Kapitel 13

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Astrid schloss die Tür hinter sich und drehte sich zu Hicks um. Er stand gerade an der Feuerstelle und schürte das schwach brennende Feuer mit Hilfe von letzten, umherliegenden Holzresten.
Sie zog sich die Schuhe aus, da diese genauso wie der Rest von ihren Klamotten, klatschnass waren. Ihre Haare klebten an ihr, aber Hicks ging es nicht anders. Auch an ihm klebte alles.  »Geschafft!«, jubelte ihr Freund, als das Feuer sich entfachte.
Mit langsamen Schritten und einem Lächeln im Gesicht ging sie zu ihm. Je näher sie kam, desto mehr spürte sie die Wärme des vor sich hin knisternden Feuers.
»Und jetzt erzähl mal - wo warst du?«, fing sie an, als sie direkt hinter ihm stand. Er zog sich das nasse Hemd aus und warf es auf den Boden direkt neben sich, bevor er sich durchs Haar fuhr und sich zu ihr umdrehte.
Die Röte jagte der jungen Frau ins Gesicht - woraufhin Hicks zu grinsen begann.

»Ich habe mich nur mit dem Kerl unterhalten, der dich heute fast erwürgt hat«, antwortete er ihr und legte einen Arm um ihre Hüfte. Er wollte ihr nicht sagen, was mit diesem Mistkerl passiert ist, also versuchte er auf andere Art und Weise, diesem Thema zu umgehen.
Irritiert sah sie ihn an, während sie sich auf die Unterlippe biss. Sie musterte seinen Oberkörper und war geradezu begeistert von dessen kleinen Muskeln. Nicht zu viel und nicht zu wenig, aber Astrid durfte sich dadurch nicht ablenken lassen.

»Unterhalten oder hast du ihn- du weißt schon?«
Ihr Herz schlug ihr bis zur Kehle, während sie ihren gesunden Arm auf seiner Brust ablegte. Hicks rückte ein Stück näher an sie ran. Ein warmes Gefühl machte sich in ihr breit. Und als sie versuchte ihre roten Wangen vor ihm zu verbergen, begann er sanfte Küsse auf diesen zu verteilen. Astrid lächelte. Ihr war aber bewusst, dass er ihr das nicht sagen wollte.
Als er bei ihren Lippen ankam, erwiderte die junge Wikingerin, behielt jedoch im Kopf, worüber sie mit ihm reden wollte.

»Du zitterst«, hauchte er ihr gegen die Lippen, als er sich kurz von ihr löste. Die Schmerzen in seinem Arm nahmen zu, aber das hieß doch nur, dass die Wunde breits zu heilen begann - oder etwa nicht?

»Du weichst meiner Frage aus«, konterte sie. Ja, sie zitterte, aber das sollte niemanden mehr wundern. Stundenlang hatte sie zusammen mit Ohnezahn im Regen gewartet und hatte sich um ihn gesorgt.
Hicks umarmte seine einen ganzen Kopf kleinere Freundin und fuhr durch ihr nasses Haar, während er über ihren Rücken streichelte. Astrid seufzte leise. Sie wusste, er würde es ihr nicht sagen und das depremierte sie. Am Leben war er mit Sicherheit nicht mehr, das war das Einzige, was sie sich aus Hicks Rumdrückerei zusammenreimen konnte.

»Vertraust du mir?«, kam es plötzlich von ihm. Er hatte seinen Kinn auf ihrem Kopf abgestützt und sah zu seinem Schreibtisch.
Sie nickte und kuschelte sich etwas an ihn ran. Sie war nur froh, dass Hicks ihren Herzschlag nicht spüren konnte.

»Das habe ich schon immer«

Hicks lächelte milde. Er wusste, dass das, was er jetzt machen würde, für seine Freundin völlig falsch rüberkommen würde, aber er hatte seine Gründe und die waren wirklich gut.
Er schnappte sich unterhalb von Astrids Hintern, den Stoff ihres Kleides und fing an dieses hochzukrempeln.
Ihr Herz blieb stehen, während sie sich anspannte und sich leicht weg drückte.
Er aber hielt sie bei sich und stoppte in seiner Bewegung. Er wusste, dass es ihr unangenehm war, auch, wenn sie sich vor ihm umzog und dafür beschämte er sie keinesfalls, aber sie konnte nicht im nassen Gewand vor ihm stehen. Das konnte er einfach nicht sehen - auch wenn die darauffolgende Situation mit Abstand das peinlichste Erlebnis seines Lebens werden würde.

»Schon gut. Vertrau mir. Ich tue dir nichts. Das verspreche ich dir«, sagte er mit ruhiger und fürsorglicher Stimme, während er ihr einen Kuss auf den Ansatz drückte. Er wollte nicht, dass sie Angst vor ihm hatte oder sich komisch dabei fühlte.
Astrid sah auf den Boden, nickte und hob den Arm, als er ihr das Kleid über den Kopf zog. Bei dem fast gebrochenen Arm tat er sich zwar schwer, weil er ihr nicht weh tun wollte , aber auch das war schnell geschafft.
Nun standen sie beide oben ohne da.  Peinlich berührt sah Astrid auf den Boden, während Hicks ihre Leggins loswurde.
Sie wusste, er wollte sie ausziehen um ihr zwei Wochen Grippe mit neununddreißig Grad Fieber zu ersparen, aber trotzdem war es irgendwie seltsam so vor ihm zu stehen - auch wenn sie das schon getan hatte.
Hicks ließ währenddessen von seiner Freundin ab und hängte ihre Klamotten über den Sessel, der an seinem Schreibtisch stand. Ihm musste schnell irgendetwas einfallen. Diese Situation war ihm echt peinlich. Ihr Körper zog ihn geradezu an und das war das Gefährliche. Er wollte nichts überstürzen und beide waren ja verletzt.
Als er seine Hose auch noch loswurde, drehte sich Astrid quietschend von ihm weg, eilte zum Bett und verkrochen sich unter der Bettdecke. Ihr Herz sprang ihr schon fast aus der Brust, so nervös war sie.
Was sollte sie bloß tun?
Sie waren beide nackt. Nicht das es schon peinlich genug gewesen war, aber da es nur ein Bett gab, blieb ihr auch nichts anderes über als mit ihm in einem Bett zu schlafen. Nackt.

Hicks lachte leicht und kratzte sich am Hinterkopf. Er ging zum Bett und legte sich neben sie, drehte sich aber mit dem Rücken zu ihr. Er wollte sie nicht bedrängen. Also legte er sich so neben sie, dass er sie nicht ansehen konnte. Seine Lust musste er ja auch noch irgendwie im Zaum halten und Astrid war nicht gerade hässlich. Zu gerne hätte er sie in eine wilde Knutscherei verwickelt, aber er durfte nicht.
Da halfen ihm seine tierischen Triebe nicht viel. Menschliche Beherrschung war gefordert.
Er konnte spüren, wie sie ihre Stirn gegen seinen Rücken lehnte, ihre Brüste sich gegen seinen Rücken drückten und sie ihn vorsichtig zudeckte, während sich ihr gesunder Arm leicht um seinen Bauch schlang.
Er verschränkte seine Finger mit ihren und drückte ihre Hand etwas. So lagen sie nun da. Hicks hatte es geschafft, aus dem Kerl
Antworten rauszuquetschen, aber heute sollte er die nicht mehr mit Astrid besprechen. Schon alleine, weil es bereits spät war und er sie nicht verängstigen wollte. Hicks wusste, dass ihr das, was er ihr zu sagen hatte nicht gefallen würde, aber er wusste auch, dass er es ihr nicht verheimlichen konnte. Ein Seufzer entkam seiner Kehle.
Sie hatten heute beide nichts gegessen. Astrid gerade mal ein paar Beeren. Das musste er morgen unbedingt nachholen. Ein Reh würde es zwar nicht werden, aber er konnte in die Bucht gehen und dort mit Ohnezahn ein paar Fische fangen. Verarzten konnte er Astrid und sich erst, wenn Grobian mal vorbei sah. Und da er das erst in einigen Tagen, so wie immer, tun würde, blieb Hicks nichts anderes über als seine Wunde sauber zu halten und mit einem Stück seiner Hose zu verbinden. Hoffentlich kommt Grobian noch rechtzeitig, bevor dem armen Wikinger die Hose ausgeht.
Astrids Verletzungen waren nicht ganz so schlimm wie sein Arm, aber Hicks wollte, dass Gothi sich ihren Arm nochmal ansah. Und die Male an ihrem Hals auch.
Wut überkam ihm wieder, als er daran dachte. Der Mann hatte seine gerechte Strafe jedoch bekommen und Hicks hatte dafür nur zusehen müssen. Die Drachen haben den Rest erledigt. Man musste dazu sagen, dass der Typ die Drachen provoziert hatte und da wollte Hicks ihnen nicht im Wege stehen. Hicks hatte kein bisschen Mitleid empfunden, als sie ihn zerrissen hatten - hatte dieser Kerl auch nicht, als er Astrid weh getan hatte. Gerechtfertigte Sache also.

Er war müde. Ihr gleichmäßiger Atem verriet ihm, dass sie bereits eingeschlafen war.
Eine Weile beobachtete er noch das brennende Feuer in der Feuerstelle, als ihn dann doch die Müdigkeit übermannte.
Mit einem leichten Lächeln, schloss er seine Augen und schlief ein.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt