Kapitel 30 Teil 2 Extra Lang

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Knarrende alte Holzbretter unter ihren Füßen und das Plätschern der auf dem Boden und im Meer zerberstenden Wassertropfen, verbargen Astrids wahren emotionalen Zustand, während sie an Bord gezerrt wurde. Ihr Vater hatte sie vor dem Schiff wieder losgelassen und sie seinen Angestellten überlassen.
Mehrstimmiges Gemurmel war zu hören. Ludwig hatte bereits erwähnt, dass es mehrere Männer sind, also wusste Astrid, dass die Stimmen ihnen gehörten. Traurigerweise konnte sie keine einzige Frauenstimme ausmachen, was ihr Herz beschwerte.
Ihren Kopf hatte die junge Dame zu Boden gesenkt. Direkten Blickkontakt vermied sie strikt.
Sie wollte sich die vergnügten Blicke der männlichen Menschen nicht einprägen. Das Gepfeife und verhöhnende Gelächter, welches sie vernehmen konnte, reichte ihr.
Äußerlich schien sie stumm und gelassen auf die Männer um sie herum zu wirken, aber dem war nicht so. Sie schämte sich. So sollte sie nur ihr Freund zu Gesicht bekommen, aber ihr Vater hatte diesen Anblick nun einer Horde von Männern offenbart, die Astrid als ihre Heiratskandidaten ansehen sollte.
Ihr leises Schniefen ging im Rascheln des Regens unter und ihre Tränen verschmolzen mit den durchsitigen, glitzernden Wassertropfen, die unwillkürlich auf ihre pfirsichfarbenen Haut niederprasselten und an ihr entlang ronnen.

»Wir dachten, du würdest uns einen Bären aufbinden, als du gesagt hattest, du hättest die perfekte Frau für einen von uns«, erklang die kratzige Stimme eines Mannes. Er klang älter als ihr Vater und das machte ihr Angst. Sie wollte nicht an so einen verkauft werden. Viel lieber wäre ihr, bei ihrem Liebsten im Arm zu liegen.
Ludwig hob die Augenbrauen, während er seinen Leuten das Handzeichen dafür gab, Astrid zum Knien zu bringen. Der Griff um die kalte Haut ihrer Arme verfestigt sich, während einer der beiden, die sie festhielten, mit seinem linken Bein ihr Rechtes wegzog. Der andere drückte sie im selben Moment nach unten, so dass Astrid unsanft zu Boden fiel und mit der linken gesichtshälfte auf die dreckigen Holzbretter gedrückt wurde. Sie kniete, befand sich aber mit dem Oberkörper nach vorne gebückt vor allen Männern. Es stank nach verrotteten Fischen und ihre Arme schmerzen dank Ludwigs Handlangern. Diese Position gefiel ihr nicht, aber sie hatte keine Wahl, als sich dem zu beugen, was verlangt wurde. Solange es unter ihrer Grenze lag. Gegen so viele wäre sie nie angekommen. Ihr rechter Arm wurde losgelassen, von Jäger Nummer zwei allerdings sofort in Beschlag genommen, während Nummer eins sich ihrem Hinterkopf widmete.
Kurz darauf wurde ihr Kopf an ihren Haaren hochgerissen, wodurch ihr Oberkörper sich aufrichten und sie ihren Blick weiterhin dem Boden unter ihr zuwandte. Allerlei Flüche und Verwünschungen hexte sie ihren Entführer an den Hals, in der Hoffnung etwas damit zu bewirken, aber mehr als Gelächter erntete die junge Frau dafür nicht.

Mit einem »Geht« von Ludwig, lockerten sich der Griff, des zweiten Jägers um ihre Arme und der des ersten Handlangers an ihrem Hinterkopf.
Ludwig hatte gehofft, wenigstens einen Quängler seiner Tochter zu hören, aber Fehlanzeige. Astrid blieb standhaft und warf ihm einige Beschimpfungen entgegen . Ihm noch mehr Vergnügen zu verschaffen hatte sie nicht vor. Es reichte, wenn sie sich nackt vor den Fremden zeigen musste.
Ludwig ignorierte sein Tochter.

»Aber nicht doch! Ich würde euch niemals anlügen. Hier ist sie. Wie Odin sie geschaffen hat.«
Ludwig hob freudig die Hände, während zwei seiner Gäste nickten. Ein Dritter kam auf die Neunzehnjährige zu. »Das ist uns nicht entgangen. Ich muss sagen: Odin hat gute Arbeit geleistet - oder etwa nicht Rüdiger?« Diese Stimme klang jünger als die der Anderen. Möglicherweise ein Mann in ihrem Alter, aber das spielte für das blonde Mädchen keine Rolle. Für sie zählte nur Hicks.
Ein zustimmendes »Mhm« ließ Astrid die Fäuste ballen. Wäre sie stärker, hätte sie sich längst durchgekämpft.
Der Mann kniete sich mit einem Bein nieder.

»Na dann zeig uns mal dein Gesicht«
Astrid biss sich auf die Unterlippe. Zwei Finger berührten ihr Kinn und hoben es ruckartig an. Er sah sich seine mögliche Braut genau an, verzog dabei aber keine Miene. Braune Augen und dunkelbraune Haare, mehr interessierte die junge Dame nicht. Sie mochte ihn nicht.
Donner hallte über ihnen. Die Wellen waren stärker geworden, was bedeutete, das sie heute nicht ablegen konnten. Somit hatte Hicks noch eine kleine Chance sie zu retten - falls er sie retten wollte. Sie hoffte, dass es ihm gut ging. Er sah vorhin am Fluss nicht danach aus, als würde er topfit sein. Ein Griff an ihrem Hintern, ließ sie quietschten und nach vorne robben. Einer von Ludwigs Handlangern hatte sich wohl nicht mehr beherrschen können und die Wikingerin so ungeniert angefasst. Der junge Mann direkt vor ihr umfasste reflexartig ihre Taille, woraufhin sie ihn wütend angiftete und ihn weg stieß.
»Hey! «, protestierte er und packte ihr Handgelenk, welches er etwas verdrehte und Astrid somit einen schmerzerfüllten Schrei entlockt.
»Lass mich los!«
Astrid sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Ihr Atem war schnell. Ihre Haut fühlte sich kälter an als zuvor, was an der kalten Umgebung und der Tatsache lag, dass sie splitter nackt war.
»Man fasst vergebene Frauen nicht an!«, schrie sie mit belegte Stimme. Einzelne Tränen kullerten ihr die Wange entlang, während sie rühre Zähne zusammenbiss.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt