So, und jetzt zu euch ...

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Harry und Louis saßen wenig später in dem Restaurant, in dem Niall und Liam ihre Hochzeit feiern wollten. Direkt ihnen gegenüber ihre beiden Töchter, die ihren wohl verdienten Anschiss noch immer nicht bekommen hatten.
Das Restaurant hatte große Fenster, die einen einzigartigen Blick auf den See freigaben, an dem das Lokal gelegen war.
Der Saal verfügte über faszinierende Kronleuchter, die den Raum in warmweißes Licht tauchten. Die Wände waren mit hellem Holz vertäfelt, und Louis dachte, dass es hier richtig gemütlich war.
„So, und jetzt zu euch", begann Harry und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er sich zu den beiden nach vorne lehnte. „Was habt ihr euch bitte dabei gedacht, die Ringe zu verstecken?"
Louis sah sich prüfend nach Niall und Liam um, die eigentlich mit ihnen am Tisch sitzen sollten. Allerdings hatten die sich gerade aus dem Staub gemacht, und Louis wusste nicht, wohin.
„Und wie seid ihr überhaupt an die Ringe rangekommen?", fügte der Lehrer schließlich hinzu, „Harry hatte sie doch in seiner Tasche?"
Amy kicherte und sah ihren Vater verlegen an. „Victoria hat gesehen, wie sie Harry im Auto aus der Tasche gefallen sind."
Harry seufzte. „Also ... Wenn ihr nicht gewesen wärt, hätten wir gar keine Ringe gehabt?"
Louis verdrehte die Augen. „Ich verstehe sowieso nicht, wieso dir das nicht vorher aufgefallen ist. Hast du nicht nochmal nachgeprüft, ob sie noch da sind?"
Der Anwalt sah seinen Freund mit dunkler Miene an. „Willst du mich...", begann er, unterbrach sich jedoch selbst, als ihm einfiel, dass ja noch die beiden Mädchen neben ihnen saßen. Harry räusperte sich und schüttelte den Kopf. „Nein, habe ich nicht."
Louis grinste zufrieden, wusste, dass er Harry ordentlich provoziert hatte und sah schließlich wieder zu den beiden Mädchen ihnen gegenüber. „Trotzdem war diese Aktion echt daneben."
„Aber die ganzen Leute haben doch gelacht", argumentierte Victoria, und Louis musste zugeben, dass sie gar nicht so Unrecht hatte.
Die ganze Kirche hatte sich kaputt gelacht, inklusive Niall und Liam. Diese Trauung würde jedem einzelnen Gast wohl bis an ihr Lebensende in Erinnerung bleiben. Denn das hatte sie einzigartig gemacht.
Louis seufzte und schüttelte den Kopf. „Das hätte aber auch anders ausgehen können", erklärte er und sah, wie Victoria seinem Blick auswich. „Nicht jeder findet solche Späße lustig."
Harry nickte zustimmend. „Da hattet ihr einfach nur Glück, dass Niall und Liam euren Spaß verstanden haben."
„Welchen Spaß verstanden haben?", wollte Niall da wissen, der mit einem Glas Wein in der Hand plötzlich hinter ihnen auftauchte und Louis eine Hand auf die Schulter legte.
„Wo warst du denn?", wollte Louis da von seinem Freund wissen und sah ihn irritiert an. „Ich habe schon überlegt, bei ‚Vermisst - bitte melde dich' anzurufen."
Niall verdrehte die Augen und nahm einen Schluck aus seinem Weinglas. „Du bist immer so theatralisch. Liam und ich haben meiner Mutter geholfen, ihr Gepäck auf ihr Zimmer zu bringen."
Stimmt, dachte Harry bei sich, Nialls Familie war extra aus Irland angereist.
Louis lächelte. „Wo ist sie?", fragte er nach, „Ich habe sie schon ewig nicht mehr gesehen."
„Sie wird sicher bald zu dir kommen", antwortete Niall und grinste. „Sie hat mich schon tausend Mal nach dir gefragt."
Harrys Blick fiel auf Liam, der in diesem Moment hinter Niall auftauchte und ihm eine Hand auf die Hüfte legte. „Habt ihr schon Hunger?"
„Und wie", murmelte der Anwalt, während er sich fragte, wann sein Magen das letzte Mal so geknurrt hatte. Der Vormittag war aufregend genug gewesen.
„Also", unterbrach Niall das Gespräch und sah seinen besten Freund fragend an. „Welchen Spaß haben Niall und Liam verstanden?"
„Dass wir die Ringe versteckt haben", antwortete Amy an der Stelle ihres Vaters und grinste Niall frech an.
Dieser lachte auf und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „Ich hoffe doch für dich, unsere Abmachung steht noch."
„Welche Abmachung?", wollte Harry da wissen, der langsam misstrauisch wurde. Wann hatte Niall etwas mit den beiden abgemacht?
„Auf eurer Hochzeit werden wir auch die Ringe verstecken", grinste Victoria und streckte ihrem Vater die Zunge raus.
Harry sah sie entsetzt an und fragte sich, wann sie bitte so frech geworden war.
Liam drückte seinem Mann einen Kuss auf die Lippen und lachte. Harry sah ihm an, dass er sich freute, und dass er glücklich war. Und das machte ihn selbst verdammt glücklich.
„Ihhh", machte Amy und riss den Anwalt aus seinen Gedanken. „Warum müssen Erwachsene sich immer abknutschen!"
Niall, der gerade einen Schluck Wein genommen hatte, verschluckte sich und begann zu husten. Er warf Louis einen fassungslosen Blick zu, und der Lehrer zuckte nur resigniert mit den Schultern. „Ja, das ist seit neuestem ihr Ding", erklärte er, „Jungs sind eklig, und knutschen sowieso."
Liam zog verwundert beide Augenbrauen nach oben und fragte sich, ob er eigentlich als Kind genauso gewesen war. „Ich werde euch daran erinnern", zwinkerte er, „Wenn eine von beiden nach Hause kommt und ihren ersten Freund mitbringt."
Harry spürte, wie der Gedanke daran ihm einen Stich versetzte.
Sein kleines Mädchen? Mit einem fremden Mann?
Niemals.
Er würde diesen Kerl auf Herz und Nieren prüfen, und ihm alle Knochen brechen, falls er auf die Idee kam, Victorias Herz zu brechen.
Niall bemerkte den finsteren Blick des Anwalts und kicherte. „Vorsicht, Liam, sonst gehst du heute noch mit einem blauen Auge nach Hause."
Louis konnte Harry verstehen. Der Gedanke, sein kleines Mädchen loszulassen war einfach so utopisch. Sie waren doch noch so klein, und irgendwie hatte sich in den letzten Jahren die Illusion in seinem Kopf eingenistet, es würde für immer so bleiben.
Aber auch Amy und Victoria würden irgendwann erwachsen werden, studieren, selbst heiraten, Kinder bekommen und sie vielleicht noch einmal in der Woche besuchen.
Louis spürte deutlich den Stich in seinem Herzen.
Niall klopfte seinem Freund auf die Schulter und unterbrach damit seinen Gedankenfluss. „Jetzt zieht doch nicht so eine Miene", forderte er und sah die beiden abwechselnd an. „Ich heirate heute. Da gibt's keine schlechte Laune."
Harry und Louis tauschten einen skeptischen Blick aus und sahen schließlich ihre Freunde an.
Schließlich ergriff Liam das Wort. „Na kommt, lasst uns jetzt endlich essen. Ich habe wirklich Hunger."
Harry sah seinen Kollegen mit einem Grinsen im Gesicht an. „Na endlich", sagte er schließlich, „Ich habe schon gedacht, du fragst nie."

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