Kapitel 44 Part 2

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Die junge Mutter kauerte auf dem feuchten Holzboden. Ihr Atem war schwach und die Schmerzen in ihrem Intimbereich waren unermesslich, aber nichts im Vergleich dazu, welche Qual sie 2 Tage zuvor, während ihrer mehrfachen Vergewaltigung verspürt hatte. Es tat so weh, dass Astrid sogar den Feuertod vorgezogen hätte, hätte sie die Wahl gehabt. Über Stunden wurde sie mit allem möglichen gequält. Sie weinte weder während der Folter, noch danach, denn dieses Vergnügen wollte sie ihren Peinigern nicht auch noch gönnen.
Die Hauptsache war, dass es den Mädchen gut ging und das war alles, was für Astrid zählte.
,,Es wird alles gut, Astrid", schniefte Rewa trübseelig. Das junge Mädchen strich Astrid einige ihrer Haarsträhnen aus dem Gesicht, während sie Alva im Arm hielt. Inga und Neme saßen neben ihr. Sie konnten immer noch nicht glauben, was ihre ältere Freundin für sie getan hatten. Nicht jeder würde sich für jemand anderen so brutal foltern lassen und dann auch noch mit einem Lächeln auf den Lippen zurückkehren. Astrid hatte ihren Schützlingen versichert, dass es ihr gut ging und sie sich keine Sorgen zu machen brauchten, aber sie sahen ihr an, dass dem nicht so war.
Hulda wischte Astrid den Schweiß von der Stirn. Sie war, wenn man Astrid nicht dazu zählte, die älteste hier. Mit ihren 19 Jahren war Hulda mehr die Ruhige und Ernste von allen. Ihre Haare waren blond, wie die von Astrid und ihre Augen bernsteinfarben. Sie trug eine braune Tunika mit einem grauen Kleid darunter.
Valdis und Saga waren eineiige Zwillinge und hatten beide rotbraune Haare. Ihre Augen waren sturmgrau. Man konnte sie als süße, stets aufgeweckte, 15-jährige Freigeister bezeichnen. Seit die junge Mutter sich allerdings für ihre Freunde geopfert hatte, saßen sie - wie in diesem Moment auch - trübseelig in der Ecke herum. Enja, welche vorgestern zusammen mit Manika die Wunden der 21-Jährigen versorgt hatte, saß neben den Gitterstäben und spielte mit ihrer grünen Leggins, während Manika in der Ecke gegenüber schlief.
Wie Astrid Alva ganz alleine versorgen konnte, war den Mädels ein Rätsel. Zwar waren sie immer für die junge Wikingerin da, aber sie bekam das auch ohne die Hilfe ihrer Freunde hin. Als wäre sie von Geburt an die perfekte Mutter. Das kam etwas blöd.
Sie waren zu dreizehnt und hatten die letzten zwei Tage echte Schwierigkeiten damit, sich um Alva und Astrid zu kümmern. Zumal die Wachen andauernd hier waren.  Saga, Ingrid, Manika und Inga hatten sie und das Baby stets vor ihnen geschützt, seit das mit Astrid passiert war.

Die junge Mutter musste ihr Baby stillen, was oft zu einer echten Herausforderung wurde. Der Grund dafür war Schwäche. Sie konnte sich nicht aufsetzte. Ihr tat alles weh. Manika und rewa hatte ihr dann im Liegen das Baby an die freigelegt Brust gelegt, während sie ihrer Tochter leicht über den Kopf streichelte. Astrid war in den Augen der Mädchen, die stärkste Frau, die sie je gesehen hatten. Sie hatte ihnen von ihrem Leben erzählt, sie vor den Wachen beschützt, ohne auch nur eine Träne zu vergießen und kam mit einem Lächeln wieder zu ihnen zurück.
Wer nach solch' einer Qual noch lächeln konnte, musste Nerven aus Stahl besitzen.

Dem war aber nicht so. Astrid versuchte für ihre Schützlinge stark zu sein, damit sie sich nicht weiter ängstigten. Ihr war bewusst, dass Einige von ihnen auch versuchten, ihre Nerven nicht über Bord zu werfen, aber gerade das war schlecht für sie.
Gefühle in sich hineinzufressen war nie eine gute Idee, weder für die Mädchen, noch für sie. Allerdings hatte sie in diesem Fall keine andere Wahl.
,,Hast du Hunger? Die Hohlköpfe haben uns  E-", begann Valdis, wurde aber unterbrochen.

,,Wen nennst du hier hohl?!", ertönte eine tiefe, verärgert klingende männliche Stimme. Astrid neigte ihren Kopf so, dass sie zur Zellentür sehen konnte. Ein fremder, gut gebauter Mann stand, mit der Hand am Schwert da und wippte mit dem Fuß. Seine schwarzen Haare wurden durch einen Helm verdeckt. Er war in eine üppige Rüstung gehüllt. Seine braunen Augen visierten die Mädchen an. Der hat wohl nicht kapiert, dass dieses Kommentar nicht für ihn bestimmt war",murmelte Saga und Astrid schenkte ihm nur den Todesblick.
Er sah nicht aus, als würde er zu den Wachen gehörten, sondern wirkte von außen mehr wie ein Adeliger. Trotz Rüstung. Er war gepflegt. Astrid wusste genau, was dieser Mann hier zusuchen hatte und es gefiel ihr nicht.

,,Habt ihr euch schon für eine entschieden?", fragte eine, für Astrid nur all zu bekannte Stimme.  Ihr Vater trat neben den Mann. Der Fremde legte seine Finger ans Kinn, kniff die Augen zusammen und ließ seinen Blick durch die Zelle Streifen.

,,Warum ist da ein Baby unter deinen Frauen?", fragte er verwirrt und Astrid biss die Zähne zusammen. Neme hielt ihre Tochter noch. Die jüngste der Truppe hatte das kleine Baby schützend in den Arm genommen und spannte sich an. Nie und nimmer wurde sie Alva an diesen Kerl übergeben, aber er hatte es nicht auf das Baby abgesehen.
Ludwig schnaufte verächtlich und zuckte mit den Schultern.
,,Die liegende Kuh da hinten war schon schwanger, als wir die aufgelesen haben. Geworfen hat sie vor drei Wochen. Es waren ursprünglich Zwillinge aber der Junge ist gestorben."
Der Fremde nickte und Astrid spürte die geschockten Blicke ihrer Schützlinge. Dass ihr Vater das ausgerechnet hier sagen musste. Von ihrem Sohn hatte sie den Mädchen nämlich nichts erzählt. Sie empfand es erstens als unpassend und zweites war sie über den Verlust ihres erstgeborenen Babys noch nicht hinweg. Ihre Augen wurden glasig.
,,Warum hast du-", begann Rewa, wurde aber von Astrid unterbrochen.

,,I-ich hab den Verlust noch nicht ganz überwunden", gestand sie mit belegte Stimme und sah sie an. Rewa nickte mitfühlend. All ihren Schützlingen war klar, dass so etwas nicht leicht zu verdauen war und deshalb nahmen sie ihr ihr bisheriges Schweigen auch nicht böse.
Alva begann zu quängeln und Astrid wurde unruhig.

,,Ich nehme das Kind, dass das Baby in den Armen hält und die etwas größere da in der Ecke. "
Er deutete auf Hulda und Neme. Astrid Herz blieb stehen. Er wollte die Jüngste ihrer Mädchen und auch noch die Älteste. Ludwig nickte und ließ einige Wachen kommen, aber der Mann bestand darauf, sie sich selbst zu holen. Astrids Wut stieg. Sie spürte, wie ihr Verstand allmählich versagte. Ein seltsames Gefühl beschlich sie. Sie wollte das Blut dieser Männer sehen.
Die Tür ging auf. Die Wachen positionierten sich vor dem Eingang, als der Mann eintrat.
,,Na kommt schon meine Süßen, ich tue euch doch nichts ", lächelte er scheinheilig. Von wegen! Astrid sah die beiden schon, von ihm geschwängert, in der Küche putzen und kochen.
,,Nur über meine Leiche", schrie Astrid innerlich.

Sie atmete hektisch. Ihr Blut geriet in Wallung, sie wusste nicht, was da gerade mit ihr geschah, aber bevor sie sich versah hatte sie sich auch schon aufgesetzt und hiefte sich an der Holzwand hoch. Proteste von den Mädchen nahm sie nur bedingt wahr, ging aber nicht darauf ein.
,,Geht mit Alva in die Ecke." 
Ihr Körper pochte. Sie spürte die Schmerzen immernoch, aber ihr Körper bewegte sich quasi von alleine.

,,Was passiert mit ihr!? Ihre Augen leuchten blau und grün! Ludwig wer ist diese Frau?!",  fragte er entsetzt.
Der Fremde stand bereits vor Neme und Alva. Er packte die Schulter des kleinen Mädchen um sie mit sich zu ziehen, ließ Astrid dabei aber nicht außen Augen. Ihre Tochter weinte und Neme zitterte.
Astrid schoss wie ein Pfeil nach vorne, riss den Mann von den beiden weg, hob ihn mit einer Hand hoch und warf ihn mit voller Wucht über ihre Schulter.

,,In die Ecke mit euch!", wiederholte Astrid.

Neme lief mit Alva im Arm zu den Anderen in die  andere Ecke des Raumes. Die Mädchen wussten nicht, was mit Astrid passierte, aber die junge Mutter hatte ihnen erzählt, dass sie Kräfte besaß. Felsenfest stand sie neben dem, am Boden liegenden Mann und sah auf ihn herab. Ihre linkes Auge strahlte grün, während ihr rechtes blaue leuchtete. Ihre Pupillen waren zu Schlitzen verengt. An ihren Armen und ihren Wangen hatten sich weiße Schuppen gebildet. Sie knurrte verächtlich, atmete jedoch schwer. Es war für sie schwer diesen Zustand, mit ihrem geschwächten Körper, aufrecht zu erhalten. Aber sie empfand plötzlich so eine enorme Mordlust, dass ihr die Hilferufe ihres Körpers nicht auffielen.
Sie winkelte ihr rechte Bein an und trat kurz darauf auf ihn ein.,, Ich werd dafür sorgen, dass du nie wieder ein armes kleines Mädchen angreifst! ", brüllte sie wütend.
Man hatte meinen können, diese Tritte waren stärker als ein Bär. Der Mann schrie schmerzerfüllt nach Hilfe und spuckte Blut.
Ludwig und die Wachen sahen ihr entsetzt dabei zu, wie sie einen ihrer Kunden verprügelt, bis der Mann und sich nicht mehr rührte.
Die Mädchen schnieften verängstigt. So hatten sie Astrid noch nie erlebt und so würden sie die junge Wikingerin auch nicht mehr erleben, denn kurz darauf, brach sie auch schon zusammen und landete bewusstlos auf dem Boden. Ihre Schuppen verschwanden und sie atmete ruhig. Die Mädchen stürmten zögernd zu ihr. Ludwig ließ den Mann aus der Zelle holen und verriegete sie anschließend selbst. Er hatte kaum fassen können, was seine Tochter eben getan hatte.
Der Käufer war tot.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt