Kapitel 94

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Nur wenige Wochen später stehen plötzlich Weihnachten und das Jahresende vor der Tür. Meine weiteren ersten Monate im Krankenhaus verlaufen dank der Streitschlichtung zwischen Frederik und mir wirklich gut - auch wenn ich Schwester Miriam tatsächlich nach zwei Wochen Beziehung zum ersten Mal wieder begegne und sie mich auch noch zu meinem Erstaunen erkennt - und dementsprechend schnell geht die Zeit auf Station auch vorbei.

Pünktlich am 17.12 starten Frederik und ich in den Urlaub und haben vor, bis zum 26.12 dort zu bleiben. Dank ihm als Chef hatte ich auch keine Probleme, den Urlaub genehmigt zu bekommen und dank der Hütte seiner Eltern wird der Urlaub auch nicht einmal teuer - trotz des langen Zeitraums. Genug Tage, dass ich mich auf viel Ski fahren und schmerzende Muskeln freuen kann.

Wir verbringen die ersten sechs Tage ununterbrochen auf der Piste, nur am 24.12 lassen wir auf Wunsch von Frederik die Skier im Keller stehen und nutzen den Tag stattdessen zum regenerieren und entspannen. „Ich glaube, ich werde nie wieder laufen können!" stöhne ich mit schmerzenden Füßen und Oberschenkeln und humpel zu Frederik, der es sich auf dem Sessel vor dem Kamin mit einem Buch gemütlich gemacht hat. „Hat die Sauna nicht geholfen?" fragt er und legt sein Buch zur Seite. „Doch... mir ist jetzt wieder warm" grinse ich und klettere auf seinen Schoß. „Ich glaube, das mache ich morgen früh bevor wir los gehen" überlegt er und legt seine Arme um mich. „Da komme ich auch noch mal mit" verkünde ich und schließe meine Augen. „Ich habe jetzt schon Hunger auf das Raclette später" seufzt Frederik und streichelt mir über den Rücken. „Es ist gerade einmal elf Uhr... wir haben doch vor zwei Stunden erst gefrühstückt" kichere ich. Er zuckt lächelnd mit den Schultern und lehnt sich entspannt zurück. „Niemand weiß, was so ein Tag alles an Überraschungen bringt..." „verhungern wirst du trotzdem nicht!" ich knuffe ihn sanft in die Seite. Wir beobachten das knisternde Feuer vor uns und hören der Stille zu, bis ich auf dem Hof plötzlich ein Auto hupen höre. Fragend schaue ich zu Frederik, der versucht, ein Grinsen zu unterdrücken. „Erwarten wir Besuch?" spreche ich meine Frage laut aus. „Schau doch nach" fordert Frederik mich auf. „Oh mein Gott... du hast irgendetwas ausgeheckt...!" stelle ich schockiert fest und rutsche von seinem Schoß. „Nein!" versucht er überzeugend zu behaupten, während er rot wird. Ich Murmel etwas unverständliches und mache mich auf den Weg zur Tür, an der es im selben Moment klingelt. „HEEEEYYY!" schreien Laura und Yannick mich strahlend an und umarmen mich fest, bevor ich überhaupt realisieren kann, wer da gerade vor mir steht. „Was um alles..." „vielen Dank für die Einladung! Das ist ja echt krass hier!" grinst Yannick und geht kurzerhand an mir vorbei rein in den Flur. „Dein schicker Freund hat uns eingeladen... scheint, als würden wir Silvester hier und nicht in Köln verbringen" zwinkert Laura und umarmt mich noch einmal. „Was... wie...?! Aber..." stammel ich total überfordert und blinzle ein paar mal ungläubig. „Jana kommt erst morgen, sie wollte Weihnachten mit ihrer Familien verbringen und Laurenz kommt am 30. - er hat nicht früher Urlaub bekommen" erklärt sie mir und schließt die Tür hinter uns. Dann streift sie sich die Schuhe von den Füßen und geht Yannick hinterher ins Wohnzimmer, wo sie Frederik begrüßen. Ich bleibe noch ein paar Sekunden völlig überfordert stehen, dann gehe auch ich wie in Zeitlupe zurück. „Mensch, das ist aber eine tolle Überraschung!" zwinkert Frederik und diesmal ist er es, der mich sanft in die Seite knufft. Ich umarme ihn fest. „Wie kamst du denn auf die Idee?!" frage ich Kopfschüttelnd und schaue zwischen den dreien hin und her. „Naja... du hast immer erzählt, wie toll deine Freunde sind und wie gut ihr euch versteht, dass ihr Silvester zusammen verbringen wollt und dass du sie mir vorstellen willst... ich dachte mir, dass wir erst ein paar Tage alleine genießen und dann die Hütte etwas füllen..." erklärt er mir, als sei es das normalste auf der Welt. Jetzt muss auch ich grinsen und mit einem Mal überkommt mich alles an Freude. „Ich freue mich wahnsinnig! Vielen Dank euch!" ich hüpfe aufgeregt von einem Bein aufs andere. „Komm, ich zeige euch euer Zimmer" verkünde ich aufgeregt und gehe den beiden voraus nach oben, um sie in Frederiks altes Zimmer zu bringen, in dem bisher immer Paul und Anna geschlafen haben. „Du hättest uns ruhig warnen können, wie geil das hier alles ist!" Yannick wirft seine Tasche aufs Bett und stellt sich dann vor das Fenster, um raus zu schauen. „Fahrt ihr überhaupt Ski?!" frage ich mit einem Mal entsetzt und ärgere mich darüber, dass wir in den ganzen sieben Jahren nie darüber geredet haben. „Ja. Wir fahren beide Ski. Und Jana auch. Nur Laurenz fährt Snowboard, aber er ist ja eh nur ein paar wenige Tage dann da" antwortet Laura mir und lässt sich aufs Bett fallen. „Mega!" meine Freude wird immer größer. „Packt ruhig in Ruhe aus, ich zeige euch später den Rest" verkünde ich und mache mich schnell wieder auf den Weg nach unten, wo ich direkt in Frederiks Arme stürme. „Vielen vielen Dank! Du bist der beste!" lache ich und küsse ihn unendliche Male. „Ich habe erst überlegt, ob ich wieder Paul und Elisabeth fragen soll, aber das hat nicht so geklappt... Paul und Anna wollten mit den Kindern lieber bei Oma und Opa bleiben, was ich auch absolut verstehen kann und Elisabeth ist mit ihrem Stefan ja nach Bayern gefahren - aber das weißt du ja selber" erklärt Frederik und lässt mich wieder los. „Es ist perfekt so!" strahle ich und setze mich mit ihm aufs Sofa. „Aber... wie hast du die vier erreicht?" frage ich jetzt doch etwas nachdenklich und mustere ihn. „Instagram" grinst er. „Du hast so oft ihre Namen erwähnt, dass es einfach war, sie aus der Liste herauszusuchen" er zwinkert. Ich lehne mich glücklich an ihn, bis eine viertel Stunde später Laura und Yannick wieder runter kommen. Beide setzen sich auf das gegenüberliegende Sofa und gegenseitig erzählen wir uns von unserem neuen Alltag, den Arbeitsplätzen und natürlich wollen die beiden auch alles über Frederik wissen.

Am Abend machen wir gemeinsam das geplante Raclette und beschließen danach, im Hof noch eine Schneeballschlacht zu machen, wobei Laura und ich ein Team bilden, sowie Yannick und Frederik. Am nächsten morgen wollen wir schon früh auf die Piste, sodass wir gegen Mitternacht frisch geduscht in unseren Betten liegen. Ich schließe meine Augen, höre dem ruhigen und gleichmäßigen Atem von Frederik neben mir zu und lasse alle positiven Gedanken und Gefühle durch meinen Kopf und Körper kreisen. Ab jetzt kann alles nur noch viel besser werden!

Herztöne (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt