Kapitel 2

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Eine ihr nur all zu bekannten Wärme umgab Astrid. Nie hatte sie sich vorstellen können, dieses wohlig warme Gefühl nach so langer Zeit wieder zu finden, aber nun da sie es wieder spürte, war sie mehr als nur glücklich darüber.  Sie wusste bereits, dass sie jemand im Arm hielt und ihren linken Arm mit den Daumen streichelte - und sie war sich auch darüber im klaren  wer es war. Dieses Gefühl verspürte sie bei keinen anderen außer ihm. Er war es - und kein Anderer.
Der Griff um ihren Körper verfestigt sich etwas, wodurch Astrid mehr an ihn gedrückt wurde. Sogar der Geruch ist der Selbe, dachte sich die junge Frau und öffnete mit rasendem Herzen ihre Augen.
Das ihr Herz gerade so schnell schlug, dass sie dachte es springe jeden Augenblick aus ihrer Brust und hüpfe davon, fiel nicht nur ihr auf.
Sie analysierte den Teil des Raumes den sie sehen konnte ohne dabei den Kopf zu bewegen und war erstaunt darüber wie ähnlich es den Hütten in Berk sah.
Des Weiteren war ihr nun auch bewusst, dass sie sich nicht mehr im Wald befand, was sie eigentlich in Panik versetzen hätte sollen, aber sie blieb ruhig. Für sie gab es keinen Grund um panisch zu werden.
Astrid wusste, dass er sie beobachtet und anschließend gerettet hatte, das war allerdings das letzte was sie mitbekommen hatte bevor sich ihr Bewusstsein von ihr verabschiedet hatte - also warum sollte sie ihn dann von sich wegstoßen?
Er würde ihr nichts tun - da war sie sich sicher - sonst hätte er das schon getan und würde nicht mit ihr in einem Bett liegen.

Mit halb geöffneten Augen sah sie den improvisierten Schreibtisch an und bestaunte den Haufen an Papierkram auf diesem. An der Wand über dem Schreibtisch befanden sich Baupläne für irgendwelche seltsamen Apparaturen, die sich Astrid nur zu gerne angesehen hätte - aber sie wollte nicht, dass er sich von ihr entfernte.
Sie schmiegte sich an ihn und betrachtete die Feuerstelle mitten im Raum. Normalerweise befand sich die Feuerstelle nur im Erdgeschoss. Etwas verwundert sah sie an den Wänden hoch und stellte fest, dass dieses Haus nur einen Stock hatte. Also das erklärt, warum sich Bett und Feuerstelle im selben Raum befanden.

Ein leises Kichern ließ sie für einen winzigen Moment erstarren.

»Mach ich mich gut als menschliches Kissen?«, fragte eine männliche Stimme. Sie erkannte ihren alten Freund aber direkt. Natürlich wusste sie davor schon, dass es er war, aber nun, da sie seine Stimme vernommen hatte, war sie sich noch sicherer als zuvor.

Ein breites Lächeln zierte ihre Lippen.

»Hervorragend sogar«, antwortete sie ihm, hob den Kopf und platzierte ihr Kinn auf seine Brust um ihm in die Augen sehen zu können. Da waren sie wieder - diese schimmernden smaragdgrünen Augen, welche sie früher schon so gefesselt hatten. Diese rotbraunen - etwas längere als damals gewesenen- verstruppelten Haare, durch die sie früher gerne fuhr - und durch die sie auch jetzt gerne fahren würde, ließen ihr Herz genauso hoch schlagen wie es sein Lächeln tat. Er sah völlig anders - und doch wieder gleich aus. Erwachsener und attraktiver.
So empfand nicht nur sie - auch er fand seine alte beste Freundin noch viel schöner als er es vor 5 Jahren schon getan hatte.
Sein Lachen erfüllte den Raum und steckte Astrid direkt mit an. Sie liebte sein Lachen und war glücklich darüber, es wieder hören zu dürfen.
Es war wie früher. Wenn sie krank war, hielt er sie auch im Arm um sie warm zu halten und wenn sie lachte, lachte er - und umgekehrt.
Langsam wurde Astrids Nacken steif, weshalb sie ihren Kopf wieder auf seine Brust legte und seinem ungewöhnlich hohem Herzschlag zuhörte.

Sie wollte ihren rechten Arm bewegen, aber dann durchfuhr sie der selbe Schmerz, wie zuvor schon, als man mit Absicht auf diesen eintrat. Sie zog die Luft scharf ein, verkniffen es sich aber zu schreien. Hicks Griff lockerte sich. Er setzte sich mit Astrid im Arm auf und sah sie an.
Astrid wieder rum lehnte sich an seinen Oberkörper um sich etwas zu stützen, da sie sich noch etwas schwummrig fühlte und sah ihren Arm an.
Er war angeschwollen, mit blauen Flecken bestückt und in ein ockerfarbenes Tuch an ihren Körper gebunden. Also entweder gebrochen oder stark geprellt, sagte sie zu sich selber.
Ihr Bein kam ihr in den Sinn und sie zog die Decke, die sie zuvor nicht bemerkt hatte weg. Sie trug keine Schuhe, ihre Leggings war etwas hochgekrempelt und eine Art Bandage war um ihr Bein gewickelt. Es tat nicht mehr weh, was Astrid wunderte, aber dann erkannte sie einen dunkleren Fleck auf einer Stelle des Tuchs. Sie war sich sicher, dass dies die Stelle war, an der der Pfeil sie getroffen hatte,verspürte aber keinerlei Schmerzen.
»Für deinen Arm habe ich leider nicht mehr tun können, aber die Wunde ab deinem Bein habe ich gereinigt und mit einer schmerzstillenden Paste eingeschmiert«, erklärte ihr der junge Mann.
Hicks hatte seinen Arm inzwischen um ihren Bauch geschlungen, damit sie ihm nicht seitlich wegkippte. Milde lächelnd sah sie ihn an und bedankte sich bei ihm für die Rettung und die fürsorgliche Pflege.
Er schüttelte nur den Kopf, während sich seine Wangen leicht rot verfärben. Im Licht des Feuers konnte man das aber relativ schlecht erkennen, wofür Hicks äußerst dankbar gewesen war. Wie peinlich es doch gewesen wäre, hätte sie davon Wind bekommen.

»Dafür musst du dich nicht bedanken, das ist doch selbstverständlich.«

Sie sah ihn an und lächelte.
Zu gerne hätte er sie geküsst, so wie sie ihn damals geküsst hatte, am gleichen Tag an dem sie ihn aus dem Dorf gejagt hatten. Astrid ging es nicht anders. Schon als sie sich eben angesehen hatten, verspürte sie diesen Drang dazu, ihre Lippen auf seine legen zu wollen. Beide wussten jedoch, dass sie das nicht durften - es war zu früh und vermutlich sogar gefährlich, sollte rauskommen, dass dies passiert war. Im Dorf sprach man nicht gerade gut über ihn. Was würde passieren, wenn rauskäme, dass sich Astrid heute bei ihm befand?
Hicks wollte kein Risiko eingehen. Sie musste von ihm weg.

Er wandte seinen Blick von ihr ab, hob sie aber hoch und ging, ohne ein Wort zu sagen, mit ihr aus der Hütte direkt in die Nacht hinein. Sie aber versuchte mit ihm zu reden und bat ihn sie nicht zu ignorieren. Sein Blick versteift sich auf das vor ihm und er konzentrierte sich darauf, den richtigen Weg zu finden.  Er wollte sie nicht alleine in der Dunkelheit umherirren lassen - schon alleine deshalb nicht, weil sie das Mädchen war, welches er liebte und er nicht wollte, dass sie nochmal angegriffen wird. Außerdem hätte sich Astrid nur verlaufen, also blieb ihm nichts anderes über als sich in die Nähe des Dorfes zu begeben um sie sicher dort abzusetzen.

Astrid sah auf den Boden unter ihr und stellte erst jetzt fest, dass er barfuß war. Er hatte keine Schuhe an, so wie sie jetzt. Er besaß keine Schuhe, wie er an seinen dreckigen Füßen feststellen konnte und seine leicht zerfetzte Hose reichte ihm nur bis zu den Knien. Fassungslos blickte sie ihn wieder an, wusste die Antwort auf ihre Frage aber bereits. Wie hätte Hicks sich Schuhe machen können, wenn er weder passende Materialien, noch eine Ahnung davon hatte wie man diese zu schneidern hatte? Aus seinen alten Schuhen war er anscheinend schon rausgewachsen. Er war generell um einen halben Kopf größer als sie.

Stumm sah sie ihn an, erkannte aber nur wenige Details seiner Gesichtszüge. Die dicht gewachsenen Bäume verderben einem. Auch jede Freude, fluchte sie innerlich.
Ein weiterer Versuch mit ihm zu reden, ging daneben und entlockt ihm nur ein genervtes Stöhnen.
Es störte sie sehr, dass er ihr nicht sagte, wo er sie hinbrachte und dass er nicht mit ihr redete. Jetzt wo sie ihn wieder bei sich hatte wollte er sie von sich weg stoßen, aber sie verstand nicht warum.
Ein stechender Gefühl machte sich in ihrer Brust breit und sie beschloss, wenn er nicht mit ihr reden wollte, auch nicht mit ihm zu reden.

Nach einer Weile blieb er stehen und setzte sie ab, stützte sie aber noch, da ihr stehen und gehen schwer fiel.

»Das nächste Mal komm bitte nicht in den Wald«,sagte er und drehte sich dann von ihr weg, nachdem sie sich an einem Baum abgestützt hatte. Sie sah auf das Dorf vor sich. Sie verstand nun was er damit bezwecken wollte - und es gefiel ihr nicht. Er ging einige Schritte voran.

»Hicks nein warte! I-ich bin wegen dir in den Wald gegangen! H-aua-heute ist mein neunzehnter Geburtstag. Ich - ich wollte dich wieder sehen. Meine Vater kann mich nicht mehr kontrollieren - bitte Hicks!«, flehte sie und schluchzte. Er blieb stehen.
Nun verstand er auch, warum sie ein Kleid, anstatt ihren Nietenrock und die metallenen Schulterprotektoren von früher trug.

»Tut mir leid, Me'Lady ... Es ist besser für dich«, brachte er mit erstickter Stimme raus und lief weg. Sein Herz brach in diesem Moment, aber er konnte es nicht riskieren.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt