Harrys Kopf glühte und ein Ziehen breitete sich in seiner Lendengegend aus, während er auf der Herrentoilette des Eiscafés stand und sich kaltes Wasser ins Gesicht spritze. Er hob seinen Kopf und betrachtete sich in dem Spiegel über dem Waschbecken. Seine Wangen glühten förmlich und die Röte in seinem Gesicht wollte einfach nicht schwinden.
Was war das denn bitte gerade?
Erneut zog es in seinem Unterleib und Bilder tauchten vor seinen Augen auf. Erotische Bilder, die er eigentlich nicht im Kopf haben sollte. Zumindest nicht mit dem Mann, der dort draußen gerade saß und auf seine Tochter aufpasste.
Wie konnte so ein unschuldiges Kindergespräch solch eine Zweideutigkeit haben? Und warum musste Louis ihn dann auch noch weiter triezen? Als würde es der Lehrer nur darauf anlegen.Frustriert atmete Harry aus und schaute an sich herab. Seine ausgebeulte Anzugshose sprach für sich und der Anwalt konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Wie peinlich das doch war.
Erneut fand ein Schwall Wasser den Weg in sein Gesicht und während Harry langsam von 100 herunter zählte, merkte er wie die Beule in seiner Hose nach und nach weniger wurde.
Ehe er die Herrentoilette jedoch verließ, sah er noch einmal prüfend in den Spiegel. Die Wangen waren noch immer leicht gerötet, doch bei Weitem nicht mehr so auffällig und schlimm.
Sein Herz jedoch raste noch immer und das änderte sich auch nicht, als er sich wieder zu den anderen an den Tisch setzte.
Die Mädchen beachteten ihn gar nicht, sie waren viel zu sehr in ein Gespräch vertieft. Louis hingegen grinste den Anwalt schief an und leckte demonstrativ an seinem Eis.
„Alles wieder gut?", wollte der Lehrer, teuflisch grinsend, von ihm wissen und erlaubte sich einen Blick auf die Mitte von Harrys Schritt.
Sofort kam die Röte wieder und die Hoffnung, Louis hätte sein Problem nicht gesehen war damit zu Nichte gemacht.
Der Anwalt räusperte sich und richtete seine Krawatte. Sie war plötzlich so eng und schnürte ihm die Luft ab.
„J-ja, alles okay."
Peinlicher ging es heute wirklich nicht mehr.
„Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so auf Eis reagiert", stellte Louis belustigt fest und es war vermutlich klar, dass es wieder eine Anspielung sein sollte.
Vic, die den Satz offenbar gehört hatte, stupste ihren Vater freudig an, ehe sie sich zu Louis wand. „Oh, mein Papa liebt Eis. Manchmal isst er es immer heimlich, da Mommy das nicht wissen darf".
„Um Gottes Willen", nuschelte Harry nur und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
Louis hingegen bekam das amüsierte Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, zog eine Augenbraue hoch und musterte den Puderroten Anwalt. „Interessant".
Verschwörerisch beugte sich das kleine Mädchen mit den Locken über den Tisch, hielt sich die Hand an den Mundwinkel und flüsterte dann zu Louis : „Mein Papa ist ganz vernarrt in Eis".Jetzt konnte sich Louis nicht mehr halten und warf lachend den Kopf in den Nacken. Belustigt kicherten auch die Mädchen, auch wenn sie nicht wussten was daran so lustig war. Jeder liebte doch Eis, oder?
Harry schüttelte seinen Kopf und traute sich endlich wieder Louis in die Augen zu schauen. Langsam hatte er sich von seinem Lachanfall beruhig, die Belustigung stand ihm allerdings noch immer ins Gesicht geschrieben.
„Entspannen Sie sich, Harry. Wir sprechen hier nur über Eis".
Mahnend sah der Anwalt den Lehrer an, als er zur Ablenkung auf seine Uhr schaute.
„Oh verdammt".
Hektisch stand Harry auf und sah dann entschuldigend zu Louis. „Wir müssen los".
Louis stand nickend auf, schmunzelte und war sich nicht sicher, ob Harry wirklich los musste, oder ob er einfach aus dieser Situation heraus wollte.
Aber er musste auch bald los. Immerhin musste er noch einen Haufen Klassenarbeiten korrigieren und wenn er und Amy noch ihre Lieblingssendung im Fernsehen schauen wollten, dann müssten sie sich wirklich beeilen.Harry fuhr Louis und Amy zurück zum Kindergarten, wo ja noch der Wagen des Lehrers stand. Bevor sie ausstiegen, drucksten die Mädchen allerdings auffällig herum. Immer wieder sahen sie sich an, tuschelten und diskutierten miteinander.
Fragend drehten die Männer sich zur Rücksitzbank und sahen ihre Töchter an.
„Mädels, wollt ihr uns etwas sagen?", wollte Louis wissen und sah, wie seine Tochter Vic fordernd ansah.
„Also...wir haben doch Bibi und Tina gesehen", fing das Mädchen an und knetete nervös ihre Finger ineinander.
Die Väter nickten, als Amy weiter sprach. „Und Papa, Vic hat noch nie in ihrem Leben gezeltet". Vollkommen entsetzt sah das Mädchen ihre Freundin an, die beschämt auf ihre Knie sah. „Und...und wir wollten fragen...naja...ob wir auch zelten können".Zelten.
Jane würde Harry den Kopf abreißen, wenn er ihr sagen würde das er mit ihrer Tochter zelten ging. Ihr Kind, mitten in der Wildnis in einem Zelt?
Sowas machten nur Obdachlose oder Menschen die sich keinen Urlaub leisten konnten. So zumindest dachte seine Frau.
Harry hingegen wusste, dass Camping ziemlich teuer werden konnte. Sein Freund Liam zum Beispiel fuhr jeden Sommer mit seinem Freund an die See. Für das Geld konnte er auch locker in ein Hotel gehen, aber Liam schwor darauf in einem Zelt zu schlafen.„Genau, so wie Bibi und Tina", meldete sich wieder Vic zu Wort und sah flehend zu ihrem Vater. „Bitte, Daddy".
Harry, der den Blick seiner Tochter nie stand halten konnte, kniff seine Augen zusammen, damit er den Hundeblick nicht sehen musste.
Zelten.
Er selbst hatte früher viel gezeltet. Aber selbst wenn, wie sollte er das seiner Frau erklären?
„Biiiiiittteeeeeeee", hörte er das Flehen seiner Tochter, gepaart mit dem „Bitte, bitte, bitte", von Amy.
Stöhnend öffnete Harry seine Augen und sah unsicher zu Louis. Dieser hingegen zuckte nur mit den Schultern und nickte. Er und Amy gingen oft zelten. Und wenn es nur auf der kleinen Wiese hinterm Wohnkomplex war.
Amy fand es aufregend und ob er und seine Tochter jetzt im Bett schliefen oder im Zelt war für Louis jetzt nicht wirklich wichtig. Zudem war er gerne an der fischen Luft.
„Vicky, Mommy wird das niemals erlauben", gestand Harry ehrlich und sah in das traurige Gesicht seiner Tochter. Wieder war seine Frau der Buhmann, aber was sollte Harry machen? Immerhin hatte er dieses Mal die Wahrheit gesagt und seine Tochter nicht wieder angelogen.
Plötzlich leuchteten Vics Augen auf und sie beugte sich näher zu ihrem Vater. Leise, sehr leise flüsterte sie dann : „Und wenn wir wieder flunkern?".
Harry schluckte.
Wie sich das anhörte.
Louis dachte jetzt sicherlich er würde Rund um die Uhr flunkern.
Doch anders als erwartet fand Louis die Idee gar nicht mal so schlecht. Er hatte sich eh schon gedacht, dass Harry seiner Frau sicherlich nicht erzählte das sich ihre Tochter zum spielen verabredete.
„Und wenn Sie einfach sagen, sie müssen zu einem Chorwochenende?".
Half Louis ihm gerade wirklich bei einer Lüge?
„Jaaaaa!", rief Amy aufgeregt und klatschte in ihre Hände. Auch Vic stimmte mit ein und sah ihren Vater voller Euphorie an. „Ja, Daddy. Bitteeeeeeeeeeeeee".
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Animus
FanficLouis und Harry haben Eins gemeinsam. Sie haben beide jeder eine fünfjährige Tochter. Der Eine lebt mit seiner Frau das Leben in einer angesehen Gesellschaftsschicht, der andere kämpft sich als Lehrer und alleinerziehender Vater durch die Mittelschi...