Kapitel 47 Part 7 (2)

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Hicks hatte mehrere Spitznamen für seinen kleinen Schatz, aber 'Nugget' schien ihm neben 'Süße' am Besten zu passen.
Astrid schmunzelte belustigt und nahm seine Hand. Sie empfand diesen Spitznamen lustig, aber auch sehr seltsam. Wer gab seinem Kind schon den Spitznamen 'Nugget'? Sowas konnte nur ihm einfallen - und dafür liebte sie ihn noch mehr. Er verschränkte seine Finger mit ihren und lehnte sich vor, um sie liebevoll zu küssen, stoppte kurz bevor sich ihre Lippen berührten, ließ ihre Hand los und zog die Felldecke in die Höhe, welche zu ihren Füßen lag. Astrid öffnete ihre Augen und sah ihn irritiert an. Sie verstand erst, warum er ihren halb freien Oberkörper und das Baby verdeckte, als Haudrauf, gefolgt von Grobian, in den Raum eilte.

,,Halt!", begann er.
Die beiden blieben stehen.
,,Könnt ihr uns nicht vorwarnen, bevor ihr hier herein platzt und uns stört?", fragte er säuerlich. Es ging ihm gegen den Strich, dass sein Vater und sein Begleiter hereingestürmt waren und somit ihren schönen Familienmoment zerstört hatten - und das ließ er sie auch spüren.
Ihre Blicke fielen auf Astrid. Grobian drehte sich abrupt um und Haudrauf sah nur peinlich berührt zur Seite. Sie hatten nicht damit gerechnet, die kleine Familie in so einem Moment zu stören, aber als sie in der großen Halle von Fischbein, der es wiederum von Gothi hatte, erfahren hatten, dass Hicks wach war, konnten sie sich nicht mehr bremsen.

,,W-wir ... es tut uns leid", stammelten sie verlegen. Astrid rutschte mit Alva im Arm etwas weiter nach unten, um ihre rot angelaufenen Wangen zu verstecken und Hicks seufzte. Wie unangenehm das war, konnten sich die beiden gut vorstellen.
Man erwischte ja nicht jeden Tag wen beim Stillen. Auch, wenn Hicks rechtzeitig reagiert - und ihre Brust mit der Decke verdeckt - hatte, war der jungen Mutter diese Situation äußerst peinlich.
Alva war inzwischen damit fertig, ihrer Mutter den letzten Tropfen Milch aus dem Leib zu saugen. Astrid schlüpfte schnell in ihren Ärmel, richtete ihr Kleid und Hicks legte die Decke nieder.

,,Was wollt ihr denn?", fragte sie nachdem sich alle unangenehm angeschwiegen hatten. Astrid hatte Alva, wie jedes Mal nachdem sie 'gegessen' hatte", ein Bäuerchen machen auf ihrer Schulter machen lassen und sie dann, sanft an ihre Brust gedrückt, schlafen lassen. Die junge Mutter war froh, dass es ihrer Tochter gut ging und sie nicht vergiftet worden war. Sie war doch glatt in Ohnmacht gefallen, als der Verdacht noch bestand. Neme und Fischbein waren mit Alva's Großvater und Grobian wieder zurück gekommen und Gothi hatte sie gründlich untersucht. Es war das reinste Chaos, da weder sie, noch die anderen still sein konnten und der Heilerin somit gründlich auf die Nerven gegangen waren. Im Endeffekt hatte die alte Frau recht mit ihrer Vermutung. Dem Baby ging es gut.
Nur Hicks hatte das Gift abbekommen. Grobian hatte den Verdacht gehabt, dass nur Hicks das Gift auf dem Pfeil hatte und dass Ludwig absichtlich einen vergifteten Pfeil abgeschossen hatte. Vielleicht war es nur Zufall. Sie wussten es nicht. Das dieser Pfeil ursprünglich für Alva gedacht war schlimm genug, aber dass er vergiftet gewesen war und Hicks ihn abgefangen hatte, ohne das Gift gerochen zu haben, war genau so schlimm.
Sie hätte ihn verlieren können.
Ansprechen wollte sie das Thema allerdings noch nicht.
Dafür war die Dreisamkeit einfach zu schön und Hicks sollte sich ausruhen.
Auch, wenn er die gestrige Nacht aufgestanden war und sich rührend um sein kleines Mädchen gekümmert hatte, damit Astrid ruhig schlafen konnte.

,,Wir hörten, dass Hicks schon wach sei und da wollten wir uns vergewissern, dass es ihm auch gut geht."

,,Mir geht es blendend", bestätigte er.

Hicks gab ihnen ein mildes Lächeln und nahm Astrid das Baby aus den Armen, um sie, wie gestern Nacht auf seiner Brust schlummern zu lassen. Nach kurzem Meckern kuschelte sich die Kleine an ihn und schlief seelenruhig weiter. Astrid lächelte ihn verträumt an und gab ihm einen Kuss auf die Wange, woraufhin der braunhaarige Wikinger mehr lächelte. Er war so ein toller Vater. Wie liebevoll er sich um Alva kümmerte, ließ Astrid ganz warm ums Herz werden. Hicks war der perfekte Vater. Er wusste, was er tun musste. Astrid sah, wie sehr er das Kind liebte - und das, obwohl er sie nicht mal einen Tag kannte. Am Anfang und während ihrer Schwangerschaft war sie sich oft nicht sicher, ob er das Baby überhaupt liebte - auch, wenn er es ihr oft genug bewiesen hatte. Ihre Gefühle spielten im wahrsten Sinne des Wortes verrückt und sie wusste damals nicht, was sie denken oder gar tun sollte.
Aber jetzt waren all ihre Zweifel wie weggeblasen.

,,Thor sei Dank! Wir dachten das Gift würde dich umbringen. Es stand echt schlecht um dich. Zum Glück hat Alva nichts vom Gift abbekommen", sagte Grobian und Hicks hob eine Augenbraue.

,,Gift? Und was meinst du mit: zum Glück hat Alva nichts vom Gift abbekommen?"
Astrid sah zu Boden und er wandte seine Blick ihr zu.

,,Astrid hast du mir was nicht erzählt?", fragte er ernst.

Er dachte, es habe allein an der Entzündung gelegen, dass es ihm so schlecht ging, von Gift hatte er nichts gewusst. Astrid hatte um dieses Thema auch erfolgreich herumgeredet und stattdessen einen Moment mit ihrer Familie genossen. Trotzdem hätte sie ihm nebenbei sagen können, dass er vergiftet worden war.

,,Mein Vater hat mit einem vergifteten Pfeil auf Alva geziehlt und so wie du mir das erzählt hast, hast du dich im selben Moment davor geworfen, um sie und Inga zu schützen. Du hast erst spät auf das Gift reagiert, weshalb wir es auch spät herausgefunden haben", begann sie und wurde von Grobian unterbrochen.

,,Gothi hat dich untersucht und behandelt. Dann dachten wir, dass das Baby auch was von dem gift abbekommen hat, weil der Pfeil der Inga getötet hat ja an ihrer Wange gestreift war. Fischbein war mit einem der Mädchen und Alva aber unterwegs, um euch ein paar Sachen zu besorgen. Die Panik ist ausgebrochen. Astrid ist umgefallen und Haudrauf und ich sind sie dann suchen gegangen. Herausgestellt hat sich, dass nur du vergiftet worden bist. Ich für meinen Teil denke immer noch, dass Ludwig das geplant hat"

Hicks streichelte Alva's Rücken und sah Grobian an. Nicken wandte er seinen Blick ab. So war das also. Nun war ihm einiges klar, aber eines ging ihm immer noch durch den Kopf: Warum hat ihm Astrid das nicht erzählt?
Ihm war kalt, dass er hier hätte sterben können, aber Astrid hatte Zeit, ihn darüber aufzuklären. Vielleicht wollte sie es noch nicht ansprechen?
Naja, er war nur froh, dass seiner Tochter nichts passiert war und dass er den Pfeil rechtzeitig abfangen hatte können. Es war ihm völlig gleichgültig, dass er vergiftet worden war. Wichtig war Alvas Leben. Hatte er den Pfeil nicht abgefangen, der ihr galt, wäre sein geliebtes Goldnugget auch gestorben. Ihr Körper wäre zu schwach gewesen, um das Gift verarbeiten zu können.

Astrid schwieg.
Die Männer unterhielten sich noch eine Weile miteinander, bis Haudrauf und Grobian aus dem Zimmer gingen. Hicks hatte versucht mit Astrid darüber zu reden, aber sie war ihm nur ausgewichen, hatte Alva von seiner Brust genommen und war mit ihr aus dem Zimmer gegangen.
Sie war frustriert.
Er klang sauer, als er erfahren hatte, was wirklich mit ihm passiert war und diese Wut galt ihr. Sie hatte das Thema nur noch nicht anscheiden wollen und außerdem war das auch nicht leicht zu verarbeiten. Er wäre fast gestorben. Sie hätte Alva alleine großziehen müssen. Was hätte sie gesagt, wenn ihre Tochter sie nach ihrem Vater gefragt hätte?
Vermutlich wäre sie weinen zusammengeklappt, nachdem sie Alva angelogen und aus ihrer Sichtweite verschwunden wäre.
Es war unfair.
Sie wollte nicht so zurückhaltend und depremiert wirken.
Was Erinnerungen und Vorstellungen alles anrichten konnten.

Und nun war sie einfach abgehauen.

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