Niemals

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"Ich gebe dir mein Wort", flüsterte Harry leise, zog Louis an seiner Hüfte näher zu sich und sah ihm tief in die Augen.
Diese Augen - diese Augen bedeuten ihm die Welt und er war nicht bereit Louis wieder gehen zu lassen. "Ich werde alles für uns tun", versprach Harry und schmiegte seine Wange gegen die von Louis, welcher überwältigt von den ehrlichen Worten, seine Hände fest um den Torso des Mannes, den er liebte, schlang und seine Augen schloss.

"Ich liebe dich, Harry und ich gebe dir Zeit", flüsterte nun auch Louis und die Männer merkten ihren schnellen Herzschlag an ihrer Brust.
Sie standen dort, vermutlich eine ganze Weile, eng aneinander und so nahe, dass die Liebe zwischen ihnen deutlich zu spüren war.
Ganz langsam lösten sie sich voneinander, nicht weit, nur ein paar wenige Millimeter. Ihre Nasenspitzen berührten sich, die Luft wurde wärmer und wie Magnete näherten sich ihre Lippen.
"Ich liebe dich", verließ es leise den Mund des Anwalts, als ihre Lippen sich endlich trafen.

Seufzend lehnte sich Louis in die starken Arme, die ihm Halt gaben, ihn festhielten und er konnte die Liebe aus diesem himmlischen Kuss förmlich schmecken.
Sie ließen sich nicht los, stolperten blind und ohne die Lippen freizugeben in Richtung von Louis' Schlafzimmer.
Gemeinsam sanken sie auf das Bett und genossen die Zweisamkeit die sie für diesen Augenblick hatten.
Louis konnte warten.
Er konnte darauf warten, dass Harry sein altes Leben hinter sich ließ , solange er sein Versprechen einhielt. Und das würde er, da war sich der Lehrer sicher. Er konnte es fühlen, konnte die Liebe von Harry fühlen und das alleine reichte ihm, um noch ein wenig auszuhalten.

Sanft verließen Harrys Lippen die von Louis, suchten sich küssend einen Weg auf den Hals, während seine Finger unter das Hemd des Lehrers schlüpften und die samtig, weiche Haut berührten. Ein wohliger Schauer krabbelte dabei über Louis' Körper, ein Seufzen erklang erneut aus seinem Mund und seine Hände vergruben sich tief in den Locken des Anwalts.
Stück für Stück schlüpften sie aus ihrer Kleidung, ließen sich dabei Zeit und liebkosten immer wieder den Körper des anderen, zeigten sich ihre Gefühle und trieben immer mehr in ihre Blase der Lust und Zuneigung.
Der Raum war gefüllt mit Liebe - so viel Liebe, dass man es nicht in Worte fassen konnte was gerade in den Körpern der verliebten Männer los war.

Als Harry dann endlich sanft in den Lehrer eindrang, keuchte dieser auf und schlang seine Arme nur noch fester um ihn. Er fühlte sich vollkommen, er fühlte sich geliebt und er wollte, dass es niemals wieder aufhörte.
Immer wieder stieß Harry sanft aber bestimmt zu, kostete jede Sekunde hiervon aus und merkte, wie sein Körper in Flammen zu stehen schien.
Wahrlich, solche Gefühle hatte er noch nie für irgendjemanden und das zeigte ihm, dass er richtig gehandelt hatte.
Er hatte sich richtig entschieden und wollte sein Leben nur noch mit diesem wundervollen Mann unter sich verbringen.
Sie würden ihr Leben gemeinsam meistern, gemeinsam alt werden und eines Tages, Hand in Hand auf ihrer Veranda sitzen und ihren Enkelkindern beim spielen zuschauen. Vielleicht mit einem Hund an ihrer Seite - doch das war nebensächlich. Sie würden dort gemeinsam sein. Vereint. Vereint mit der Liebe ihres Lebens - und das war es was wichtig war.

"Harry", entfleuchte es stöhnend Louis' Mund. Er bäumte sein Becken auf, krallte seine Finger in den Rücken des Lockenkopfes und konnte es nicht eine Sekunde länger aushalten. Alles in ihm kribbelte, schien zu explodieren, er- er schaffte es nicht mehr dagegen anzukämpfen.
Dem Lockenkopf ging es ähnlich. Auch er konnte der Leidenschaft nicht mehr widerstehen, vereinte ihre Hände deshalb miteinander, als es auch schon zeitgleich um sie geschah.
Sie erreichten ihren Höhepunkt, ließen sich von der Welle der Erregung mitreißen und stöhnten laut auf, als der Orgasmus über sie hereinbrach wie ein Tsunami.

Schwer atmend kuschelten sie sich aneinander, küssten sich erneut, ehe ihre Augen zueinander fanden und Blau auf Grün traf.
"Versprich mir, dass du mich niemals verlässt", bat Louis leise, merkte wie Harry seine Hand in die seine nahm und zu seinen Lippen führte. Der Lockenkopf hauchte einen zarten Kuss auf die Fingerknöchel und lächelte den Lehrer so voller Liebe an, dass dieser am liebsten gerührt geweint hätte.
"Niemals", verließ es leise Harrys Mund, bevor sich ihre Lippen erneut vereinten.

*

Doch leider mussten sich die beiden Männer wenig später voneinander verabschieden.
Louis musste Amy aus dem Kindergarten holen und auch Harry musste seine Tochter abholen und zum Tanzunterricht begleiten. Zum Spielen verabreden sich die beiden Mädchen heute nicht, was allerdings an ihren Vätern lag. Sie trauten sich nicht in Gegenwart ihrer Töchter im gleichen Raum zu sein. Zu groß war das Verlangen nacheinander und keiner der Beiden könnte garantieren seine Finger bei sich zu lassen.

Als Vic dann wenig später von Harry abgeholt wurde, der Tanzunterricht vorbei war und sie auf dem Weg nach Hause waren, merkte der Anwalt, wie sich die schlechte Laune in ihm ausbreitete.
Er wollte nicht zu Jane und zu Hause würde er dieses Haus eigentlich auch nicht mehr nennen wollen. Soll es doch eigentlich ein Ort sein, an dem man sich wohlfühlte. Doch das war es nicht. Nicht mehr.

Schlecht gelaunt stellte der Anwalt seine Schuhe wenige Minuten später in die Ecke, hing säuberlich seinen Mantel auf, den seiner Tochter ebenfalls und ging dann gemeinsam mit ihr in die Küche, wo Jane schon am Herd stand und die beiden lächelnd in Empfang nahm.

"Hallo ihr Beiden", erklang ihre Stimme, fröhlich und gutgelaunt, was Harry ziemlich auf die Nerven ging.
Während Vic ihrer Mutter von ihrem Tag erzählte, beobachtete Harry seine Frau, die nebenbei das Essen kochte und dabei so glücklich aussah, dass die schlechte Laune dem schlechten Gewissen wich.
Er würde sich von ihr trennen, dem war er sich sicher. Er hatte sein Herz an jemand anderen verschenkt und doch - doch schien es ein Ding der Unmöglichkeit zu sein diesen Schritt so einfach zu gehen. Der Schritt stand wie eine meterhohe Mauer vor ihm, schien unmöglich zu überwinden zu sein und doch muss es Harry irgendwie schaffen.

Nach Paris, dachte er sich.
Nach Paris würde er seiner Frau alles erklären und ihr die Trennung verkünden.
Somit hatte er einen bestimmten Tag im Kopf, konnte sich darauf vorbereiten und auch Louis sagen, dass es alles bald ein Ende haben würde.

Und während seine Frau noch immer seiner Tochter zuhörte, griff Harry nach seinem Handy und schrieb seinem Liebsten eine Nachricht.

Flieg mit mir dieses Wochenende nach Paris. x

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