Kapitel 54: Wann hört es auf? - Pov Estelle

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Es war dunkel und die Kälte fraß sich in meine Haut. Mal wieder sperrte mein Vater mich in unseren Keller zur Strafe und ich hatte einfach keine Ahnung, was ich nun schon wieder falsch gemacht habe. Seitdem Tod unserer Mutter, war mein Vater nur noch schlechter gelaunt und alles brach in sich zusammen. Zwar behandelte er Theodore anders, als mich, jedoch hatte er auch gegen ihn schon den Zauberstab erhoben, doch ich habe mich dazwischengeworfen, um meinen Bruder zu beschützen. Am Ende brachte es mir nur noch mehr Ärger ein, doch dass war es mir wert. Meist landete ich dann genau hier, wo ich jetzt auch war. Im modrigen Keller, des Hauses, welches ich mal mein Zuhause nannte. Heute war wieder ein schlimmer Tag und Vater hatte einen über den Durst getrunken. Theodore war bei Tom und Mattheo, doch ich durfte nicht gehen, da ich noch Verpflichtungen im Haus hatte, denn diese musste ich nach dem Tod unserer Mutter übernehmen. Beim Aufräumen ist mir plötzlich eine Vase aus den Händen gefallen und zerbrach auf dem Boden. Mein Vater bekam es direkt mit, rastete aus, noch bevor ich die Scherben zusammenräumen konnte und zerrte mich in den Keller. Ob Theodore hiervon wusste und was würde es wohl bringen, wenn er jetzt hier wäre? Wahrscheinlich nichts, wie auch sonst nicht. Ich lehnte mich also gegen die feuchte und kalte Wand und dachte nach. Was hielt mich auf dieser Welt denn noch? Wie sollte ich die kommenden Jahre nur weiter bestreiten, ohne daran Stück für Stück zu zerbrechen? Ich wusste es nicht, denn ich hatte keine Lösung... Wieder einmal dachte ich unsere Mutter... wäre es anders, wenn sie noch leben würde bzw. könnte sie sich überhaupt gegen diesen Tyrannen von Vater auflehnen oder war sie dazu einfach nicht fähig. Stumme Tränen bildeten sich in meinen Augen und liefen still meine Wange hinunter. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, sodass sich meine Fingernägel in meine Haut drückte. „Mum, ich vermisse dich... du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr... Mum, wo bist du...Ich brauche dich ...MUM..." schrie ich, doch ich wusste genau, dass sie mir nicht antworten würde. Ich ballte also meine Hände noch fester zu einer Faust und warmes Blut tropfte auf den Boden des Kellers. „Theo, wo ist Mum... ich will doch einfach nur zu ihr" mit einem Mal wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und öffnete blitzartig die Augen. Ich war nicht mehr in diesem Keller, weswegen ich mich umsah und erkannte, dass ich im Krankenflügel sein muss. Direkt kam mein Bruder auf mich zugestürmt. „Estelle, Salazar sei dank bist du wach... Ich bin fast gestorben vor Angst" direkt setzte er sich zu mir an die Bettkante und hielt meine Hand fest. „Was ist passiert Theo? Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich Draco und Potter hinterher bin...?" Theodore wollte gerade anfangen zu erzählen, als Draco sich vor mein Bett stellte. „Potter und ich hatten einen Kampf und du hast dich dazwischengeworfen... du hast seinen Sectumsempra abbekommen...indirekt liegst du wegen mir hier im Krankenflügel" ich drückte Theodores Hand ein wenig doller, weil die Erinnerungen an jenen Tag in meinen Kopf zurückschossen, was mein Bruder auch bemerkte. „Es tut mir leid Estelle..." Draco senkte seinen Kopf und ich sah die Tränen, welche an seiner Wange glitzerten. Er hatte immer noch die blutigen Sachen an und ich wusste nicht, wieso er sich entschuldigte. Schnell richtete ich mich auf und spürte jede Faser meines Körpers, denn die Schnittwunden auf meiner Haut brannten, also sank ich wieder zurück in mein Kissen. „Hör auf dich zu entschuldigen Draco... ich habe das doch gemacht, um dich zu beschützen und ich würde es immer wieder tun. Solange es dir gut geht, geht es mir auch gut..." ich versuchte zu lächeln, doch davon konnte ich Draco eher weniger überzeugen. Theodore ließ meine Hand los und stand auf. Verwundert blickte ich ihn nur an, doch dann grinste er mich an, ging zu Draco und schubste ihn in Richtung des Bettes. „Nun hab dich nicht so. Setz dich zu ihr und redet. Das ist ja wie im Kindergarten hier" mit diesen Worten verließ mein Bruder den Krankenflügel und manchmal war ich ihm einfach so dankbar, denn er hatte so eine unkomplizierte Art an sich. Draco setzte sich nach einigen Sekunden endlich aufs Bett und direkt griff ich nach seiner Hand. „Schau mich an Draco" zögernd blickte er zu mir und ich lächelte. „Draco Lucius Malfoy, ich liebe dich und würde niemals zulassen, dass dir jemand wehtut. Hast du das verstanden? Niemals. Ich habe es bei Theodore damals nicht zugelassen und bei dir werde ich es auch nicht zulassen. Ich werde euch alle beschützen, wenn es dazu kommt. Das verspreche ich dir" Draco drückte meine Hand ein wenig fester und ich streichelte mit meinen Daumen seinen Handrücken. „Ich werde es niemals dazu kommen lassen Estelle... das verspreche ich dir" ich kämpfte mich aus dem Bett, um mich an Draco anzulehnen. „Hoffentlich halten wir unsere Versprechen" ehe wir weiterreden konnten, wurde die Tür erneut aufgerissen. Der mit Abstand liebste Mensch kam mit ihren Kulleraugen hinein und direkt musste ich lächeln, weil sie wirklich unverbesserlich ist. Malia schaute zu mir und direkt kam sie auf mich zu gerannt. Sie ließ sich auf mich ins Bett fallen und umschloss mich mit ihren Armen. „Aua" gab ich nur von mir und auch Malia bemerkte jetzt erst ihre Handlung. Sie stand panisch auf und sah mich besorgt an. „Estelle, es tut mir leid. Ich habe gar nicht soweit gedacht. Ich war einfach nur froh, dass es dir gut geht. Ich bin so ein Schussel" direkt vergrub sie ihr Gesicht vor Scham in ihren Händen. Ich musste lächeln und auch Draco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er lehnte sich zu mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich sehe später nochmal nach dir" damit stand er auf und verließ den Krankenflügel. Ich blickte ihm noch hinterher, ehe mein Blick wieder auf Malia gerichtet war. „Meine tollpatschige Hufflepufflerin" ich rutschte ein wenig im Bett nach links und klopfte auf die rechte Seite, sodass sich Malia zu mir setzen konnte. Sie tat es auch direkt und zusammen lehnten wir uns an das Kopfende. „Als wir vorhin vor der Tür standen, haben wir dich schreien gehört... möchtest du mir vielleicht darüber erzählen?" ich nahm einen kräftigen Atemzug, ehe ich anfing zu reden. „Malia, ich weiß nicht, ob ich es dir jemals gesagt habe, aber bist meine erste und wahrscheinlich auch einzige Freundin, die ich jemals hatte. Vor dir gab es Mattheo, meinen Bruder Theodore, Draco und sporadisch deinen Verlobten" ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, doch ich erzählte weiter. „Ich hatte keine wirkliche Kindheit und konnte diese genießen. Ich denke, dass Tom dir auch schon einiges erzählt hat. Du musst wissen, dass wir Kinder meist nur Mittel zum Zweck waren. Mein Vater zum Beispiel hat sich immer einen Thronfolger gewünscht und als meine Mutter schwanger war, freute er sich so sehr, doch als sie erfahren hatten, dass meine Mutter Zwillinge erwartet und einer davon ein Mädchen ist, wurde die Freude meines Vaters gedämmt. Theodore war schon immer Vaters Liebling. Es war für mich in Ordnung, doch als er anfing, mich schlechter zu behandeln, konnte ich es nicht mehr hinnehmen. Nachdem Tod unserer Mutter wurde Vater nur noch verbitterter... als du mich vorhin schreien gehört hast, muss ich scheinbar in einer Art Traumfrequenz gewesen sein. Ich möchte dir keine Angst machen, doch ich denke, dass ich es dir dennoch erzählen sollte, weil du eben meine beste Freundin bist. In unserem Haus gibt es einen Keller, den wir immer zur Lagerung von Lebensmitteln nutzten. Irgendwann kam mein Vater dann auf die Idee, dass das eine Zimmer auch wunderbar als Zelle dienen könnte... so kam es, dass er mich öfter zur Bestrafung dort unten einsperrte. Meist dann, wenn Theodore nicht zu Hause war und das war sehr oft, denn er hat sich häufig mit Draco und den anderen getroffen. Es war wieder ein Tag, wo Theo zu Draco gehen wollte... ich durfte nicht mit, denn ich hatte noch einige Aufgaben im Haus zu erledigen. Bei den Putzarbeiten ist mir dann versehentlich eine Vase runtergefallen. Sie ist natürlich zerbrochen und mein Vater ist völlig ausgerastet. Er hat mich wieder in den Keller gesperrt...Es war kalt dort unten und ich lehnte an der Wand. Ich dachte an meine Mutter und wünschte mir, dass sie einfach hier wäre... ich habe nach ihr gerufen, doch Tote können ja keine Antworten geben...er ließ mich dort unten mehrere Stunden... ich habe wirklich oft darüber nachgedacht, Theodore davon zu erzählen, doch ich wusste, dass ich dann nur noch mehr Wut abbekommen würde, deswegen habe ich es gelassen..." ich spürte deutlich, wie Malia neben mir begann zu zittern und ich sah zu ihr. An ihren Wangen liefen bereits Tränen hinunter und behutsam wischte ich sie ihr weg. „Hey, bitte weine nicht...Wir sind einfach anders aufgewachsen, als beispielsweise du" flüsterte ich, doch Malias Tränen liefen unaufhaltsam. „Estelle, es tut mir so leid, dass ich dir nicht helfen konnte und nicht für dich da war...ich kann dir nicht sagen, wie leid mir das alles tut... Es ist furchtbar, was du durchmachen musstest und ich kann es nicht mal im Ansatz verstehen..." direkt legte ich meine Hand auf ihre. „Und weißt du wie froh ich bin, dass du das nicht verstehen kannst? Ich bin so unendlich dankbar dafür. Das kannst du mir glauben" Malia wischte sich ihre Tränen von der Wange. „Estelle, wieso... wieso bist du so stark? Also ich meine nicht körperlich, aber wieso steckst du das alles so weg...?" ich zuckte mit den Schultern. „Mir blieb damals nichts anderes übrig, als stark zu bleiben und meinen Kopf niemals zu senken. Ich hatte immer den Blick nach oben und die Hoffnung, dass es eines Tages besser werden könnte. Mein Vater war jetzt auch schon eine Weile nicht mehr zuhause und ich bin ehrlich zu dir, ich bin so froh darüber..." Malia nahm meine Hand in ihre und hielt sie fest. „Und wieso lässt du jetzt keine Schwäche zu und bist immer noch die Starke, obwohl du innerlich zerbrichst?" traurig lächelte ich. „Weil ich nicht so eine Heulsuse wie du sein möchte" ich nahm sie unter meinen Arm und knuddelte sie. Sie versuchte sich zu wehren, doch gab es auf. „Du bist gemein Estelle Nott" schmollte sie vor sich her, doch ich legte meine Hand auf ihren Kopf. „Weißt du, wie oft ich mir gewünscht habe, dass ich so sein könnte wie du, doch das kann ich nicht. Meine Vergangenheit hat mich geprägt und auch meine Gegenwart prägt mich immer noch und am Ende hat es mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Außerdem habe ich ja dich. Du blickst ja hinter meine Fassade und ganz ehrlich, das reicht mir kleiner Dachs" nun begannen wir beide anzulachen und es fühlte sich einfach so unglaublich sorglos mit meiner besten Freundin an. Dabei konnte ich all die Sorgen um mich herum wunderbar vergessen, bis sie mich jedoch wieder einholten...

You Never Belong to MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt