Als Liam an diesem Abend nach Hause kam, war er ausgelaugt und müde. Seine letzte Mandantin hatte ihm wirklich den letzten Nerv geraubt. Liam verstand es einfach nicht. Wie konnte man mit dem Auto in den Gartenzaun der Nachbarn rasen, nur weil man diesen hässlich fand?- Also, den Gartenzaum, nicht den Nachbarn. Und wie konnte man dann auch noch komplett uneinsichtig sein, da man ja der Menschheit angeblich einen Gefallen getan hatte?
Der Anwalt zweifelte wirklich an der Menschheit. Ihm schien es, als wenn in den vergangenen Monaten nur noch Verrückte bei ihm aufgetaucht waren.
Er schüttelte die Gedanken an die Arbeit ab, stellte seine Schuhe ordentlich in den Flur und rief dann nach seinem Freund. "Niall?".
Liam betrat das Wohnzimmer und fand seinen Freund auf dem Sofa. Er war eingekuschelt in eine Decke und schaute auf den Fernseher. Als der Ire Liam bemerkte, hob er seinen Kopf und schenkte ihm ein kurzes Lächeln. "Hi", hauchte der Braunhaarige, beugte sich zu seinem Freund und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Anschließend ließ er sich neben ihn fallen und schlüpfte mit unter die Wolldecke. "Wie war dein Tag?", wollte er wissen und bekam von seinem Freund zuerst keine Antwort. Zögerlich sah Niall zu seinem Freund, lächelte dann wieder und gab ein resigniertes "Ganz okay", von sich. Bei Liam sprangen allerdings sofort die Alarmglocken an, weswegen er skeptisch die Augenbrauen hoch zog. Er kannte diese Art von Niall. Er war zurückgezogen und auch sein Lächeln kaufte er ihm nicht ab. Dabei hatten sie sich doch eigentlich weitestgehend wieder vertragen. Sie - naja sie machten es so, wie sie oft ihre Probleme lösten. Sie schwiegen sie einfach tot. Nicht die beste Idee, dass wusste Liam, für eine Weile würden sie so zumindest wieder miteinander reden.
"Ist alles okay?", wollte er wissen und legte zögerlich einen Arm um seinen Freund. Niall nickte schnell, schaute weiter auf den Fernseher, aber die aufkommenden Tränen in seinen Augen verrieten ihn.
"Ni". Bestürzt zog der Anwalt seinen Freund in seine Arme, hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe und da war es um Niall geschehen. Er konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken.
Schluchzend krallte er sich in das teure Hemd seines Freundes und ließ den Schmerz heraus.
"Oh Gott, Niall, was ist denn passiert?".
Liam wusste nicht was los war. Heute morgen war doch noch alles okay zwischen ihnen. Ja, sie hatten sogar gemeinsam geduscht und es war wirklich harmonisch gewesen. Niall schien bester Laune.
Mit verweinten Augen schob sich der Ire dann aus den Armen seines Freundes. Unsicherheit spiegelte sich in seine roten Augen wieder und er mied den besorgten Blick des Braunhaarigen.
"Bin ich wirklich so schlimm?", wollte er weinerlich wissen und schniefte. "Was?". Liam verstand die Frage nicht. Wieso denn schlimm?
"Zwinge ich dir wirklich meinen Willen auf? Ist es wirklich so schlimm mit mir zusammen zu sein?".
Liam verstand die Welt nicht mehr. Was redete sein Freund denn da bitte?
"Ni, was...was redest du da?", wollte Liam wissen und sprach seine Gedanken aus. Fassungslos schüttelte er seinen Kopf und nahm die Hände des Iren in seine. "Wie kommst du auf diese absurde Idee?".
Niall mied noch immer den Blick seines Freundes, kämpfte weiter mit den Tränen und musste den dicken Kloß in seinem Hals herunter schlucken.
"Niall, sieh mich an", bat Liam leise, doch Niall reagierte nicht. "Babe", hauchte der Anwalt und legte eine Hand auf die Wange seines Freundes. Sanft drehte er den Kopf des Iren zu sich und sah ihm in die Augen. Der Anblick schmerzte ihm und er wusste bei weitem nicht, wie er auf so eine Idee kommen konnte. Niall war das Beste, was Liam passieren konnte. Gut, vielleicht stritten sie ab und an mal und waren sich in einigen Dingen uneinig, aber Liam liebte diesen Mann mehr als sein eigenes Leben.
Und Eines war ihm heute klar geworden. Vielleicht hatte es Harry dazu gebraucht um es zu begreifen, aber Liam konnte und wollte sich ein Leben ohne diesen Mann neben ihn nicht vorstellen.
"Ich liebe dich, Ni und auch wenn wir ab und an mal streiten und es einige Dinge gibt, die wir vielleicht klären sollten, ist es doch nicht schlimm mit dir zusammen zu sein".
"Aber ich zwinge dir meinen Willen auf".
Ungläubig schüttelte Liam erneut seinen Kopf. "Das stimmt doch gar nicht. Bitte, sag mir endlich wie du auf diese dumme Idee kommst". Hatte Liam ihm irgendwie dieses Gefühl gegeben?
Der Ire druckste ein wenig herum, bis er dann tief Luft holte und erneut seinen Blick senkte.
"Louis war hier", murmelte er und sah auf seine Hand, die noch immer in der von Liam lag.
"Er...er meinte, dass ich dir meinen Willen aufzwänge und es kein Wunder wäre, dass du keine Kinder mit mir willst".
Der Anwalt glaubte, er hörte nicht richtig. "Bitte was?!". War Louis irre?
"Das ist absoluter Bullshit, Niall.".
Doch Niall blieb stumm, schniefte erneut und merkte, wie die Worte von Louis ihn wirklich stark verletzten.
Liam schüttelte erneut seinen Kopf.
Wie konnte Louis nur solche Worte sagen? Und dazu noch welche, die vollkommen gelogen waren?
Niall war alles für Liam. Liam brauchte ihn, wie die Luft zum atmen und genau aus diesem Grund hatte er doch nach der Arbeit bei diesem Laden angehalten.
Es war eine Kurzschlussreaktion, aber Harrys Worte hatten ihn den gesamten Nachmittag zum nachdenken gezwungen und als Liam dann die Kanzlei verlassen hatte, war er noch nie so klar in seinem Kopf wie an diesem Abend.
Vielleicht hatte er deshalb dort angehalten und einfach diesen Gegenstand in seiner Anzughose gekauft. Und vielleicht war jetzt nicht der Richtige Zeitpunkt, da sie doch noch so viel zu klären hatten, aber Liam wollte seinen Freund nicht mehr weinen sehen und auch wollte Liam, dass sein Freund nicht so schlimm über sich dachte.
"Niall", hauchte der Anwalt sanft und umfasste das Gesicht seines Freundes. "Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr und das musst du mir glauben. Ich würde Alles für dich tun."
Der Ire schniefte und sah seinem Freund in die Augen. "Außer Kinder bekommen".
Liam schloss seine Augen. Auch darüber hatte er nachgedacht und Harry hatte mit seiner Ansage so verdammt Recht.
"Weißt du-", begann er deshalb und ließ mit einer Hand von der Wange des Iren ab, damit er ihre Hände miteinander vereinen konnte. "Früher wollte ich immer Kinder, doch dann...dann habe ich angefangen zu studieren, meinen Job begonnen und war auf einmal dieser erfolgreiche Anwalt, der sich vor Arbeit kaum retten konnte. Ich meine, ich habe quasi in der Kanzlei gewohnt bis...naja bis du kamst."
Erneut schniefte Niall und betrachtete ihre Hände. "Also habe ich dein Leben zerstört?".
Der Anwalt keuchte auf. Wie konnte Niall so etwas nur denken?
"Um Gottes Willen, Babe, nein! Du hast mein Leben so viel wertvoller gemacht."
Lächelnd sah der Braunhaarige seinem Freund in die Augen, merkte wie sein Herz kräftig in seiner Brust schlug und wie sich Nervosität in ihm ausbreitete.
"Ich hatte bis Dato mit dem Kinderwunsch und einer eigenen Familie abgeschlossen. Ich hatte es abgehakt und fertig. Du kennst mich. Wenn ich eine Meinung habe, dann rudere ich selten zurück".
Traurig nickte Niall. Er wusste nicht was dieses Gespräch noch sollte.
"Aber dann wurden mir meine Augen geöffnet, Niall. Und wenn ich ehrlich bin, gibt es für mich keinen schöneren Gedanken als gemeinsam mit dir in vielen Jahren an Weihnachten unter dem Tannenbaum zu sitzen und unseren Enkelkindern bei der Bescherung zuzusehen."
Niall hob seinen Blick und blinzelte einige Male. Hatte er das gerade richtig gehört?
"Ich weiß, ich war nicht fair und auch weiß ich, dass ich hätte darüber reden müssen. Ich hatte einfach Schiss, dass ich dir und den Kindern nicht gerecht werden kann. Ich meine, ich bin so viel arbeiten und so selten zu Hause", klagte Liam seine Gedanken.
"Was hat deine Meinung geändert?".
"Nun, sagen wir mal so - jemand hat mir meine Augen geöffnet und mir gezeigt, dass es im Leben Wichtigeres gibt als Arbeit. Dieser Jemand hat mir gezeigt, dass man Familie und Job sehr gut unter einen Hut bekommen kann."
Ein zaghaftes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Iren, denn er hatte eine kleine Ahnung, wer dieser Jemand war.
"Ich konnte an nichts anderen mehr denken und deshalb-", Liam verließ das Sofa, doch als er sich auf den Fußboden kniete, Nialls Hände fest in seinen hielt, blieb dem Iren fast das Herz stehen.
"Nun, vielleicht ist es ein wenig überraschend und eigentlich wollte ich das alles anders planen und größer durchziehen, aber - ich muss dir einfach zeigen, wie Ernst mir das Alles ist. Wie wichtig du mir bist und das ich meine Zukunft mit dir verbringen will."
Niall schnappte nach Luft, als Liam eine Schatulle aus seiner Hosentasche zog.
War das hier ein Traum?
"Deswegen frage ich dich, Ni - auch wenn das hier unromantisch ist und ich ein verdammte Idiot bin - ob du mir die Ehre erweisen würdest und mich zum glücklichsten Mann der Welt machen möchtest."
Tief holte Liam Luft und sah seinem Freund in die Augen. "Niall, willst du mich heiraten und eine Familie mit mir gründen?".
Und natürlich rief Niall ein freudiges "Ja!" heraus, auch wenn er mehr als überrascht war.
Aber seine große Liebe hatte ihm einen Antrag gemacht und das war alles, was Niall zum leben brauchte.
DU LIEST GERADE
Animus
FanfictionLouis und Harry haben Eins gemeinsam. Sie haben beide jeder eine fünfjährige Tochter. Der Eine lebt mit seiner Frau das Leben in einer angesehen Gesellschaftsschicht, der andere kämpft sich als Lehrer und alleinerziehender Vater durch die Mittelschi...