Kapitel 10

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Im Gras krochen einige Käfer vor sich hin, während sich etwas der hübschen Wikingerin näherte.
Zu tief war sie in Gedanken versunken, als dass sie davon etwas gemerkt hätte. Leise ging es auf sie zu und als es bei ihr war, nahm es den Saum ihres Kleides um ihrem Arm die last abzunehmen und schlang den anderen Arm um sie. Sie quickte erschrocken auf, beruhigte sich jedoch wieder, als sie sah, wer neben ihr stand.

»Hicks erschreckt mich doch nicht so!«, meckerte die junge Dame mit einem milden Lächeln auf den Lippen. Hicks lachte leicht. Der kühle Mittagwind wehte beiden durch die Haare, während einige Sonnenstrahlen auf ihnen ruhten.

»Tut mir Leid, Mi'Lady. Eigentlich wollte ich dir nur helfen. Du sollst die Hand doch nicht belasten.«,sagte er fürsorglich.  »Außerdem wird dein schönes Kleid fleckig, wenn die Beeren platzen. Sag mal, was machst du überhaupt hier?«

Hicks sah sie grübelnd an. Er konnte sich denken, was sie hier machte, aber er wollte es von seiner Freundin hören. Sie waren zwar erst seit kurzem zusammen, aber Hicks wollte einfach alles über sie wissen was er noch nicht wusste. In all die Jahren hatte sich definitiv was an ihr verändert. Es faszinierte ihn richtig, sie nun seine Freundin nennen zu dürfen und er würde alles dafür tun, um sie lächeln zu sehen, um ihr Wohlergehen zu sichern. Hicks konnte sich sehr gut vorstellen, dass es in den letzten Jahren nicht leicht für seine Herzkönigin gewesen war. Aber ändern konnte er es so oder so nicht mehr.
Nun war Astrid hier bei ihm- sie waren zusammen- und nicht mal Odin persönlich hätte sie Hicks wegnehmen können.
Sein Engel sah ihn. Er konnte seinen besten Freund knurren hören, was kein gutes Zeichen war. Irgendwas oder irgendwer war hier  und er konnte sich bereits denken, womit das zusammen hing. Der Pfeil von vorhin. Er wurde verfolgt und wird es jetzt auch noch.
Hicks lächelte sie an, während er all seine Sinne auf extra scharf stellte. Langsam und unauffällig führte er sie zurück zur Hütte. Er wollte ihr keine Angst einjagen - davon hatte sie in letzter Zeit genug.  Zwei verschiedene Gerüchte, rief er sich ins Gedächtnis, als er in der Luft schnüffelte. Es waren zwei Angreifer.

Astrid schien davon nichts zu bemerkten und redete weiter mit ihm.

»Die Flecken kriege ich aus rotem Stoff sicher etwas raus, da mach dir mal keine Sorgen. Viel wichtiger : was wollen wir heute Essen? Beeren habe ich schon. Ich koche auch gerne. «

Sie lächelte. Hicks schluckte einmal kräftig, während er sich unauffällig umsah. Astrid, Essen, kochen, dachte er innerlich. Seine Freundin war nie eine gute Köchin gewesen. Der Yaknog damals an Snoggletog war Beweis genug. Hicks lag zwei Tage lang mit Bauchschmerzen im Bett. Klar, er hätte auch nein sagen können, aber sie sah so glücklich aus, dass ihre schönen blauen Augen richtig gestrahlt haben, da konnte er sie nicht enttäuschen.

»Ich treibt uns nachher was auf. Uhm, nein, du musst nichts kochen. Meine Freundin kocht nicht, sie wird bekocht«, murmelte der junge Wikinger, während er zu Ohnezahn ging und Astrid hinter sich in die Hütte rein schob. Er selbst blieb draußen, schloss direkt die Tür. Astrid versuchte die Tür zu öffnen und rief nach ihm. Mittlerweile hatte auch sie bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Die junge Blondine wollte nicht in dieser Hütte festsitzen, während ihr Freund und Ohnezahn da draußen waren und sich in Gefahr befanden. Der Zwanzigjährige hatte die Tür mit einem, in seiner Nähe liegenden Ast verriegelt, damit sie auch wirklich nicht rauskam. Er wusste, dass sie nicht die Kraft hatte, die Tür aufzubrechen.

Sie hämmerte besorgt gegen die Tür. Die Beeren lagen überall zerquetscht und verteilt am Holzboden. Auf dem Kleid selbst befand sich allerdings kein einziger Fleck, was nah an ein Wunder grenzte. Gut möglich, dass der Saft der Beere einfach so ziemlich die selbe Farbe hatte, wie das Kleid.

Hicks reagierte währenddessen etwas gereizt auf ihr Flehen. Es war verständlich warum sie das tat, aber er hatte auch seine Gründe, warum er sie da eingesperrt hatte.
Das Wetter schlug gravierend um. Der Wind wurde stärker und von der Sonne war vor lauter, aschgrauer Wolken keine Spur mehr.

»Jetzt sei still! Ich muss mich konzentrieren! Du bleibst zu deiner eigenen Sicherheit da drinnen!«, schrie er nervös. Irgendetwas stimmte nicht. Eine Geruchsspur war viel intensiver als die andere. Das musste bedeuten, dass einer der beiden ihnen näher sein musste, als ihnen lieb war. Ohnezahn sah knurren zur Hütte und wieder in den Wald.
Der junge Wikinger verzog das Gesicht und fing ebenfalls an zu knurren. Schon witzig wenn man so darüber nachdachte. Hicks war ein Mensch mit übernatürlichen, tierärztlichen Fähigkeiten. Auf andere Menschen, die von seinen Eigenschaften nichts wusste, musste das äußerst verstörend wirken.
Hicks' Drachen-Freund spitzt die Ohren und drehte sich um. Ein Pfeil schoss auf ihn zu. Hicks sprang reflexartig vor ihn und fing den Pfeil auf, bevor er sich in seine Brust bohren konnte. Er fokussierte die Richtung, aus die Waffe geflogen kam. Der aufbrausende Wind, welcher die Blätter der Bäume zum Rascheln brachte, verwirrte sein Gehört etwas, aber das machte ihm nichts aus. Er blendete alles um ihn herum aus.

»Komm schon raus. Ich kann dich riechen! Auch, wenn das nicht gerade angenehm für mich ist!«, rief er. Ohnezahn rümpfte die Nase und wandte sich wieder der Hütte zu.
Ein Lachen ertönte.
Astrids Rufe verstummten.

»Es ist zu spät, junger Mann«, sprach eine männliche Stimme mit starkem Akzent. Ein weiterer Schuss, dieses Mal aus einer anderen Richtung, traf Hicks Arm. Er bohrte sich durch seinen Oberarm, bevor Hicks reagieren konnte und ließ ihn schmerzerfüllt aufschreien. Fluchend zog er sich den Pfeil aus dem Oberarm und drückte mit seiner anderen Hand auf die Wunde. Blut floss seinen Arm hinab.

»Wie meinst du das!?«, giftete Hicks und spannte sich an. Ohnezahn stupste ihn an und grummelte. Ein Windstoß weniger und der ekelhaft beisende Geruch des Mannes war verschwunden. Aber wo war der andere?
In alle Richtungen sehend, schnaubte er.

Seine Sinne konzentrierten sich nun nicht mehr auf nur den einen Mann, sondern versuchten in der Umgebung den anderen zu orten. Er war sehr nahe, das wusste er. Ein weiterer Stoß von Ohnezahn ließ ihn auf ihn aufmerksam werden.
Hicks meckerte ihn an. Er störte seine Konzentration. Ohnezahn aber ließ sich davon nicht abbringen und eilte zur Tür. Mit einem Knurren, kratzte er unruhig an der Tür und bedeutete seinem Freund, was diese nicht aufgefallen war.

»Oh, nein...«, murmelte er mit geweiteten Augen und stürmte zur Tür. Wie hatte er nur so achtlos sein können. Die Hütte wurde von Ohnezahn bewacht, deshalb hatte er nicht darauf geachtet. Ohnezahn hatte versucht ihn zu warnen und er hatte es ignoriert.
Hicks riss den Ast vom Türgriff und öffnete die Tür.
Da war dieser Mistkerl. Er saß auf Astrid, welche am Boden lag, und hatte seine Hände um ihren Hals gelegt.
Hicks raste auf ihn zu, packte seine hellbraun Haare und riss ihn von seiner Freundin. Er achtete nicht auf die Schmerzen. Der Mann war Mitte 30, so schätzte er ihn zumindest ein, und wog an die 100 Kilo. Wutendbrannt schleift er ihn aus der Hütte und schleuderte ihn an den nächst besten Baum. Ohnezahn trat an seine Seite.
Der Mann sah beide grinsend an. Ein Hauch von Angst konnte Hicks dennoch wahrnehmen.
»Pass mal hier auf unseren lieben Kumpel auf Ohnezahn. Mit dem muss ich noch ein nettes Gespräch führen. Aber zuerst schaue ich mal nach ob er meine Freundin schon zu Tode gewürgt hat«,knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen und packte den Kragen des Mannes nochmal, bevor er sich entfernte.

»Wollen wir mal hoffen, sie lebt noch.  Vielleicht überlege ich mir dann, auf welche Art ich dich etwas schmerzloser umbringe.«

Mit diesen Worten entfernte er sich von ihm und Ohnezahn ließ ihn nicht aus den Augen.  Der Mann wagte es erst gar nicht, sich zu bewegen.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt