Kapitel 25

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„Oh hey! ... Sorry... ich wusste nicht, dass du kommst... ich habe noch Besuch da" erklärt Paul mir verlegen, als ich an meinem ersten Montag nach den Ferien beschließe, spontan mit dem Fahrrad zu ihm zu fahren. „Ooooh... ich kann auch wieder sehen" sage ich schnell, aber er schließt die Tür hinter mir. „Du kannst gerne kurz bleiben... du kennst Frederik ja bereits" erwidert er, während er mich ins Wohnzimmer zu Anna und Frederik bringt. Ne oder?! Darauf hätte ich jetzt wirklich am allermeisten verzichten können! „Hallo!" begrüßen mich beide und Mustern mich skeptisch. Vielleicht aber auch nur, weil weder sie, noch ich mich je zuvor so braun gesehen haben. „Hey" erwidere ich verlegen, wende mich aber direkt wieder an Paul. „Ich kann wirklich wannanders wieder kommen!" wiederhole ich fast flehend. „Ach was, wir haben genug Getränke da! Also... wenn es Frederik nicht stört..." mischt Anna sich jetzt lächelnd ein und schaut fragend zu diesem. Er schüttelt nur den Kopf. „Du siehst toll aus!" setzt sie zwinkernd hinterher. „Danke" ich verschränke verlegen die Arme vor der Brust. „Setze dich! Sind deine Haare heller oder deine Haut dunkler? Du siehst wahnsinnig gut aus!" betont Paul und setzt sich aufs Sofa. Ich setze mich mit roten Wangen neben ihn. „Vermutlich eine Mischung aus beidem" antworte ich. Anna reicht mir ein Glas Wasser. „Schön dich wiederzusehen" kommt es jetzt von Frederik, aber sein Gesicht bleibt unverändert - kein Lächeln, kein Zwinkern, kein nichts. Irgendwie... besorgt und ernst. Ich schlucke. „Willst du lieber Erdbeerbowle haben?" fragt Anna jetzt, aber ich schüttle den Kopf und senke meinen Blick, da ich dem von Frederik nicht standhalten kann. „Ich wollte euch eigentlich nur zu meinem Geburtstag nächste Woche einladen... wir wollten essen gehen..." nuschel ich in Richtung Paul und Anna. „Oh uns beide?!" fragt Paul verwirrt, da das bisher noch nie vorkam. „Ja". „Das freut mich sehr! Vielen danke Emilia!" Anna lächelt wieder freundlich und ich kann sehen, dass es ernst gemeint ist. „Wie alt wird die kleine Emilia denn?" fragt Frederik jetzt und ich muss mich zusammenreißen, ihn nicht wütend anzuschauen. Kleine Emilia?! Entschuldigung? „18" antworte ich ein wenig arrogant und funkel ihn missbilligend an. „Große Party also. Der Start in das erwachsenen Leben" stellt er fest, hebt seine Flasche Bier und nippt daran. Was soll das? Auf der Hochzeit war er eigentlich ganz nett. Warum ist er jetzt so? Paul scheint die Spannung zu bemerken. „Wie war dein erster Tag? Emilia würde gerne Psychologie studieren" letzteres sagt er an Frederik gewandt. Dadurch macht er es nicht sonderlich besser. „War gut" grummel ich nur und trinke ebenfalls einen Schluck. „Wie geht es deinen Eltern?" Frederik mustert mich ohne auch nur ein Mal zu blinzeln. „Meinen Eltern?" frage ich verwirrt und merke, wie mein Herz anfängt schneller zu schlagen. „Ja. Deinen Pflegeeltern. Deiner Mutter und... deinem Vater" letzteres betont er besonders. Scheisse. Er scheint den Vorfall von der Hochzeit nicht vergessen zu haben. Ich merke, wie ich blass werde. „Sehr gut. Auch sie haben unseren Urlaub sehr genossen!" meine Stimme ist mit einem Mal zittrig und brüchig. „Das freut mich. Eltern zu haben, die auf einen aufpassen sind sehr wichtig. Aber das weißt du ja denke ich am besten" „Hey, wie wäre es, wenn ich uns allen einen Schnaps hole?" mischt sich jetzt auch Anna ein, während Paul nur mit leicht offenem Mund zwischen Frederik und mir hin und her starrt. „Ich hole schon" Frederik steht auf und verschwindet zur Küche. „Was ist denn los? War was zwischen euch auf der Hochzeit? Oder hattet ihr danach Kontakt? Mögt ihr euch nicht?" flüstert Paul leise, aber ich schüttle den Kopf. „Alles okay. Es ist nichts" lächle ich selbstsicher und trinke mein Glas leer. „Ich muss dann auch schon wieder los... nächsten Freitag um 18 Uhr... aber ich schreibe dir noch mal" erkläre ich Paul und stehe auf. „Oh, schade... na gut" er steht ebenfalls auf und begleitet mich zur Tür. „Pass auf dich auf!" er umarmt mich kurz. „Danke. Du auch. Bis später" ich winke kurz, dann verschwinde ich aus der Tür. Mein Herz schlägt immer noch deutlich schneller als normal. Ich muss es irgendwie schaffen, diesem Menschen nie wieder zu begegnen - Frederik könnte mir wirklich gefährlich werden. Besser gesagt mir und meinem eigentlichen Geheimnis was Jakob angeht. Mit einem flauen Gefühl im Magen fahre ich weiter nach Hause. Elisabeth und Jakob warten bereits mit dem Abendessen auf mich. Und da Jakob montags und dienstags immer frei hat, machen wir nach dem Abendessen gemeinsam einen Spaziergang durch die Nachbarschaft. Auch Elisabeth möchte alles von meinem ersten Tag wissen, während Jakob den ganzen Weg über schweigend auf meiner anderen Seite trottet. Bevor ich versuche zu schlafen, erledige ich noch meine Hausaufgaben, gehe duschen und mache es mir dann mit meinem Buch im Bett bequem. Da ich immer warte, bis die Sonne komplett vor meinem Fenster untergegangen ist - was im Sommer doch recht lange dauert - schlafe ich erst relativ später ein.

Eineinhalb Wochen später ist es soweit: ich wache morgens auf und als ich realisiere, dass der Tag endlich da ist, bildet sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht. Ich reibe mir kurz die Augen und greife dann nach meinem Handy, auf dem bereits die ersten Geburtstagsglückwünsche eingegangen sind. Ich lese sie kurz und antworte darauf, dann verschwinde ich ins Badezimmer, um mich fertig zu machen. Jakob und Elisbeth kann ich bereits im Flur unten in der Küche hören. Sie hören sich äußerst gut gelaunt an. Als ich etwa zwanzig Minuten später gestylt und geschminkt zu ihnen komme, steht eine riesige Torte mit genau 18 Kerzen auf meinem Platz. „Da ist ja das Geburtstagskind!" freut Elisabeth sich und ehe ich mich versehe, befinde ich mich in einer festen Umarmung und bekomme einen fetten Schmatzer auf die Wange gedrückt. „Alles gute zu deinem wichtigsten Geburtstag! Wir wünschen dir nur das beste, was diese Welt zu bieten hat!" flüstert sie mir mit Tränen in den Augen in mein Ohr und streichelt mir über den Rücken. „Danke" auch ich bin etwas gerührt, schaffe es aber mich zusammenzusreissen . Auch Jakob umarmt mich lange und fest und verkündet mir, wie toll und einzigartig ich bin und dass sie kein besseres Kind hätten aufnehmen können. „Danke" ich lächle und lasse mich auf meinen Stuhl fallen. „Ich fürchte, alle 18 Kerzen auf einmal werden schwer, aber... du kannst es probieren" Elisabeth grinst. „Hast du die selber gebacken?" frage ich emotional und sie nickt. „Vielen dank! Sie ist wirklich wunderschön geworden!" bedanke ich mich, hole tief Luft und schaffe es dann doch tatsächlich, alle Lichter auf einmal auszupusten. „Das kann nur Glück bringen" lacht Jakob und hilft mir, die Stücke auf unsere Teller zu verteilen.

Herztöne (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt