Kapitel 20

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»HICKS HORRENDOUS HADDOCK DER DRITTE! HAST DU SIE NOCH ALLE?! WAS UM ALLES IN WELT IST IN DICH GEFAHREN!?«, schrie sie ihn an und füchtelte drohend mit den Händen. Es war so, als würde sie versuchen einige imaginäre Fliegen mit der Handfläche zu vertreiben. Ihre Nasenflügel flackerten vor Wut. Ihr hochrotes Gesicht zierten immer noch einzelne Wassertropfen, während sich ihre halb nassen Haarsträhnen wie runter hängende kahle Äste von den trocken gebliebenen Haaren abspalteten. Ihr Atem ging schnell. Ihre Augen strahlten gerade den tödli Husten Blick aus, den der junge Wikingerin je zu Gesicht bekommen hatte. Und da er damals im Dorf öfter wütend angegafft wurde, kannte er sich damit aus.
Hicks stand vorsichtig auf. Er wusste, mit ihr war jetzt nicht zu spaßen, aber trotzdem wollte er Teil zwei seines Planes noch durchziehen. Und wenn er es sich so recht überlegte, war das ein echt schlechter Streich, den er sich da ausgedacht hatte. Das kalte Wasser hatte ihr wohl nicht sonderlich zugesagt.
Seine Überlebenschancen standen  relativ niedrig.
Alles was Hicks dazu zu sagen hatte war nicht gerade hilfreich für die Sicherung seiner letzten Lebensprozente. Für sich behalten könnte er es aber auch nicht, sonst würde es wieder peiich werden.

Astrid fuchtelte weiterhin mit den Händen umher und hielt ihm eine Predigt darüber, wie dumm er sich gerade verhalten habe und dass das keineswegs lustig ist.
Er verkniffen sich das Lachen.

»Die Decke rutscht dir runter«, unterbrach er seine Freundin und wackelte mit den Augenbrauen. Sie umschloss ihren Brust Bereich und hielt die Decke somit ab, von ihrem Körper zu rutschen, während sie ihren Freund säuerlich musterte. Allerlei Flüche und Bestrafung schossen ihr durch den Kopf, aber sie kam zu dem Entschluss, dass lächerliche Verwünschungen und nicht ganz so wirksam waren, wie - Beispiel - eine Woche Kussverbot.
Nach wenigen Sekunden der Stille, setzte Astrid erneut an, um ihn weiterhin anzuschreien. Sie war vollkommen fassungslos.
Bevor sie jedoch nur einen Ton rausbringen konnte, grinste Hicks sie an, warf sie prompt über seine Schulter und lief aus der Hütte. Die Sonne stand bereits etwas höher und auch die - in der Nähe nistenden- Vögel begann ihre alltäglichen Lieder zu trällern.
Die idyllische Stille wurde aber schnell durch Astrids  wehementes Meckern und Flehen zerstört. Die blonde Wikingerin klopfte auf den Rücken ihres Freundes, während der einen 300 Meter Sprint und wenigen Sekunden hinlegte.
Er reagierte nicht auf ihr Gejammer.
Als er am Flussufer ankam, konnte er sie nur noch nach ihm Schreien hören, nachdem er sie über die Schulter geworfen hatte und sie, mit seiner übermenschlichen Stärke, in die Mitte des Flusses befördert hatte. Sie tauchte auf, hustet Wasser aus und sah ihn an, als würde sie jeden Moment brodelnde Lava auf ihn abfeuern wollen. Die Decke, welche sie umgewickelt hatte, Trieb, der Strömung nach, Flussabwärts und verschwand im hellblau-grün schimmernden Wasser.
Hicks lachte. Es war zwar gemein von  ihm gewesen, aber er wollte nur ein bisschen Spaß. Das mag egoistisch klingen, aber er hatte ja noch etwas für seine Herzkönigin geplant. Wer wäre er denn, wenn er nicht bedacht hätte, etwas schönes für seine Frau zu planen, nachdem er sie reingelegt hatte.

»ICH. BRING. DICH. UM!!!! «, brüllte Astrid und schwamm rasend schnell auf ihn zu. Hicks verging das Lachen und gab ein leises »oh oh« von sich, eher er sein Gesicht zu einem unschuldigen Lächeln verzog.
Nun war er sich sicher: heute würde er draußen übernachten - insofern er vor ihr flüchten konnte. Ein Teil seines Herzens freute sich sogar darauf, von ihr eine geknallt zu bekommen. Er wollte sie so sehen. Ein Beweis dafür, dass in ihr auch noch die aufbrausende, aggressive und höchst temperamentvolle Astrid von damals steckte. Ihre anderen Seiten kannte er bereits sehr gut, wenn er das mal so anmerken durfte. Andererseits zeigten sich ihre mädchenhaften Seiten nicht ganz so wütend und vorallem nicht mordlustig.
Er schmunzelte, während er kehrt machte und in einem - für ihn eher langsamen Tempo - zu schnell wollte er ihr auch noch nicht davon rennen - Richtung Hütte lief.
Die junge Dame sah sich um und sprang dann schnell aus dem Wasser. Es war ihr egal ob sie nackt war. Sie waren im Wald, da störte es sie nicht. Sehen konnte sie ja keiner. Einzig und allein die Kälte ließ sie für einen Moment verharren. Hicks war daran gewöhnt, aber sie nicht. Wutenendbrannt rannte sie ihm hinterher, während sie darauf achtete, nicht über im Weg wachsende Wurzeln zu stolpern und keinem unschuldigen Insekt das Leben zu nehmen. Nur ein etwas größeres, sehr lästiges Insekt stand auf der Abschussliste.

Es hatte wuschelige braune Haare, smaragdgrüne Augen, wahr fast einen Kopf größer als sie und würde in kürze das Gezeichnete segnen.

Hicks lief, gefolgt von Astrid, zweimal um das Haus herum, während sie ihn gefühlte tausend Mal verfluchte, und entfernte sich dann von der Hütte.
Astrid schnaubte verärgert. Ihr Körper fing an zu zittern. Wenn man die Temperaturen um sie herum mit denen des Wassers verglich, konnte man zumindest behaupten, dass es außerhalb des Wassers wärmer war. Bestätigen konnte Astrid aber genau das Gegenteil. Es war Arsch kalt und gegen die Strömung war es auch nicht leicht anzukommen, aber ihre Wut gab ihr die Kraft dazu. Ein kühler Wind ging obendrein auch noch.
Kurzerhand beschloss sie, sich einfach mal sein Hemd zu schnappen und es anzuziehen. Wenn er sich klatschnass wohl fühlte, dann wollte ihm Astrid doch noch ein bisschen mehr davon schenken.
Eilig lief sie in n die Hütte rein, so sie sich sofort nach seinem Hemd umsah. Sie entdeckte es auf dem Boden neben dem Bett und griff es sich direkt. Er hatte ihre Decke gekillt - jetzt war sein Shirt dran. Zwar hatte sie nicht vor es im Fluss zu versenken, aber wenn es kritisch wurde, würde sie jederzeit auf diese drastische Maßnahme zurückgreifen.
Sie wusste, dass er nur ein Hemd hatte, dass er es sehr mochte und dass es 'neu' war, aber er hatte auch kein Problem damit seine einzige Decke und mit dazu noch seine eigene Freundin in einen Fluss zu schmeißen, der eindeutig kurz davor stand in den Minusbereich der Temperaturskala abzurutschen.
Also war es ja nicht so tragisch sein Gewand auch gleich hinterher zu werfen. Seine neue Hose, die sie versteckt hatte, um ihn damit zu überraschen, ließ sie ihm gütigerweise. Sie zog sich das Hemd über und stellte direkt fest, dass es ihr zu groß war. Es endete zwei Zentimeter unter ihrem Hintern, worüber sie sogar sehr froh war. Ein Blick auf seinen Schreibtisch und ihr fiel da etwas ins Auge. Sie ging darauf zu und sah sich ein Stück Pergament, auf dem ein ziemlich komplizierter Plan aufgekritzelt worden war. Und daneben waren noch mehr solcher Pläne. Sie verstand nicht, was das darstellen sollte, aber es schien wichtig auszusehen, also suchte sie sich den vierten von unten aus. Der schien ihr am kompliziertesten.
Zeit es zu versenken!

»Rache ist süß Babe«, murmelte sie grinsend, während sie sich den Plan schnappte und dabei ausversehen den blauen Stoff vom Tisch warf, von dem sie keine Ahnung hatte, wofür er sein soll.

Sie lief an der Feuerstelle, in der das Feuer schon noch mehr brannte und nur verkohlte Holzstücke hinterließ, vorbei und überwand die Türschwelle. Hicks hatte sich an einen Baum, einige Meter von ihrem jetzigen Standort entfernt, gelehnt. Ihm war aufgefallen, dass sie in der Hütte verschwunden war, war sich aber nicht sicher, ob das nicht eine Falle war, um ihn zu ihr zu locken, damit sie ihm dann ohne Schwierigkeiten den Hals umdrehen konnte.
Als er seine Freundin jedoch sah, blieb ihm sein Herz für einen Moment stehen. Sie sah ihn grinsend an, während sie sein Hemd trug und eine Rolle Pergament in der Hand hielt. Ein schlechtes Gefühl beschlich ihn.
Und das bestätigte ihm sein Hirn dann auch, als sie die Rolle entwickelte und ihm seine skizzierte Erfindung entgegen hielt. Es war ein Fluganzug, den er seit 2 Jahren zu bauen versuchte, aber seine Experimente gingen alle schief. Welchen Plan sie in der Hand hielt, konnte er von hier aus nicht sagen, er hatte mehrere gezeichnet und immer wieder neue Sachen verbessert, aber er wollte nicht riskieren, den zu verlieren, den er erst entworfen hatte - und von dem er glaubte, er könne funktionieren.
Er brauchte seinen Verstand nicht anzustrengen um zu kapieren, was dieser verschlagene Grinsen bedeutete.

»Das wagst du nicht!«, meldete er sich empört und ging einen Schritt auf sie zu. Sie wackelte mit den Augenbrauen.

»Ich wage vieles«,antwortete sie ihm, drehte sich um und lief so schnell sie konnte weg.
Er brauchte einige Sekunden um das zu verarbeiten, schüttelte aber dann seinen Kopf und rannte ihr hinterher.

»Astrid Wehe dir du machst das! I-ich meine, bitte tue das nicht! Es tut mir leid, ok?!«

Sie gab ihm keine Antwort.
Hicks beschleunigte sein Tempo und hatte sie fast, aber sie bog ab und lief im Zickzack-Muster weiter. Er lag weit zurück.
Er fluchte und rannte ihr hinterher. Hicks wollte seine übernatürliche Schnelligkeit nicht einsetzen, aber sie ließ ihm keine Wahl. Das Flussufer war schon vor ihr.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt