Louis seufzte und schmiegte sich eng an den Anwalt, nachdem er seine Schulsachen für morgen gepackt und ihm schließlich auf den Balkon gefolgt war, um noch eine letzte Zigarette zu rauchen.
„Verdammt", fluchte er und schüttelte den Kopf. „Eigentlich wollte ich doch aufhören."
Harry kicherte. „Ich auch", gestand er, „Aber nachdem ich festgestellt habe, dass ich von Idioten umzingelt bin, habe ich das Vorhaben irgendwie aufgegeben."
Louis stemmte empört einen Arm in die Hüften und schnappte nach Luft. „Du denkst, ich bin ein Idiot?"
„Nein", schüttelte Harry den Kopf, „Du nicht. Aber neunzig Prozent der restlichen Menschheit schon."
Louis legte seinen Kopf schief, dachte einen Moment lang darüber nach und nickte schließlich. „Da magst du wohl Recht haben."
„Eigentlich ist es krass, dass man sich selbst so sehr schadet, bloß weil andere Menschen einen zur Weißglut bringen", stellte Harry fest und blickte auf die Lichter der Stadt unter ihnen. „Ich bin ein reiner Stressraucher. Wenn es mir gut geht und ich entspannt bin, rauche ich keine einzige Zigarette. Ich rauche nur, wenn mich etwas beschäftigt."
Louis sparte sich die Frage, was ihn denn gerade eben beschäftigte, weil er die Antwort kannte - er wusste, dass Jane und das Baby im Moment seine größten Sorgen waren und er wusste auch, dass es absolut nichts gab, was er tun konnte, um dem Anwalt diese Situation zu erleichtern. Nichts, abgesehen davon, für ihn da zu sein.
„Ich rauche immer", zuckte Louis beide Schultern und seufzte. „Ich bin wohl einfach ein hoffnungsloser Fall."
„So ein Quatsch", steuerte Harry sofort dagegen. „Das hat doch damit nichts zu tun. Wenn du wollen würdest, könntest du genauso aufhören, zu rauchen."
„Tja", machte Louis, „Will ich aber nicht. Bist du dann mal fertig?"
Harry, der seine Zigarette erst langsam zur Hälfte geraucht hatte, schüttelte grinsend den Kopf. „Du bist wirklich furchtbar."
„Ich weiß", gab der Lehrer schulterzuckend zur Antwort und versuchte, dabei so zu klingen, als wäre er innerlich nicht angespannt. „Aber das weiß ich ja bereits. Du lässt ja keine Gelegenheit aus, mich daran zu erinnern."
Harry musste lachen und verdrehte im Anschluss daran die Augen. „Alles klar, Louis."
Als schließlich auch der Anwalt seine Zigarette zu Ende geraucht und im Aschenbecher ausgemacht hatte, gingen die beiden Männer wieder nach drinnen und lauschten einen Moment lang den Geräuschen der schlafenden Stadt.
Hin und wieder hupte ein Auto, ein ständiges Rauschen begleitete die Atmosphäre und im Hintergrund war auch Louis' Geschirrspüler zu hören, den er vor einer Stunde eingeschaltet hatte. Kurz, bevor Harry nach Hause gekommen war.
„Danke, dass du die Wohnung aufgeräumt hast", flüsterte der Anwalt und zog Louis näher an sich. „Ich weiß, ich wäre dran gewesen."
Louis winkte ab und wich seinem Blick aus. Es war ihm unangenehm, über die letzten Stunden zu sprechen. Er wusste ganz genau, dass Harry sich wegen Jane so verhielt - und sie war die absolut letzte Person, über die er kurz vorm Schlafengehen sprechen wollte. Am Ende erschien sie ihm noch in seinen Träumen - die Bilder würde er doch nie wieder aus seinem Kopf bekommen.
„Schon in Ordnung", erklärte Louis und versuchte, dabei möglichst entspannt zu klingen; was ihm natürlich nicht gelang. „Du kannst mich dafür ja morgen ablösen."
Harry nickte und ließ den Lehrer nicht aus seiner Umarmung, auch wenn er es versuchte. Er drückte ihn einen Moment lang an sich, genoss seine Nähe und drückte sanft die Lippen gegen seine Stirn.
Es war ein wunderbares Gefühl, ihn so nah bei sich zu haben. Er konnte sich plötzlich gar nicht mehr erklären, weshalb er eigentlich Angst gehabt hatte, nach Hause zu kommen.
Wovor hatte er sich bitte gefürchtet?
Gefürchtet wahrscheinlich vor gar nichts, dachte er da bei sich selbst. Er war vermutlich einfach nur überfordert gewesen und hatte allein sein wollen, obwohl er hier, bei Louis, Trost hätte finden können. Der Lehrer hätte ihm mit Sicherheit zugehört und ihn nicht verurteilt.
Harry konnte mit Louis reden, und das wusste er.
Eigentlich.
Es dauerte nicht lange, und da fanden die Lippen der beiden Männer beinahe von selbst zueinander.
Der Kuss war zuerst unschuldig, beinahe so, als würden sie sich zum ersten Mal küssen - dann allerdings wurde er stürmischer, und Harry schaffte es gerade noch, sich keuchend von Louis zu lösen, um ihn ungeduldig ins Schlafzimmer zu dirigieren.
Beinahe gleichzeitig ließen sie sich in das breite Bett fallen und fuhren gierig über den Oberkörper des jeweils anderen. Louis spürte, dass Harry's Körper auf seine Berührungen reagierte, und er brauchte ebenfalls nicht lange um zu realisieren, dass es ihm selbst nicht anders ging.
Er seufzte und biss sich auf die Unterlippe, während er sich Harry entgegen drückte, der sich mittlerweile über ihn gebeugt hatte und ihn sanft gegen die Matratze presste.
Eine Minute später hatten sie sich ihrer Kleidung entledigt, und keiner von beiden dachte mehr darüber nach, dass die letzten Stunden eigentlich für beide eine Qual gewesen waren.
Was zählte, war, dass sie zusammen waren. Hier und jetzt.
Und dass sie einander spüren wollten, mehr als jemals zuvor.
Als Harry in Louis eindrang, spürte er, wie sich ein tiefes Seufzen aus seinem Brustkorb rang. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, dem Menschen, den er so sehr liebte, so nah zu sein.
Louis wimmerte, war sich im ersten Moment nicht sicher, ob sich Harry's schnelle Bewegung gut anfühlte oder schmerzte; eine Sekunde später allerdings entspannte sich der Körper des Lehrers, als Harry seine Bewegungen etwas verlangsamte.
Er wollte ihm nicht wehtun; er wollte, dass er sich gut fühlte, dass er sich wohl fühlte - dass er sich fallen lassen konnte.
Und so küsste er den Hals des Lehrers und schloss eine Hand um dessen Erektion, woraufhin Louis den Rücken durchdrückte und laut aufseufzte.
Noch nie hatte es sich für ihn so gut angefühlt, mit jemandem zu schlafen.
Irgendwie war er immer gehemmt gewesen, doch mit Harry hatte sich alles von Anfang an anders angefühlt. Viel ... vertrauter.
Die Männer gaben sich Mühe, nicht allzu laut zu sein - sie wollten schließlich auf gar keinen Fall die Mädchen wecken.
Sie hatten noch keine Lust, das Gespräch mit ihnen zu führen - und um ehrlich zu sein, waren sie sich beide einig, dass das noch etwas Zeit hatte.
Harry allerdings seufzte und spürte, dass er seinem Höhepunkt näher kam - und auch Louis hatte plötzlich dieses Gefühl.
Seufzend drückten sie sich aneinander und nahmen den Körpergeruch des jeweils anderen wahr. Mit einem Mal schien alles eine ganz andere Intensität zu haben.
Louis war der erste, der seinen Höhepunkt erreichte und sich zwischen Harry's Finger ergoss.
Das laute Seufzen des Lehrers gab nun auch dem Anwalt den Rest; mit einem tiefen Stöhnen kostete auch er seinen Höhepunkt aus und ließ sich schließlich erschöpft und schwer atmend neben Louis nieder.
Sie blieben einige Minuten lang schweigend nebeneinander liegen und schmiegten sich aneinander, während sie dem Herzschlag des jeweils anderen lauschten und ihre Atmung sich langsam wieder beruhigte, bis sie schließlich Arm in Arm einschliefen.
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Animus
FanficLouis und Harry haben Eins gemeinsam. Sie haben beide jeder eine fünfjährige Tochter. Der Eine lebt mit seiner Frau das Leben in einer angesehen Gesellschaftsschicht, der andere kämpft sich als Lehrer und alleinerziehender Vater durch die Mittelschi...