Ihm war noch nie etwas so Ernst

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„Fahr mit mir nach Paris, Louis".

Der Lehrer starrte den Anwalt ungläubig und mit offenen Mund an.
Bitte was?
Louis sollte mit ihm nach Paris fliegen? Hatte Harry jetzt den Verstand verloren? War ihm entgangen, was er Louis angetan hatte?

„Bitte", hauchte Harry leise und verschränkte seine Finger mit denen des Lehrers. Ein sehnsüchtiger Blick legte sich auf das makellose Gesicht des Anwalts, doch Louis entriss seine Hand und ging einen Schritt zurück.
„Spinnst du?", wollte der Lehrer wissen und starrte Harry an, als wenn er komplett Irre war. War er vermutlich auch.
„Aus welchem Grund sollte ich denn mit dir nach Paris fliegen? Damit du mir erneut sagen kannst, dass du deine Frau gevögelt hast und du sie doch noch liebst, nachdem du mich verführt hast und auf meinen Gefühlen herumgetrampelt bist?".
Ein Seufzen kam aus Harrys Mund, als er schuldig den Blick senkte und merkte, wie sein Herz sich schmerzhaft zusammen zog.
Der Schmerz von Louis schien sich auf ihn zu übertragen und Harry merkte, wie sich die Schmerzen immer mehr in ihm ausbreiteten.
Louis hatte ja Recht, aber - er wusste auch nicht. Er wollte mit Louis nach Paris.
Er wollte alles wieder gut machen. Louis zeigen, wie viel er ihm doch bedeutete und in diesem Moment war sich Harry sicher, dass er für Louis mehr empfand, als für seine Frau.
„Ich meine das Ernst, Louis. Bitte flieg mit mir nach Paris."
Louis lachte verzweifelt auf und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Hast du mir gerade nicht zugehört? Macht es dir Spaß mein Herz so zu brechen? Darauf herumzutrampeln?".
„Ich-"
„Nein, Harry, es reicht. Du kannst nicht so mit mir umgehen, mich dann nach Paris einladen und denken, dass alles wie gewohnt weiter gehen wird."
„Aber-"
„Geh bitte".
Harry sah den Lehrer verzweifelt an. „Aber ich-".
„Bitte, Harry. Geh", unterbrach Louis den Anwalt und senkte seinen Kopf.
Wenn er jetzt noch weiter hier mit dem Lockenkopf diskutieren würde, würde er entweder in Tränen ausbrechen, oder - was noch viel schlimmer war - nachgeben und tatsächlich nach Paris fliegen, sich dieser Illusion geben, ein paar schöne Tage dort verbringen und sich dann, erneut, von Harry das Herz brechen lassen.

****

Drei Tage später sah Harry aus wie der Tod persönlich.
Er konnte einfach nicht mehr schlafen, nachdem er bei Louis abgehauen war. Seine Haare waren eine Schande und auch seine ungebügelten Hemden sprachen für sich.
Komischerweise störte sich seine Frau an dem Anblick nicht. Sie sah ihren Ehemann lediglich besorgt an, sagte aber kein Wort über seine Kleidung oder seine Haare.

„Harry, dass geht so nicht weiter", beschwerte sich Liam, der seinen besten Freund mitfühlend ansah. „Dein Job leidet darunter und ich kann nicht alle deine Mandanten auffangen. Außerdem machst du dich selbst kaputt".
Traurig zuckte der Anwalt mit den Schultern.
Ihm war das egal. Eigentlich war ihm alles egal. Sein einziger Gedanke galt Louis.
Louis, der durch die Hölle ging und Harry wollte das ändern.
Er hatte sich so viele Gedanken gemacht und als er darüber nachdachte, warum er Louis nach Paris eingeladen hatte, kam er zu dem einfachen Entschluss, dass er für den hübschen Lehrer tiefe Gefühle entwickelt hatte.
Doch wie sollte er das Louis jetzt erklären? Er würde ihm das niemals glauben und auch würde es einige Probleme mit sich bringen.
Er konnte sich nicht von jetzt auf gleich von Jane trennen. Sowas brauchte Zeit und ging nicht von heute auf morgen. Immerhin waren sie verheiratet und da gab es ja auch noch Vic, die das alles sicherlich nicht verstehen würde.
Aber Harry war sich sicher, dass er nichts sehnlicher wollte als Louis.

Ein Klopfen unterbrach Harrys Gedanken und anscheinend auch Liams Worte, die Harry aber eh nicht gehört hatte.
Niall steckte seinen Kopf durch die Tür und sah die beiden Männer lächelnd an.
„Hier seid ihr", stellte er fest und betrat das Büro, ging zu seinem Freund und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange.
Das zu sehen brachte Harrys Herz zum schmerzen. Er wollte Louis auch küssen - oh und wie er das wollte. Er wollte ihn küssen, ihn in seinen Armen halten und ihn einfach bei sich haben.
Harry war hoffnungslos verliebt und das wusste er jetzt.
Hätte er das doch nur eher bemerkt.

„Du guckst wie Louis" stellte Niall fest und betrachtete Harry nachdenklich.
„Wie geht es ihm?", wollte Liam wissen und zog Niall auf seinen Schoß.
„Beschissener als eh und je."
Harry schluckte und senkte den Blick. Er wollte Louis mit der Reise eine Freunde machen und nicht damit bezwecken, dass der Lehrer noch mehr litt.
„Ich habe euch doch von seiner Affäre erzählt".
Liam nickte und Harrys Kopf schoss in die Höhe.
„Der Typ war anscheinend neulich bei ihm und hat ihn tatsächlich nach Paris eingeladen".
Liam machte große Augen und sah Harry überrascht an, als NIalls Schnaufen wieder die Aufmerksamkeit des Braunhaarigen bekam.
„Kann man das glauben? Da taucht er einfach so auf nachdem er Louis das Herz gebrochen hat und will ihn auf eine Reise einladen? Wie bescheuert kann man denn sein? Ich meine, Louis mag diesen Mann wirklich und legt keinen Wert darauf, dass er nach der Reise erneut verletzt wird."
„Aber vielleicht will der Mann sich ja entschuldigen und ihm zeigen, dass er sich für ihn entschieden hat", verteidigte Harry sich und bemerkte wieder Liams Blick auf sich. „Vielleicht ist ihm klar geworden, dass er ihn genau so mag wie Louis ihn".
Liams Augen wurden immer größer und Harry rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
„Ach auf einmal?", wollte Niall wissen und schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Er will sicherlich nur seine Affäre zurück. Solche Männer versprechen einem immer das Blaue vom Himmel und am Ende machen sie eh nicht das was sie versprochen haben".
Harry konnte nicht anders, als mit der Faust auf den Tisch zu hauen, was zur Folge hatte, dass Liam und Niall ihn erschrocken ansahen.
„Vielleicht ist er aber anders. Vielleicht hatte er einfach nur eine scheiß Angst vor seinen Gefühlen und vor der Tatsache, was das alles mit sich zieht. Vielleicht ist ihm jetzt erst klar geworden wie viele Gefühle er für Louis hat und das er ohne ihn einfach nicht klar kommt. Vielleicht vermisst er ihn - so sehr das er nicht mehr schlafen kann und vielleicht will er sich damit bei ihm entschuldigen und ihm sagen, dass es ihm verflucht nochmal Leid tut und er ihn zurück will - und das komplett".

Niall runzelte nach Harrys wütender Ansprache seine Augen, während Liam seinen besten Freund vollkommen perplex anstarrte.
Harry war so aufgewühlt, dass er gar nicht merkte wie er sich die Harre gerauft hatte und nun den Blick wieder gesenkt hatte.
„Meint er das wirklich Ernst?", wollte Liam leise wissen und ließ seinen besten Freund nicht aus den Augen. Was er da gerade gehört hatte, machte Liam stolz.
Harry hatte sich endlich eingestanden mehr für Louis zu empfinden und war bereit, Jane für ihn zu verlassen. So hatte Liam das zumindest interpretiert und Harry wusste, dass das der einzige Weg war, Louis bei sich zu haben.
„Ihm war noch nie etwas so Ernst".

Niall räusperte sich einmal und sah zwischen Liam und Harry hin und her.
Der Ire war sich nicht sicher, doch dumm war er nicht.
„Normalerweise würde ich sagen, dass Louis jeden heiraten würde, der ihn nach Paris einlädt. Er liebt diese Stadt und würde niemals Nein sagen."
Harry hob seinen Kopf und sah den Blonden erschöpft an. Seine Aussage hatte ihm seine letzte Kraft gekostet und er merkte erneut, wie sich sein Herz zusammen zog.
Er wollte doch einfach nur glücklich sein.
Niall biss sich auf seine Unterlippe und sah den Anwalt mitfühlend an - auch wenn der Mann ihm gegenüber seinen besten Freund das Herz gebrochen hatte, da war sich Niall verdammt sicher.
„Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob er dir glaubt und mit dir gemeinsam nach Paris fliegt".

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