte Dame von Nebenan ebenfalls. Und es störte auch niemanden, wenn Amy Dolores mit "Oma" ansprach.

"Gut, ich werde dann mal wieder rüber gehen", verkündete die Nachbarin und schenkte Amy noch ein herzliches Lächeln, ehe sie verschwand.

"So kleine Lady, hast du schon gegessen?". Sofort nickte Amy und zog ihren Vater in die Küche. "Oma und ich haben Pfannekuchen gemacht und dir sogar welche übrig gelassen".

Stolz zeigte das Mädchen auf einen Berg Pfannekuchen und Louis lief bei dem Anblick das Wasser im Mund zusammen. Er liebte die Blaubeerpfannekuchen von Dolores, genau wie seine Tochter.

Bewaffnet mit einem Haufen Pfannekuchen setzte Louis sich auf das Sofa, begann eilig zu essen und genoss dabei jeden Bissen. "Du, Papa?". Neugierig schaute Louis seine Tochter an, die sich neben ihn setzte und sich an ihn kuschelte. "Harry hat heute nach dir gefragt".

Louis verschluckte sich und merkte das bekannte Kribbeln. Er hatte nach ihm gefragt? Natürlich, er konnte Amy ja nicht abholen. Vermutlich hatte er sich nur Gedanken gemacht und nicht - Louis schüttelte den Gedanken schnell ab.

"Ich mag ihn", kam es von Amy, die sich heimlich ein Stück des Pfannekuchens in den Mund schob und kaute. "Und ich mag Vic".

Lächelnd nickte Louis und tat so, als wenn er den Diebstahl nicht bemerkt hätte. "Ich mag die Beiden auch", gestand er und nahm selbst einen weiteren Bissen. "Weißt du, wenn Harry eine Frau wäre, dann könntet ihr heiraten und dann wäre Harry meine Mama und Vic meine Schwester".

Erneut verschluckte sich Louis und hustete. Luftringend japste er nach Luft und als er sich endlich wieder beruhigt hatte, sah er seine Tochter irritiert an. Diese hingegen aß einfach weiter die Pfannekuchen ihres Vaters auf, als wenn sie nichts gesagt hätte. "Aber das geht ja nicht. Harry ist ja keine Frau und Vic hat ja eine Mama".

Ja, eine komische Mama, dachte sich Louis, behielt es aber lieber für sich.

Dennoch musste er etwas richtig stellen. Louis wollte, dass seine Tochter weltoffen aufwuchs.
Sie sollte wissen, dass es mehr gab als diese Mann-Frau-Beziehung.
"Weißt du, Amy, ein Mann kann nicht nur eine Frau heiraten".
Amys Augen wurden groß, als sie sich zu ihrem Vater drehte. "Nicht?".
"Nein, ein Mann kann auch einen Mann heiraten, oder eine Frau eine Frau". Amy schien zu begreifen und nickte eifrig, ehe sie ihren Vater mit strahlenden Augen anblickte. "Kannst du dann bitte Harry heiraten, damit Vic und ich Schwestern werden".
Schnell schüttelte Louis seinen Kopf, stellte den Teller auf den Tisch und zog seine Tochter auf seinen Schoß. Er bekam rote Wangen, dass merkte er deutlich und auch sein Puls beschleunigte sich bei der Vorstellung. Vollkommen absurd, immerhin kannten Harry und er sich kaum. Dennoch war er fasziniert von dem Anwalt und musste sich eingestehen, dass er vielleicht doch ein bisschen Interesse an ihm hatte. Doch das war Einseitig und deshalb würde Louis diese - konnte man Freundschaft sagen? - einfach so belassen.

"Das geht doch nicht, Kleine. Harry ist doch schon verheiratet".
Die Antwort gefiel seiner Tochter nicht und wenn Louis zu sich ehrlich war, ihm auch nicht.

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