Da Niall und Liam eine Flasche Wein mitgebracht hatten, fanden Sie Harry's Aufzug als Prinzessin bereits nach kürzester Zeit noch witziger als ohnehin schon.
Harry hätte aus der Haut fahren können - Jane hatte natürlich immer Abschminktücher im Badezimmer gehabt, was bei Louis wohl kaum der Fall sein würde. Und genau da lag das Problem - wie sollte er das klebrige Zeug nun bitte vollständig aus seinem Gesicht bekommen? Es war ja nicht so, als würde sich das mit Wasser sonderlich gut machen lassen. Und Nagellackentferner hatte der Lehrer wohl auch nicht zur Hand.
Louis zog entschuldigend beide Schultern nach oben und seufzte. „Es tut mir wirklich leid, Prinzessin."
Ein Kichern konnte er sich aber selbstverständlich auch jetzt nicht verkneifen.
Harry, der kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, verdrehte bloß die Augen und hoffte, dass das Leitungswasser aus dem Badezimmer seinen Job genauso gut machen würde - immerhin konnte er in diesem Aufzug keinen Mandanten vor Gericht vertreten und dabei noch erwarten, ernst genommen zu werden.Während Niall und Louis sich um das Aufräumen der Küche kümmerten, schickten Harry und Liam die Mädchen in ihr Kinderzimmer und kümmerten sich darum, Harry's Gesicht und seine Nägel sauber zu bekommen - gar nicht so einfach. Vor allem nicht bei der Menge an glitzerndem Zeug, mit dem die Mädchen ihn „hübsch" gemacht hatten.
„So, Prinzessin", kicherte Liam und drückte den Anwalt auf den Badewannenrand nieder, damit er sich in Ruhe das volle Ausmaß der Katastrophe ansehen konnte, ehe er einen Waschlappen nass machte. „Du musst jetzt stillhalten."
„Um Gottes Willen", machte Harry und verdrehte erneut die Augen. „Das bekomme ich doch nie wieder ab."
„Nun lass mich mal machen", versuchte Liam, seinen Freund zu beruhigen und begann, mit dem Waschlappen über dessen Gesicht zu fahren.
Der einzige Erfolg, den er dabei erzielte, bestand allerdings darin, das Ganze noch mehr zu verschmieren. Liam ließ sich allerdings nichts anmerken, wusch den Waschlappen aus und startete einen neuen Versuch.Unterdessen standen Niall und Louis in der Küche und räumten die Spülmaschine ein und sorgten dafür, dass auch der Esstisch wieder einigermaßen ordentlich aussah.
Abgesehen natürlich von dem ganzen Glitzer, den Harry während des Essens verloren hatte.
„Die Mädchen haben den Armen ganz schön fertiggemacht", stellte Niall fest und kicherte. „Aber vielleicht war das auch einfach nur das Karma für seine Aktion neulich."
„Shh", zischte Louis und legte einen Finger auf die Lippen. Er hatte keine Lust, später mit Harry noch einmal darüber zu diskutieren.
Er zog seinen besten Freund in die Küche und öffnete ein Fenster, um den Geruch nach Essen los zu werden. Schließlich allerdings musste er doch lachen und zuckte beide Schultern. „Da könntest du schon Recht haben."
„Glaubt er dir denn mittlerweile?", wollte Niall nun etwas leiser von seinem besten Freund wissen und sah ihn interessiert an, wohlwissend dass Louis in wenigen Momenten auf den Balkon gehen und sich eine Zigarette anstecken würde. Er kannte Louis, er kannte ihn besser als irgendwer sonst - und er wusste, dass er ohne eine Zigarette nicht über dieses Thema sprechen konnte, geschweige denn wollte.
Louis seufzte laut auf. „Ich weiß es nicht", gab er schließlich wahrheitsgemäß zur Antwort, griff nach seinem halb leeren Weinglas und seiner Zigarettenschachtel. Innerlich klopfte Niall sich für seine hellseherischen Fähigkeiten auf die Schulter und folgte Louis auf den Balkon.
„Ich kann es dir wirklich nicht sagen", wiederholte dieser, sobald Niall die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Ich habe ehrlich gesagt große Angst davor, ihn darauf anzusprechen."
„Also habt ihr noch nicht darüber gesprochen?", wollte Niall ungläubig wissen und sah Louis skeptisch an, während dieser sich eine Zigarette anzündete.
„Ehrlich gesagt...", stammelte der Lehrer und seufzte. „Ehrlich gesagt glaube ich, wir waren beide froh, dass der andere das Thema Jane nicht angesprochen hat."
Niall schien einen Moment lang nachzudenken und schüttelte dann seinen Kopf. „Das geht nicht, Louis."
„Wie meinst du das?"
„Ihr könnt das Thema doch nicht totschweigen."
Louis wich dem Blick seines Freundes aus und sah nach unten auf die Parkanlage, die sich in der Mitte des Wohnblocks befand. Mittlerweile war es dunkel geworden, und er sah lediglich ein Paar mit einem Hund an der Leine einen der Wege entlang schlendern.
„Er wird an die Decke gehen, wenn ich noch einmal versuche, ihn davon zu überzeugen, dass du Recht hast."
„Und was ist dann sein Plan?", wollte Niall schnaubend wissen, „Das Thema unter den Tisch kehren, bis das Kind irgendwann 18 ist und keine braunen Locken, sondern hellblonde, glatte Haare und Sommersprossen hat?"
„Das sagt gar nichts aus", widersprach Louis und verdrehte seine Augen. „Ich sehe auch nicht aus, wie mein Vater."
Niall atmete lautstark aus. „Du weißt, was ich meine", sagte er und sah Louis aufrichtig an. „Wenn er dir rein aus Vernunft nicht glauben kann oder will, dann braucht er eben Beweise."
„Ja, genau", schnaubte Louis ironisch auf und tippte sich an die Stirn. „Und wo willst du die bitte herbekommen?"
„Er ist doch Anwalt", warf Niall ein, „Müsste er da nicht selbst gut genug wissen, wie man sowas macht?"
„Er wird niemals selbst Beweise dafür suchen, dass Jane ihn anlügt", erklärte Louis und schüttelte hoffnungslos den Kopf. „Dann müsste er sich doch eingestehen, dass du vielleicht doch Recht haben könntest und sie ihn belogen hat."
Niall zuckte beide Schultern und fing an, schelmisch zu grinsen. „Dann müssen wir das eben übernehmen."
Louis sah seinen besten Freund misstrauisch an. „Was meinst du damit?"
Niall stieß Louis sanft seinen Ellenbogen in die Rippen und grinste noch breiter. „Wir werden ihm die Beweise liefern."
Louis zog energisch an seiner Zigarette und dachte einen Moment lang über das nach, was Niall eben gesagt hatte. „Du meinst, ich soll Jane hinter seinem Rücken hinterher spionieren?"
Niall schüttelte seinen Kopf. „Natürlich nicht", gab er übertrieben betont zurück. „Wir werden Jane hinter seinem Rücken hinterher spionieren."
Louis verdrehte die Augen, als Niall das Wort ‚wir' besonders in die Länge zog. „Das ändert nichts daran, dass es irgendwie ziemlich hinterhältig ist."
„Na und?", gab Niall zu bedenken, „Kämpft Blutsauger-Jane etwa mit fairen Mitteln?"
„Harry ist kein Pokal, um den wir hier spielen", warf Louis ein und sah seinen besten Freund mahnend an.
Niall nickte zustimmend. „Da hast du Recht. Aber du musst schon zugeben, er ist ein ziemlich gutaussehender Pokal."
Ein weiteres Mal rollte Louis mit den Augen. „Ich habe das Gefühl, dieses Gespräch artet langsam in Unsinn aus."
Niall räusperte sich und klopfte sich ernst auf die Brust. „Aber im Ernst, Louis, du willst das doch nicht einfach so weiterlaufen lassen, wie es das im Moment tut - oder?"
Louis seufzte. „Natürlich nicht. Aber ich weiß auch nicht, was ich sonst tun soll."
Einen Moment lang schien sein bester Freund nachzudenken. „Die Situation ist ja auch wirklich ziemlich verzwickt."
„Ja", stimmte Louis zu, „Und das allerschlimmste ist, dass die Thematik eine tickende Zeitbombe ist. Irgendwann fliegt sie uns um die Ohren. Man kann sie nicht auf Dauer meiden, auch wenn Harry es noch so gern tun würde."
„Fairerweise muss ich zugeben, dass ich ihn ein Stück weit verstehen kann", antwortete Niall und beobachtete skeptisch, wie Louis sich eine zweite Zigarette anzündete. Louis tat so, als würde er das nicht bemerken und Niall überlegte sich, ihm zu Weihnachten einen Gutschein für eine Rauchentwöhnung beim Hypnotiseur zu schenken.
„Ich auch", sagte Louis und pustete den Rauch nervös aus. „Ich möchte mir nicht vorstellen, wie er sich fühlen muss; aber trotz allem kann sein Verhalten nicht die Lösung aller Probleme sein."
„Ist es auch nicht", pflichtete Niall seinem besten Freund bei und sah ihn erneut auffordernd an. „Und deshalb müssen wir die Sache selbst in die Hand nehmen."
„Ich weiß absolut nicht, wie wir das machen sollen", gestand Louis, „ganz abgesehen davon, dass ich schon jetzt mein schlechtes Gewissen spüren kann."
„Das wird nachlassen, sobald du Harry von der Wahrheit überzeugt hat", versicherte ihm Niall, „Immerhin tust du Harry ja bloß einen Gefallen; du willst ihm ja nichts böses."
„Natürlich nicht", stellte Louis klar, „Aber ich weiß auch, dass ich ziemlich enttäuscht wäre, würde jemand hinter meinem Rücken irgendwelche Dinge anstellen, von denen ich nichts weiß."
Niall zuckte beide Schultern. „Er wird dir noch dankbar sein."
„Das bezweifle ich."
„Pass auf", unterbrach Niall die Diskussion, die sich langsam im Kreis zu drehen drohte. „Du kommst morgen ganz einfach zu mir. Bis dahin habe ich mir einen Schlachtplan überlegt und weiß, wie wir vorgehen werden. Okay?"
Louis pustete den Rauch seiner Zigarette aus und schwieg einen Moment, um Niall's Worte sacken zu lassen. „In Ordnung", stimmte er schließlich zu und sah Niall mahnend an. „Aber du verlierst kein Wort zu Liam. Du weißt ganz genau, dass es keine fünf Minuten dauern wird, bis er Harry einweiht."
Niall sah Louis entgeistert an. „Aber wir haben doch sonst auch keine Geheimnisse voreinander..."
„Dann wirst du in diesem Punkt eben eine Ausnahme machen", schnaubte Louis und sah ihn drohend an, ehe Niall in schallendes Gelächter ausbrach.
„Das war bloß ein Witz", stellte er klar und kniff Louis in die Seite. Wie er das hasste. „Ich schweige wie ein Grab. Und jetzt lass uns wieder reingehen, meine Finger fühlen sich von der Kälte schon ganz taub an."
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Animus
FanfictionLouis und Harry haben Eins gemeinsam. Sie haben beide jeder eine fünfjährige Tochter. Der Eine lebt mit seiner Frau das Leben in einer angesehen Gesellschaftsschicht, der andere kämpft sich als Lehrer und alleinerziehender Vater durch die Mittelschi...