Kapitel 61 Teil 2

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,,Alva bitte, sei doch still. Er wird dich auch noch begrüßen", sagte Neme. Sie standen alle an Deck und warteten darauf, dass Hicks ihnen Entwarnung gab.
Quirlig zappelte das kleine Mädchen in den Armen ihrer Tante umher - versuchte sich herauszuwinden. Sie schluchzte unwillkürlich, denn auch sie hatte ihren Vater vermisst.
Frustriert darüber, von ihm fern gehalten zu werden, begann sie damit ihre Kräfte zu entfalten. Kleine weiße Schuppen bildeten sich auf ihren armen und in ihrem Gesicht, ihre Pupillen verengten sich zu Schlitzen- doch noch bevor sich ihre kleinen Flügelchen zeigen konnten, trat Hicks aus dem Raum.
Ein Blick seinerseits und sie war wieder ein normales einundhalb Jahre altes Kleinkind, dass gerade eben erst gehen gelernt hatte und die ersten Sätze sprechen konnte.

Alva strahlte förmlich, als sie ihn erblickte.
Er jedoch wirkte ernst.
Innerhalb von acht Schritten stand er schon vor ihr und Neme brauchte nicht einmal etwas zu sagen. Sie übergab ihm das Kleinkind. Ihrerseits konnte die Freude nicht größer sein, aber weshalb blickte er sie so erzürnt an?
Hatte sie etwas falsch gemacht?
Die Antwort darauf bekam sie direkt darauf- auch, wenn sie es nicht richtig verstand.

,,Untersteh dich deine Kräfte an deinen Tanten auszulassen! Nein, nein Alva. Kräfte Tabu."

Anschaulich war, wie er einarmig Gesten zu bilden versuchte, die im Zusammenhang mit dem gesprochenen Sinn ergaben, während sein Kind in ansah, als hätte er ein Blau angelaufenes Gesicht mit Bart und spitzer Nase. Wie überfordert er dabei wirkte, war ihm klar.
Astrid's Schützlinge mussten sich von ihnen abwenden, um nicht vor Lachen zusammenzubrechen. ,,Lacht mich nicht aus!", meckerte der braunhaarige junge Mann beschämt. Seine Wangen liefen rot an.,,Dada!", kicherte das kleine Mädchen, während sie sein Gesicht freudig abtastete. Er hatte sich verändert, aber er war immer noch ihr Vater. Hicks lächelte sie an, wandte seine Aufmerksamkeit Alvas Tanten zu, denn schließlich hatte er sich bei ihnen gleichfalls für sein Verschwinden zu verantworten. Sie beäugten ihn abwartend. Neme war die erste, die zu Wort kam und ihn dazu aufforderte, zu erklären, wo er war und warum er sie alle verlassen hatte.  Er seufzte. ,,Ich war dumm und dachte, es sei am besten für alle, wenn ich mich fernhalte. Meine Verwandlung ist nicht rückgängig zu machen - so wie ich jetzt aussehe, sehe ich für immer aus, wenn es sich nicht verschlechtert. Obwohl ich mich in eurer Nähe versteckt habe, konnte ich mich in den ersten Wochen nicht dazu bringen, wieder zu euch zu kommen", begann er zu erzählen. Valdis unterbrach ihn.,,Aber warum?" Es war ruhig für eine kurze Zeit. Er Blickte auf die weite See. ,,Ich hatte Angst davor, dass der überlebende Rest der Bewohner von Berk mich erneut abstoßen würdet und dass ihr mich auch für ein Monster halten würdet. Noch dazu habe ich eine Familie zu schützen und konnte nicht riskieren, sie dadurch auch in Gefahr zu bringen." Rewa schüttelte den Kopf und die Zwillinge verschränkten synchron die Arme vor der Brust. Die warme Luft streifte ihre Wangen und wehte durch ihre Haare. Das Zirpen der Grashüpfer am Waldrand und das Rauschen des Wassers hier am Strand wirkte beruhigend. Alvas Kopf lag auf seiner Schulter, ihre Augen waren geschlossen und ihr Körper lag schlaff in den Armen ihres Vaters. Hicks stützte den Oberkörper seiner Tochter mit einer Hand, während er mit der anderen den Unterkörper davon abhielt nach unten zu baumeln. Sie war eingeschlafen.

,,Du hast allein dadurch, dass du sie verlassen hast, schon in Gefahr gebracht. Hicks, wie viele Menschen mit Kräften wie deine und Alvas kennst du? Was, wenn sie dich oder Alva in die Hände bekommen? Und wenn euer ungeborenes Kind dieselben Kräfte besitzt? Wenn sie die drei liebsten Menschen in deinem Leben gefangen und vielleicht sogar getötet hätten? Sich fernzuhalten ist nicht immer die richtige Lösung. Du hast uns so viel geholfen." Neme war in Rage. ,,Jeder der sich gegen dich und deine Familie stellt, stellt sich automatisch gegen uns. Du und Astrid haben uns vor etwas sehr Schlimmem bewahrt. Astrid hat viel für uns ausgehalten, wir haben Alva in den ersten Wochen ihres Lebens gehütet und lieben gelernt. Astrid hat dich während dieser Zeit jeden Tage erwähnt und nie ein schlechtes Wort verloren - denkst du wirklich wir würden dich wegen deines Aussehens und dem, was du im Stande bist zu tun, verstoßen? Dann eher wegen deines lächerlichen Verhaltens." Er war still geblieben. Sie hatte Recht. Er hatte sich viel zu sehr davon leiten lassen, was in der Vergangenheit geschehen war, und das ist ihm nun zum Verhängnis geworden. Ihr Vertrauen in ihn hatte einen Sprung bekommen und es wird dauern, bis er diesen gekittet hatte. ,,Es tut mir leid...", murmelte er bedrückt.

,,Tue das nie wieder. Es war nicht leicht mitanzusehen, wie sich dein Vater selbst bemitleidete und deine Frau und dein Kind um dich weinten", fügte Rewa hinzu. Er nickte. Um seinen Vater tat es ihm nicht leid, denn der hatte in sein ganzes Leben lang verachtet - auch, wenn sich das Verhältnis der beiden mittlerweile zum Besseren gewendet hatte. Hicks nickte. Was hätte er darauf noch sagen sollen? Es tat ihm leid, und das hatte er gesagt und gezeigt. ,,Gehen wir wieder zu Astrid, sie macht sich mit Sicherheit für Runde zwei bereit und wir könnten alle etwas Schlaf gebrauchen", kicherte Saga und machte sich mit Valdis auf den Weg unter Deck. ,,Die hebt sie sich für später auf, sie ist mitten in Runde eins eingenickt", rief er ihnen noch hinterher und Rewa prustete los. Neme grinste und die beiden Zwillinge lächelten. ,,Ich werde vor der Tür schlafen, würdet ihr Alva zu euch nehmen?" Rewa nickte und nahm ihm das Kleinkind ab. Neme sah ihn schräg an, aber er schüttelte nur den Kopf. ,,Ich halte Nachtwache." Neme nickte, drehte sich um und verschwand. Er hielt, seit sie auf See gefahren waren und auf der Insel geankert haben, Nachtwache, da seine Ausdauer seit seinem letzten Ausbruch enorm gestiegen war. Für ihm waren drei Stunden Schlaf genug. Müde war er kaum, schlafen konnte er auch nicht, also meldete er sich bei seinem Vater für die Nachtwache. Der war einverstanden. Haudrauf und Grobian hatten sich schon in der Höhle mit Rotzbacke und Kotzbacke abgewechselt, da sie anfangs nicht gewusst, dass Hicks in ihrer Nähe Ausschau hielt. Deshalb war Haudrauf seinem Sohn sehr dankbar, dass er sich gemeldet hatte. Schnaufend ließ er sich auf dem Holzboden vor der Tür zum Schlafraum unter Deck verschränkte die Beine.

Der Sichelmond schien hell am sternenbedeckten Himmel und das Rascheln der im Wind wehenden Blätter auf den Büschen und Bäumen ließ ihn etwas zur Ruhe kommen. Er lauschte den Herzschlägen aller um ihn herum. Sie alle schlugen ruhig und das sagte ihm, dass sie selig schliefen. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 27, 2022 ⏰

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