Kapitel 62: Mein neues Ich - Pov Estelle

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Ich rannte immer weiter und die Regentropfen liefen derweil über meine Haut. Es machte mir nicht aus, dass ich bereits von oben bis untern klitschnass war, denn viel zu groß war das Chaos in meinem Kopf. Ich konnte jetzt nicht einfach stehenbleiben und so tun, als würde es mir gut gehen, denn mir ging es alles andere als gut. Ich wurde immer schneller und so kam es, dass ich den Stein vor mir auf dem Boden nicht sah und über diesen stolperte. Ich verlor mein Gleichgewicht und fiel direkt nach vorne in eine große Pfütze. Meine Kleidung war nun völlig durchtränkt und auch der Schlamm klebte an mir. Stumme Tränen tropften auf den Boden und je mehr ich über alles nachdachte, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich womöglich alles verlieren werde, was mir je etwas bedeutet hat. Was würde passieren, wenn Theodore die Wahrheit erfährt? Was wird sich an der Beziehung zu Mattheo verändern und vor allem... was würde diese Situation mit mir anstellen. Ich wusste es nicht. Durch meine nassen Klamotten und die Regentropfen, welche immer noch auf meiner Haut lagen, wurde mir kalt. Ich begann zu zittern und fragte mich, ob mich irgendjemand suchen kommen würde. Innerlich hoffte ich, dass es keiner machen würde, denn am liebsten würde ich hier draußen bleiben und mich einfach meinem Schicksal ergeben. Ich wollte nicht mehr. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich hätte dieses Leben niemals wählen dürfen, doch jetzt war es einfach zu spät. Ich konnte nicht mehr flüchten und dieser Gedanke machte mich wahnsinnig. Langsam versuchte ich mich wieder aufzurichten, doch knickte wieder ein. Ein weiteres Mal kämpfte ich mich nach oben und bekam einen festen Stand. Wie sehr wünschte ich mir jetzt, dass meine Mum hier wäre, die eigentlich gar nicht meine Mutter war, sondern meine Tante. Das war mir jedoch egal, denn sie war in meinen Augen meine Mutter, die mich geliebt und aufgezogen hat. Genauso wie es Narzissa all die Jahre getan hat. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wusste, dass ich nicht aufgeben kann, da es so viele Menschen gab, denen ich es schuldig war. Ich durfte jetzt nicht aufgeben, denn ich musste sicherstellen, dass die Menschen, die ich liebe eine sichere Zukunft haben. Dies konnte ich nur erreichen, wenn ich Voldemort und all seine Anhänger zu Fall brachte. Neuer Mut keimte in mir auf und ich drehte mich zu dem Weg um, von dem ich gerade kam. Langsam ging ich diesen Weg wieder zurück, sodass ich allmählich vor dem Malfoy Manor ankam. Dort sah ich, wie Draco auf der Treppe saß und scheinbar auf mich wartete. Als er mich sah, sprang er auf und kam direkt in meine Richtung. „Estelle, wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht" seine Stimme klang ängstlich und es tat mir leid, dass er sich wegen mir solche Sorgen gemacht hatte. Ich setzte ein Lächeln auf und sah ihn an. „Ich brauchte nur ein wenig Zeit für mich... zum Nachdenken..." Draco schaute mich derweil immer noch durchdringend an. „Stimmt es was Tom gesagt hat?" verwirrt blickte ich ihn an, doch dann war mir klar, was er wohl meinte. Abwesend zuckte ich mit meinen Schultern. „Ich weiß es nicht mit Sicherheit, doch Voldemort behauptet es jedenfalls" meine Stimme klang abwesend und das war Draco direkt aufgefallen, weswegen er zu mir kam und mich an sich drückte. Auch ich legte meine Arme um ihn und genoss seine Umarmung. „Mir ist es völlig egal, ob es stimmt oder nicht, hörst du? Ich liebe dich dennoch und ich werde dich immer lieben" seine Stimme und seine Worte wirkten so beruhigend auf mich und gaben mir ein gutes Gefühl. Ich nickte und begann zu lächeln, doch ich spürte genau, dass sich etwas in mir drin verändert hatte. Ein Husten riss uns aus dem Moment der Zweisamkeit und wir lösten uns voneinander. Vor uns stand Lucius, der uns fordernd ansah. „Estelle, der dunkle Lord möchte dich sprechen" verwirrt blickte ich zuerst Lucius und dann Draco an. Dieser sah mich besorgt an, doch ich nickte ihm nur zu. Ich gab Draco einen Kuss auf die Wange und ging dann ins Manor. Ich bahnte mir also meinen Weg direkt zu Voldemort und fragte mich, was er wohl von mir wollen könnte. Langsam öffnete ich die Tür und da sah ich ihn bereits an seinem Tisch sitzen. „Komm doch rein. Ich möchte mich gerne mit dir unterhalten" als Bestätigung schloss ich die Tür hinter mir und ging direkt auf den freien Stuhl zu, um mich zu setzen. „Ich kann verstehen, dass dich die ganze Situation ein wenig durcheinanderbringt. Es muss überfordernd sein, wenn man nach all den Jahren seine wahre Herkunft erfährt" ich schwieg, denn ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte, denn ich fühlte mich absolut nicht als Riddle und schon gar nicht als seine Tochter. „Du kannst mir erzählen, was in deinem Kopf gerade vor sich geht" genervt blickte ich ihm direkt in die Augen. „Bin ich wirklich hier, um über meine Gefühle zu reden oder willst du etwas anderes von mir?" auf einmal begann Voldemort zu lachen und nun war ich völlig verwirrt. „Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie scharfsinnig du doch bist. Das hast du definitiv von mir. Mattheo und Tom könnten sich da wirklich eine Scheibe von dir abschneiden" dies sagte er mit einem Lächeln und ich spürte den Hass in mir, den ich für diesen Menschen hegte. „Aber du hast recht. Wegen Gefühlen bist du nicht hier, zumindest geht es nicht um deine eigenen Gefühle" nun wurde ich hellhörig und schaute dem Mann, der wohl mein leiblicher Vater war, direkt ins Gesicht. „Um was geht es?" plötzlich stand Voldemort auf und lief zum Fenster. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass mein Sohn eine nicht so ganz zufriedenstellende Beziehung zu einer Hufflepuff Schülerin geführt hat. Außerdem ist mir dabei noch gesagt wurden, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Was weißt du Solea?" dieser Name war noch völlig neu für mich, weswegen ich kurz zusammenzuckte, doch ich erlangte meine Fassung schnell wieder. „Ich kann dir nichts weitererzählen, als das, was du schon weißt" mit einem Mal drehte er sich um. „Lügnerin. Du weißt viel mehr, als du zugeben möchtest" gerade das erste Wort betonte er, doch davon ließ ich mich nicht erschüttern. Der Tag und die heutigen Ereignisse haben mich geformt und ich hatte mir geschworen, nie wieder Schwäche zu zeigen. Zumindest nicht diesem Menschen vor mir. „Wenn ich es dir doch sage lieber Vater, ich weiß nicht mehr, als du. Du weißt über seine Beziehung zu ihr und dem Kind, welches sie in ihrem Bauch trägt. Sag mir, was du wissen möchtest und ich werde versuchen es dir zu sagen" ein süffisantes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. „Die Erkenntnis des heutigen Tages hat dich scheinbar sehr geformt. Das erfreut mich, denn diese Stärke erwarte ich von meinen Kindern. Anders als bei Tom, erfüllst du meine Erwartungen komplett, weswegen ich auch gar nichts Böses möchte. Viel mehr möchte ich, dass du ehrlich zu mir bist. Wie viel bedeutet dir die kleine Hufflepuff?" kurz überlegte ich, ob ich ehrlich sein sollte, doch dies würde nur noch mehr Angriffsfläche für mich bedeuten. Also gab ich eine ganz neutrale Antwort. „Ich habe mich in Hogwarts gut mit ihr verstanden. Sie war nett und hilfsbereit, jedoch sind dort keine anderen Gefühle für sie vorhanden. Ich möchte dennoch nicht, dass du ihr etwas antust, denn sie trägt meine Nichte in sich und es wäre fatal, wenn du dein eigenes Blut töten würdest, meinst du nicht auch?" ich merkte deutlich, wie ich ihn mit meinem Gesagten hatte. Abermals drehte er sich zum Fenster um und blickte nach draußen. „Es fällt mir zwar schwer dir recht zugeben, doch du hast Recht. Sie trägt unser Blut in sich, das Kind deines Bruders. Ich sollte vielleicht noch warten und das Kind dann zu uns holen. Was sagst du dazu?" ich hätte dem niemals zugestimmt, doch ich wusste, dass ich diesen Mann vor Kaias Geburt zu Fall bringen musste, weswegen ich das nächste ausdrucksstark aussprach. „Das ist eine sehr gute Idee Vater. Jedoch wird das Kind seine Mutter brauchen... Glaub mir, ein Kind braucht immer seine Mutter" den letzten Satz sprach ich mit so viel Verachtung aus, da ich meine leibliche Mutter nie kennenlernen konnte und mit meiner anderen Mutter einfach zu wenig Zeit hatte. „Ich kann deinen Ärger voll und ganz nachvollziehen mein Kind und hätte sich deine Mutter damals nicht gegen mich entschieden, dann wäre es jetzt auch ganz anders. Sie hat aber ihren Weg gewählt und ich habe meinen gewählt" nun stand auch ich auf. „Dann hätten wir ja alle Dinge geklärt. Du lässt Malia in Ruhe und holst das Kind erst hierher, wenn es geboren wurde" damit drehte ich mich um und wollte gerade das Zimmer verlassen, als er mich aufhielt. „Warte noch kurz Solea. Es gibt da noch eine Sache, die ich mit dir besprechen muss" wieder drehte ich mich um und sah Voldemort erwartungsvoll an. „Ich lasse die kleine Hufflepuff unter einer Bedingung in Ruhe" mir hätte es klar sein müssen, dass er nichts einfach so tat. „Was ist die Bedingung?" Voldemort drehte sich um und sah mich direkt an. „Ich möchte, dass du meine rechte Hand wirst. Ich habe gemerkt, dass dein Bruder nicht in der Lage ist, die Stärke und Ehre der Familie aufrechtzuerhalten. Bei dir habe ich jedoch das Gefühl, dass du mir ebenbürtig sein kannst und ich dich auch als solches behandeln kann. Ich möchte, dass du bei allen Besprechungen an meiner Seite bist und mich unterstützt. Sollte ich keine Entscheidung treffen können, möchte ich, dass du sie triffst. Wenn du das für mich tust, dann lasse ich Malia in Ruhe" in meinen Ohren kamen die Informationen nur so unterschwellig an. Ich wusste, dass ich mit dieser Entscheidung wohl auch Toms Wut auf mich ziehen würde, doch zum Schutze von Malia und Kaia würde ich jeder Bedingung zustimmen. „Okay, ich werde an deiner Seite stehen und dich unterstützen. Ich werde im Falle deines Ausfalls Entscheidungen treffen und die Todesser führen. Du lässt im Gegenzug Malia in Ruhe und vor allem am Leben. Ich möchte dafür jedoch eine Absicherung, denn vielleicht benutzt du mich gerade auch nur einfach und Malia liegt morgen tot auf dem Tisch des Salons" Voldemort begann zu lachen. „Du bist wahrlich meine Tochter. Doch du sollst deine Absicherung bekommen. Wurmschwanz, könntest du bitte Narzissa holen?" Voldemort rief durch die Türen und ich vernahm nur schnelle Fußschritte, bis sich die Tür öffnete und Narzissa hereinkam. „Sie haben mich rufen lassen dunkler Lord?" zustimmend nickte er. „Ich habe dich rufen lassen, weil ich jemanden brauche, der den Pakt mit meiner Tochter versichert. Ich möchte, dass du den unbrechbaren Schwur über unsere Vereinbarung legst" mit großen Augen sah Narzissa mich an, doch ich konnte nur nicken. Ich ging also einige Schritte auf Voldemort zu und legte meine Hand in seine. Voldemort begann zu sprechen und Narzissa hielt ihren Zauberstab auf unsere Hände. „Ich schwöre, dass ich Malia Rose Scamander in Ruhe lassen werde und sie nicht umbringen werde. Sie wird die Mutter für ihr Kind bleiben. Du Solea schwörst, dass du als meine rechte Hand an meiner Seite bleibst und die Ehre der Familie Riddle aufrechterhältst. Du triffst Entscheidungen, wenn ich sie nicht treffen kann" gefühllos blickte ich in seine Augen. „Ich schwöre es" damit war der unbrechbare Schwur erfüllt und wir ließen unsere Hände los. „Ich werde jetzt mit Lucius und Wurmschwanz eine gewisse Sache erledigen. Solange hältst du hier die Stellung Solea" mit einem Nicken bestätigte ich seine Aussage und er verließ das Zimmer. Narzissa sah mich derweil durchdringend an, doch sprach kein Wort mit mir. „Bitte halt mir jetzt keine Predigt, denn ich weiß, auf was ich mich hier eingelassen habe. Doch wenn Tom nicht in der Lage ist, seine Frau zu beschützen, muss ich das machen... sie ist schließlich meine beste Freundin und ich würde für sie sterben... für sie und Kaia würde ich einfach alles machen" mit diesen Worten wollte ich gerade den Raum verlassen, als Narzissa doch das Wort ergriff. „Ich bin unfassbar stolz auf dich Estelle. Das ist ein Akt der tiefen Liebe und der Verbundenheit. Auch wenn du es nicht zugeben möchtest, hast du es auch für Tom getan, denn er ist dir nicht egal, stimmt's?" ich umfasste mit meiner Hand die Türklinke. „Narzissa, Tom war und wird mir nie egal sein. Auch wenn ich keine Riddle wäre, ich habe ihn immer als meinen großen Bruder gesehen und manchmal müssen die jüngeren Geschwister Opfer bringen, weil die älteren dies schon viel zu zeitig getan haben" ich drückte die Klinke nach unten und wollte nun wirklich den Raum verlassen, als Narzissa noch einmal etwas sagte. „Deine Mutter wäre stolz auf dich...beide wären so unfassbar stolz... Mary und auch Isabella wären beide begeistert, was aus ihrem kleinen Mädchen geworden ist" diese Worte taten gut, doch ich ging dennoch, ohne ein weiteres Wort. 

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