Kapitel 32 Part 1

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Er wand sich im Bett umher, winselte und verzog leidend das Gesicht. Die junge Wikingerin rüttelt seit einigen Minuten völlig verzweifelt an seinen Schulten, um ihn wach zu bekommen, aber sie hatte keine Chance. Mit rasendem Herzen rief sie seinen Namen immer und immer wieder, während sie erschrocken feststellen musste, dass die Haut um sein Dekolleté und seine Brust rau und schuppig war. Astrid rüttelte kräftiger an ihm. Tränen jagten ihr die Wangen hinab. Sie konnte ihn schlecht sehen, da die Dunkelheit sie umgab, das Feuer erloschen war und nur wenig Mondlicht durch die beiden Fenster hereinschien, aber dennoch konnte sie es. Zudem kroch ihr die Kälte geradezu unters Hemd. Einfach ignorieren, dachte sie sich, aber es war leichter gesagt als getan. Das blonde Mädchen kniete weiterhin auf dem Holz Boden, vor dem Bett indem ihr sich quälender Freund lag und widmete ihre gesamte Aufmerksamkeit ausschließlich ihm. Er war verschwitzt und rief ab und zu ihren und Ohnezahns Namen. Die Felldecke lag neben Astrid auf dem Boden. Sie legte ihre Hand auf seine Stirn. Er glühte förmlich. Ob das durch seine Verwandlung oder durch die Verletzung am Oberarm ausgelöst wurde, konnte sie nicht eruieren. 

„Hicks, wach auf! Bitte!", bettelte sie mit zitternden Stimme und schniefte.

Wach geworden war sie durch sein, zu Beginn eher unruhiges Verhalten relativ schnell, aber je schlimmer es wurde, desto mehr Sorgen machte sich die Neunzehnjährige.
Ihr Liebster wurde von einem Alptraum geplagt und das war für sie unerträglich. Zumal er sich hier in einen Drachen zu verwandeln schien. Es jagte ihr eine heiden Angst ein, ihn so zu sehen, weshalb sie sich  Mühe damit gab, ihn aus diesem Zustand rauszuholen. Sie wusste nicht, was er träumte, dass ihn so austicken ließ, aber wenn sie ehrlich war, konnte sie zunächst darauf verzichten, es zu erfahren.
Er knurrte und atmete hektisch.
Astrid zog besorgt die Augenbrauen zusammen.
Sie war drauf und dran, Wasser vom Fluss zu holen und es ihm überzulehren, als er die Augen aufriss und sich ruckartig aufsetzte. Sie fiel zu Boden und saß nun vor ihm. Er atmete nun ruhiger und hielt sich seine Stirn, um sich wieder einzukriegen. Astrids Herz blieb für wenige Sekunden stehen, als sie seine rot auffunkelnden Augen sah, ehe sie wieder grün leuchteten.  Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung. Seine schwächer leuchtenden Augen weiteren sich etwas und er stand auf. Sie schluckte kräftig, während sie versuchte nicht zu schluchzen.
Er kniete sich neben sie auf den Boden und umgab ihr zartes Gesicht mit seinen zitternden Händen.,, Bin ich froh, dass du d-dich nicht  i-in ein Tier verwandelt hast", schluchzte sie kaum hörbar, aber er hörte ihr geflüstert und er wusste auch, was sie damit meinte.
In dem Moment geschah es. Eine glitzernde Träne kullerte ihr die linke Wange hinab, während unzählige Nachfolger ihr folgten.
Er sah sie entschuldigend an und gab ihr einen Kuss auf die Nase. Schuldbewusst musterte er seine Freundin und es brach ihm das Herz, sie so zu sehen.
„Nicht weinen... Bitte alles, nur nicht weinen. I-ich -Es tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe."
Und ehe er sich versah, kullerte ihm auch eine Träne nach der anderen hinab. Er fuhr von ihren Wangen, zu ihren Schultern und von ihren Schultern aus, zu ihrer Taille, an der er sie vorsichtig an sich zog.
Sie versuchte sich zusammenreißen, um nicht noch mehr wie eine Memme zu wirken und schlang ihre Arme um seinen Oberkörper, bevor sie ihr Gesicht darin vergrub. Wohlige Wärme breitete sich in ihr aus und sie begann sich einigermaßen wohl zu fühlen. Es war ja doch ein ganz schöner Schock für die junge Frau gewesen.
Die schuppige Haut auf seiner Brust war verschwunden, wofür Astrid sehr dankbar gewesen war.
Sein Atem kitzelte in ihrem Nacken und jagte ihr die Gänsehaut über den gesamten Körper, während er ihr übers Haar Strich und sie dicht bei sich hatte. Er war so froh, nichts getan zu haben, dass er im Nachhinein wieder bereuen würde. Und noch viel froher, machte ihn die Tatsache, dass er noch ein Mensch war.
Er hatte schreckliche Dinge geträumt. Dinge über die er kein Wort verlieren würde - so viel war sicher.
Gleich morgen früh würde er nach Ohnezahn sehen, um sich zu vergewissern, dass es auch ihm gut ging. Er war Teil des Traumes gewesen - ebenso Astrid.

„Weinen passt nicht zu dir, Liebling. Ein Lächeln steht dir tausendmal besser", fing er an und sie hob ihren Kopf um ihm ins Gesicht zu sehen.
Sie verkniff sich die nächsten Tränen und lächelte ihn milde an.
,,Weinen passt nicht zu dir. Ein Lächeln steht dir besser"
Er lächelte sie verschmitzt an und begann sie zu kitzeln. Überrascht quietschte sie auf, ehe sie lauthals zu Lachen begann und sich gegen seine Attacke zur wehr setzte.
Sie wollte sich von ihm weg drücken und die Flucht ergreifen, aber er hatte ihren Fluchtversuch vorhergesehen und nagelte sie, mit Hilfe seiner Hände auf dem Boden fest. Sie zappeln unter ihm, während er sich über sie gestützt hatte und hielt mit einer Hand ihr linkes Handgelenk über ihrem Kopf. Die rechte Hand hatte sie auf seiner Brust und versuchte ihn wegzudrücken, während seine freie Hand sie am Bauch kitzelte.
Vor lauter Lachen, lief ihr Kopf schon ganz rot an, wodurch Hicks beschloss, ihr eine kleine Pause zu gönnen und begann, sie vorsichtig zu küssen. Über diesen plötzlichen Wandel, war sie zuerst erschrocken, aber dann erwiderte sie seine zärtlichen Küsse.
Die beiden lächelte in die Küsse hinein, ehe daraus ein heftiger Kampf ihrer Zungen wurde. Verlangend drückte sie sich ihm entgegen, woraufhin er sie an sich drückte und aufstand. Sie schlang ihre Beine um seine Hüfte und fuhr zwischen der Küsse durch sein weiches, verwuscheltes Haare. Er schwitzt immer noch und seine Haut glüht weiterhin. Also war das Fieber nicht durch seine Verwandlung, sondern tatsächlich wegen seiner Verletzung aufgetaucht. Sie hatte es ihm gesagt, aber er wollte nicht auf sie hören.
Er legte sie vorsichtig aufs Bett und schnappte sich die Felldecke, welche er von seinem Vater und Grobian am Tag davor bekommen hatte. Unerwartet, warf er ihr die Decke über, um ihren halb nackten Körper zu bedecken. Irritiert sah sie ihn an, während er mit dem Rücken zu ihr gedreht stand.
Tief ein und ausatmend versuchte er seine Triebe in den Griff zu bekommen. Nicht, dass er nicht mit ihr schlafen wollte, aber er durfte sich nicht so verleiten lassen - obwohl er angefangen hatte. Was, wenn sie schwanger werden sollte? Er konnte noch nicht für ein Baby sorgen. Zumal es mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Fähigkeiten besitzten würde - und das war was, was er definitiv nicht wollte.
Astrids liebliche Stimme drang an sein Ohr und eine Berührung seiner Hand, ließ ihn  zusammenzucken. Sie machte es ihm so schwer, nicht mit all seiner Liebe über sie herzufallen, dabei tat sie noch nicht einmal etwas.
Da unten hatte sich eindeutig was geregt und dafür hasste er seinen Körper an manchen Tagen. Warum musste das bei Männern nur so sichtbar sein? Verflucht!

„Hicks, ist alles in Ordnung? Warum verhältst du dich denn so seltsam?"

Er schloss seine Augen, drehte sich etwas zur Seite und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Eigentlich wollte er ihre Lippen küssen, aber er war etwas größer und hatte nicht wirklich damit gerechnet ihre Stirn zu erwischen.

„Ich kann das nicht",murmelte er. Und drehte sich wieder von ihr weg, ohne sie auch nur einmal anzusehen. Ihr Herz schlug  langsam und es schmerzte. Hatte sie etwas falsch gemacht?

„Ich bin bald wieder da"

Mit diesen Worten verschwand er aus der Hütte und ließ die arme Astrid vollkommen allein zurück. So leid es ihm auch tat, sie war im Moment zu anziehend für ihn. Er würde diese Hütte erst wieder betreten, wenn er sich im Zaum halten konnte.
Sehr zum Leidwesen von Astrid. Sie hatte keine Ahnung davon, dass er beschlossen hatte, nicht mit ihr zu schlafen. Obwohl er genau das wenige Minuten zuvor noch versucht hatte. Sie kauerte sich in das Bett und kuschelte sich in die Wärme spendende Felldecke. Traurigkeit umgab sie. ,,So ein Trottel. " Es war wie damals, als er sich geweigert hatte nach Hause zu kommen, weil er sie vor ihm schützen wollte.
Sie hatten dann doch ihr erstes Mal und alles war gut. Was war so schlimm daran, mit ihr Sex zu haben? War sie etwa schlecht im Bett? War es ihm nicht ausreichend? Gab sie ihm nicht genug? Oder liebte er sie nicht?
Sie wusste es nicht.
Aber ihr war klar, dass sie das regeln musste. Er könne sich ja schließlich nicht jedes Mal aus dem Staub machen, wenn die beiden kurz davor waren, miteinander zu schlafen.

Sie fuhr sich durch ihr blondes Haar, während sie sich aufrappelte. Was würde er tun, wenn sie plötzlich nicht mehr in der Hütte wäre?
Würde er nach ihr suchen oder wäre es ihm gleichgültig?
Ohne weiter darüber nachzudenken, warf sie die Decke zu Boden und lief nach draußen. Es war noch dunkel, aber der Mond spendete ihr genug Licht um ihren Weg fortzusetzen. Die blonde Wikingerin warf einen Blick auf die Hütte hinter sich. Es tat ihr Leid, ihm das anzutun, aber sie musste es wissen. Auch, wenn er schon oft wie verrückt nach ihr gesucht hatte, musste sie sich vergewissern. Vielleicht war ihm ihre Aktion hier dann endlich genug, um sie nicht mehr so zu kränken.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt