Kapitel 80: Ein kleiner Hoffnungsschimmer? - Pov Estelle

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Vor mir erstreckte sich ein riesiges Labyrinth und ich wusste einfach nicht, wieso ich hier war. Was war passiert und wieso war ich nicht bei der Hochzeit von Malia und Tom? Wir hatten doch gerade noch aufgeräumt und dann wurde ich in dieses endlose Loch gezogen. Jetzt war ich hier und wusste nicht mehr, wo ich hingehen sollte. Ein Schrei zog meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. „Estelle" hörte ich immer und immer wieder, bis ich erkannte, dass es Mali war. Direkt sprintete ich los und begann mich im Labyrinth zurechtzufinden. Ich bog an einigen Kreuzungen ab und versuchte der Stimme zu folgen. Sie kam zwar immer näher, doch irgendwie traf ich dabei nicht auf Malia. Wo war sie nur? War sie in Gefahr? Hatte Voldemort sie gefangen? Zu viele Fragen sausten in meinem Kopf umher und mein einziges Ziel war es, Malia vor der möglichen Gefahr zu beschützen. Als ich dann endlich an meinem vermeintlichen Zielort angelangt war, gefror mein Blut in meinem ganzen Körper. Dort stand ein grinsender Voldemort und blickte mir direkt ins Gesicht. Plötzlich hörte ich einen leisen Kinderschrei und meine Aufmerksamkeit lenkte sich nun auf seine Arme. Dort hatte er ein kleines Mädchen und hielt es fest in seinem Griff. „Kalea" brachte ich nur voller Schock hervor und Voldemort begann an zu lachen. „Du hast wirklich geglaubt, dass du sie alle beschützen kannst oder? Du hast wirklich geglaubt, dass du sie alle vor mir beschützen kannst? Oh Solea, mein liebes Kind, du bist ja wirklich so leichtgläubig. Ich werde niemals ruhen und weißt du auch wieso? Ich möchte sehen, wie dein Glanz deine Augen verlässt, wenn du merkst, dass alle Menschen, die dir etwas bedeuten, nicht mehr da sind. Ich möchte, dass du zu siehst, wie ich dir einen nach den anderen nehme und du absolut nichts tun kannst. Angefangen mit deiner zauberhaften Nichte, die ich in meinen Armen halte. Du wirst in ihre Augen sehen, wenn ich ihr Leben beende und du wirst es nicht verhindern können Solea" seine hässliche Lache zog sich durch meinen ganzen Körper und kurz bevor er Kaia etwas antun konnte, wachte ich schweißgebadet in meinem Zimmer auf. „Kaia" schrie ich voller Angst und Verzweiflung. Meine Atmung wurde heftiger und ich hatte wirklich Probleme, mich zu beruhigen. Es war ein Traum, doch es fühlte sich so real an, als würde es wirklich passieren. Der Schweiß lief weiter meine Stirn entlang und ich begann zu zittern. Dieser Traum machte mir Angst und raubte mir meine letzten Nerven. Ein Blick durch mein Zimmer ließ mich nachdenken. Wie kam ich denn in mein Zimmer? War die Feier denn schon vorbei? Ich wusste es nicht, doch als ich gerade mit wackligen Beinen aus meinem Bett aufstehen wollte, kam ein aufgeregter Theo in mein Zimmer gestürmt. „Salazar sei dank Estelle, du bist schon wach. Komm wir müssen schnell ins St. Mungo. Die anderen sind bereits vor Ort, Kaia ist auf dem Weg" seine Worte klangen in meinen Ohren und im ersten Moment freute ich mich, dass ich endlich meine Nichte kennenlernen würde, doch dann überkam mich die Angst wieder. Nervös sprang ich aus meinem Bett und lief ich auf und ab in meinem Zimmer. „Ich muss sie schnell wegbringen... sie in Sicherheit bringen... ich muss Kaia beschützen..." ich stand völlig neben mir, doch als mich die starken Hände von Theodore an den Schultern packten, war ich wieder ganz bei mir. „Estelle, was ist los mit dir...? Du hattest gestern Abend schon so einen Zusammenbruch. Was beschäftigt dich?" ungläubig schaute ich Theo an, denn ich konnte mich nicht daran erinnern, was gestern Abend geschehen ist. Fragend schaute ich ihn an. „Theo, was meinst du? Es ist doch nichts passiert... ich habe Malia doch nur geholfen und dann... dann..." doch ich konnte meinen Satz nicht weiterführen, da ich nicht mehr wusste, was danach passiert war. „Du kannst dich nicht mehr daran erinnern, was gestern Abend passiert ist?" zustimmend schüttelte ich meinen Kopf. „Du standest gestern ein wenig neben dir... du hast gemeint, dass wir schuld daran sind, dass Malia jetzt in dieser Welt lebt und dass es niemals soweit kommen hätte sollen... ich glaube, dass Malia von deinen Worten sehr verletzt gewesen ist... danach hat Tom dich ins Bett gebracht und du bist eingeschlafen..." schemenhaft kamen die Erinnerungen an den gestrigen Abend zurück und ich erinnerte mich an Malias Gesicht, als ich ihr die ganzen furchtbaren Sachen gesagt habe. Ich wollte das alles nicht so formulieren... meine Angst bestand nur darin, dass ich sie glücklich sehen wollte und dieses Leben eben kaum glücklich machen kann... „Estelle, was hast du geträumt?" Theos Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute ihm ins Gesicht. Kurz überlegte ich, ob ich es ihm sagen sollte, doch dann entschied ich mich dafür. „Er war da... Er hatte Kaia in seinen Armen und er hat mir gedroht... er will euch alle umbringen und ich soll dabei zusehen... Er will mich brechen... und anfangen wollte er mit Kaia" Theo spürte, dass mir dieser Traum sehr nahe ging, also nahm er mich in den Arm und drückte mich an sich. „Hör mir zu Estelle. Ich kann verstehen, dass du Angst hast, denn die haben wir alle... Das war jedoch nur ein Traum und Kaia wird nichts passieren. Malia ist im St.Mungo und ist gerade dabei, Kaia zu gebären... und deswegen bin ich auch hier... ich wollte dich abholen, denn du willst ja wohl kaum diesen Moment verpassen oder?" ich schüttelte meinen Kopf, lehnte aber dennoch an Theos Brust. Vorsichtig drückte er mich von sich. „Na dann, ziehst du dich jetzt an und wir apparieren zum Krankenhaus. Ich warte unten auf dich" wieder nickte ich und eilte zu meinem Kleiderschrank. Schnell suchte ich mir irgendwelche Sachen heraus und zog diese an. Kaia war also schon auf dem Weg und Malia müsste wahrscheinlich Höllenqualen durchleiden, während ich hier rumsitze. Also zog ich mich noch schneller an, rannte die Treppen nach unten und schnappte mir Theos Hand, sodass wir apparieren konnten. Als wir dann vor dem Krankenhaus ankamen, wartete ich nicht auf Theo, sondern stürmte direkt los. Ich wusste zwar absolut nicht, wohin ich musste, doch meine Beine schienen mich dorthin zu tragen, wo ich hinmusste. Ich rannte diesen endlosen Gang entlang und nur vereinzelt drangen die Stimmen an meine Ohren, weswegen ich die verschiedenen Gespräche auch gar nicht mitbekam. An einer geschlossenen Tür angekommen, führte ich meine Hand um den Türknauf und drückte diesen nach unten, um die Tür aufzureißen. „Malia, ich bin da" rief ich in den Raum und drei Augenpaare schauten mich direkt an. Auch Theo trat nun hinter mich. „Ich konnte sie leider kaum in Zaun halten. Diese Verrückte ist wie eine Gestörte durch das gesamte Krankenhaus gerannt" bei allen Beteiligten erschien ein Grinsen auf dem Gesicht, doch mein Blick war nur auf Malia gerichtet. Sie lag in einem Bett, sah etwas geschafft aus, doch irgendwie überglücklich. In ihren Armen hielt sie ein kleines Bündel fest in ihrem Griff. Das kleine Wesen war in eine grüne Decke eingewickelt und schien ruhig zu sein. So wie ich in den Raum gebrüllt habe, müsste sie eigentlich direkt wach werden, doch das kleine Wesen schien seelenruhig zu schlafen. „Kaia weiß scheinbar, dass ihre Tante nun da ist, deswegen schläft sie so seelenruhig" Malias kratzige Stimme klang an meine Ohren und ihr Schmunzeln ließ mein Herz erwärmen. „Na los Jungs, lassen wir die Mädels mal alleine und holen etwas zu essen" ich blickte zu Tom, der gerade gesprochen hatte und die anderen stimmten ihm zu. So verließen die drei Jungs das Krankenzimmer und nur Malia, das kleine Wesen und ich blieben zurück. „Willst du herkommen oder weiter dort herumstehen?" Malias belustigte Stimme klang durch den Raum und ich blickte sie an. Vorsichtig ging ich auf dem Bett zu und war beinahe neben Malia, als ich schon einen ersten Blick auf Kaia erhaschen konnte. Dieses kleine Wesen in ihren Armen schlief friedlich und machte sich kaum bemerkbar. „Darf ich vorstellen... Kaia Estelle Riddle" mit großen Augen blickte ich Malia an und ich hatte das Gefühl, dass ich mich verhört hatte. Trug dieses kleine Wesen vor mir, meinen Namen als Zweitnamen? „Malia... wieso...?" doch ich konnte meinen Satz gar nicht weiterführen, denn meine beste Freundin begann zu lächeln. „Tom und ich waren uns einig, dass Estelle wohl der beste Zweitname für unsere kleine Prinzessin sein wird... damit sie irgendwann genauso stark und selbstbewusst wird, wie ihre Tante" die Worte von Malia trieben mir die Tränen in die Augen und ich war völlig überfordert mit den Gefühlen, die ich nun in mir drin spürte. „Möchtest du sie mal halten?" erschrocken blickte ich zu Malia und schüttelte hastig meinen Kopf. „Ich... ich weiß gar nicht, wie ich sie halten soll Mali, am Ende tue ich ihr weh... nein... nein, das kann ich nicht" doch Malia schien dies kaum zu interessieren, denn sie setzte sich auf und drückte mir dieses kleine Wesen in die Arme. „Nun hab dich nicht so Dummerchen. Du wirst ihr schon nicht wehtun, wenn du sie richtig in den Armen hältst" und schon hatte ich das kleine Wesen in meinen Armen und ich drückte es ein wenig an mich. Als die kleine kurz quengelte, wurde ich wieder unsicher, doch Malia nickte mir nur zustimmend zu. Ich sah also auf dieses kleine Wesen in meinen Armen herab. Sie war klein und zierlich. Hatte schon erkennbares braunes Haar, doch die kleine Stupsnase war besonders prägnant, denn Malia hatte genau so eine Nase. Hier hielt ich nun meine Nichte in den Armen und seit langem keimten positive Gefühle in mir hoch, sodass ich einen kleinen Hoffnungsschimmer in diesem ganzen Chaos sah. Vorsichtig drückte ich Kaia ein wenig nach oben, um ihr einen Kuss auf den Kopf zugeben. „Ich verspreche dir, dass dir niemals etwas geschehen wird. Niemand wird dir wehtun...dafür werde ich sorgen... Kaia..." diese Worte sprach ich leise, doch Malia bekam sie dennoch mit. „Du wirst eine tolle Tante für Kaia sein... sie kann sich wirklich glücklich schätzen" ich hob meinen Kopf und sah meiner besten Freundin ins Gesicht. Direkt wurde ich traurig, weil ich an die Ereignisse vom gestrigen Abend denken musste. „Malia... es tut mir leid... meine Worte gestern waren furchtbar und ich hätte sie niemals sagen dürfen... damit habe ich dich verletzt und das wollte ich nicht...das wollte ich nie... ich will euch doch einfach nur alle beschützen... ich will, dass ihr sicher seid... ein glückliches Leben führen könnt und ich will nicht, dass euch etwas passiert... das würde ich niemals überleben..." in meinen Augen sammelten sich Tränen und eine lief haltlos meine Wange entlang. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner. „Und glaub mir Stelli, das wissen wir alle und wir sind dankbar darüber, dass du dies alles machst. Dass du so viel auf dich genommen hast, um uns zu beschützen...aber du bist nicht alles alleine machen... du bist nicht alleine Estelle... und vor allem, musst du anfangen, auf deine Gefühle ebenfalls Rücksicht zu nehmen... du kannst uns nicht immer vorziehen...wenn es dir schlecht geht, musst du dir selber auch helfen...bzw. dir von uns helfen lassen... Ich weiß, dass du damit Schwierigkeiten hast, doch auch du brauchst manchmal eine lange Umarmung und ein paar nette Worte, auch wenn deine harte Schale dies nie zugeben würde..." zustimmend nickte ich, denn Malia hatte voll und ganz recht. Die letzten Wochen und Monate waren anstrengend und ich stand ständig unter Strom. Kaum hatte ich einen Moment Ruhe, wurde dieser auch direkt mit den aufkommenden negativen Gedanken vernichtet. „Malia, ich weiß, dass ich dies nicht oft sage, aber ich danke dir für alles. Ich danke dir dafür, dass du Toms Leben so unfassbar schön gemacht hast und dass du uns dieses kleine Wunder geschenkt hast. Außerdem danke ich dir dafür, dass du immer ein Auge auf Theo und Mattheo hattest, auch als ich es nicht machen konnte und vor allem danke ich dir, dass du meine beste Freundin bist und mir niemals von der Seite gewichen bist... du hast mich so akzeptiert, wie ich bin und dafür bin ich unendlich dankbar... ich freue mich, dass wir jetzt alle eine große Familie sind... und vielleicht können wir die alten Dämonen dadurch auch besiegen, denn dieses kleine Wunder hier, braucht ein intaktes und glückliches Familienleben. Das ist unbedingt notwendig" nun nickte auch Malia und lächelte. Auch ich bekam nun ein Lächeln auf meine Lippen. Je mehr ich mir Kaia in meinen Armen ansah, umso mehr kam der Wille auf, Voldemort endlich das Handwerk zulegen. Ich wusste, dass es bald soweit wäre und dafür wollte ich einfach alles geben. Ich würde ihm nie wieder die Chance geben, mich zu beeinflussen... Ich würde ihn für alles büßen lassen... und ich würde meiner Familie den verdienten Frieden bringen... ich würde Kaia die Kindheit schenken, die ich selbst nie hatte, doch so sehr gebraucht habe. Dafür würde ich einfach alles machen und alles riskieren. Das stand fest. 

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