Kapitel 33

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Ein Geräusch ließ ihn wach werden. Es klang wie eine knirschende Tür. Normalerweise würde er es einfach ignorieren und seelenruhig weiterschlafen, aber irgendwie störte ihn dieses seltsame Geräusch. Mit gespitzten Ohren öffnete er die Augen und sah für einen Moment an sich herab. Es war Nacht, aber Astrids Haar funkelte golden wie eh und je im Licht des Mondes. Lächelnd hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. Ein Murren entkam ihrer Kehle, während sie sich mehr an ihn kuschelte und kurz darauf zufrieden schnaubte.
,,Tut mir leid, Süße, aber-"
Hicks verstummte plötzlich und schnüffelte in der Luft. Nicht, dass er das jeden Tag machte, aber es gehörte leider zur übermenschlichen Seite. Und so dumm es auch aussehen mochte, wenn ein Mensch sich wie ein Tier verhielt, war diese Fähigkeit ihm schon oft eine große Hilfe gewesen.  Hier stimmte was nicht. Er witterte was - und es kam ihm bekannt vor. Das Knarren von alten Holzdielen und der tiefe Atem eines Menschen drangen ihm ans Ohr.
Hier war jemand.
Gothi mal ausgeschlossen. Die alte Frau war hier im Haus und bis auf die Eingangstür, gab es keine einzige Holztür. Die Heilerin bevorzugte Tücher vor den Zimmereingängen. Also konnte nur jemand durch die Eingangstür ins Haus eingedrungen sein. Fakt Nummer zwei, wäre, dass die Person immer näher kam. Die Schritte wurden lauter.
Der Geruch von Alkohol und Schweiß lag in der Luft. Das hatte er gestern schon gerochen, als er Astrid geholfen hatte. Allerdings lagen so viele Gerüche in der Luft, dass er sich unmöglich merken hatte können, wer nach was roch. Fakt drei, der Einbrecher war definitiv betrunken.
Sachte drückte er seine Freundin von sich weg und setzte sich leise auf.

Sie verzog das Gesicht und murmelte unter anderem seinen Namen, ehe sie weiter schlief. Leise setzte er sich auf. Mit dem Blick starr auf das grüne Leintuch gerichtet, welches als Ersatz für die Tür diente, wartete er gespannt ab.
Und der Eindringling ließ ihn nicht lange warten. Kurz nachdem er den Eingang des Zimmers fixiert hatte, schob eine große Hand den grünen Stoff beiseite.
Hicks verzog grimmig seine Miene und sprang auf, ohne darauf zu achten, seine Freundin nicht zu wecken.
Diese hob sogleich den Kopf und sah ihn verschlafen an. Astrid wollte ihn fragen, was los war, warum er mitten in der Nacht munter war, aber als sie seinen Blick sah, blieb sie still und drehte sich um. Da stand der Mann, der sie gestern fast zerquetscht hatte. Seine Augen wirkten kalt und leer. Er schien nicht ganz bei Sinnen zu sein.

,,Was willst du hier?", zischte Hicks verärgert, während Astrid sich aufsetzte und die Decke geschwind um sich legte. Nachdem Hicks ihren Oberkörper vollständig verbunden hatte, hatte sie auf das Top verzichtet und war so eingeschlafen.

,,Du bist S-schuld", lallte der Mann.
Hicks ging um das Bett herum und stellte sich vor Astrid. Der Zwanzigjährige erkannte eine silberne Klinge im rechten Bund des Mannes. ,,Nicht gut", dachte er sich.

,,Woran? Ich erinnere mich nicht daran, dass Hicks Etwas falsches getan hat",meldete sich Astrid. Sie stand auf, stellte sich direkt neben ihren Freund und griff nach seiner Hand. Leicht lächelnd, drückte er ihre Hand und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Ansehen konnte er sie nicht. Seine Deckung würde dadurch leiden und der Trottel vor ihm hätte bessere Chancen beide anzugreifen.
Mit der anderen Hand hielt Astrid die Decke um ihren Körper in Höhe der Brust fest.

,,Du hast sie umgebracht...Monster", stammelte er und trat einige Schritte an die beiden heran. Seine Stimme klang wütend und zugleich voller Trauer.
Hicks wusste von was er redete.

,,Wie oft soll ich es noch sagen?! Ich hab sie nicht getötet!"sagte er aufgebracht und ballte seine freie Hand zur Faust. Hinter dem Betrunkenen stand Gothi, aber Hicks deutete ihr, sich zu verstecken. Das tat sie auch. Der Mann ignorierte das und widmete sich weiter dem Paar vor ihm.

,,Wer soll es sonst gewesen sein!? DU WARST DER EINZIGE, DER BEI IHR WAR! Sie war meine Nichte", schrie er und spannte sich an. Hicks blieb ruhig stehen.
Astrid hingegen ließ seine Hand los und ging nach vorne. Sie hatte die ganzen Vorwürfe gegen ihn satt.

,,Willst du es nicht kapieren oder bist du zu betrunken dafür?! Hicks hat Leiana tot aufgefunden!Außerdem war er 14! Ihr wart diejenigen, die ihn zum Mörder verurteilt haben! Lass ihn doch in Ruhe. Du siehst, er tut nichts!"
Sie geriet in Rage. Ihre Wut war kaum zu bremsen.
Hicks wollte sie beruhigen und sie wusste, dass ihr Geliebter nicht zuschlagen würde, aber dann war die Geduld des ubetrunkenen Irren wohl am Ende. Erzürnt griff er die Neunzehnjährige mit gezükter Klinge an. Astrid war so überrascht, dass sie nicht richtig reagieren konnte. Lediglich die Decke ließ sie los. Und als er ihr den ersten Stich verpassen wollte, wich sie wie gekonnt aus. Sie stand zum Kampf bereit vor ihm. Hicks war wie erstarrt.
,,Geh mir aus dem Weg, Miststück!"Er schlug zu, sie wich aus und bekam seinen Ellbogen in den Nacken. Astrid taumelte nach vorne. Er grinste triumphierend und trat extra nach ihr. Sie fiel zu Boden. Der Schlag in den Nacken, hatte sie ausgeknockt. Nach nicht einmal zwei Minuten. So sehr sie auch versuchte, wie früher zu sein, so ganz klappte es nicht. So ein Schlag war gefährlich und konnte tödlich enden. Astrid hörte, wie Hicks nach ihr rief. Der Mann sah sie an und füchtelte mit der Silberklinge umher.

,,Das hast du nun davon, Herzchen. Und nun zu dir"
In dem Moment, als er Hicks ansah, wurde ihm ein Schlag ins Gesicht verpassen. Er taumelte zurück und sah seinen jüngeren Gegner wütend an. Zornig stürzte er auf ihn zu, aber Hicks beförderte ihn schneller zu Boden, als er gedacht hatte.

,,Ich hätte es geschehen lassen, wenn du mich attackiert hättest, aber sie in den Kampf mithinein zu ziehen, war dein Fehler."
Ihm war klar, dass seine Liebste, in gewisser Hinsicht selbst schuld war, aber das war ihm egal.
Seine Augen leuchteten grell. Der Eindringling stand auf und begann auf ihn loszugehen. Der Kampf war recht kurz. Noch kürzer als der mit Astrid zuvor. Er schaffte es zwar, Hicks am Arm zu Streifen, aber dennoch war er kein Gegner für Hicks. Mit einem weiteren Schlag, ging er aber zu Boden.
Der junge Mann packte das Bein des Angreifers und zerrte ihn nach draußen.

,,Geh nach Hause. Und sollte ich deine Visage nochmal mitten in der Nacht hier oder in der Nähe meiner Freundin sehen, wird es nicht so lustig für dich werden."

Ohne weitere Worte, ließ er ihn vor der Tür liegen und schloss die Tür hinter sich, als er drinnen war. Er versperrt die Tür, mit Hilfe eines Stuhls, obwohl er daran Zweifelte, dass ihn das aufhalten würde, sollte der Kerl es erneut wagen, hier einzubrechen.
Mit dem Kopf schüttelnd, ging er schnellen Schrittes zurück in das Zimmer.

,,Eine Hälfte von mir will dich für deinen Einsatz loben und dich küssen, aber die andere würde dich gerne anbrüllen und fragen, ob du sie noch alle hast. Welche darf es denn sein?",fragte er mit ruhiger, sarkastischer Stimme.

Sie lächelte schief und stand mit schmerzerfülltem Gesicht auf. Sah ihn dann aber emotionslos an. Er hatte nicht eingegriffen, als sie angegriffen wurde und erst im letzten Moment etwas unternommen, was Astrid nicht sonderlich wunderte, denn er wollte nicht, dass man ihn für ein noch größeres Monster hielt.
Trotzdem hätte sie sich etwas mehr Einsatz seinerseits gewünscht. Milde Enttäuschung machte sich in ihr breit. Seltsam, wenn man bedachte, dass djezuvor noch für ihn  gekämpft hatte und eigentlich nicht wollte, dass in seinem Zustand für ihn kämpfte. Warum war das so niederschmetternd für sie?  Ihre Gefühle spielten einfach verrückt.

,,Die, die nicht all zu lange dauert", antwortete sie ihm, nahm die Decke und legte sich zurück ins Bett. Sie hatte Schmerzen, aber das wollte sie nicht zugeben. Er würde sie ja doch wieder anmeckern oder sich Sorgen machen.
Stillschweigend tat er es ihr gleich, aber anstatt sich gegenseitig in den Armen zu liegen, hatten sie sich gegenseitig den Rücken zugekehrt.
Überaus ungewohnt für die beiden, aber nach eben, war keinem der zwei nach kuscheln zumute.

Monster Inside Me - Hiccstrid❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt