Kapitel 49 & 50 Lang

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Der restliche Tag verlief eher ruhig. Hicks hatte seinem Vater alles erzählt, nachdem dieser dank Gaja's ‚unterstützender' Aussage, beinahe einen Herzinfarkt erlitten hatte. Er nahm die Wahrheit, nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten, relativ gut auf und hatte sich von Allen verabschiedet, bevor er das Haus, aufgrund von offen stehenden Häuptlingspflichten, verlassen hatte. Hicks hatte sich erleichtert in den Nebenraum begeben und fand Astrid inmitten ihrer Schützlinge stehend vor. Neme und Hulda stützten sie tatkräftig, während seine Tochter in den Armen von Tema lag und friedlich schlief.
Er schüttelte enttäuscht den Kopf und verließ das Zimmer wieder. Warum war es für sie nur so schwer zu verstehen, dass sie sich nicht anstrengen durfte? Verlangte er zu viel? Sorgte er sich zu sehr? Unsinn. Ihm ging es nur um ihr Wohlbefinden. Wenn sie sich dagegen sträubte, egal, wie sehr er sich darum bemühte, so war jegliche Art von dazukommen Beschwerden ihre eigene Schuld. Er würde von nun an kein Wort mehr verlieren, sollte sie sich zu sehr anstrengen. Es war ihr Problem. ,,Soll sie sich doch selbst helfen", murrte er und ballte die Hände zu Fäusten. Mit schnellen Schritten verließ er die Hütte der alten Heilerin. Astrid rief ihm hinterher und versuchte ihm nachzugehen, aber ihr Körper gestattete es ihr nicht. Sie war froh, mit ein wenig Hilfe stehen zu können. Ständig ans Bett gefesselt zu sein, war für die 21-Jährige wirklich kein Vergnügen. Sie wollte gehen, in der Sonne stehen, das Gras unter ihren Füßen spüren und erfrischende Waldluft einatmen, während sie ihre Tochter und Hicks bei sich hatte. Was war falsch daran, nicht aufzugeben, aufzustehen und weiter zu kämpfen? Überstürzte sie ihr Vorhaben etwa? Gestern noch, hatte sie sich ein Baby aus dem Bauch schlagen lassen und heute wollte sie, ohne Rücksicht auf ihren Körper, aufstehen und ihr Leben normal weiterführen. Sie verstand nicht, warum ihr Mann sie am Bett festhalten wollte, aber sie wusste, dass er ihretwegen wütend war.
Hulda fing sie auf, als sie zu Boden ging. Die 19-jährige machte sich Sorgen und den Zustand der zwei Jahre älteren Frau. Sie war, wie Hicks, der Meinung, dass Astrid sich auskurieren solle, bevor sie vor lauter Überanstrengung noch zusammenbrach. Nur leider hörte die 21-Jährige weder auf sie, noch auf Hicks. Zu allem Übel war ihr Mann nun auch abgehauen. Keines der Mädchen hatte den leisesten Schimmer davon, wo er sich hinbegeben hatte. Raff und Taff waren mit ihrer Aufmerksamkeit nicht mal anwesend. Gothi kam wegen ihres hohen Alters nicht schnell genug voran, um Hicks einzuholen, deshalb fiel auch sie aus. Weshalb die Heilerin Astrid davon abhielt, sich so zu verausgaben, war allen im Zimmer unklar, aber sie wird schon ihre Gründe gehabt haben. Fischbein war der Einzige, der Hicks, ohne zu zögern, hinterher gegangen war. Thor weiß, wo die beiden hin verschwunden waren!

Frustriert halfen die Mädchen zu fünft Astrid ins Bett zu befördern. Die junge Mutter weigerte sich nämlich, freiwillig in das Bett zu gehen. Dafür war sie viel zu aufgebracht. Tema hielt das Baby und Neme war aus dem Zimmer gegangen, um einen Krug mit frischem Wasser und einen Becher zu holen. Enja stand neben Tema. Sie wollte sich da nicht einmischen. Außerdem kämpften bereits fünf von ihnen darum, ihre Zielperson ins Bett zu kriegen. Lustig sah es schon aus, aber für Astrid musste es verdammt anstrengend gewesen sein, sich gegen fünf junge Mädchen zu wehren. Wie sich kurz darauf herausstellte, vergebens. Ihre Kraft war am Ende, also gab sie auf. Mit verschränkte Armen lag sie im Bett. Saga deckte sie zu und Valdis setzte sich zusammen mit den anderen vier Mädchen auf den Boden um das Bett herum. Ein Fluchtversuch war zwecklos.
Astrid schnaufte erschöpft. Ihr Körper fühlte sich erneut so schwer an. Die Schmerzen stiegen ins unermessliche. Etwas warmes floss ihre Oberschenkel entlang und sie wusste genau was es war. Ihre Sicht verschwamm. Sie wirkte zunehmend benommener. Gothi trat näher an sie heran und deutete auf Astrid und den Boden. Gaja und Hulda sahen sich verwirrt an, während die anderen Mädchen stumm da saßen, beziehungsweise standen. Aus den Deutungen der alten Heilerin wurden sie einfach nicht schlau.

,,Sie will, dass ihr die Decke entfernt und ihr einen Hocker bringt", meldete sich Raffnuss und Taffnuss grinste. Neme kam mit dem Wasser Krug und einem Becher wieder ins Zimmer und entschuldigte sich für die längere Abwesenheit - denn sie habe die leeren Wasservorräte der Heilerin, welche sich außerhalb der Hütte auf dem Holzvorsprung in einem ehemaligen Futterkasten für Schweine befanden, wieder aufgefüllt. ,,Und das schnell", setzte ihr Zwillingsbruder fort. Hulda stand auf, eilte aus dem Zimmer und kam mit dem gewünschten Hocker wieder. Sie stellte ihn vor Astrid's Bett. Rewa zog die Felldecke weg und ließ sie vor lauter Schock zu Boden fallen. Alle im Raum schnappten erschrocken nach Luft. Raffnuss verdeckte Taffnuss die Augen, der hatte allerdings genug gesehen und war daraufhin umgefallen. Hicks' Shirt war hochgerutscht und gab den Blick auf Astrid's Intimzone und ihren blau geschlagenen Bauch frei. Blut verteilte sich überall. Auf dem Bett, auf Hicks' halbem Shirt und auch auf Astrid's Beinen. Ihr Gesicht wurde blass und sie schien kaum ansprechbar. Gothi schüttelte unbeeindruckt den Kopf. Die Heilerin hatte so etwas schon oft miterlebt. In aller Ruhe stieg sie vom Hocker runter, deutete Manika mit ihr zu kommen und ging mit dem jungen Mädchen aus dem Zimmer, um einige Sachen zu holen.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt