_Schaa_ alles alles liebe zu deinem Geburtstag;) und ähm... naja du weißt schon... ich erwarte eine Sprachnachricht von Dir ^^
Harry hatte es lange genug vor sich hergeschoben.
Mittlerweile waren es fünf entgangene Anrufe von Jane, die sich in den letzten beiden Tagen auf seiner Mailbox angesammelt hatten.
Er konnte es nicht länger hinauszögern - immerhin war er derjenige gewesen, der sich von ihr getrennt hatte, und es gab noch einiges zu klären. Nicht nur zwischen ihnen, sondern auch, was Victoria und ihre Zukunft anging.
Harry seufzte tief auf und wählte Jane's Nummer.
Die junge Frau war innerhalb weniger Sekunden am Telefon. „Harry", stöhnte sie erschöpft ins Telefon, „Ich habe dich bereits tausend Mal angerufen..."
„Fünf Mal", korrigierte Harry sie, ehe er sich selbst daran hindern konnte, und hätte sich dafür am liebsten selbst auf den Mund geschlagen.
Als er hörte, wie sie nach Luft schnappte, um zum nächsten Anschiss anzusetzen, fiel er ihr hastig ins Wort: „Ist doch eigentlich auch egal. Was wolltest du?"
Er konnte förmlich sehen, wie Jane am anderen Ende der Leitung die Augen verdrehte. „Wir müssen reden. Wie hast du dir das denn vorgestellt? Dachtest du, du könntest die Kinder und mich einfach verlassen, ohne dich je wieder zu melden, um die notwendigen Dinge zu klären?"
Nun war Harry derjenige, der die Augen verdrehte. Jane war so dramatisch.
Andererseits konnte er sie verstehen. Immerhin stand sie praktisch vor dem Nichts, und es war seine Schuld.
„Es tut mir leid", sagte er also, um die Wogen etwas zu glätten. „Ich hätte dich zurückrufen sollen. Wollen wir uns bei dir treffen?"
Bei dir.
Wie befremdlich dieser Ausdruck doch vor dem Hintergrund klang, dass sie beide dort bis vor wenigen Tagen zusammengelebt hatten.
„Nein", antwortete Jane, „Ich möchte zu dir kommen. Ich möchte sehen, wo du Victoria hinbringst und wie es ihr geht."
Seufzend warf Harry einen Blick aus dem Fenster. Es regnete.
Er konnte ihr wohl schlecht verwehren, ihr Kind und dessen momentanes Umfeld zu sehen - allerdings wusste er ebenfalls ganz genau, dass Louis ganz und gar nicht begeistert von dieser Idee sein würde.
Aber er konnte es weder Jane noch Victoria antun, einander nicht sehen zu dürfen. Jane war noch immer die Mutter seiner Tochter.
„Okay", antwortete er also, während er sich fast sicher war, dass Louis ihm den Kopf abreißen würde, wenn er Jane in dessen Wohnung bitten würde. „Wann passt es dir denn?"
Jane schien einen Moment lang zu überlegen, ehe sie zu einer Antwort ansetzte: „Ich habe in einer Stunde noch einen Kontrolltermin bei meinem Arzt. Vielleicht kann er mir heute das Geschlecht des Babys verraten - möchtest du mitkommen? Es ist immerhin auch dein Baby..."
Harry spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Auch das würde Louis nicht gefallen.
Aber konnte er eine schwangere Frau tatsächlich einfach so im Stich lassen und ihr quasi die Tür vor der Nase zuschlagen?
Und was das anging, hatte sie ausnahmsweise einmal recht - es ging schließlich auch um sein Kind.
„Na schön", antwortete er schließlich und ließ sich von Jane die Adresse ihres Arztes geben.
Sie verabschiedeten sich und verabredeten sich vor der Praxis des Arztes, ehe Harry das Gespräch beendete und sich seufzend auf seinen Stuhl fallen ließ. „Das kann doch nur böse enden", murmelte er zu sich selbst, während er Louis' Nummer wählte.
Er hatte keine Zeit für große Erklärungen, immerhin war er bereits in einer Stunde mit Jane verabredet. Der Verkehr in London um die Mittagszeit war eine verdammte Katastrophe, weshalb er bereits sein Zeug zusammenpackte, während er darauf wartete, dass Louis den Hörer abhob.
„Harry?", fragte dieser schließlich, „Was ist denn los?"
„Ich muss kurz mit dir sprechen", erklärte der Anwalt hastig, „Hast du eben ein paar Minuten?"
„Selbstverständlich", gab Louis neugierig zurück, und Harry hörte, wie die Hintergrundgeräusche am anderen Ende der Leitung etwas stiller wurden. Er musste den Raum gewechselt haben. „Worum geht's denn?"
Harry seufzte. „Jane hat mich eben angerufen", antwortete er schließlich wahrheitsgemäß und versuchte nach Kräften, das Unwohlsein in seiner Stimme zu unterdrücken.
Louis stieß ein entnervtes Stöhnen aus. „Was will sie?"
Harry schloss für einen Moment die Augen. „Nun ja", zögerte er, „Sie möchte mit mir sprechen, immerhin gibt es noch einiges zu klären."
„Hm", machte Louis, „Und wann möchte sie das tun?"
„Jetzt gleich", gab Harry zu, während sich Unbehagen in seiner Magengegend ausbreitete. „Sie möchte, dass ich sie zu einem Arzttermin begleite."
„Wie möchte WAS?"
„Ich soll sie zu einem Arzttermin begleiten", wiederholte Harry, „Und ich habe zugestimmt. Immerhin geht es auch um mein Kind..."
Harry hörte, wie der Lehrer am anderen Ende resigniert aufseufzte. „Ich weiß. Aber der Gedanke, dass ihr beide wie zwei fröhliche Eltern zum Arzt spaziert, gefällt mir gar nicht."
„Mir doch auch nicht", gab Harry schließlich zu und spürte, dass er ein wenig Mitleid mit Louis hatte. „Aber der Abend gehört ganz dir."
Louis grinste. „Tatsächlich?"
„Versprochen."
„Möchtest du etwas bestimmtes essen?", wollte der Lehrer wissen, und Harry schüttelte den Kopf, obwohl er ganz genau wusste, dass Louis ihn durch die Telefonleitung nicht sehen konnte.
„Nein", antwortete er also, „Aber da wäre noch etwas..."
Die Unsicherheit in Louis' Stimme ließ sich kaum verbergen. „Was?"
„Jane will...", Harry stockte. Es gab keinen angenehmen Weg, Louis sein Gespräch mit Jane zu erklären. „Jane will deine Wohnung sehen."
„Auf gar keinen Fall", gab Louis ohne Zögern zurück und Harry sah ihn förmlich vor sich, wie er heftig den Kopf schüttelte. „Das kommt überhaupt nicht infrage."
„Louis", versuchte Harry, ihn etwas zu beruhigen. „Wir können ihr nicht verwehren, das vorerst neue Umfeld ihres Kindes zu sehen, und sie weiß das. Sie war jahrelang mit einem Anwalt verheiratet - sie weiß, wie sie ihre Rechte durchsetzen kann..."
„Komm mir nicht damit", schnitt Louis ihm barsch das Wort ab. „Ich möchte diese Frau nicht in meiner Wohnung haben."
„Sie will doch nicht deine beste Freundin werden. Sie will lediglich sehen, wo Victoria vorerst gelandet ist."
„Harry", versuchte Louis es noch einmal auf die ruhige Art. „Diese Frau wird einen Schock bekommen. In meiner Wohnung gibt es weder schicke Marmorfließen, noch eine Sauna oder einen Whirlpool. Ich habe auch keine große, offene Küche mit Kochinsel oder eine große Terrasse mit Blick auf einen schön angelegten Garten. Ich habe keine Designermöbel und ganz sicher kein riesiges Haus, in dem locker fünf Familien Platz fänden."
Harry stöhnte entnervt auf. „Das verlangt doch auch keiner", erklärte er, „Aber du kannst ihr nicht verbieten, ihr Kind zu sehen."
„Nein", stimmte Louis ihm zu, „Da hast du Recht. Aber ich kann ihr verbieten, meine Wohnung zu betreten."
„Streng genommen..."
„Halt die Klappe", fauchte Louis ins Telefon, „Ich kann deine juristischen Vorträge nicht mehr hören. Spar dir die für's Gericht, und lass mich damit in Frieden. Diese Frau wird meine Wohnung nicht betreten, und damit hat sich das Thema für mich erledigt."
„Aber-"
„Nichts aber", zischte der Lehrer, „Ich habe jetzt noch zwei Stunden Französisch, und danach komme ich nach Hause. Ich hoffe für dich, dass du bis dahin nicht wieder zu Hause bist."
Mit diesen Worten beendete Louis das Gespräch, und Harry hielt das Telefon fassungslos in seiner Hand.
Er hatte bereits Louis' Nummer eingetippt, entschied sich aber, ihn nicht noch einmal zurückzurufen. Das war vermutlich keine so gute Idee - er sollte sich erst einmal beruhigen. In diesem aufgebrachten Zustand konnte er ohnehin nicht vernünftig mit ihm sprechen.
DU LIEST GERADE
Animus
FanfictionLouis und Harry haben Eins gemeinsam. Sie haben beide jeder eine fünfjährige Tochter. Der Eine lebt mit seiner Frau das Leben in einer angesehen Gesellschaftsschicht, der andere kämpft sich als Lehrer und alleinerziehender Vater durch die Mittelschi...