Ich wollte einen guten, ersten Einsruck machen

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Als Harry am nächsten Morgen die Kanzlei erreichte, fühlte er sich, als hätte er kein Auge zugemacht - er konnte nur hoffen, dass man ihm seine Erschöpfung nicht ansehen konnte.
Tatsächlich hatte er in dieser Nacht denkbar schlecht geschlafen. Die Sorge um seine Tochter hatte ihn noch stundenlang wachgehalten, während ihm der Streit mit Jane noch tief in den Knochen saß.
Er hatte schon so oft versucht, sie zu verstehen - und er glaubte auch, zu wissen, dass sie nur das Beste für Victoria wollte. Aber er verstand nicht, weshalb sie nicht miteinander darüber sprechen konnten, ohne sich zu streiten.
Jede Diskussion zu diesem Thema artete aus.
Ellie sah ihn zweifelnd an, sagte aber nichts. Stattdessen schenkte sie ihm ein höfliches Lächeln und sah ihm aus aufgeweckten Augen entgegen, als er vor ihrem Tresen zum Stehen kam. „Guten Morgen, Ellie", begrüßte er sie, „Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?"
Sie zog grinsend ihre Schultern nach oben. „Es ist mein Job, Ihnen Gefallen zu tun", antwortete sie amüsiert, während sie sich eine Strähne des braunen Haares aus dem Gesicht strich.
Harry lächelte. „Wohl war. Ich wollte Sie bitten, die restlichen Termine für heute Nachmittag auf morgen Vormittag zu verschieben. Wenn ich mich recht erinnere, müssten am Vormittag noch einige Termine frei sein."
Sie schien einen Moment lang nachzudenken, ehe sie etwas in ihren Computer eintippte und den Bildschirm kurz studierte. Schließlich blickte sie nickend zu ihm auf. „Wird erledigt", versicherte sie ihm und griff nach ihrem Telefon. „Ich werde den betreffenden Mandanten Bescheid geben."
Harry lächelte müde. „Haben Sie vielen Dank, Ellie."
Er griff in die Schale mit den Süßigkeiten, holte sich zwei Gummibärchen heraus und steckte sie sich in den Mund.
„Das habe ich gesehen!", rief Ellie ihm mahnend hinterher, doch Harry rollte nur grinsend seine Augen, bevor er in seinem Büro verschwand und sich seufzend an seinem Schreibtisch niederließ.
Wieder schlich sich Jane zwischen seine Gedanken.
Sie hatte sich in letzter Zeit so sehr verändert. Früher war sie nicht so gewesen. Aber was bedeutete das? Wie war sie denn?
Sie benahm sich so oberflächlich, obwohl Harry ganz genau wusste, dass sie das eigentlich nicht war. Zumindest war sie es nicht immer gewesen.

Nachdem er seine letzte Mandantin - sie war wegen eines Rauschmitteldelikts hier gewesen - zur Tür gebracht hatte, lehnte er sich seufzend gegen die Wand und hielt für einen Moment inne. Er lauschte dem Ticken der Wanduhr und spürte tief in die verspannte Nackenmuskulatur hinein.
Vielleicht sollte er sich demnächst Urlaub nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen.
Er griff nach seinen Schlüsseln und seiner Aktentasche und verließ schließlich den Raum. Als er das Foyer betrat, musterte er amüsiert Ellie's konzentrierten Gesichtsausdruck, während sie ihre Brille zurechtrückte.
Sie war ein hübsches Mädchen - und intelligent war sie auch.
„Ich werde das Büro für ein paar Stunden verlassen", verkündete er schließlich, „Ich werde erst am Abend wieder zurückkommen. Warten Sie nicht auf mich, aber denken Sie bitte daran, das Büro abzuschließen, wenn Sie nach Hause gehen."
Ellie nicke. „Selbstverständlich. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?"
Lächelnd schüttelte Harry den Kopf. Eine Strähne der schulterlangen Locken fiel ihm dabei ins Gesicht. „Nein, vielen Dank. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."
„Genießen Sie Ihren freien Nachmittag", antwortete Ellie, „Den haben Sie sich verdient."
Harry's Lächeln wuchs zu einem Grinsen an, als er an das Strahlen in Victoria's Augen dachte - an der Freude in ihrem Gesicht, die augenblicklich ihre Augen erreicht hatte, als er ihr seine Erlaubnis gegeben hatte, Amy zu besuchen.
Er warf Ellie ein letztes, dankendes Lächeln zu, ehe er sich auf den Weg in die Tiefgarage machte, um sich mit seinem Wagen erneut durch den dichten Mittagsverkehr Londons zu schlängeln. Bei dem Gedanken daran drehte sich ihm der Magen um. Es würde ewig dauern, bis er am Kindergarten ankam.
Während der Fahrt drehte er das Radio so laut, dass es seine Gedanken an Jane und seine damit verbundene Wut auf sie übertönte. Er wollte nicht länger daran denken und ganz einfach den Nachmittag mit seiner Tochter genießen. Er konnte nur hoffen, dass sie Jane tatsächlich nichts davon erzählen würde. Ansonsten wäre er ein toter Mann.

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