"Da seid ihr ja! Wir stehen hier seit einer Stunde in der Küche und machen Frühstück - und das ohne den Hausherren!" schimpft Paul, als wir komplett durchgefroren durch die Wohnzimmertür stolpern. „Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen!" Frederik klopft Paul sanft auf die Schulter und schaltet dann die Kaffeemaschine an. „Wo wart ihr denn?!" fragt Elisabeth besorgt und reibt mit ihren Händen über meine Arme, die ich zitternd vor der Brust verkreuzt habe. „Nur eine Runde spazieren" antworte ich, bevor Frederik mir zuvor kommt. „Spazieren?" Paul zieht eine Augenbraue hoch und schaut zwischen Frederik und mir hin und her. Wie nicken beide. „Frederik mein Freund... ich glaube, wir müssen uns mal unterhalten..." Paul legt seinen Arm um ihn. „Ich habe dich damals schon auf meiner Hochzeit vorgewarnt... Finger weg von..." „Paul! Lass das!" rufe ich entsetzt und unterbreche ihn damit abrupt. „Ich mache doch gar nichts!" versucht er sich zu verteidigen, während Frederik seinen Arm von seiner Schulter schiebt. „Er lässt die Finger von mir! Da ist nichts! Wir sind nur befreundet" versuche ich ihm glaubhaft zu erklären. „Freunde?" man kann hören, dass Paul uns kein Wort glaubt. Wir nicken beide nur, woraufhin er Frederik mahnend anschaut. Und auch Elisabeth scheint sich in ihrer Aussage von der Ankunft bestätigt zu fühlen, denn sie mustert mich von der Seite. Ich ignoriere es und lasse mich an den gedeckten Tisch fallen. „Geht es dir wieder besser?" fragt Anna sanft und setzt sich neben mich. Ich nicke leicht und spiele angestrengt an dem Henkel meiner Tasse herum. Von allen Seiten so besorgt angeschaut zu werden, ist absolut fürchterlich! Diese Art von Aufmerksamkeit kann ich zusätzlich nicht auch noch gebrauchen! Wenig später frühstücken wir gemeinsam und beschließen dann, alle zusammen für Silvester einkaufen zu gehen. Und nachdem alle einstimmig für Raclette gestimmt haben, freue ich mich noch mehr auf den Abend als ich es so schon tue.
„Und jetzt?" gähnt Paul, als wir geschlagene drei Stunden später zurück kommen und lässt sich aufs Sofa fallen. „Mittagsschlaf!" schlage ich vor und lasse mich neben ihm aufs Sofa fallen. „Boa das klingt geil!" grinst Frederik und führt die Reihe fort, indem er sich neben mich setzt. „Aber im sitzen?" frage ich stirnrunzelnd und schaue von Frederik zu Paul und wieder zurück. „Ich lege mich ein wenig oben hin" verkündet Elisabeth und verschwindet leise summend. „Klingt auf jeden Fall gemütlicher" bestätigt Paul, schnappt sich Annas Hand und zieht sie ebenfalls mit hoch. „Eigentlich war def Mittagsschlaf ja nur ein Spaß..." gestehe ich, zucke dann aber leicht mit den Schultern, schnappe mir die Sofadecke und ziehe sie im Liegen über mich. „Oh, du möchtest also hier schlafen und nicht auch oben?" fragt Frederik leicht stirnrunzelnd und als Antwort gähne ich. „Mir egal. Das Sofa ist auch bequem" ich reibe mir die Augen. „Hauptsache Kraft fürs Snowboard fahren morgen tanken" setze ich hinterher. „Na gut" Frederik drückt sich hinter mich, rutscht unter die Decke und legt seine Arme nach vorne um mich. „Die anderen glauben uns nicht..." Murmel ich und schließe meine Augen. „Was meinst du?" Frederik streichelt mir über den Rücken. „Dass wir nur befreundet sind" erkläre ich. „Das ist egal. Solange wir wissen, was los ist, ist doch alles gut" er macht weiter und nachdem ich kurz genickt habe, döse ich langsam weg.
„Aha! Ich hab's doch gewusst!" Paul reißt uns beide mit seiner lauten Stimme aus dem Schlaf. Ich blinzle verwirrt und versuche meine unglaublich schweren Augen aufzubekommen. Paul steht mit verschränkten Armen vor dem Sofa und schaut misstrauisch auf und runter. „Was hast du gewusst?" nuschelt Frederik, ohne sich auch nur im geringsten hinter mir zu bewegen. „Das sieht NICHT nach einer Freundschaft aus!" erläutert er seine unsanfte Art, uns zu wecken. „Man, Paul...." maule ich quengelnd und drehe mich von ihm weg zu Frederik, was es bestimmt nicht besser macht. „Ich mache doch gar nichts!" verteidigt er sich. Ich höre, wie jemand weiteres ins Zimmer kommt. „Jetzt lass die beiden doch einfach in Ruhe! Du bist aber auch neugierig...! Komm jetzt, sie scheinen noch müde zu sein" schimpft Anna los und schleppt Paul wieder raus aus dem Wohnzimmer. „Wenigstens eine hier die normal ist!" Murmel ich gegen Frederiks Brust. Er holt nur tief Luft als Antwort und schläft weiter, während ich doch langsam wach werde. Ich drehe mich irgendwann wieder zurück auf den Rücken und schaue Frederik beim schlafen zu. Er sieht unglaublich entspannt und friedlich aus - fast schon wie ein kleines Kind. Seine Wangen sind leicht gerötet, wahrscheinlich von der Wärme, die die Decke ausstrahlt, und seine Haare sind leicht verwuschelt - was ihn irgendwie nur noch besser aussehen lässt als er es sowieso schon tut. Irgendwie kann ich Pauls Vorwürfe und die Sorgen ja verstehen - wahrscheinlich hat er Angst, dass wir zusammenkommen, irgendetwas schief läuft, wir uns wieder trennen und er dann Streit innerhalb seines Freundeskreises hat. Und wahrscheinlich hat er auch Bedenken wegen dem Vorfall mit Jakob. Jedoch weiß ich nicht, wie ich ihm beweisen soll, dass wir nur Freunde sind - und dass auch nichts weiteres ‚geplant' ist. Ich bin Frederik sehr dankbar für alles, aber er ist fast 10 Jahre älter als ich, ist sogut wie angekommen in seinem Leben und sieht in mir mit Sicherheit auch nicht mehr als eine reine Freundschaft. Kurz gesagt: er befindet sich ein paar Ligen über mir. Ich betrachte ihn so lange, bis Elisabeth ins Zimmer kommt. „Oh... ihr seid ja noch gar nicht wach!" stellt sie erschrocken fest und hebt entschuldigend die Hände. „ICH bin wach" lächle ich leise, kämpfe mich vorsichtig unter der Decke raus und folge ihr ins Esszimmer, wo auch Paul und Anna mit einer Kanne Kaffee sitzen. „Ich habe gehört, morgen gehen wir alle zusammen auf die Piste?" fragt Anna strahlend und ihre Augen fangen an zu leuchten. „Ich weiß ja, dass ihr alle begeisterte Wintersportler seid, aber ich bin raus" verkündet Elisabeth schnell. „Ach was! Wir bringen es dir bei!" Paul grinst und auch ich muss etwas kichern. „Es macht Spaß!" versichert Anna ihr, bevor sie etwas weiteres sagen kann. „Außerdem hält es fit!" kommt es jetzt von Frederik, der Augenreibend zu uns kommt. Scheinbar ist er doch wach geworden durch mein aufstehen. „Eben. Das wird gut!" Ich zwinkere und Elisabeth nickt erschlagen. „Na gut. Aber ich kann es mir absolut nicht leisten, mir irgendetwas zu brechen!" sie schaut mahnend in die Runde. Wir grinsen alle selig und trinken schweigend unsere Getränke. Irgendwie freue ich mich darauf, dass wir den Tag alle gemeinsam verbringen werden!
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Herztöne (3)
FanfictionGeschrieben: 2021 ••• Emilia ist gerade einmal 13 Jahre alt, da geben ihre Eltern sie aus unbekannten Gründen von heute auf morgen in ein Heim und zur Adoption frei. Der Schock sitzt tief, aber auch sie muss lernen, dass das Leben einfach weiter geh...