Kapitel 24

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Er zischte durch den Wald. Vorbei an tannengrünen Bäumen und dunkelgrünen Büschen mit kleinen roten und blauen  Beeren oder pieksigen Dornen.
In seinen Armen befand sich seine halb erfrorene Freundin. Ahnung davon, was ihr Freund bloß im Kopf hatte, hatte sie nicht. Sie wahr so ahnungslos wie Hicks, der immer noch diese zerfetzte Hose trug, obwohl Astrid unterm Bett eine neue für ihn hatte. Der kühle Wind blies beiden um die Ohren und Hicks ließ ein aufgeregtes Knurren von sich, während er eine kleine Einbuchtung übersprang und Astrid ihren Griff um seine Schulter sofort verstärkte. Sie drückte ihre Wange etwas mehr gegen sein Schlüsselbein und quietschte, als er auf einen riesigen Brocken sprang und kurz darauf von diesem wieder runter sprang. Nie hätte sie gedacht, dass er es innerhalb von zwei Sekunden auf so einen Stein, mit nur einem Sprung und zusätzlichem Ballast, schaffen würde. Wenn sie schätzen hätte müssen, hätte sie den Brocken, den man auch eigentlich einen Felsen nennen konnte, auf knappe 4,5 Meter Höhe und 3 Meter Breite geschätzt. Für einen normalen Menschen schier unmöglich. Aber für einen überaus motivierten Hicks machbar.
Mit beiden Beinen landete er auf dem Boden und sprintete direkt weiter. Was für Astrid mehr wie eine halbe, gerade nochmal gut gegangene Bruchlandung aussah, war für Hicks geradezu normal. Astrid gab ein ängstliches Wimmern von sich. Ihr Herz drohte ihr beinahe in die Hose, die sie nicht trug, zu rutschen - hätte ein gewisser jemand sein Tempo nicht reduziert, ehe noch ein Malheur zu Stande kommen konnte.
Der Braunhaarige lächelte milde und drückte ihr einen schnellen Kuss auf den Ansatz.

»Alles gut, Mi'Lady!«, rief er mit großem Optimismus gegen den Wind. Astrid hingegen lächelte nur verunsichert und sah etwas zu ihm hoch. Wie gelenkig und flink er sein konnte, war ihr nicht bewusst, aber nach der Nummer mit dem Steinbrocken und gerade eben, zweifelte die junge Frau keine Minute mehr an Hicks' Selbstsicherheit bei solchen Aktionen.
Seine Augen leuchteten grün, soviel konnte sie noch erkennen. Er sah zwar geradeaus, aber dadurch, dass das Leuchten in seinen Augen, sich leicht auf Hicks Wangen spiegelte, was Astrid geradezu beeindruckend fand, konnte sie es trotzdem erkennen.
Die Sonne stand tief, aber tatsächlich untergehen würde sie erst in den nächsten Stunden. Ein prächtiges Farbspiel aus lachsfarben umrandeten, pastel-violetten Wolken und das zu Bett gehen der Sonne, gefolgt von einem immer dunkler werdenden Himmel an dem die Sterne nur so aufleuchteten, erwartete das junge Liebespaar.
Hicks war sich sicher, dass diese tägliche Wunder perfekt zu seiner Überraschung passen würde. Jetzt setzte er alles daran, dass es auch seiner Liebsten gefiel. Zu Versagen konnte er sich unter keinen Umständen erlauben.

Der Berg war nur mehr wenige Katzensprünge von deren momentaner Position entfernt und Hicks Herz pochte aufgeregt vor sich hin.
Sie befanden sich auf der anderen Seite der Insel, welche hauptsächlich aus purer Natur, wie Grasflächen, Büschen, Mulden und Bäumen bestand, - und somit weit genug vom Dorf entfernt war. Drachengebrüll drang an Astrids Ohr, womit ihre Unsicherheit und der Schlag ihres Herzens sich rapide steigerten. Gar Lust als Drachensnack zu enden hatte sie nicht wirklich.
»H-Hicks?!«, stotterte sie ihm entgegen, während er einen kleinen holprigen Pfad Bergauf bestieg. Hicks spritzte die Ohren. Natürlich hatte er die Drachen auch gehört, aber darauf konzentriere er sich nicht. Sie würden ihnen nichts tun - das wusste er. Außerdem waren die Drachen nicht in unmittelbarer Nähe. Er sprang auf eine kleine Erhöhung nicht mehr als 3 Meter hoch und lief direkt zur nächsten. Gleich war es soweit. Sie waren sicher schon einige Meter hoch, schließlich war dies ja ein Berg und Hicks hatte den Ort, an den er Astrid führen wollte vor guten 2 Jahren gefunden. Versteckt hinter Felsen und Gebüsch gute 50 Meter bergauf.

»Sie sind nicht in unserer Nähe. Alles ist gut«, antwortete er ihr und lächelte. Gekonnt sprang er weitere kleinere Felserhöhungen und Vorsprünge hoch.
Das immer lauter werdende Rauschen von Wasser fiel der jungen Wikingerin auf und sie beschlich das leise Gefühl, dass ihr Liebster sie erneut in eine Falle, Hicks' sogenannte Streiche, locken wollte. Sie begann etwas bedrückt zu schauen und wehrte sich gegen ihn. Ohne wirklich darüber nachzudenken, legte sie ihre Hände auf seine Brust und drückte sich abrupt von ihm weg.
Nochmal so eine Aktion wollte sie nicht erleben. Während Hicks lief war es  allerdings keine äußerst kluge Idee sich von ihm weg zu drücken. Noch schlechter, war diese Idee aber, wenn sich unter einem knappe 25 Meter steinige Felsen mit unterschiedlichen Vorwölbungen erstreckten. Er sah sie erschrocken an, verlor den Halt als er auf der nächsten Erhöhung angelangt war, kippte nach hinten und ließ Astrid instinktiv los. Mit einem quietschigen klingenden Schrei schlug die neunzehn jährige auf dem steinigen Boden direkt vor dem Abgrund auf, während sie Hicks, mit aufgerissenen Augen, über den Rand der Erhöhung, auf die er gerade gesprungen war, fallen sah. Ihr Herz blieb stehen und sie schrie entsetzt seinen Namen.  Etwas mehr als die Hälfte des Weges hatten sie bereits hinter sich gebracht und nun das. Er war so erschrocken, dass er zuerst gar nicht reagierte, aber als er ihre Stimme vernahm, schüttelte er den Kopf Und versuchte an der Felswand Halt zu finden. Gar keine leichte Aufgabe, wenn man gerade abstürzte. Seine Hand schliff an dem rauen Gestein. Diese Reibung bereitete ihm Schmerzen, aber er hatte  versucht es zu ignorieren. Bis er in jenem Moment gegen die Wand knallte, in dem er Halt fand und riss sich durch die scharfkantigen Steine seine Wunde am Arm auf, welchen er ebenfalls entlang der Wand zog. Schmerzerfüllt schrie er auf und kurz darauf konnte er sich an einem weiteren abstehenden Stein in unmittelbarer Nähe krallen. Er packte so fest zu, dass er Angst hatte, die Steine könnten im in seinen Händen zu tausenden Splittern zerbersten.
Erleichtert atmete er auf- obwohl er eigentlich wütend sein müsste.  Fast 10 Meter tief war er abgestürzt bevor er Halt fand. Schwungvoll kletterte er wieder nach oben. Trotz höllischer Schmerzen. Herum baumeln wie ein Äffchen wollte er nun wirklich nicht. Oben angekommen, ließ er sich auf den Boden fallen. Der Staub wirbelte auf und er atmete entkräftet auf. Beinahe hätte er doch glatt dem Tod guten Tag gesagt!
Astrid, welche immer noch geschockt an der Stelle saß, an der sie aufgeprallt war, fing an zu weinen und schluchzte unkontrolliert vor sich hin.
Er sah sie an.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt