Kapitel 51 Part 2

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Als Astrid bei der fünften Portion zu würgen begann, nahm er ihr die Schüssel unter ihrem Protest weg. ,,Ich denke, du hast genug gegessen für heute.“ Sie schmollte und drehte sich so, dass sie breitbeinig – mit dem Gesicht zu ihm - auf seinem Schoß saß und die Tischkante in ihren Rücken drückte. Glücklicherweise trug sie eines ihrer übergroßen, grauen alten Nachthemden aus ihrem Schrank, weshalb alles anzügliche an ihr verdeckt wurde. Hicks blinzelte sie irritiert an, legte die Hände aber an ihre Hüfte.
,,Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich und streichelte mit den Daumen über ihren Hüftbereich. Sie fühlte sich noch etwas Unbehagen dabei, so berührt zu werden, aber die blonde junge Frau wusste, er würde ihr sowas niemals antun, weshalb sie seine Berührungen zuließ. Er gab ihr sicheren Halt, Geborgenheit, unterstützte sie trotz kleiner Zankereien und liebte ihre gemeinsame Tochter wie verrückt. Ohne weitere Worte vergrub sie ihr Gesicht in seinem Nacken und schlang ihre Arme um ihn. Sie wusste nicht, warum sie dies tat - sie brauchte ihn jetzt einfach. Astrid fühlte sich, als würden alle Ereignisse wieder hoch kommen und Tränen bildeten sich in den Augen der blonden Schönheit. Sie schluchzte leise. Hicks schlang seine Arme um sie und wog sie sanft hin und her.

,,Shhttt. Was hast du denn?“, fragte er mit besorgter, fürsorglicher Stimme.
Sie schüttelte milde den Kopf, schniefte und vergrub ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Es war schon mehr als fünf Wochen her. Die junge Frau wollte ihm damit nicht weitere Schuldgefühle geben. Außerdem wusste er über alles Bescheid. Vor ihm konnte sie so gut wie gar nichts verheimlichen.
,,Nur ein paar schlimme Erinnerungen. Mir geht’s gut“, nuschelte sie und dieses Mal schüttelte er seinen Kopf. Er war absolut nicht ihrer Meinung. ,,Würde es das tatsächlich tun, hätte ich mir keine Sorgen zu machen. Ich weiß, dass dich all diese schlimmen Erinnerungen und Erfahrungen verfolgen. Am liebsten hätte ich dich vor diesem Schmerz bewahrt, Liebling. Und hätte mich mein verfluchte Gedächtnis nicht im Stich gelassen, wäre mir das sogar gelungen.“ Er schnaufte frustriert und lehnte seine Stirn an ihre rechte Schulter. Astrid strich mit ihren Daumen über seinen Rücken. Ihr war bewusst, wie leid ihm das Geschehene von damals tat.

,,Es tut mir so leid, Astrid. Nicht nur das was damals geschehen ist, sondern auch das, was heute passiert ist. Ich wollte dir gegenüber nicht gewaltig erscheinen. Was soll ich sagen? Unser Leben ist nicht das Beste und jetzt haben wir auch noch ein Kind zu ernähren. Wer soll auf sie acht geben, wenn niemand hier ist und keiner von uns beiden sie mitnehmen kann? Was wenn wir erneut angegriffen werden? Ich mache mir um alles sorgen. So weiter leben wird unmöglich. I-ich bin einfach nur verdammt unsicher und habe Angst um euch. Ihr habt ein schönes, ruhiges Zuhause verdient. Unbeschwert Leben, essen und lachen können ist in meiner Nähe nicht drinnen. Es tut mir leid.“ Den letzten Teil hauchte er nur mehr. Astrid‘s Herz schmerzte. Er litt. Die Finger seiner linken Hand fuhren durch ihr strubbeliges, blondes Haar. Er hauchte ihr, unter Tränen, Küsse an eine Stelle hinter ihrem Ohr. ,,Ich liebe euch“, schniefte er. In diesem Moment verschwand all ihre angestaute Wut. Wie konnte sie ihm auch nur eine weitere Sekunde mehr böse sein? Das war unmöglich.

,,Nicht weine du auch noch“, begann sie und schmiegt sich näher an ihn. ,,Manchmal… da denke ich, dass das hier nicht echt ist und ich mit unserem Kind weiterhin in Gefangenschaft lebe. Es ist so schwer, weißt du? Ich dachte wir kommen da nicht mehr hinaus. Du kamst nicht, ich habe mir Sorgen gemacht.“ Sie begann zu zittern.,, All der Schmerz den ich über Stunden, bis hin zur Ohnmacht, ertragen hatte. Schlimmer ging es nicht mehr, Hicks.“ Ihr Verlobte Strich ihr weiterhin mit dem Daumen durchs Haar, während er sie dicht an sich gedrückt hielt. Es war alles seine Schuld. Ihre Einführung, der Tod ihres Sohnes, Astrids Vergewaltigungen, Inga‘s Tod… Einfach alles. Würde man ihn fragen, wie er all das wieder gut machen könnte, hätte er mit einem Kopfschütteln geantwortet. Er wusste es nicht. Der Schaden hatte ein zu hohes Ausmaß angenommen. Stumm kullerten ihm glitzernde Tränen die Wangen hinab. Der junge Vater lauschte, mit nahezu blutendem Herzen, den herzzerreißenden Schluchzern seiner Frau. Wie konnte er nur? Er war wahrhaftig ein Monster.

Er wog sie sanft im Arm und stand mit ihr auf, um sich mit ihr in das Bett zu legen. Astrid verstummte, als er mit ihr im Arm die Treppe hinauf ging. Sein liebevolles Summen, welches in einem schniefend endete, und die Küsse auf ihren Ansatz beruhigten die 21-Jährige. Sie hatte ihre Beine um seine Hüfte geschlungen und ihre Arme um seinen Nacken. Ihr Gesicht befand sich weiterhin in seiner Halsbeuge. Einen seiner Arme hatte er um ihren Rücken geschlungen, während die andere sich auf ihren Hintern befand, um sie mehr zu stützten. Vorsichtig legte er Astrid aufs Bett und stützte sich über sie. Sie ließ ihn los und blickte ihm in die Augen. Sie waren so voller Wehmut, Liebe und Trauer. Mit einem milden Lächeln und zitternden Lippen umfasste sie sein Gesicht, streichelte mit ihren Daumen über seine Wangen und zog ihn zu sich heran. Er ging darauf ein und küsste sie sanft. Beide hatten ihre Augen nun geschlossen. Sie gaben sich ihren Gefühlen hin ohne dabei zu weit zu gehen. Darauf achtete Hicks. Schließlich hatte sie vor einigen Tagen erst ein Kind verloren, dass Wochen zuvor bei ihrer grausamen Folter entstanden war. Ihr Körper war noch nicht bereit für ihn und das verstand und respektierte er. Nach Minuten voller leidenschaftlicher Küsse und vieler zärtlicher Gesten brach er den Kontakt zu ihren Lippen und legte sich neben sie, um sie in seine Arme zu schließen. Sie kuschelte sich, nachdem er die Decke über sie und ihn geworfen hatte, an seine Brust.

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