Kapitel 12

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Astrid kam erst gute zwei Stunden später wieder zu Bewusstsein. Ihr Hals schmerzte und ihr Arm fühlte sich an, wie als wäre er ein weiteres Mal gebrochen. Gut möglich, denn der Typ hatte sich mit einem Bein draufgestellt, während er sie gewürgt hatte und ihr obendrein auch noch sein Motiv dafür verraten hatte.
Mit viel Mühe setzte sie sich auf und stellte ihre Beine auf den Boden, während sie selbst sich mit dem gesunden Arm am Bett abstützte und aufstand.
Erinnerungen kamen auf. An alles erinnerte sie sich nicht, aber sie bekam noch mit, wie sie von Hicks gerettet wurde. Danach wurde alles schwarz um sie herum. Es war knapp gewesen, aber sie lebte noch und das war doch das Wichtigste.
Mit starrer Miene suchte sie die Hütte nach ihrem Freund auf und erschrak, als sie zwei große grüne Augen, welche direkt auf sie gerichtet waren, zur Tür hereinschauen sah. Sie wich einen Schritt zurück und erfasste den Knauf einer der hölzernen Bettpfeiler.

»Ohnezahn, schreck mich doch nicht so!«,sagte sie und atmete tief durch. Ihr Herz beruhigte sich wieder etwas und so sah sie auf den Boden. Gleich der nächste Schock:Halbe, rot-braune Fußabdrücke zierte den hölzernen Boden. Neben diesen zog sich eine zweize Spur aus vereinzelten Tropfen dahin.
Sie begann sich Sorgen zu machen und eilte aus der Hütte.
Nervös sah sich Astrid um und lief dann an Ohnezahn vorbei, der ihr direkt folgte. Etwas weiter weg lag ein Pfeil. Er war mit Blut getränkt. Was anderes konnte es nicht sein.
Panik stieg in ihr auf. Sie wusste es. Er war verletzt. 

»Hicks?! Hicks Wo bist du!?«, rief sie nach ihm und lief  Ohnezahn lief um sie herum, umkreiste sie mit seinem Schwanz und hielt sie davon ab, weiter in den Wald zu laufen. Um die Hütte herum, war nämlich noch ein bisschen Grünfläche, bevor der Wald um sie herum nur noch aus Bäumen und Büschen bestand. Der Drache hatte den Auftrag auf sie acht zu geben - egal was komme. Sie blindwegs tiefer in den Wald rennen zu lassen, wäre keine gute Idee gewesen.
Astrid sah ihren neu gewonnenen Drachen-Freund an und brach sofort in Tränen aus. Es war zu viel für sie. Das Geschehen der letzten Tage war ihr zu viel. Sie wollte nur in Ruhe leben, aber sie hatte um ihr Leben zu kämpfen. Und Hicks war immer da und versuchte sie zu schützen. Dann jetzt auch noch Ohnezahn.
Der Nachtschatten stupste die junge Wikingerin leicht mit seiner Nase an, woraufhin diese ihren gesunden Arm auf den Kopf des Reptils legte, ihn streichelte und weiterhin vor sich hin weinte.
Der Wind hatte sich gelegt, aber die aschgrauen Wolken waren geblieben.
Es würde bald regnen, das war ihr klar.
Und als es dann tatsächlich wie aus Eimern zu schütten begann, bewegte sich die junge Dame keinen Zentimeter weit. Ohnezahn wusste, sie würde sich hie richt weg bewegen, ehe sein bester Freund wieder bei ihnen war, aber es riskieren, dass sie krank wird, wollte er auch nicht wirklich. Gurrend begann er, sie zurück zu schieben. Keine leichte Aufgabe, wenn er darauf achten musste, dass sie nicht umfiehl.
Ein lautes Grollen erfüllte die Umgebung. Blitze zogen sich, hell strahlend über den Himmel.
Astrid sah sich um, in der Hoffnung Hicks zu entdecken, aber so war es nicht.

Stunde um Stunde verging. Es war beits kurz vor Sonnenuntergang.
Astrid stand zusammen mit Ohnezahn neben der Hütte. Weiter hatte es der schwarze Drache nicht geschafft sie aus dem Regen rauszubringen.
Halb erfroren standen sie nun da. Astrids Kleidung klebte an ihrer Haut, während immer noch Tränen über ihre Wange entlang, zu ihrem Kinn oder ihren Lippen liefen. Im Vergleich zu den Regentropfen, waren ihre Tränen warm und salzig - brannten aber in den Augen.
Ohnezahn hatte seinen Flügel mittlerweile um die junge Wikingerin gelegt, um diese wenigstens etwas zu wärmen. Ein Feuer machen, hätte hier nichts genützt. Der Boden war nass, die Bäume waren es auch und es regnete immer noch. Das Gewitter hatte sich bereits verzogen, woruber Ohnezahn froh war. Er musste sich nicht darum sorgen, dass sie womöglich noch vom Blitz erschlagen werden würden. Astrid wollte noch nicht mal etwas essen und auch dem jungen Drachen war der Hunger nach er ganzen Warterei vergangen.
Ein Geräusch ließ ihn aufmerksam werden. Er sah im Augenwinkel, wie jemand auf die beiden zukam und spannte sich für einen kurzen Moment an, aber als er bemerkte, wer es war, war die Freude groß. Er gab freudige Geräusche von sich.

»So eine Schönheit sollte aber nicht so alleine mit einem Dracheb im Regen stehen. Die Gefahr einer Krankheit besteht«, erklang seine Stimme. Astrid, welche in die völlig andere Richtung sah, drehte sich ruckartig um und blickte ihn an. Ihr Herz fing an zu rasen. Sie dachte erst gar nicht daran, so stehen zu bleiben und ihn einfach nur anzusehen. 

»Hicks... «, schniefte sie mit zitternden Lippen. Ohnezahn lief „lächelnd” zu seinem Freund, der ihn direkt streichelte und ihm versicherte, dass es ihm gut ging.
Mit schnellen Schritten stolperte sie auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Der junge Mann konnte gar nicht so schnell schauen, lag er auch schon, mit ihr auf ihm, auf dem matschigen Boden, während sein rotes Hemd ihre Tränen auffing.
Ein steckender Schmerz durchzog seinen Arm, aber er versuchte stark zu bleiben und sich nichts anmerken zu lassen.

Ohnezahn leckte Hicks quer übers Gesicht und über die Schulter vor lauter Freude, was aber nur dem Drachen und Astrid zu gefallen schien.

»Igitt! Ohnezahn das Thema wir doch schon! Ich bin kein lebendiger Knochen, den du einfach mal so ablecken kannst! Außerdem gehen die Flecken aus meinen Klamotten eh so schwer raus!«
Hicks fing an in Ernst anzusehen.
Ohnezahn, legte die Ohren zurück und versuchte sein Glück mit seinen großen Kulleraugen, die einfach nur zum Dahinschmelzen waren.  Astrid fing an zu lachen und Hicks sah sie an. Nach allem was heute alles geschehen war, hatte er mit allem gerechnet, aber dass sie lachte, war keines von den Dingen, die er sich gedacht hatte. Sein Arm schlang sich um ihre Hüfte und drückte sie etwas von sich runter, damit er sich aufsetzen konnte.
Ohnezahn betrachtete Hicks verletztem Arm und rümpfte die Nase.
Astrid, welche nun vor Hicks saß, folgte Ohnezahn Blick und schlug sich geschockt die Hand vor den Mund. Er hatte die Wunde zwar mit einem abgerissenen Stück seiner Hose verbunden, blutete aber stark. Astrid hatte mit einem Streifschuss gerechnet, aber dem war so nicht. Der Pfeil hatte sich durch seinen Oberarm gebohrt und dort ein stark blutende Loch hinterlassen. Hicks seufzte und lächelte sie an, als er aufstand. Ihm ging es nicht gut, aber er wollte nicht so hilflos wirken.

»Ist nicht so schlimm, Mi'La-«, begann er, wurde aber unterbrochen, als ihn Astrid entgeistert ansah und ihn somit zum Schweigen brachte. Sie erhob sich. Ohnezahn erkannte die Situation in der sich sein bester Freund befand und machte sich aus dem Staub, blieb aber in der Nähe.

»Der Pfeil da drüben hat sich in deinen Oberarm gebohrt gehabt und du blutest stark. Erzähle mir ja nicht, dass es dir gut geht! Ich kenne dich Hicks!«

Sie sah wirklich verärgert aus. Hicks wusste, dass mit ihr nicht zu Spaßen war, wenn sie sauer war. So war es früher - wie es jetzt aussah wollte er nicht unbedingt ausprobieren.

»Du bewegst deinen Arsch jetzt in das Haus und legst dich ins Bett! Ohnezahn und ich haben stundenlang im. Regen gestanden und auf dich gewartet. Weißt du eigentlich was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe!?«
Mit erhobene Hand gab er sich geschlagen und begab sich mit ihr in die Hütte. Er fand sie ziemlich süß, wenn sie sauer war und die Führung übernahm.
Das hatte sie früher auch schon gemacht. Ein gutes zeichne dafür, dass trotz Ludwigs Erziehung, immer noch die Astrid von früher in ihr steckte.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt