Kapitel 97

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„Also... Saltos mache ich vor Freude nicht... ich meine... ich freue mich für dich, dass du glücklich bist! Wirklich. Und dass du glücklich bist, ist das allerwichtigste... und ich habe grundsätzlich auch kein Problem mit Frederik - er ist mein Freund. Und ich habe auch kein Problem mit eurer Beziehung... aber ist das nicht alles ein bisschen schnell?" bringt Paul etwas zerknirscht hervor, als ich ihm schweren Herzens alles erzählt habe. Ich hoffe tief Luft. Aus dem Wohnzimmer höre ich weiterhin die lachenden Stimmen der anderen. „Ich bin mir sehr sicher mit ihm! Es fühlt sich absolut richtig an... ich kann deine Sorgen verstehen, aber... ich will nichts anderes!" versuche ich überzeugend zu sagen, spreche dabei aber möglichst leise, damit man mich drinnen auf keinen Fall hört. Paul stößt laut die Luft aus. „Okay... wenn du dir sicher bist, stehe ich euch natürlich nicht im Weg... also... das hätte ich auch so nicht getan, aber... du hast meinen Segen. Sag mir Bescheid, wenn ihr bei irgendwas Hilfe braucht" ich kann spüren, wie er in das Telefon lächelt. „Danke!" ich merke, wie viel Emotionen seine wenigen Worte in mir auslösen. Mit Tränen in den Augen unterhalte ich mich noch ein paar Minuten weiter mit ihm, dann verkünde ich ihm, dass ich noch Elisabeth anrufen muss, mich aber gegen Mitternacht zum Jahreswechsel noch mal melde. Er verabschiedet sich ebenfalls von mir, wünscht mir viel Glück und legt dann wieder auf. Noch glücklicher als sowieso schon wähle ich als nächstes Elisabeths Nummer. „Hi Emilia! Ist alles okay? Es ist doch noch lange nicht Mitternacht?!" fragt auch sie jetzt etwas verwirrt und ich hole tief Luft. „Hallo! Nein, ist es noch nicht... aber ich wollte einfach kurz mit dir reden..." erkläre ich verlegen und grinse dabei wie eine gestörte. „Hast du etwas angestellt?!" fragt sie jetzt skeptisch und ich muss kichern. „Nein... ich nicht. Frederik aber vielleicht schon" „Frederik hat was angestellt? Oh Gott... ich ahne Böses" seufzt sie. „Hat er dir einen Antrag gemacht? Oder bist du wieder schwanger?" fügt sie jetzt mit warmer Stimme hinterher. „Antrag" lache ich und merke, wie mir wieder warm wird. „Ach... weißt du, ich habe nur darauf gewartet... es überrascht mich ehrlich gesagt nicht... aber ich freue mich sehr für euch! Ihr scheint euch ja doch wirklich zu brauchen. Ich hoffe nur, dass du dir nach der kurzen Zeit auch wirklich sicher bist!" gegen Ende des Satzes klingt sie etwas besorgt. „Das selbe hat Paul eben auch schon gesagt... Ich bin mir sehr sehr sicher!" bestätige ich und schließe meine Augen. „Das feiern wir auf jeden Fall, wenn ihr zurück seid! Ich muss gleich direkt Stefan davon erzählen" warnt sie mich fröhlich vor. „Das machst du. Wir haben auch schon angestoßen" kichere ich. „Du meinst das Feiern vor dem Feiern?" Ich weiß, dass sie in diesem Moment zwinkert, auch wenn ich es nicht sehen kann. „Es wird bestimmt eine lange Nacht.... Vor morgen Mittag sind wir wahrscheinlich nicht ansprechbar" antworte ich. „Schicke mir später auf jeden Fall ein Bild von dem Ring!" bittet Elisabeth mich und ich nicke. „Mache ich. Er wird dir gefallen! Aber ich gehe jetzt mal wieder rein... weiter essen" erkläre ich. „Viel Spaß euch und bis später! Ich habe dich lieb!" verabschiedet Elisabeth sich von mir. „Ich dich auch. Bis dann!" ich lege auf und gehe dann zurück zu den anderen ins Wohn-und Esszimmer. Wir stopfen uns weiter so voll es geht, trinken nebenbei ein paar von Yannicks Cocktails und warten ausgelassen auf den Jahreswechsel.

„Nur noch 10 Minuten! Sollen wir mal den Sekt vorbereiten?" frage ich irgendwann, als ich zum tausendsten mal auf die Uhr schaue und die anderen nicken. „Komm, ich helfe dir" verkündet Frederik und steht mit mir auf, um in die Küche zu gehen. „Du weißt schon, dass wir es spätestens jetzt nicht mehr geheim halten können auf der Arbeit?" grinst Frederik, als die anderen uns nicht mehr hören können und drückt mich sanft gegen die Küchentheke. „Stimmt. Aber bisher waren wir echt gut. Wahrscheinlich haut es die anderen umso mehr um" kichere ich und fahre mit meiner Hand durch seine Haare. „Wahrscheinlich. Schwester Miriam wahrscheinlich am meisten" bestätigt Frederik und küsst mich. „Jetzt freue ich mich fast darauf, sie wieder zu sehen... sie wird wahrscheinlich komplett ausrasten... ich sehe es schon immer, wenn ich mit ihr Dienst habe. Am liebsten würde sie mich glaube ich heimlich mit ein paar Medikamenten aus dem Schrank vergiften" lache ich, als er mich wieder los lässt. „Sage mir Bescheid, wenn du Dienst mit ihr hast, beziehungsweise wenn du es ihr sagen wirst... ich wäre gerne dabei" murmelt er gegen meinen Hals und verteilt dann ein paar küsse auf meiner Haut. „Nicht jetzt... später!" kichere ich wieder und drücke ihn sanft weg von mir, um ein paar Gläser aus dem Schrank zu holen. „Aber ich muss mich doch den ganzen Abend schon zusammenreißen..." mault er und legt seine Hand auf meinen Po. „Nicht jetzt!" wiederhole ich flüsternd, muss dabei aber wieder lachen. „Später ist versprochen?" schmollt er etwas und ich nicke. Er hilft mir, die Gläser zu füllen und dann rüber zu tragen. Nur ein paar Minuten später stoßen wir ausgelassen auf den Jahreswechsel an, telefonieren alle kurz mit unseren Liebsten und machen es uns dann mit viel (zu viel) Alkohol auf dem Sofa gemütlich. Und unsere Betten erreichen wir erst viel später. Zu dem Zeitpunkt zeigen unsere Uhren schon 04.30 Uhr am Morgen an. Trotz der Müdigkeit und der vielen Ereignisse an diesem Tag bin ich so glücklich wie schon lange nicht mehr und schlafe trotz dass sich alles dreht, sobald ich die Augen zu mache und ich das Gefühl habe, mich auf Dauer übergeben zu müssen, relativ schnell und gut ein.

Den nächsten Tag nutzen wir zum schlafen und ausnüchtern, bevor wir die letzten beiden Tage noch mal mit Skifahren verbringen. Am 04.01 fahren wir dann zu meinem Bedauern zurück nach Köln - und die anderen jeweils in ihre Heimatstädte. Und während Frederik noch zwei Tage länger frei hat, bereite ich mich während der gesamten Fahrt auf meinen Spätdienst am nächsten Tag vor - zu meinem Leidwesen mit einer Ärztin, die ich gar nicht mag, aber dafür mit Schwester Birgit und Pfleger Tobias. Etwas Hoffnung besteht also dennoch durchaus für einen halbwegs angenehmen ersten Dienst im neuen Jahr.

Herztöne (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt