„Hey! Na, wie war's?" begrüßt Frederik mich von seiner Bettseite aus, als ich erst gegen halb eins in der Nacht leise ins Schlafzimmer geschlichen komme. „Es war... so viel! Von allem... essen... Geschenk... Überraschungen... Gespräche... Gefühle... ALLES!" Murmel ich und ziehe mir im Dunkeln die Klamotten aus. „Willst du davon erzählen?" fragt er und hält mir die Bettdecke hoch. „Morgen... wie war's bei dir?" frage ich zurück und Kuschel mich in die Decke ein. „Uninteressant... gemütlich und schön. Einfach entspannt. Aber du hast recht: viel zu viel essen" gähnt er im Dunkeln als Antwort und dreht sich auf den Rücken. „Bist du schon lange zurück?" frage ich vorsichtig, aber er schüttelt den Kopf. „Nein... seit einer Stunde oder so" antwortet er. „Zu viele Geschenke gibt es übrigens nicht" setzt er hinterher. Ich muss schmunzeln. „So so. Was hast du denn von Mama und Papa bekommen?" in der Dunkelheit schaue ich zu ihm rüber. Er seufzt leise. „Wie jedes Jahr einen neuen Porsche, den ich jetzt gegen meinen alten Tausche, eine neue Armbanduhr im Wert von 756.000€ und das Ferienhaus in St. Moritz, das meinen Eltern bisher gehört hat" zählt er fast schon gelangweilt auf. Ich starre ihn schockiert an, auch wenn er es nicht sehen kann. Es herrscht eine kurze Stille zwischen uns, dann lacht er. „Natürlich nicht! Was denkst du denn?! Solche Sachen haben meine Eltern mir noch nie geschenkt! Ich habe neue Socken bekommen, ein Medizinbuch und selbstgestrickte Handschuhe von meiner Mutter" erklärt er mir. Leider fällt es mir schwer, auch das zu glauben, denn das passt noch viel weniger als seine erste Aufzählung. Ich nicke nur und reibe mir müde die Augen. „Das wichtigste ist doch immer die gemeinsame Zeit. Vor allem während dem Fest der Liebe" Frederik dreht sich wieder zu mir und ich spüre, wie er mich in der Dunkelheit beobachtet. Ich nicke leicht. Da hat er recht. „Wann ist es eigentlich so normal geworden, dass du einfach hier rein kommst, dich ausziehst und zu mir ins Bett legst?" fragt er mit einem Mal und ich merke, wie ich knallrot werde. „Gute Frage" nuschel ich peinlich berührt. „Fühlt sich gar nicht mal so schlecht an. Du bist zwar die erste, die das macht, aber ich könnte mich daran gewöhnen" gesteht er. „Oh" erwidere ich nur, da ich nicht weiß, was genau er mir damit meint und was er als Antwort hören will. „Ich empfinde dich als sehr angenehmen Mitbewohner. Wenn du nicht gerade betrunken bist" erklärt er. Ich werde noch roter - insofern das überhaupt möglich ist. Zum Glück kann er es nicht sehen. „Irgendwann werde ich dich betrunken ins Bett bringen und dann wirst du dir danach so einiges anhören dürfen!" verteidige ich mich. Frederik lacht. „Ausschließen würde ich es auf jeden Fall mal nicht". Ich muss kichern. „Deine Eltern haben ein Ferienhaus in St. Moritz?" hake ich jetzt doch neugierig nach und schließe meine Augen. „Oh und was für eines! Als Kind waren wir jeden Winter dort zum Ski fahren" schwärmt Frederik. „Echt? Das ist cool! Ich habe mir als Kind immer gewünscht, Snowboard fahren zu lernen. Aber irgendwie kam es nie dazu. Vermutlich, weil meine Mutter zu ängstlich war, um es zu lernen. Und mein Vater zu ungeduldig" kichere ich. „das ist sehr schade! Es ist ein unbeschreiblich schöner Sport... auch wenn ich mir mit 16 die Nase gebrochen habe, weil ich einen Begrenzungspfosten nicht gesehen habe. Das war übel!" erzählt Frederik und ich reiße erschrocken meine Augen wieder auf. „Auf der anderen Seite... das war der Tag, an dem ich wusste, dass ich Arzt werden will. Also was soll's?" er zuckt leicht mit den Schultern. „Und seitdem bist du nicht mehr gefahren?" „nein. Ich hatte zwar keine Angst davor, aber dann ging es los mit Abiturstress, die ersten Beziehungen und dem Herzschmerz danach, Bewerbungen schreiben und so weiter. Ich war ab und zu im Sommer mal dort, wenn die Ferien länger waren und ich meine Ruhe haben wollte. Aber zum Ski fahren nicht mehr" erklärt er. „Ist es schön dort? So wie man es sich im Fernsehen vorstellt?" frage ich verschmitzt und er lacht. „Es ist sogar noch besser! Sollen wir hin?" er schaut im Dunkeln zu mir rüber. „Wie?!" frage ich verwirrt und reibe mir die Augen. „Sollen wir hin? Du hast doch eh Ferien... und ich Urlaub - wir könnten hin fahren" „aber Silvester kommt doch noch!" protestiere ich ungläubig. „Ach. Und da bist du so verplant, dass du nicht weg kommst?" neckt Frederik mich. Ich schnaube. „Nein... aber.. ich kann doch Paul und Anna und Elisabeth nicht alleine lassen! Vor allem Elisabeth nicht!" erkläre ich. „Es gibt drei Schlafzimmer. Das meiner Eltern, meines und eins für Gäste. Das würde doch perfekt aufgehen. Wir nehmen sie mit. Mit Paul habe ich eh schon öfter Silvester gefeiert" verkündet Frederik. Ich starre nur weiter schockiert und ungläubig ins dunkle. Das wäre das spontanste und verrückteste, das ich je getan hätte! „Willst du?" wiederholt Frederik seine Frage und greift nach meiner Hand. „Ähm... ich bin mir nicht sicher... wir können doch nicht einfach so..." „doch können wir!" unterbricht er mich. „Wir machen es. Ich rufe morgen mal meine Eltern an und du Paul und Elisabeth. Okay? Und dann genießen wir ein paar Tage Schnee" bestimmt Frederik. „Okay" hauche ich ungläubig und schüttle leicht den Kopf. „Komm, lass uns versuchen zu schlafen" lächelt er jetzt und dreht sich zu mir. Ich nicke und drehe mich von ihm weg. „Entschuldigung?! Ich drehe mich extra zu dir und du drehst dich weh?! Das gehört sich aber nicht junge Dame!" ruft Frederik empört und ich muss glucksen. Er greift in der Dunkelheit nach mir und zieht mich rücklings zu sich. „Besser!" stellt er zufrieden fest und kuschelt sich von hinten an mich. „Hast du..." „mein Shirt und eine Jogginghose an. Ja" gähnt Frederik und beantwortet damit meine abendliche Frage, wenn er vor mir im Bett ist und das Licht schon ausgemacht hat. „Danke" flüstere ich und schließe erschöpft meine Augen. Wenig später bin ich im Land der Träume verschwunden.
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Herztöne (3)
FanfictionGeschrieben: 2021 ••• Emilia ist gerade einmal 13 Jahre alt, da geben ihre Eltern sie aus unbekannten Gründen von heute auf morgen in ein Heim und zur Adoption frei. Der Schock sitzt tief, aber auch sie muss lernen, dass das Leben einfach weiter geh...