Voltigieren?

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Louis schluckte und spürte das Zittern in seinem Körper.
Seine Augen waren gebannt auf die des Anwalts gerichtet und sein Gehirn versuchte das zu verarbeiten, was Harry ihm gerade offenbart hatte.
Er wollte seine Frau verlassen? Für ihn?
Louis konnte das nicht richtig glauben und so ganz war das in seinem Hirn noch nicht angekommen. Hatte Harry ihm gerade damit seine Liebe gestanden? Sollte Louis' Traum doch wahr werden?

„Louis?".
Harry sah dem Lehrer nervös in die Augen, seine Hand noch immer im Nacken des hübschen Mannes und sein Zeigefinger noch immer unter dessen Kinn.
Harrys Körper war ein zitterndes Wrack, sein Herz raste - sprang ihm vermutlich gleich aus der Brust und auch das Atmen klappte nur stoßweise. Vermutlich hatte er auch die Luft angehalten, aber Harry achtete darauf gar nicht. Er schaffte es nur Louis in die Augen zu schauen und auf eine Reaktion zu warten. Doch die ließ auf sich warten, denn Louis starrte Harry einfach nur an, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
„M-mir ist Einiges klar geworden in den letzten Wochen", gestand Harry leise und ließ seine Hand von Louis' Nacken auf die Wange des Lehrers wandern. Sanft schmiegte Louis sein Gesicht gegen die raue Hand des Anwalts und Harrys Herz flatterte. Das war ein gutes Zeichen - war es doch, oder?
„Mir ist klar geworden, dass das mit Jane vielleicht nur noch Gewohnheit war. Vielleicht - ja vielleicht liebe ich sie auf eine seltsame Art und Weise noch, denn immerhin haben wir eine gemeinsame Tochter, aber die Gefühle für sie sind Nichts im Vergleich zu denen die ich für dich habe."
Louis' Herz pochte heftig gegen seine Rippen, sein ganzer Körper kribbelte, schien zu explodieren bei den Worten die er da gerade hörte.
„Ich...ich will mein Leben mit dir verbringen, Louis und...und ich hoffe du möchtest das auch".
Harry senkte seinen Blick und schluckte.
Wenn Louis jetzt nichts mehr von ihm wissen wollte, würde es ihm das Herz brechen, aber das hatte er vermutlich verdient. Von Jane würde er sich dennoch trennen - dass hatte doch keinen Sinn mehr. Und er bezweifelte, dass er jemals über Louis hinweg kommen würde.
Der hübsche und lustige Mann mit dem Herz aus Gold hatte ihm einfach den Kopf verdreht und sein Herz gestohlen, auch wenn Harry das erst viel zu spät gemerkt hatte.

Louis kam langsam zu sich, verarbeitete die Worte des Anwalts und fühlte sich so unglaublich glücklich. Sein Körper schien in einen warmen Topf mit Honig gestoßen worden  zu sein, so warm war ihm und er konnte die Liebe die durch seinen Körper ging deutlich spüren.
„Meinst du das wirklich Ernst?", wollte der Lehrer leise wissen und verlor sich in den Smaragdgrün vor sich, während Harry den Blick wieder gehoben hatte und dem Schönling in die Augen sah.
Dieses atemberaubende Blau nahm ihn kurz den Atem, ließ ihn kurz alles um sich herum vergessen, ehe er sich erinnerte dass Louis ihm eine Frage gestellt hatte.
„Ich habe noch nie etwas so Ernst gemeint wie in diesem Augenblick".
Louis konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln über seine Lippen schwebte.
Harry wollte wirklich bei ihm sein. Mit ihm zusammen sein.
Langsam, wie in Zeitlupe, ließ Louis seine Hände auf die Wangen des Anwalts gleiten und trat einen Schritt näher an ihn heran.
„Du willst wirklich deine Frau verlassen?", hauchte Louis leise und trat erneut einen kleinen Schritt näher.
Benommen nickte Harry. Er würde für Louis sogar den Mond vom Himmel holen, wenn er das von ihm verlangen würde.
Erneut lächelte der Lehrer, kam mit seinen Lippen Harry so nahe, dass dieser einen zarten Hauch auf seinen eigenen Lippen spüren konnte. Wieder hielt er die Luft an, versuchte sich zu beherrschen und hoffte so sehr, dass sein Herz jetzt nicht den Geist aufgab bei dem Tempo welches es an den Tag legte.
„Brich mir bitte nicht wieder das Herz", kam es leise von Louis' Lippen, ehe er die fehlenden Millimeter überbrückte und Harry endlich küsste.
Seufzend und erleichtert schlang Harry seine Arme um den Torso des Lehrers, zog ihn an seine Brust und genoss diesen sanften Kuss in vollen Zügen.
Das hier - Das hier war das was er wollte.
Er wollte Louis.
Sanft ließen sie den Kuss ausklingen, legten ihre Stirn aneinander und schlossen ihre Augen. Ihr Atem ging unregelmäßig, doch das war den beiden Männern egal.
Sie waren glücklich.

„Daddy!".
Erschrocken fuhren Harry und Louis auseinander, gerade rechtzeitig, bevor die Mädchen den Balkon betraten und ihre Väter etwas verwundert ansahen, da sie die Mädchen ziemlich seltsam ansahen.
„A-alles okay?", wollte Louis wissen und musste sich einmal räuspern. Sicherlich war er rot im Gesicht.
„Wir wollten fragen, ob wir morgen wieder miteinander spielen dürften", erklärte Amy und sah ihren Vater, der tatsächlich rot im Gesicht war fragend an.
Louis' Blick glitt zu Harry, der ebenfalls rot im Gesicht war und nickte.
Amy und Victoria durften ab jetzt jeden Tag miteinander spielen.
„Aber natürlich", versprach Harry deshalb und bekam als Dank ein freudiges Gejubel der Mädchen, die sich freudig in die Arme nahmen.
Bei dem Anblick schmolz nicht nur das Herz des Anwalts.

Obwohl es keiner wollte, musste Harry Victoria nach Hause bringen.
Er und Louis hatten noch nicht besprochen wie es jetzt weiter gehen sollte, doch dafür hatten sie in Paris jede Zeit der Welt.
Jetzt musste Harry erstmal den Schein waren, zumindest so lange, bis er sich von Jane trennen würde. Von jetzt auf gleich ging das nicht, dass musste Louis verstehen und Harry würde noch mit ihm darüber reden.
Er musste seine Frau darauf vorbereiten, sie Schritt für Schritt zu dieser Richtung treiben. Aber er wollte auch nicht zu lange warten.

Während die Mädchen sich voneinander verabschiedeten und Amy ihrer besten Freundin dabei zu sah, wie sie ihre Jacke anzog, verschwanden Harry und Louis unauffällig in die Küche.
Fest hielten sie sich in den Armen, küssten sich liebevoll und wollten sich nicht voneinander trennen.
„Ich wünschte, du könntest hier bleiben", hauchte Louis leise und schmiegte sein Gesicht in die Halsbeuge des Lockenkopfes.
„Ich...ich könnte nachher wieder kommen", schlug Harry vor und grinste den etwas Kleineren kokett an.
Louis' Augen funkelten bei dem Gedanken daran und sofort nickte er.
„Ich bringe Vic nach Hause und erkläre Jane, dass ich noch ins Büro muss, da mir ein Fall dazwischen geschoben wurde. Ich sage einfach, dass ich im Büro schlafe. Das habe ich früher andauernd gemacht".
Louis war begeistert. Zwar nicht davon, dass Jane noch eine Rolle spielte, aber ihm war klar, dass Harry jetzt nicht sofort nach Hause fuhr und ihr sagte, dass er die Scheidung wollte.
Er würde es zwar sehr begrüßen, aber er verstand auch, dass Harry für die Trennung noch ein paar Tage Zeit brauchte.

****

„Wo wart ihr denn so lange?", wollte Jane wissen, als Harry und Victoria gemeinsam das Wohnzimmer betraten.
„Ich habe nach dem Reitunterricht noch an der Voltigierstunde teilgenommen", plapperte Victoria drauf los und Harry machte große Augen.
Seine Tochter lernte schnell und war verdammt gut. Hoffentlich würde ihm dieses Talent nicht irgendwann mal zum Verhängnis werden.
„Voltigieren?". Misstrauisch runzelte Jane ihre Stirn und sah dann zu ihrem Mann, der noch immer seine Augen auf Victoria gerichtet hatte.
„Es hat ihr so viel Spaß gemach", berichtete er und hob dann seinen Blick. „Ich habe sie dafür angemeldet."
„Nun gut...es kann ja nicht schaden", murmelte die Rothaarige und sah dann zu ihrer Tochter. „Liebling, geh bitte duschen und dann ab ins Bett".
Kichernd verschwand Vic nach Oben und Harry sah erneut seine Frau an.
„Ich muss nochmal los", verkündete er und ging ins Schlafzimmer, dicht gefolgt von seiner Frau.
„Mir wurde ein Fall dazwischen geschoben. Morgen früh ist der Gerichtstermin und ich muss die Akte heute noch durchgehen."
Er schnappte sich aus dem Kleiderschrank einen neuen Anzug und saubere Unterwäsche, ehe er einen kleinen Koffer hervor holte und den Anzug fein säuberlich darin verstaute.
„Du willst im Büro schlafen?".
Harry nickte und schloss den Koffer.
„Wenn ich zum Schlafen komme", untermalte er die Dringlichkeit dieses ausgedachten Falles und sah dann wieder zu seiner Frau.
„Kannst du Vic morgen bitte in den Kindergarten bringen?".
Jane nickte, musterte ihren Mann allerdings so intensiv, dass Harry ein flaues Gefühl im Magen bekam. Sie glaubte ihm nicht.
„Jane, dieser Fall bringt eine Menge Geld ein. Ich habe es mir nicht ausgesucht, dass ich die Akten erst heute Abend bekommen habe. Denkst du mir macht es Spaß die ganze Nacht zu arbeiten?".
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