Kapitel 16

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»Lasset die Spiele beginnen«, nuschelte sie  mit einem Grinsen im Gesicht, während sie der untergehenden Sonne entgegen blickte. Sie hatte sich in einem der Gebüsch direkt an der Hütte versteckt, um Hicks abzufangen, wenn er wie jeden Abend Essen und eine Blume vorbeibrachte. Sie hoffte nur, dass er sein übermenschliches Gehör nicht auf scharf gestellt hatte, denn dann würde sie ziemlich alt aussehen. Astrid trug nur das rote Kleid, welches bis vor wenigen Minuten noch am trocknen war. Leggins und Schuhe hatte sie in der Hütte. Und sie musste sagen, dass es echt angenehm war, ohne Schuhe rumzulaufe. Mal abgesehen von den Ästen und kleinen Steinen auf dem Boden.

Ihr gebrochener Arm, war laut Gothi doch nicht ganz so gebrochen wie es zu Beginn den Anschein hatte, da hatte sie sich vertan. Er war nur stark gequetscht, aber sie sollte ihn trotzdem noch für eine Woche schonen. Das hatte Gothi ihr vor drei Tagen gedeutet.
Die Schiene trug sie nicht mehr und auch das Tuch, welches ihren Arm stützte, trug sie heute nicht, nur selten. Der Rest ihrer Verletzungen war auch bereits verheilt und auch die ganzen Blutergüsse von vor zwei Wochen - und auch von vor 12 Tagen- waren vollständig verschwunden. Grillen zirpten in ihrer Umgebung, während sie sich versteckte und auf ihren Freund im Gebüsch lauerte. Astrid war aufgeregt. Sie hoffte ihn heute endlich dazu zu kriegen bei ihr zu bleiben. Die junge Wikingerin wusste, wie er sich fühlte. Schuld traf ihn von Astrid aus keine. Er wollte das ja nicht tun und er war nicht er selbst, als er es getan hat. Hicks hatte ihre Brust ja nur etwas gedrückt, bevor er zu sich gekommen ist. Das empfand die junge Blondine als völlig in Ordnung. Schließlich waren sie zusammen. Trotzdem hatte sie sein plötzlicher Rückfall in dieser Situation sehr überrascht. Schon früher hatte er oft diese Probleme mit seiner übermenschlichen Seite und dafür wurde er auch tagtäglich verspottet oder mit Sachen beworfen - was Astrid überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Wütend zeigte sie sich jedem, der versuchte ihm was zu tun, ihm was an den Kopf warf oder ihn auslachen. Da mussten auch schon einige Wikinger zu Gothi wegen Astrid.

Wie konnten die Dorfbewohner nur so mit ihm umgehen? Warum er?
Er tut ja nicht mal was - kauert sich in eine Ecke  und lässt sich vermöbeln - also warum tun sie ihm weh?!

Das waren die Fragen, die der junge Wikingerin früher ständig im Kopf rumschwirrten. Astrid hasste das Verhalten der Dorfbewohner Hicks gegenüber. Immer hatte sie versucht ihn zu beschützen. Sie tat es so gut sie konnte.
Und das wollte sie nun auch jetzt tun, aber sie hatte das Gefühl nicht stark genug zu sein. Ziemlich klischeehaft, wenn man bedachte, dass Hicks sie oft gerettet hatte. Vor 5 Jahren hin und wieder, wenn sie sich Ärger eingebrockt hatte, und seit sie sich wieder gefunden hatten, rettete er sie immer öfter.

Ein Rascheln, gefolgt von Schritten, ließ Astrid hellhörig werden und sie sah angespannt auf die Hüttentür. Gleich war es soweit.
Sie traute sich kaum zu Atmen vor lauter Angst, er könne sie hören. Allerdings sah es nicht so aus, als würde er sie hören oder hätte sie entdeckt. Ihr Geruch lag überall in der Luft, also hätte Hicks auch nicht genau bestimmen können, wo sie sich befand. Übermenschliche Fähigkeiten hin oder her - Astrid würde immer einen Weg finden sich an ihn ranzuschleichen - vollkommen unwichtig, für wie lange ihr das gelingen mochte.
Da war er. Ihr Freund steuerte geradewegs auf die Tür zu. In den Händen hielt er ein kleines Bündel. Wie immer befand sich Essen darin. Astrid fand es so süß von ihm, dass er ihr jeden Tag Essen und eine Blume vorbeibrachte. Sie vermutete, dass er einen Teil davon aus dem Dorf geklaut hatte. Hicks konnte nämlich kein Brot backen, das ist das einzige, wobei er immer versagt hatte, wenn er gekocht hatte. Ein Blick auf seinen Arm ließ ihr Herz schwer werden. Ein keiner Funken Wut fuhr durch ihren Körper. Also hat er sich nicht verarzten lassen, dachte sie sich. Seine Wunde war zwar verbunden, blutete aber immer noch. Wie das hatte möglich sein können, war ihr ein Rätsel. Einzig und allein eine Möglichkeit gab es : er riss sie sich selbst auf. Ob er es absichtlich tat oder nicht, wusste sie nicht, aber sicher war, dass wenn  er sie wieder ran lässt, sie ihn verarzten würde. Gothi hatte - auf Astrids Wunsch - ein wenig Medizin dagelassen, wofür sie sehr dankbar war. Seine Hose sah aus, als hätten ihm Schreckliche Schrecken am Hosenbein rumgeknabbert. In Wirklichkeit hatte er sich aber immer wieder Stücke abgerissen um seine Wunde neu zu verbinden.
Auch dafür hatte sie schon eine Lösung. Verdanken hatte sie das Ganze Grobian. Der Dorfschmied war vor 2 Tagen vorbeigekommen und hatte Astrid eine neue Hose für Hicks in die Hand gedrückt.
Hicks war drei Nächte zuvor bei ihm im Dorf aufgetaucht und den Anblick konnte er nicht ertragen. Er sah so traurig aus, berichtete ihr der einarmige Mann.
Das hatte die junge Frau damals zum Weinen gebracht, so mitgenommen hatte es sie. Sie konnte allerdings nicht viel machen. Er ließ sie ja nicht an sich ran. Das wird auf der Stelle ein Ende nehmen, schwor sie sich noch gestern, als sie versucht hatte mit ihm zu Reden, er sie aber nicht mal angesehen hat und davongelaufen war.
Er bückte sich, um das Bündel abzulegen. Das war Astrids Chance. Auf diesen Augenblick hatte sie gewartet.
Sie sprang aus dem Gebüsch und rannte wie vom Drachen gezwickt auf ihn zu.

» Aahhhhhhh!! Erwischt!!!«, schrie sie und sprang seitlich auf ihn zu, als sie nahe genug an ihm dran war, um einen Versuch zu wagen. Er erhob sich zügig und drehte sich erschrocken zu ihr, ging aber einige Schritte zurück.
»Du bleibst wo du bist!«

Mit viel Schwung riss sie ihn zu Boden und nagelte ihn somit am Boden fest. Das Bündel flog auf den Boden direkt neben ihnen.
Er ließ einen erdrückten Schrei von sich, als er auf dem Boden landete und Astrid auf ihn drauf fiel. Geschwind setzte sie auf, packte seine Schultern und drückte ihn auf den Boden.  Er blinzelte sie sowohl irritiert, als auch erschrocken an, bekam aber kaum ein Wort heraus. Mit dem Ehrgeiz seiner Freundin hatte er wohl nicht gerechnet.
Sie grinste triumphierend. Ihr Plan hatte funktioniert - auch - wenn er nicht der originellste war. Sie war stolz auf sich. So nahe wie jetzt, war sie ihm seit Tagen nicht gewesen.

»Hab dich!«

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt