Kapitel 5: Mein schlechtes Gewissen? - Pov Estelle

36 1 0
                                    

Ich wusste, dass es falsch war Scamander so zu behandeln, doch ich sah einfach keinen anderen Weg. Ich wollte meine Gefühle und meine Emotionen beschützen, weil ich bereits zu oft verletzt wurde. Auf der anderen Seite wollte ich Scamander vor den Abgründen bewahren, die vor ihr liegen würden, wenn sie sich mit mir abgeben würde. Genervt machte ich mich auf den Weg zu Pflege magischer Geschöpfe. Ich wollte einfach nicht mehr über die Ereignisse nachdenken, weswegen ich meinen Schutzpanzer wieder vorzog. „Na Schwesterchen" hörte ich plötzlich die Stimme meines Zwillingsbruders Theodore und nahm den beißenden Geruch von Alkohol wahr. Angeekelt drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und blickte ihm direkt in sein grinsendes Gesicht. Er lehnte mit seinem Kopf nämlich über meiner Schulter, sodass ich einen guten Blick auf ihn hatte. „Theo, du stinkst nach 2 Fässern Feuerwhiskey. Du bist betrunken und dabei ist heute erst der erste Schultag?" augenrollend entfernte er sich leicht von mir und stellte sich trotzdem neben mich. „Hör auf dich immer so zu verhalten, als wärst du meine Mutter. Ich brauche das nicht" damit steckte er seine Hand in seine Hosentasche und holte sich eine Zigarette heraus. Er steckte sich diese in den Mund und zündete sie an. Er pustete Rauch in meine Richtung und ich konnte nur energisch meinen Kopf wegdrehen. „Wärst du nicht so verdammt spießig, hättest du auch mehr Spaß im Leben" geschockt über seine Worte sah ich ihn an. „Weißt du was Theodore? Fick dich doch. Ich mache mir doch nur Sorgen um dich, weil das sonst niemand macht. Du bist mir nun mal nicht egal und dein ständiger Alkohol und Drogenkonsum ist krank. Du kannst nicht alles im Alkohol und in den Drogen ertränken" gleichgültig schaute Theodore zu mir. „Ich habe meinen Weg mit den negativen Gefühlen umzugehen und du hast deinen Weg. Ich beschwere mich doch auch nicht, dass du dich zurückziehst und mit niemanden etwas machen möchtest" und schon wieder brach es mein Herz ihn so reden zuhören. Ich konnte mich absolut nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren. „Professor Raue-Pritsche mir geht es nicht gut. Ich würde zu Madame Pomfrey gehen" mit einem Nicken bestätigte sie es und ich verschwand aus der Masse der Schüler und Schülerinnen. Theodore würdigte ich nicht einen Blick, sondern sah starr auf den Boden. Ich bemerkte nicht einmal, wie ich mal wieder jemanden anrempelte. Ich schaute nach oben und sah direkt in sturmgraue Augen. Ich spürte einen deutlichen Herzschlag in meiner Brust und auch mein Gegenüber sah mich anders an, als sonst. „Was ist mit dir? Du bist so blass?" doch mir fehlten einfach die Worte, um Draco zu erklären, was passiert ist. Eine einzelne Träne verließ dabei noch unglücklicherweise mein Auge und ich entfernte mich von Draco. Bei Madame Pomfrey angekommen, erzählte ich ihr, dass ich ein wenig Kopfschmerzen habe und mir schlecht ist. Sie gab mir eine kleine Phiole mit Schmerzmittel und meinte, dass ich mich in meinem Zimmer ausruhen sollte. Somit ging ich in mein Zimmer und legte mich in mein Bett. Ich starrte wie so oft an die Decke und überlegte, wie Theodore nur so etwas sagen konnte, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Lag es am Alkohol? War nicht er, der das von sich gab? Nein, er meinte es genauso, wie er es gesagt hatte und das war umso schmerzhafter. Mit meinem linken Arm tastete ich unter meinem Bett, nur um eine kleine Kiste hervor zu holen. In dieser Kiste hatte ich all die Briefe, die mir mein Vater geschrieben hatte. In den meisten war er hasserfüllt und gab mir die Schuld an den Veränderungen von Theodore. Ich sei keine gute Schwester und würde nicht gut auf ihn aufpassen. Am Anfang fing ich nach jedem Brief an zu weinen, doch mittlerweile legte ich dann einfach nur den Brief in diese Kiste und dachte nicht weiter über seine Worte nach. Viel zu groß wäre der Ärger und der Schmerz darüber. Ich sah mir diese Briefe meistens an, wenn Theodore und ich gestritten haben, weil ich dann den Worten unseres Vaters nur noch mehr Glauben schenkte. Ja manchmal glaubte ich wirklich, dass Theodore wegen mir Alkohol und Drogen nehmen würde, aber das war natürlich völliger Quatsch. Ein leises Klopfen ließ mich panisch die Kiste wieder zurück unter das Bett schieben. „Wer ist da?" sprach ich leise, doch die Person vor der Tür verstand es dennoch. „Dein Lieblingsfreund" mit einem Schmunzeln auf meinen Lippen, versuchte ich mich aus dem Bett zu kämpfen, doch Mattheo war schneller in meinem Zimmer. Er schloss hinter sich und schaute zu mir. „Hey Estelle, ich habe nur kurz mitbekommen, dass es dir nicht gut ging und da wollte ich nach dir sehen" ich legte mich wieder in mein Bett und mein Blick traf mal wieder die Decke. „Mir ging es wirklich absolut nicht gut. Ich hatte Kopfschmerzen und mir war übel..." Mattheo kam zu mir und setzte sich auf die Bettkante. „Das ist ja ein schönes Ammenmärchen, was du mir da auftischen möchtest, aber sag mir, was wirklich der Grund war. Selbst Draco hat gemerkt, dass es etwas ernstes sein muss" erstaunt zog ich meine Augenbrauen nach oben und sah Mattheo an. „Ich hatte mal wieder eine Diskussion mit Theodore. Ich glaube einfach, dass ich mich zu sehr in sein Leben einmische und damit sollte ich vielleicht aufhören" ich spürte Mattheos Hand an meiner und er hielt sie fest in seiner. „Du bist seine Schwester. Sein Gegenstück. Selbst wenn du wölltest, du würdest dir immer Sorgen um ihn machen und das weißt du auch. Theodore ist ein Idiot und das weiß er auch zu gut. Auch er konnte dem Unterricht nicht mehr folgen und sah die ganze Zeit gedankenverloren auf den Boden" betrübt schloss ich meine Augen und dachte an unsere Kindheit. Theodore war schon immer das Gegenteil von mir. Während er schnell Kontakte auf dem Spielplatz knüpfen konnte, saß ich meistens alleine auf meiner Schaukel und wenn dann doch mal ein anderes Kind kam, machte ich mich schnell aus dem Staub, sodass ich den sozialen Kontakt verhindern konnte. Es war schon unfassbar, wie verschieden wir beide doch waren, aber dennoch waren wir uns auch gleichzeitig wieder so ähnlich. „Was ist denn das?" die Stimme von Mattheo riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute zu ihm. In der Hektik habe ich scheinbar die Kiste nicht weit genug unter das Bett geschoben, sodass Mattheo sie schnell sehen konnte. Ich zögerte kurz und wollte sie ihm eigentlich aus der Hand nehmen, doch ich wusste nur zu gut, dass das sowieso erfolglos bleiben würde. Ein tiefer Seufzer ließ mich dann nun wirklich einknicken. „Mach die Kiste ruhig auf und schau rein" Mattheo sah mich verdutzt an, doch öffnete die Kiste. Er fand die Briefe und begann diese zu lesen und damit meine ich alle Briefe. Den letzten zerknüllte er in seiner Hand und sah mich wütend an. „Weiß Theodore davon?" ich schüttelte meinen Kopf. „Euer Vater terrorisiert dich und er gibt dir die Schuld an Theodore's Versagen. Das ist falsch und das weißt du genauso gut, wie ich. Du musst es Theodore sagen" wieder schüttelte ich meinen Kopf. „Das kann ich nicht Mattheo... Theodore hängt so sehr an Vater und es würde ihm das Herz brechen, wenn er wüsste, was für Briefe Vater mir schreibt. Bitte Mattheo, ich kann es Theodore nicht sagen und du sagst es ihm bitte auch nicht" ich sah deutlich, wie Mattheo mit sich kämpfte, doch dann auch nachgab. „Sollte ich einmal mitbekommen, wie Theodore mit dir redet, werde ich ihm diese Briefe an den Kopf knallen und dann kann er sich seinen Feuerwhiskey durch den Arsch ziehen" ich musste kichern, da Mattheo manchmal wirklich das sagte, was er dachte. Schnell erhob ich mich aus meinem Bett und umarmte Mattheo. „Ich danke dir von ganzen Herzen Mattheo. Du bist der Einzige, der das weiß und ich weiß selber, dass ich dir schon viel früher davon erzählen hätte müssen. Es tut mir leid, dass ich das nicht getan habe" auch Mattheo umarmte mich ebenfalls und gab mir einen Kuss auf meine Schläfe. „Ich muss jetzt los Stelli, Quidditch Training ruft. Wenn du magst, kann ich später nochmal nach dir sehen?" zustimmend nickte ich und verabschiedete mich von meinem besten Freund. Entspannt legte ich mich wieder in mein Bett und fühlte mich ein wenig befreiter.

You Never Belong to MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt