Das Abendessen im Hause Styles lief nach Harrys „Ich liebe dich" harmonisch ab. Jane konnte wieder lächeln und schien ihren Zorn auf ihren Ehemann vergessen zu haben.
Und Victoria bekam das Strahlen einfach nicht aus dem Gesicht. Hoffentlich hielt sie dicht, hoffte Harry. Ansonsten wäre der nächste Streit nämlich vorprogrammiert.Während Harry die Geschirrspülmaschine einräumte, kreisten seine Gedanken zu Louis.
Dieser Kuss- er wusste wirklich nicht wie das passieren konnte. Der Anwalt schloss seine Augen und ließ seinen Zeigefinger über seine Unterlippe fahren. Er konnte das Prickeln noch immer auf seinen Lippen spüren und ein wohliger Schauer breitete sich über seinem Körper aus, als er an die Lippen des Lehrers dachte.
So intensiv hatte er vermutlich noch nie einen Kuss wahrgenommen. Er konnte sich zumindest nicht daran erinnern.
Aber wie bitte kam es dazu und vor allem - warum konnte er nicht aufhören?
Frustriert stöhnte er auf. Die Unterbrechung war mehr als peinlich und dann auch noch sein Wutanfall am Telefon. Er wollte sich gar nicht ausmalen was Louis jetzt wohl von ihm dachte.„Kommst du, Liebling?".
Erschrocken zuckte der Anwalt zusammen und drehte sich zu seiner Frau, die lächelnd im Türrahmen der Küche stand. „Victoria liegt bereits im Bett und möchte dir noch Gute Nacht sagen".
Harry nickte und ging hinauf in das Zimmer seiner Tochter, schloss die Tür hinter sich und setzte sich zu seiner Prinzessin auf das Bett.
Das Nachtlicht war bereits an und das Hörspiel lief.
„Daddy?", hauchte Vic leise und schob ihren Kopf unter der Bettdecke hervor. Lächelnd beugte sich der Anwalt zu seiner Tochter, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und sah sie voller Liebe an. „Ja meine Kleine?".
„Das heute war toll".
Vic flüsterte. Ihr war sehr wohl bewusst das ihre Mama das nicht erfahren durfte. Die Kleine liebte ihre Mama, aber sie war so viel strenger als ihr Vater.
Harry nickte lächelnd und streichelte seiner Tochter über den Kopf.
„Wann kann ich wieder mit Amy spielen?".
Harry schluckte.
Er wusste ehrlich gesagt nicht, wie er Louis jetzt unter die Augen treten sollte. Vielleicht sollte er sich zu Erst entschuldigen, für das peinliche Telefonat, seinen Wutanfall und...vielleicht auch für den Kuss. Wobei - sollte er sich wirklich für den Kuss entschuldigen? Louis hatte nicht den Anschein gemacht, als wenn er diesen unangenehm fand.
„Wir werden schauen", flüsterte er deshalb und küsste noch einmal die Stirn seiner Tochter, ehe er leise aus dem Kinderzimmer verschwand.Am liebsten würde er gleich heute noch zu dem Lehrer und alles erklären. Erklären das er eigentlich nicht so aus der Haut fährt und das er verwirrt war wegen des Kusses und deshalb irgendwie eine Sicherung in seinem Kopf durchgebrannt ist.
Aber wenn er jetzt noch das Haus verlassen würde, würde seine Frau durchdrehen.
Deshalb gesellte er sich zu seiner Frau in das Wohnzimmer, die in einen Film vertieft war und ihren Mann erst mitbekam, als dieser sich neben sie setzte und sie in seine Arme zog.
Lächelnd schmiegte sich Jane in die Arme ihres Mannes und sah wieder zum Fernseher.
Das schlechte Gewissen keimte wieder auf und Harry musste sich zusammen reißen seiner Frau nicht alles zu erzählen. Während sie hier in seinen Armen lag, war er gedanklich schon wieder bei dem Lehrer und das machte es nicht gerade besser.
Plötzlich richtete Jane sich auf, sah ihren Mann liebevoll an und nahm seine Hand.
„Ich möchte nicht mit dir Streiten, Liebling".
Harry nickte. Auch er mochte das nicht.
„So ein Verhalten von heute möchte ich von dir nicht noch einmal erleben".
Der Anwalt schluckte seinen bissigen Kommentar herunter. Sie hatte mit ihm doch auch nicht gerade liebevoll gesprochen. Zudem hatte Harry mit seiner Aussage am Telefon wirklich Recht. Doch das behielt er lieber für sich.
„Es wird nicht wieder vorkommen", versicherte er versöhnlich und schloss seine Frau in seine Arme. Zufrieden glitt Jane auf den Schoß ihres Mannes und küsste ihn liebevoll auf die Lippen.
Solche Momente waren verdammt selten. Früher hatten sie viel gekuschelt. Jeden Abend hatten sie Arm in Arm auf dem kleinen Sofa in ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung gelegen und dem nervigen Fernsehprogramm gelauscht.
Doch Zweisamkeit war hier schon lange kein Thema mehr. Die Umarmungen und lieben Gesten wurden immer weniger und Harry fragte sich warum. Warum war seine einst so liebevolle Frau zu so einer Snoblady mutiert?„Ich liebe dich, Darling", hauchte die Frau des Anwalt und sah ihrem Mann in die Augen. Lächelnd erwiderte er den Blick. „Ich liebe dich auch", hauchte er, ehe seine Frau ihn in einen sanften Kuss verwickelte.
Das Ehepaar ging schon bald hinauf in das Schlafzimmer. So nahe wie in dieser Nacht waren sie sich schon Monate nicht mehr.
Und auch wenn Harry den Sex mit seiner Frau immer genossen hatte, so war es diesmal seltsam. Irgendwie fühlte es sich nicht richtig an. Er war nicht komplett dabei, seine Gedanken schweiften immer wieder ab und unweigerlich schlich sich immer und immer wieder das Bild von Louis in seinen Kopf.
Doch seine Frau schien davon nichts zu merken. Liebevoll kuschelte sie sich an ihren Mann, streichelte ihm über die verschwitzte Brust und schloss ihre Augen.
Das schlechte Gewissen in Harry konnte allerdings nicht schlimmer sein.
Er hatte nicht nur jemand anders geküsst - einen Mann zu allem Überfluss noch, nein. Er hatte sogar an den alleinerziehenden Vater gedacht, während er mit seiner Frau geschlafen hatte.
Irgendwas lief hier verdammt schief.****
Am nächsten Morgen verschwand Jane wie immer perfekt gestylt zum Yoga, während Harry seiner Tochter mal wieder zum Kindergarten brachte.
Heute war ihm sehr unwohl dabei, sicherlich würde er auf Louis treffen und das gefiel ihm heute irgendwie gar nicht.
Und tatsächlich, als sie aus dem Auto stiegen sah er den Lehrer sofort.
Gemeinsam mit seiner Tochter stiegt auch er gerade aus dem Wagen und als sich ihre Blicke kreuzten wurde Harry nervös.
„Guten Morgen", kam es leise von Louis der den Anwalt genau betrachtete. Harry hatte einen blauen Anzug an und Louis musste zu seiner Schande gestehen, dass er darin wirklich gut aussah. Zu gut und leider auch viel zu sehr sein Geschmack.
Harry nickte nur und während die Mädchen sich in die Arme fielen und schon zum Kindergarten vorgingen, liefen Louis und Harry langsam und schweigend hinterher.„Ich will mich entschuldigen", durchbrach Harry die Stille und sah unsicher zu Louis, der stehen geblieben war. „Das gestern - normalerweise fahre ich nicht so aus meiner Haut. Ich hätte meine Frau nicht so am Telefon anschreien sollen, erst Recht nicht in Anwesenheit der Mädchen".
Louis nickte und schaute zu den Mädchen, die bereits vor dem Kindergarten angekommen waren. „Aber-", begann Harry erneut und fuhr sich durch seine Locken. „Ich war so aufgebracht. Sie war so voller Zorn und ich - ich war so durcheinander. Ich meine...ich habe einen Mann geküsst und...verdammt ich habe einen Mann geküsst", nuschelte Harry und mied den Blick des Lehrers.
Die Worte verletzten Louis, doch er sagte nichts. Wenn Harry es so abstoßend fand einen Mann zu küssen, warum hatte er es dann so genossen? Immerhin ging der Kuss von ihm aus und Louis hatte das Gefühl, als wenn der Anwalt es wirklich genossen hatte.
Als Harry den Blick von Louis sah, rutschte ihm das Herz in die Hose. Verdammt, er war aber auch wirklich unsensibel.
„So war das nicht gemeint", versicherte er schnell und sah den Lehrer dann in die Augen. Diese wirklich anziehenden Augen.
„Ich...ich meine damit das ich noch nie einen Mann geküsst habe und eigentlich auch nie daran gedacht habe. Aber - es hat mir gefallen und das hat mich so durcheinander gebracht".
Zaghaft lächelte Louis und klopfte dem Anwalt auf die Schulter.
„Belassen wir es einfach dabei".
Erleichtert nickte Harry und ging neben dem Lehrer zum Kindergarten.
Louis machte sich nichts vor. Harry war verheiratet und vermutlich würde Louis eh niemals eine Chance bekommen. Er sollte einfach nicht zu viel in diesen - wirklich unglaublichen - Kuss hineininterpretieren und es einfach so belassen. So als wenn es niemals passiert wäre.
Es war vermutlich das Beste für alle Beteiligten.Die Beiden Väter verabschiedeten ihre Töchter und traten dann gemeinsam den Weg zum Wagen an. Bevor sie einstiegen, hielten sie jedoch inne.
„Vic darf gerne jederzeit wieder zum Spielen kommen", sagte Louis sicherheitshalber und ließ seinen Blick noch einmal über den Anwalt gleiten.
Er war wirklich genau sein Schema.
Zu Schade auch das die Umstände nicht passten.
Louis wäre vermutlich endlich wieder bereit jemanden in sein und Amys Leben zu lassen. Doch das würde nicht Harry sein.
Der Anwalt hingegen scannte ebenfalls den Braunhaarigen und musste sich eingestehen, dass dieser in der Jeans und dem einfachen Hemd wirklich attraktiv wirkte. Ob er das auch jemals bei einem anderen Mann gedacht hatte? Vermutlich, er konnte sich nur nicht daran erinnern.
„Gerne. Vic spielt so gerne mit Amy".
Louis nickte und öffnete seine Autotür.
„Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Tag".
Harry nickte und öffnete ebenfalls seine Autotür. „Ihnen auch, auf wiedersehen Louis".
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Animus
FanficLouis und Harry haben Eins gemeinsam. Sie haben beide jeder eine fünfjährige Tochter. Der Eine lebt mit seiner Frau das Leben in einer angesehen Gesellschaftsschicht, der andere kämpft sich als Lehrer und alleinerziehender Vater durch die Mittelschi...