Während die beiden jungen Männer sich auf den Weg zum Eiffelturm machten, konnte Harry sich ein paar Franzosenwitze natürlich nicht verkneifen - sehr zum Leidwesen von Louis, der nur augenrollend neben dem Anwalt herging. Aber er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen; zu schön war das kleine Grinsen, das sich dabei jedes Mal auf Louis' Gesicht stahl, auch wenn er schwor, diese Scherze absolut nicht lustig zu finden.
Als die beiden Männer die meilenlange Schlange vor dem Eiffelturm erblickten, verdrehte Harry entnervt die Augen. „Verdammt", fluchte er, „Es wird doch ewig dauern, da hoch zu kommen."
Louis zuckte beide Schultern und schien ganz unbeeindruckt von den vielen Menschen, die sich vor dem Eiffelturm tummelten. „Naja", gab er ruhig zurück, „Nicht unbedingt. Komm mit, wir stellen uns einfach weiter vorne an."
Harry sah den Lehrer fassungslos an. „Als ob das funktionieren wird!", rief der Anwalt ungläubig aus und schüttelte den Kopf, als Louis nur. Ach seinem Handgelen' griff und ihn hinter sich her zog.
Und so schlängelte Louis sich unauffällig an anderen Touristen vorbei, die seit mindestens drei Stunden anstanden, um auf den Eiffelturm zu kommen. Frech wie er war, stellte er such ganz einfach zu einer Gruppe Jugendlicher, die ohnehin zu vertieft in ihre Selfies war, um die beiden Drängler zu bemerken.
„Du bist unmöglich", flüsterte Harry, als sie sicher an ihren Plätzen standen.
„Du kannst gern gehen und dich ganz hinten anstellen", gab Louis schulterzuckend zurück und grinste. „Ich warte dann oben auf dich."
Harry streckte dem Lehrer die Zunge heraus und beschloss, ihm diesen Kommentar spätestens bei der nächsten Gelegenheit mit mindestens fünf Franzosenwitzen heimzuzahlen.
Irgendetwas hatte sich seit der gestrigen Nacht zwischen ihnen verändert. Da war etwas anders zwischen ihnen - etwas an ihrer Bindung war tiefer geworden, vertrauensvoller; irgendwie inniger.
Dass Harry Louis hatte in sich spüren wollen, obwohl er doch bis vor wenigen Wochen noch keinen einzigen Gedanken daran verschwendet hatte, etwas mit einem Mann anzufangen, war ein unwahrscheinlich großer Vertrauensbeweis gewesen.
Es stand wie ein unausgesprochenes Geheimnis zwischen ihnen, von dem aber beide wussten. Ein Geheimnis, das beide spürten und deshalb auch gar nicht bedrückend war.Dank Louis' kleiner Schummelei waren die Lehrer innerhalb der nächsten halben Stunde ganz oben auf dem Eiffelturm; Harry schluckte, da ihm diese Höhe ganz und gar nicht geheuer war. Dann allerdings richtete er seinen Blick auf die Lichter der Stadt, die unter ihren Füßen glitzerten und sich in scheinbar unendliche Weiten erstreckten.
Der Nachthimmel ließ das Leuchten noch eindrucksvoller Erscheinen - beiden Männern lief ein wohliger Schauer über den Rücken, als sie sich aneinander schmiegten und gegen das Geländer lehnten.
„Ich bin so froh, dass wir hier sind", flüsterte Harry dicht an Louis' Ohr und jagte dem Lehrer damit einen Schauer über den Rücken. „Für mich ist egal, wo wir sind - ich möchte ganz einfach immer bei dir sein..."
Louis spürte, wie ihm fast das Herz überlief - noch vor wenigen Wochen hätte er nie erwartet, solch liebevolle Worte aus Harry's Mund zu hören, und jetzt, ganz dicht an seinem Ohr, wurden sie eins mit dem Wind, der die Stadt umwehte.
„Ich liebe dich", flüsterte Harry und schloss seine Arme noch enger um Louis.
Louis hatte zuerst das Gefühl, sich verhört zu haben, doch als er seinen Kopf drehte und in Harry's Gesicht blickte, waren die Augen des Anwalts so weich, und so voller Glückseligkeit, dass er sich kaum vorstellen konnte, sich getäuscht zu haben.
Und so kam die Antwort beinahe wie von selbst über seine Lippen: „Ich liebe dich auch."
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Animus
FanfictionLouis und Harry haben Eins gemeinsam. Sie haben beide jeder eine fünfjährige Tochter. Der Eine lebt mit seiner Frau das Leben in einer angesehen Gesellschaftsschicht, der andere kämpft sich als Lehrer und alleinerziehender Vater durch die Mittelschi...