Diesen Wunsch kann ich Ihnen erfüllen

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Harry begleitete Jane trotz seines Streits mit Louis zum Arzt. Er konnte sie schließlich nicht einfach hängen lassen. Immerhin ging es um ihr gemeinsames Kind. Dabei konnte er die Streitigkeiten zwischen sich selbst und seiner Noch-Ehefrau nicht einfach an einem Wesen auslassen, das unschuldiger kaum hätte sein können.
Während sie sich im Wartezimmer niederließen, war Harry sehr wohl auf gesunden Abstand bedacht. Er wusste, dass Jane noch Gefühle für ihn hegte, wollte ihr allerdings keinen Anlass geben, sich weiter Hoffnungen zu machen.
Das zwischen ihnen war vorbei, und Harry wollte, dass sie das endlich begriff. Vielleicht hatte sie es auch bereits begriffen und kämpfte selbst gegen ihre Gefühle für ihn an. Das konnte er schließlich nicht wissen.
Er ließ sich also Jane gegenüber nieder und beobachtete eine hochschwangere Frau, die mit einem zweiten Kind, das gerade so laufen konnte, im Wartezimmer saß.
Das kleine Mädchen musste sich noch an den Stühlen abstützen, um sich zwei Schritte von seiner Mutter zu entfernen, nur, um dann schnurstracks wieder kehrt zu machen und sich an ihre Beine zu klammern.
Die Frau lächelte, und irgendetwas sagte Harry, dass sie wusste, dass er sie beobachtete.
Er richtete seinen Blick auf das Fenster. Die Stadt draußen war noch immer in Bewegung, während er das Gefühl hatte, dass die Zeit hier drinnen still stand, obwohl er deutlich das Ticken der Uhr an der Wand hören konnte.
Jane saß ihm mit vor der Brust verschränkten Armen gegenüber. Ihrem Bauch war bereits deutlich anzusehen, dass sie ein Kind in sich trug - sein Kind, auch wenn er es nicht wirklich darauf angelegt hatte, noch ein zweites Kind mit dieser Frau zu bekommen.
Aber so war es jetzt nun einmal.
Als Jane's Arzt ins Wartezimmer kam, erhob sich das getrennte Ehepaar wortlos und folgte ihm in dessen Untersuchungszimmer.
"Na, wen haben Sie heute mitgebracht?", wollte der Arzt grinsend wissen, "Ist das der Papa?"
Harry nickte, rang sich ein Lächeln ab und hielt dem Mann höflich seine Hand hin. "Mein Name ist Harry Styles."
"Gut, Mr Styles, dann nehmen Sie doch bitte neben Ihrer Gattin Platz", forderte der Arzt ihn freundlich auf, und Harry tat, was der Mann ihm sagte. Immerhin hatte er nicht wirklich eine andere Wahlmöglichkeit.
"Wie ist es Ihnen in den letzten Wochen ergangen?", wand er sich schließlich an Jane, die sich sichtlich unwohl fühlte.
Sie zuckte beide Schultern. "Mir ist nicht mehr so häufig übel, wie am Anfang."
"Das gibt sich häufig nach dem ersten Trimester", erklärte der Mediziner, "Aber das wissen Sie sicher noch von Ihrer ersten Schwangerschaft. Dürfte ich einen kurzen Blick auf Ihren Mutter-Kind-Pass werfen?"
Jane hatte das kleine Heftchen bereits aus ihrer Handtasche gezogen und reichte es ihrem Arzt über den Tisch hinweg.
Er nahm das Heftchen an sich, studierte es kurz und bat die beiden schließlich in das Nebenzimmer.
"Sie sind heute zur vierten Vorsorgeuntersuchung da, richtig?"
Jane nickte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Schwangere Frauen waren so seltsam.
Harry hoffte bloß, dass das Ganze schnell wieder vorbei sein würde. Er wollte dieses Gebäude so schnell wie nur irgendwie möglich wieder verlassen.
Der  Arzt begann, Jane den Blutdruck zu messen, bat sie, in einen Plastikbecher zu pinkeln, wofür sie kurz auf der Toilette verschwand, und versuchte zwanghaft, währenddessen mit Harry Smalltalk zu führen.
Harry wäre am liebsten aus dem Fenster gesprungen.
Als Jane schließlich zurückkehrte, wog er sie, tastete ihren Bauch ab - um die Lage und Größe der Gebärmutter zu ertasten, wie er Harry erklärte - und trug schließlich alle Werte in Jane's Mutter-Kind-Pass ein.
Schließlich bat er Jane, sich für den Ultraschall auf eine Liege zu legen.
Harry seufzte, folgte den beiden und warf unterdessen einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie waren seit fast einer Stunde in diesem Gefängnis.
Als dieser ausgesprochen seltsame Gynäkologe schließlich begann, eine wirklich ekelhaft aussehende, glibberige Masse auf Jane's Unterleib zu verteilen, ließ Harry sich auf einem Stuhl neben der Liege nieder und beobachtete gespannt den Bildschirm, auf dem das Ergebnis des Ultraschalls zu sehen sein würde.
Obwohl er sich wirklich sehr anstrengte, konnte er absolut nichts erkennen, während der Arzt noch immer mit dem Gerät über Jane's Bauch fuhr und ihnen erklärte, dass mit dem Baby alles in Ordnung sei.
"Haben Sie einen speziellen Wunsch bezüglich des Geschlechts?"
Während Harry seinen Kopf schüttelte, zuckte Jane beide Schultern. "Eigentlich nicht. Aber da wir bereits eine Tochter haben, wäre ich doch froh, wenn es diesmal ein Junge werden würde."
Der Arzt grinste sie breit an und zeigte auf den Bildschirm. "Diesen Wunsch kann ich Ihnen erfüllen. Sie erwarten einen Jungen."

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