Kapitel 95

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Am nächsten Abend stößt Jana zu uns, als wir schon wieder zurück von der Piste sind und endlich gibt es Frederiks legendäre Trüffel-Pasta, auf die ich mich jetzt schon so lange freue und nach dem Essen zeige ich Jana das Zimmer, das sie sich dann in ein paar Tagen mit Laurenz teilen wird.

„Hier komme ich gerne wieder hin!" grinst auch sie, als ich die Tür zu ihrem Zimmer öffne und sie rein lasse. „Kein Problem" lache ich und lasse sie an mir vorbei nach drinnen. „Wow, sogar ein eigenes Bad! Und diese Aussicht... Berge sind einfach was tolles!" schwärmt sie und schaut sich verträumt um. „Ich freue mich riesig, dass ihr da seid! Und dass wir alle zusammen etwas unternehmen!" letzteres setze ich hinterher, nachdem Jana zustimmend genickt hat. „Ich freue mich auch, dass wir alle endlich mal wieder zusammen sind! Und Frederik ist wirklich super! Du hättest uns ruhig mal früher von ihm erzählen können..." sie stupst mich sanft in die Rippen. „Jetzt könnt ihr euch euer eigenes Bild machen" zwinkere ich. „Kommst du gleich wieder zu uns runter?" frage ich und sie nickt. Ich schließe die Tür hinter mir und gehe zu Laura und Frederik ins Wohnzimmer. Yannick mixt in der Zwischenzeit ein paar Cocktails für uns in der Küche. „Ich bin so glücklich wie schon lange nicht mehr!" grinse ich mit erröteten Wangen, als er uns allen ein Glas Tequila Sunrise reicht. „Auf dieses geile Wiedersehen!" stimmt Yannick mir zu, als Jana wieder bei uns ist und gemeinsam stoßen wir an. Der Abend wir insgesamt sehr ausgelassen und nach dem dritten Cocktail - Yannick unterstellen wir, dass er heimlich als Barkeeper arbeitet - sind wir alle so in Redelaune, dass wir erst um halb vier zufällig auf die Uhr schauen und belustigt feststellen, dass wir auch einfach wach bleiben könnten, da wir fünf Stunden später sowieso auf der Piste stehen wollen. Gesagt, getan: wir schauen einen Film, wobei wir doch ab und zu der Reihe nach wegdösen und gegen sieben Uhr machen wir uns nach und nach auf den Weg unter die Dusche, beziehungsweise fangen an, das Frühstück vorzubereiten. Entgegen aller Erwartungen überstehen wir den Tag alle ziemlich gut. Erst nachdem wir unten im Tal Burger essen waren und uns den ganzen Weg wieder nach oben in die Hütte geschleppt haben, beschließen wir doch, alle direkt ins Bett zu gehen.

„Ich mag deine Freunde sehr!" nuschelt Frederik müde, als wir im Bett liegen und rutscht zu mir rüber. „Danke! Ich glaube, sie mögen dich auch - sonst würden sie sich anders verhalten" „Na da bin ich ja beruhigt..." er lächelt leicht und ich streichle ihm übers Gesicht. „Heute können wir den Schlaf gut gebrauchen!" stelle ich fest und reibe mir die Augen. „Worauf wartest du?" gähnt er und zieht sich die Decke bis unter die Nasenspitze. Ich greife zu meinem Nachttisch und knipse das Licht aus, ehe wir uns voneinander weg drehen und augenblicklich tief ins Land der Träume verschwinden.

Vier Tage später stößt dann endlich auch Laurenz zu uns, wobei er so früh am Morgen losfährt, dass er pünktlich um halb neun morgens vor der Tür steht - mit seinem Snowboard unterm Arm. „Wenn, dann muss ich die vier Tage Schnee auch nutzen" erklärt er verschmitzt und begrüßt uns alle. „Wir wollten uns heute und morgen ein bisschen aufteilen... Emilia und Frederik wollten die anderen Talseite runter, wir wollten noch mal hier bleiben... kommst du mit uns? Dann zeigen wir dir erst mal das Gebiet hier vor der Tür" schlägt Jana vor und Laurenz nickt begeistert. Mit unseren Rucksäcken bepackt machen wir uns auf den Weg zu den Liften und ehrlich gesagt bin ich froh, dass Frederik und ich ein paar Stunden für uns alleine haben nach den letzten Tagen zu viert, beziehungsweise zu fünft.

„Ist das nicht traumhaft?" strahlt Frederik am zweiten Tag, als wir ganz oben auf einem der Berge ankommen und schaut hinunter aufs Tal. „Mega!" grinse ich glücklich und schaue verliebt in den Himmel. Es ist schon relativ spät und bald werden die Lifte zu machen, beziehungsweise die Sonne unter gehen. Umso schöner ist es, dass ich die letzten Stunden des Jahres mit ihm hier verbringen darf. „Komm, wir warten auf den Sonnenuntergang" schlägt Frederik vor und zieht sich seine Skier aus, ehe er zum Rand des Berges läuft und sich in den Schnee fallen lässt. Während er sich seinen Rucksack von Rücken zieht, stapfe ich ihm hinterher. „Schön, dass wir hier sind!" lächle ich und lehne mich an ihn. Er legt seinen Arm um mich und küsst mich seitlich auf den Kopf. „Unglaublich, wie schnell die Zeit jetzt vergangen ist, seit ich wieder in Köln bin... morgen beginnt einfach ein komplett neues Jahr!" seufze ich und lege meinen Kopf auf Frederiks Schulter. „Ich freue mich auf das neue Jahr mit dir!" erwidert er. Ich lächle als
Antwort und schweige. Wir schauen der Sonne leicht fröstelnd zu, wie sie langsam immer weiter untergeht, bis der Himmel in einem hellen rot und orange leuchtet. „So schön!" flüstere ich mit Gänsehaut und hole mein Handy raus, um ein Bild zu machen. Im selben Moment steht Frederik auf und klopft sich den Schnee von der Hose. „Sollen wir zurück?" frage ich, während ich konzentriert versuche, das schönste Bild des Tages zu machen. „Ich glaube, wir haben noch kurz..." murmelt er und wühlt in seiner Tasche. Ich drücke auf den Auflöser, begutachte mein Werk zufrieden und schaue dann hoch zu Frederik, der nach wie vor in seiner Tasche wühlt. „Suchst du was?" frage ich etwas verwirrt, aber er schüttelt lächelnd den Kopf und streckt seine Hand zu mir runter, um mich zu sich hoch zu ziehen. Ich packe mein Handy zurück in meine Tasche und klopfe mir ebenfalls den Schnee von der Hose, während sich Frederik plötzlich vor mir hinkniet. Ich halte in meiner Bewegung inne und schaue ihn fragend an. Dann bemerke ich, dass er ein kleines Döschen mit schwarzem Samt umhüllt in der Hand hält. Oh nein! Ist es das, wonach es aussieht? Ich merke, wie mir alle Gesichtszüge entgleisen und ich ihn jetzt nur noch schockiert anstarre. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und meine Hände sind mit einem Mal zittrig und feucht. Ich merke, wie sich alles vor meinem inneren Auge anfängt zu drehen und hoffe, dass ich nicht einfach umkippe. Aber so ganz mitmachen will mein Kreislauf dann doch nicht...

Herztöne (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt