Part 76

358 16 44
                                    


Am Nachmittag gingen wir wieder in die Himmelsarena. Da Stella sich noch auf ihren Kampf vorbereiten wollte, gingen wir in einen Raum, der hauptsächlich zum trainieren da war. Als ich mich umsah, sah ich einen Boxsack, oder wie man das nennt, ein paar Gym-Geräte und ein paar Matten auf dem Boden. „Machen wir Schere, Stein, Papier und wer dasselbe hat, trainiert zusammen?", schlug Gon vor. „Klingt gut." Wir stellten uns in einem Kreis auf und zählten zusammen runter. „Schere...Stein...Papier!" Jeder von uns streckte seine Hand aus. Killua hatte Stein, ich hatte Papier und Gon und Stella hatten beide Schere. „Dann steht es jetzt fest.", sagte Gon und wir teilten uns auf, um den anderen nicht aus Versehen zu nahe zu kommen.

„Also dann...", meinte Killua, machte mit dem linken Fuß einen Schritt zurück und hob seine Hände vor seinem Oberkörper. „Zeig was du drauf hast, aber lass uns erstmal kein Nen einsetzen.", forderte er. „Ey, du unterrichtest mich nicht, wir trainieren hier." „Dann beweis' es mir." Killua's katzenförmigen Augen stachelten mich an. „Na gut...", murmelte ich. Ich wagte einen Schritt nach vorne, was Killua mir direkt nachtat. Nicht eine Sekunde danach war ich auch schon dabei, seine Schulter zu packen, als Killua seinen rechten Ellenbogen in Windeseile in meine Seite stieß und mich damit aus dem Gleichgewicht brachte. Doch ehe mir die Situation bewusst geworden war, nahm ich seinen Arm und beugte mich so vor, dass ich Killua über meinen Rücken schleuderte. Doch dann, als er eigentlich auf den Boden krachen sollte, landete er geschickt in der Hocke, trat in meine rechte Kniekehle und zog mich gleichzeitig an meiner Schulter nach hinten, sodass meine Beine ohne, dass ich es überhaupt bemerkte, nachgaben und ich ruckartig auf den Rücken fiel. Der Sturz war nicht allzu schmerzvoll, womöglich hat Killua sich zurückgehalten und mich abgefangen, jedoch tat mein Kopf vom Aufprall etwas weh.

„HA! Ich hab nicht mal 50% gegeben!", lachte Killua mich aus. „Haha, sehr witzig.", gab ich sarkastisch wieder. Killua nahm daraufhin meine Hand und zog mich direkt wieder auf meine Beine, als hätte er sich gerade kein bisschen angestrengt. Man, wie es mich nervte, dass er so gut war. Ohne etwas zu sagen ging Killua zur Tür. „Was hast du vor?", fragte ich. „Weitermachen.", antwortete Killua nebenbei. Er zog sein T-Shirt aus und kam wieder. „Auf ein neues...", sprach er, wobei er sich wieder in seine Ausgangsposition stellte. Ich begann erneut, indem ich, wie beim ersten Mal, meinen linken Fuß neben seinen rechten Stellte. „Regel Nummer 1: vernachlässige nie deine Deckung.", predigte Killua. Diesmal ging er einen Schritt zurück, wartete bis ich Angriff und rammte seinen Ellenbogen wieder in meine Seite. Um diesmal nicht denselben Fehler zu begehen machte ich mit dem linken Fuß einen Schritt zurück. „Nummer 2: Gleichgewicht ist alles, vernachlässige nie Standbein." Killua folgte mir, stellte seinen Fuß hinter mich und stupste mich leicht an.

Ich stolperte und fiel gerade über sein Bein, als Killua blitzschnell neben mich huschte und mich wie in einem Paartanz auffing . „Siehst du?" Grinsend blickte er mir in die Augen, was mein Herz klopfen lies. Ich spürte, wie sein Blick mich durchlöcherte und ich rot anlief, worauf das Grinsen meines Gegenübers noch größer wurde.

Ich wollte diesen Moment ausnutzen. Ich hatte nicht einmal eine Sekunde Zeit um Killua's Arme noch fester zu packen und mich, von ihm weg, auf den Boden zu drehen. Ich lächelte Killua an und tätigte mein Vorhaben. Killua fiel über mich, schaffte es jedoch noch rechtzeitig seine Arme von meinem Griff zu befreien und sich abzurollen. Nun war ich es, die schon wieder auf dem Boden lag. Und natürlich, Killua hockte etwa einen Meter weiter wie Spiderman. „Regel Nummer 3: Lass deinen Genger nie wissen, was du als Nächstes vorhast." Voller Schadenfreude lachte Killua mich aus.

Ohne weiter nachzudenken stürzte ich mich auf ihn, täuschte einen Angriff von links vor und trat Killua gegen die Seite. Er wiederum griff nach meinem Knöchel. Mir war noch nicht bewusst, was passierte, als ich unbewusst Killua ins Becken trat und er sich abrollte. Ich hatte nicht viel Zeit, doch mir gelang es seine Arme hinter seinem Rücken festzuhalten. „Hast du schon Regel Nummer 1 und 2 vergessen?" Triumphierend lachte ich, als Killua unter mir sich vergeblich versuchte, zu befreien. Ich atmete tief ein und nahm den Geruch von Sieg wahr. Und den von Killua. Anstatt nach Schweiß, roch er nach Zitrone. Ein schöner Geruch... „Okay, mit 30% ich hab dich unterschätzt." Gedemütigt ging ich von Killua runter. „30?" „Okay, vielleicht ein wenig mehr."

Wir entschieden uns erstmal eine Pause zu machen, zumal es bereits nach 5 Uhr war. „Seit wann kannst du so gut kämpfen?", fragte Killua, als wir Gon und Stella von Weitem aus zuguckten. Ich hob unbeeindruckt meine Augenbrauen. „Ich bitte dich, ich bin nicht mal halb so gut wie du." Killua zog mich an sich heran, bevor er antwortete. „Ich habe auch mein Leben lang trainiert." Ich bewunderte Killua dafür, dass er mit seiner, allem Anschein nach, traumatischen Kindheit so gelassen umging. Mitleidend nahm ich seine Hand.

„Was hast du vor später so zu machen?" Mit der Frage bezog ich mich auf das Leben in ein paar Jahren. Normalerweise gingen die meisten ihren Träumen nach, suchten sich Jobs, gründeten eine Familie oder gingen zur Universität. Wir aber gingen nicht einmal zur Schule. Was machten wir hier überhaupt? „Ich begleite Gon...bis er seinen Vater gefunden hat." Killua seufzte, was ich an seiner Stelle auch getan hätte. „Und du?" Müde legte ich meinen Kopf auf seine Schulter. „Ich hab keine Ahnung." Am Besten erzählte ich Killua nicht, dass ich eigentlich an S€lbstm0rd gedacht hätte, würde mir das Leben zu langweilig werden. So ernst nahm ich die Sache auch nicht ich meine, ich hätte mir lieber gewünscht, dass ich irgendwann mal v€rgiftet werde. Das Leben hatte nicht sehr viel zu bieten, also beschloss ich, die lebenswerten Momente zu genießen.

Und genauso ein Moment war gerade. In Killua's Armen... Doch wahrscheinlich hatte er nicht geplant, sein ganzes Leben mit mir zu verbringen. Nein, so ein Mensch war Killua nicht. Also sollte ich diesen Moment genießen. Dieses Gefühl von Geborgenheit, dieser warme Körper, (nicht falsch verstehen pls💀) dieser schöne Geruch nach Zitrone. Ich wünschte, diese Zeit wäre niemals vorbei. Doch das war sie. Um ungefähr sechs Uhr waren Gon und Stella mit dem Trainieren fertig, sodass wir kurz darauf wieder im Zimmer waren.

Da es noch nicht so spät war, machten wir diese eine Serie an, die wir vor längerer Zeit angefangen hatten. Nach einiger Zeit bekam ich aber Hunger, weshalb ich und Stella noch Essen machten. Dies konnte meinen Hunger jedoch auch nicht stillen. Ich versuchte also dieses Gefühl zu unterdrücken was mir dank meiner 2-Jahre-langen Obdachlosigkeit gut gelang. Später bekam ich aber Heißhunger, wogegen ich nicht so gut ankämpfen konnte. Während die anderen die Serie auf dem Sofa guckten, saß ich in der Küche und hörte die Hälfte mit.

Um 11 Uhr befahl uns Kurapika den Fernseher auszuschalten. Er meinte, das wäre genug Medienzeit oder so. Und da ich noch keine Anzeichen von irgendwelchen Symptomen gezeigt hatte, entschied Kurapika, mein Verhalten zuerst nur zu beobachten.

Ich bin schnell eingeschlafen, jedoch hatte ich einen schlimmen Alptraum. Und nein, es hatte nichts mit Nayla zu tun. Ich verspürte das Gefühl von Hunger und Mordlust. Das Gefühl kam mir bekannt vor, jedoch verspürte ich es nicht passiv sondern viel direkter. Ich träumte von Blut, vernahm ekelerregende Geräusche und Schreie. Sie verfolgten mich. Ich wollte einfach nur weg von hier, ich wollte aufwachen! In meinem Traum lief ich durch ein Badezimmer voller Blut. Ich versuchte wegzukommen, rutschte jedoch aus und schlug mir den Kopf an.

Als ich wieder zu mir kam, fühlte es sich viel realer an. War ich etwa aufgewacht? Verwirrt schaute ich mich um. Ich lag in einer Badewanne. Ich konnte nur träumen. Das war nicht real, es fühlte sich nur so an, ganz bestimmt. Ich schaute mich um und sah viele rote Flecken auf der weißen Oberfläche. Ja, das war nur ein realer Traum! Ich wollte gerade in meinen Arm kneifen, als ich meine blutverschmierten Hände sah und aufschrie. Es war so real, dass konnte nur echt sein! Aber wo war ich, wie ist das passiert? Wurde ich unter Dr0gen gesetzt und entführt? Sollte ich jetzt eigentlich t0t sein? Schnell atmend stieg ich aus der Badewanne aus. Doch was ich da zu sehen bekam war schockierend.

Killuaxreader: Ich werde immer für dich da seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt